BVE-Umfrage belegt Krisenstimmung in der Ernährungsbranche

Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) schlägt angesichts der anhaltenden Energiekrise Alarm. Eine Blitzumfrage unter 68 Mitgliedsunternehmen hat dem Verband zufolge ergeben, dass 84 % in den kommenden sechs Monaten mit einer sinkenden Ertragslage rechnen. Zudem gaben 81 % an, dass die hohen Energiepreise bereits zu einer Drosselung der Produktion und sogar zur Aufgabe ganzer Geschäftszweige geführt hätten. Sollten die Energiekosten nicht deutlich sinken, rechnen 60 % damit, dass sie die Produktion innerhalb des nächsten halben Jahres weiter drosseln müssen. Mit Blick auf die schlechte Stimmungslage in der Branche begrüßte BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff die von der Bundesregierung vorgestellte zweistufige Gaspreisbremse. Diese sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Minhoff am 13. Oktober vor Journalisten. Zugleich mahnte er eine zügige Umsetzung an, damit der Vorschlag seine volle Wirkung entfalten könne; hier gab sich der Hauptgeschäftsführer allerdings skeptisch. Gleiches gilt für die Vereinbarkeit der geplanten Gaspreisbremse mit dem EU-Recht. Um die Unternehmen der Ernährungsbranche wirksam zu entlasten, werde auch eine Strompreisbremse gebraucht, forderte Minhoff. Außerdem mahnte er ein „Belastungsmoratorium“ an, um den gesamten Mittelstand zu entlasten.
Die Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss (ANG), Stefanie Sabet, verdeutlichte die angespannte Lage in den Unternehmen der Ernährungsbranche. Stark gestiegene Kosten, eine ungewisse Ertragslage und die Investitionsdrosselung gefährdeten auch Arbeitsplätze. Die hohe Kostenbelastung werde daher immer mehr zu einer Existenzfrage, warnte Sabet. Es gelte, den Standort Deutschland zu sichern; dafür müsse an allen Schrauben gedreht werden. Die Hauptgeschäftsführerin begrüßte in dem Zusammenhang die von der Bundesregierung genehmigte steuerfreie Sonderzahlung bis 3 000 Euro. „Mehr Netto vom Brutto“ sei das richtige Signal. Laut der BVE rechnen 81 % der befragten Unternehmen damit, dass die gestiegen Energiekosten bei ihnen zu einer Reduzierung oder Verschiebung von Investitionen führen werden. Rund 7 % gingen sogar davon aus, Investitionen ins Ausland zu verlagern. Auch Arbeitsplätze seien direkt gefährdet, so die BVE. So planten 35 % der befragten Unternehmen, in den nächsten sechs Monaten Personal abzubauen; 20 % wollten Kurzarbeit einführen.
Die stark angeschlagene Stimmung und die trüben Erwartungen der Ernährungsindustrie spiegeln sich auch im monatlich erscheinenden ifo-Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft wider, der vergangene Woche vorgelegt wurde. Nach Angaben der BVE wurden die deutschen Unternehmen im September nach einer leichten Erholung in den beiden Vormonaten durch große wirtschaftliche und politische Unsicherheiten erneut stark belastet. In Reaktion darauf halbierte sich der Saldo des Geschäftsklimas gegenüber Juli auf minus 36,1 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sank ebenfalls und steht nun bei plus 7,3 Punkten, nach plus 15,5 Punkten im Vormonat. Der Blick in die Zukunft fällt der BVE zufolge ebenfalls sehr pessimistisch aus: Der Indikator der Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate brach um minus 36,1 Punkte im Vormonatsvergleich ein und steht nach zuvor minus 45,7 Punkten nun bei minus 70,4 Punkten. Auf einem Rekordtief befindet sich laut BVE die Verbraucherstimmung, ausgelöst durch die anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung sanken im September deutlich. Der Konsumklimaindex lag im September bei minus 36,8 Punkten und sank damit im Vormonatsvergleich um 5,9 Punkte. (AgE)

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