Das Vorhaben von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, mit Hilfe einer Tierwohlabgabe die Tierhaltung umzubauen und dabei die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wertschöpfungskette – von der Viehhaltung bis zur Ladentheke im Blick zu haben, stößt beim Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) auf Skepsis. Nach seiner Ansicht sind für mehr Tierwohl ein echter Systemwechsel und eine veränderte Agrarmarktpolitik nötig. „Wettbewerbsfähig zu bleiben, meint bisher regelmäßig, dass die landwirtschaftliche Produktion die nachfolgende Verarbeitungsindustrie mit billigen Rohstoffen versorgen soll“, stellte BDM-Bundesvorsitzender Stefan Mann am 7. Juli fest. Für mehr Tierwohl und eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz im Inland sollten zwar vom Verbraucher mitfinanzierte Stallumbauten stattfinden, am System der Markteroberung über billige Rohstoffpreise werde aber offenkundig nicht gerüttelt. Die Verbraucher zahlten eine Abgabe für höhere Tierwohlanforderungen, während die Verarbeiter weiterhin ihren billigen Rohstoff erhielten. So könne weiter ein Preiskampf geführt werden, denn auch für den Export blieben die tierischen Produkte wettbewerbsfähig billig. „Ein derartiger Umbau sichert nicht die notwendige vielfältige Struktur in der Landwirtschaft, weil es damit nicht gelingt, die Marktstellung der Tierhalter zu verbessern und höhere Preise für die tierischen Produkte zu erreichen, die wirklich über den Markt erzielt werden können“, monierte Mann. So werde es auch nicht erreicht, die kleinen Betriebe mitzunehmen. Nötig sei vielmehr ein Umbau der Agrarmarktpolitik, weg vom seit Jahrzehnten verfolgten Ziel der globalen Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie hin zur Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft gegenüber der Verarbeitungsstufe. „Die Bundesregierung sollte endlich den Mut haben, die Ausrichtung der Agrarpolitik zu verändern“, forderte der BDM-Vorsitzende. Es brauche mehr als gut klingende Sprüche, nämlich wirkungsvolle Strategien für eine echte Neugestaltung, die den Bauern den marktwirtschaftlichen Spielraum ließen, gewünschte Mehrleistungen zu erbringen, ohne die Abhängigkeit von staatlichen Geldern weiter zu erhöhen. Vorschläge dafür lägen für die Milchviehhalter schon länger auf dem Tisch. (AgE)