Belarus verhängt Einfuhrverbot für westliche Lebensmittel

Belarus hat auf Sanktionen der Europäischen Union reagiert und seinerseits ein Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der Gemeinschaft verhängt. Weißrussischen Medienberichten zufolge sollen neben der EU auch die USA, Kanada, das Vereinigte Königreich sowie die Schweiz, Norwegen, Island und eine Reihe von Balkanländern von dem Embargo betroffen sein. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission am 9. Dezember auf Anfrage von AGRA EUROPE erläuterte, sollen die Maßnahmen aus Minsk am 1. Januar kommenden Jahres in Kraft treten. Laut einem von den belarussischen Behörden veröffentlichten Dekret gilt die Maßnahme unter anderem für verschiedene Kategorien u. a. von Milch und Milchprodukte, Süßwaren, Salz sowie Obst und Gemüse. Ausgenommen vom Einfuhrverbot sind hingegen Babynahrung wie auch laktosefreie Milch und Milchprodukte sowie Nüsse. Medienberichten zufolge lässt es sich die belarussische Regierung offen, weitere Produkte auf ihre Verbotsliste zu setzen. Minsk wies darauf hin, dass sich heimische Importeure, Hersteller und Einzelhandelsketten nun darauf konzentrierten, Waren, die nicht im Inland produziert würden, aus „befreundeten Staaten“ einzuführen.
Die Kommissionssprecherin unterstrich derweil, dass die Brüsseler Behörde mit der Analyse des Anwendungsbereichs und der möglichen Auswirkungen des belarussischen Einfuhrstopps für Lebensmittel unter anderem aus der Europäische Union begonnen habe. Im Anschluss werde man „die notwendigen Schritte unternehmen“. Laut Kommission hat Weißrussland Anfang Dezember eine „Resolution über Handelsbeschränkungen“ verabschiedet, die zunächst für eine Dauer von sechs Monaten am 1. Januar 2022 in Kraft treten wird. Belarussischen Medienberichten zufolge hat das Land in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 aus Ländern, die Sanktionen gegen die Republik verhängt haben, Lebensmittel im Gesamtwert von mehr als 530 Mio $ (469 Mio Euro) importiert.
Besorgt über das Minsker Vorgehen zeigte sich die Europäische Vereinigung der Frischwarenerzeuger (Freshfel Europe). Laut Informationen des Dachverbandes werden sich die Handelsrestriktionen vor allem auf europäische Obst- und Gemüseexporte auswirken. Den Verbandsangaben zufolge machen die Lieferungen nach Belarus aktuell rund 10 % der EU-Frischwarenexporte in Drittländer aus. Das Embargo soll Ausfuhren im Umfang zwischen 400 000 t und 500 000 t im Wert von rund 300 Mio Euro betreffen. Freshfel erinnerte daran, dass die derzeitigen Ausfuhren von Frischwaren durch einen wachsenden Protektionismus sowie das Corona-Geschehen ohnehin verschiedene Hürden zu überwinden hätten. Der Generaldelegierte von Freshfel Europe, Philippe Binard, beklagte, dass der europäische Obst- und Gemüsesektor einmal mehr als „Geisel internationaler geopolitischer Auseinandersetzungen“ genommen werde.
Binard erinnerte daran, dass das russische Embargo im Jahr 2014 den Frischwarensektor schwer getroffen und jährliche Exporte von mehr als 2 Mio t unterbunden habe. Die Branche trage bereits ein Drittel der durch das russische Embargo verursachten Kosten in Höhe von 7,5 Mrd Euro. Darüber hinaus hätten in den letzten Jahren auch die Vereinigten Staaten Obst und Gemüse aus der Europäischen Union, darunter vor allem Zitrusfrüchte, in ihre Vergeltungsmaßnahmen miteinbezogen. Deutlich weniger besorgt zeigte sich indes der Europäische Dachverband der Milchindustrie (EDA). Er erklärte gegenüber AGRA-EUROPE, bei den Exporten für Milchprodukte habe Belarus im vorigen Jahr lediglich Platz 33 der EU-Handelspartner eingenommen und decke einen Anteil von lediglich 0,4 % ab. Noch geringer sei die Rolle des Landes mit Blick auf die Einfuhren von Milcherzeugnissen. Hier liege der Belarus in der Rangliste auf Platz 56 und importiere nur 0,2 % des EU-Bedarfs. (AgE)Umrechnungskurs: 1 $ = 0,885 Euro)

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