Antikörper aus der Kuh können Antibiotika ersetzen

Mithilfe von neuartigen Mikrofiltrationsmembranen ist es möglich, spezifische Antikörper aus der Milch abzutrennen und soweit anzureichern, dass sie unter anderem als Ersatz für Antibiotika eingesetzt werden können. Wie die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AIF) „Otto von Guericke“ am  27. Januarberichtete, ist das ein Ergebnis eines Projekts im Rahmen der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), das von Dr. Hans-Jürgen Heidebrecht und Prof. Ulrich Kulozik vom Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung (ZIEL) an der Technischen Universität (TU) München durchgeführt wurde. Der gesamte Prozess der Milchproteinfraktionierung sei durch das Projekt deutlich effizienter geworden und eröffne neue Anwendungsmöglichkeiten, erläuterte die AIF. Er könne perspektivisch zur Entwicklung von Medikamenten auf Milchbasis überall dort eingesetzt werden, wo es ein empfindliches Mikrobiom-Gleichgewicht gebe, welches nicht mit unspezifischen Antibiotika zerstört werden solle. „Bei der Mikrofiltration wird Milch mit Druck durch Membranen gepresst und dadurch in verschiedene Komponenten unterteilt“, erklärte Kulozik. Das Verfahren sei zwar nicht neu, doch hätten die Membranen deutlich verbessert werden müssen, um die Funktionalität und Reinheit der Antikörper im Filtrat zu gewährleisten. Laut Heidebrecht wird dabei die Kuh mit ihrem Immunsystem quasi als Bioreaktor eingesetzt. „Indem wir die Kuh mit inaktiven menschlichen Krankheitserregern immunisieren, erzeugen wir ganz bestimmte Antikörper in der Kuhmilch. Die reichern wir dann entsprechend an und nutzen sie für die orale passive Immunisierung von Menschen“, erläuterte der Wissenschaftler. In einer Pilotanwendung seien auf diese Art schon Antikörper gegen Krankenhauskeime erzeugt worden. Weitere mögliche Anwendungen seien die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen, bakteriellen Hauterkrankungen oder Karies. Derzeit sei eine große Studie in Vorbereitung, um ein neues Medikament auf den Markt zu bringen. Mittlerweile sind die neuen Membranen auch kommerziell verfügbar. Dem Produktentwickler Dr. Wolfgang Holzmüller von der Allgäuer Milei GmbH zufolge haben die beiden Wissenschaftler „eine Schlüsseltechnologie weiterentwickelt, die wegweisend für die Milchindustrie ist“. Die Projektergebnisse eröffneten völlig neue Anwendungsgebiete, beispielsweise in der Medizin. (AgE)

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