Milchindustrie fordert Unterstützung bei Umsetzung des Green Deal

Für eine hinreichende finanzielle Unterstützung zur Umsetzung des Green Deal durch die Milchwirtschaft haben sich die Teilnehmer des Milchgipfels am 20. Januar in Brüssel ausgesprochen. Mit Blick auf die in Brüssel begonnenen Verhandlungen über den künftigen Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) der Europäischen Union wies der Vorstandsvorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, darauf hin, dass sich die Umsatzrendite in seinem Sektor aktuell lediglich auf 2 % belaufe. Bei derartig niedrigen Margen könnten die Unternehmen nicht auch noch einen Green Deal finanzieren. Nichtsdestoweniger stellte der MIV-Vorstandsvorsitzende aber klar, dass die deutsche Milchwirtschaft neuen klimafreundlichen und innovativen Ansätzen offen gegenüberstehe und das Hauptziel des Green Deal, die Klimaneutralität bis 2050, unterstütze. Er kritisierte, dass in den Gewinn- und Verlustrechnungen der Unternehmen eine mangelnde Nachhaltigkeit noch nicht einfließe. Mit Nachdruck sprach sich Stahl deshalb für eine stärkere „Internalisierung externer Effekte“ aus. Zudem müsse Europa stärker auf die Möglichkeiten schauen, mittels innovativer Techniken bestehende Probleme zu lösen. Beispielhaft nannte Stahl hier die neuen Züchtungstechniken (NBT). Unterdessen äußerte auch die Hauptberaterin des Generaldirektors in der Generaldirektion für Landwirtschaft der EU-Kommission (DG AGRI), Cristina Lobillo Borrero, die Hoffnung, dass der Europäische Rat die geplanten Green-Deal-Maßnahmen mit zusätzlichen Geldern unterfüttert.
From-farm-to-fork“-Strategie am 25. März
Laut Lobillo Borrero gilt dies insbesondere für die 10 Mrd Euro, die laut den Kommissionplänen im Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ speziell für die Agrarforschung vorgesehen sind. Die „From-farm-to-fork“-Strategie, die einige für die Landwirtschaft wichtige Elemente zum Green Deal enthalten wird, soll der Spanierin zufolge am 25. März vorgestellt werden. Welche Anforderungen auf die Landwirte im Einzelnen zukämen, werde derzeit noch beraten. Die Kommissionsberaterin stellte jedoch klar, dass wohl eine Reduzierung antimikrobieller Resistenzen (AMR) sowie des Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes angestrebt werde.
Ernährung vor Klimaschutz
Derweil stellte der Agrarsprecher der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europaparlament, Herbert Dorfmann, fest, dass es zwar in einigen Regionen der EU Probleme mit einem zu hohen Viehbesatz und daraus resultierend Nitratbelastungen im Grundwasser gebe. Jedoch sei die Viehwirtschaft insgesamt deutlich nachhaltiger als häufig in der Öffentlichkeit kolportiert. Vergleichsweise scharf griff der Südtiroler den Europäischen Rat an. Er warf den Regierungen der Mitgliedstaaten vor, kaum Interesse daran zu haben, die EU und speziell die Landwirtschaft hinreichend zu finanzieren. Mit Nachdruck forderte der Italiener, dass mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein Einstieg in den Ausstieg der Direktzahlungen angegangen werden müsse. Dorfmann kritisierte zugleich, dass entsprechende Ansätze in den Reformvorschlägen nicht zu finden seien. Natürlich müsste ein solcher Übergang im Sinne der Landwirtschaft vorsichtig und schrittweise erfolgen. Der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Günther Felßner, appellierte an die Staats- und Regierungschefs, die von den Bauern geforderten Maßnahmen auch entsprechend finanziell zu hinterlegen. Würde es einen angemessenen Ausgleich geben, seien die Landwirte auch bereit, mehr Umweltleistungen zu erbringen. Zugleich betonte Felßner jedoch, dass die Ernährung der Weltbevölkerung bei noch immer rund 800 Millionen hungernden Menschen für ihn eine höhere Priorität als der Klimaschutz habe. (AgE)

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