Coronavirus lässt Absatz von Milchprodukten im Inland steigen

Das Coronavirus und dessen Auswirkungen auf den Absatz und Handel waren in der vergangenen Woche auch das alles beherrschende Thema am Milchmarkt. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie nähmen immer größere Ausmaße an, und die Herstellerbetriebe versuchten durch noch strengere Hygieneverhaltensregeln Infektionen der Mitarbeiter und mögliche Betriebsschließungen zu vermeiden, berichtete die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten. Ihr zufolge standen die Preise für Produkte, die stärker im globalen Handel abgesetzt werden, unter Druck, was insbesondere auf Milchpulver zutraf. Waren für den hiesigen Lebensmitteleinzelhandel erfreuten sich dagegen einer sehr regen Nachfrage, wozu auch Hamsterkäufe beitrugen. So sei es beispielsweise bei H-Milch zu einem regelrechten Absatzboom gekommen. Die Hersteller hätten teilweise ein um die Hälfte gestiegenes Ordervolumen des Handels, berichtete die Börse. Zu den begehrten Produkten zählte den Kemptener Marktbeobachtern zufolge auch abgepackte Butter. Nach der Senkung der Abgabepreise im neuen Monatskontrakt für März hätten die Bestellmengen der Handelsketten bei den Herstellern spürbar zugenommen und sich zuletzt durch Bevorratungskäufe der Bevölkerung und dem nahendem Osterfest noch verstärkt. Das habe bei den Produzenten zu einer vermehrten Verwendung des Milchfetts für die Stückbutter geführt, weshalb die Angebotsmengen bei Industriesahne und der zuletzt kaum noch produzierten Blockbutter abgenommen hätten. Die kontraktgebundene Notierung für abgepackte Butter blieb am 11. März in Kempten unverändert; gleiches galt für die Blockware.
Während der Absatz von Hartkäse laut Kemptener Börse – ebenso wie dessen amtliche Notierung – stabil blieb, waren die Auswirkungen des fortschreitenden Auftretens von Covid-19 am Schnittkäsemarkt deutlicher zu spüren. Der Handel rief laut Analysten zügig die Ware ab, um für die Hamsterkäufe der Verbraucher gerüstet zu sein. Die großen Absatzmengen ließen die Bestände in den Reifelagern weiter schwinden, was auch durch die saisonal ansteigenden Milchmengen nicht ausgeglichen wurde, weil die Käsereien bereits unter Volllast produzieren. Es könne passieren, dass es zu Mengenstreichungen komme, berichtete die Börse. Dabei helfe auch nicht, dass aus dem Bereich der Hotellerie und Gastronomie weniger Nachfrage komme. Trotz der regen Inlandsnachfrage blieb die amtliche Notierung für Gouda und Emmentaler in Hannover unverändert. Der Export von Käse sei trotz mancher Widrigkeiten und gestiegener Transportkosten halbwegs normal gelaufen, so die Börse. Nach der weitgehenden Abschottung von Italien und der De-facto-Schließung der Grenze zu Österreich ist ab dieser Woche bei der Ausfuhr nach Italien laut Experten mit starken Einbußen im Warenverkehr zu rechen.
Am härtesten triff die Corona-Krise bisher den Markt für Milchpulver. Nach gutem Jahresstart haben sich die Preise für Magermilchpulver seit Anfang Februar rückläufig entwickelt, und das war vergangene Woche erneut der Fall. Laut Kemptener Börse wurde die Ware in Lebensmittelqualität mit Abschlägen von durchschnittlich 9 Cent/kg gehandelt und erlöste nur noch 2,38 Euro/kg bis 2,48 Euro/kg. Noch deutlicher, nämlich im Schnitt um 11,5 Cent auf 2,18 Euro/kg bis 2,25 Euro/kg, rutschten die Preise für Magermilchpulver in Futtermittelqualität nach unten. International stünden die Preise unter Druck, weil die Einkäufer vorsichtig und zurückhaltend agierten, erläuterten Analysten. Nach Angaben der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) geht die Abfertigung in den Häfen von China mittlerweile aber wieder zügiger vonstatten; allerdings muss erst der Containerstau abgearbeitet werden, weshalb die Container derzeit nur knapp verfügbar und teurer zu bezahlen sind. Auch der Markt für Vollmilchpulver tendierte vergangene Woche schwächer; die Ware ließ sich nur mit einem Abschlag von 8 Cent in einer Spanne von 2,90 Euro/kg bis 2,96 Euro/kg verkaufen. Aufgrund der gestiegenen Käseproduktion ist Molke reichlich verfügbar, was die Preise für Molkenpulver drückte. Die Verkaufserlöse für die Futtermittelware sanken um 3 Cent auf 0,69 Euro/kg bis 0,71 Euro/kg. Beim Absatz an die Lebensmittelindustrie blieb der Abschlag auf 0,5 Cent begrenzt, und die Ware wurde zwischen 0,87 Euro/kg und 0,91 Euro/kg veräußert.
Beim Handel mit Futures auf Milcherzeugnisse an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig gaben die Kurse in der vergangenen Woche überwiegend und teils deutlich nach. Gehandelt wurden vor allem Butterkontrakte. Bis zum 13. März gegen 11.30 Uhr wurden hier 100 Futures über zusammen 500 t umgesetzt. Dabei verbilligte sich der Kontrakt mit Fälligkeit im März 2020 im Vergleich zum Abrechnungskurs sieben Tage zuvor um 1,5 % auf 3 400 Euro/t. Der April- und der Maikontrakt gaben um 3,4 % auf 3 339 Euro/t beziehungsweise 5,7 % auf 3 300 Euro/t nach. Für den Junifuture wurde ein Abschlag von 3,1 % auf 3 400 Euro/t verzeichnet, für den Oktobertermin einer von 2,1 % auf 3 536 Euro/t. Die Fälligkeiten November und Dezember notierten für 3 516 Euro/t und 3 512 Euro/t, was Verbilligungen um 2,7 % beziehungsweise 3,0 % entsprach. Für das Magermilchpulversegment wies die EEX ein Handelsvolumen von lediglich vier Futures über insgesamt 20 t aus. Dabei verbilligten sich die Kontrakte mit Fälligkeit im April und Mai 2020 bis zum Freitag gegenüber dem Abrechnungskurs sieben Tage zuvor um 10,8 % beziehungsweise 11,3 % auf jeweils 2 050 Euro/t. Derweil kam mit Molkenpulver erneut kein Handel in Leipzig zustande. Der Märzkontrakt gab hier auf Abrechnungskursbasis gegenüber der Vorwoche um 4,9 % auf 713 Euro/t nach, wobei die Forderungen bei 810 Euro/t lagen. Gebote gab es hierzu nicht. (AgE)

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