AöL und VGMS für positiveres Wertebewusstsein für Lebensmittel

Dringenden Handlungsbedarf in Sachen Lebensmittelverschwendung sehen die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) und der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS). Sie verwiesen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) aus dem Sommer 2022, wonach jährlich 10,9 Mio t Lebensmittel auf dem Müll landen; davon stammen 15 % aus der Verarbeitung, 7 % aus dem Handel und 59 % aus Privathaushalten. Um dies zu ändern, müsse „dringend am positiven Wertebewusstsein für Lebensmittel“ gearbeitet werden, betonten die AöL und der VGMS gemeinsam zum Tag der Lebensmittelverschwendung am 2. Mai. Sie zeigten sich überzeugt, dass die Abwertung von sicheren und allen gesetzlichen Standards entsprechenden Lebensmitteln in Testmagazinen über willkürlich festgelegte Standards „im schlimmsten Fall“ dazu führe, dass einwandfreie Lebensmittel im Müll landeten, da die Menschen sie fälschlich als unsicher einschätzten. „Einwandfreie Lebensmittel die alle gesetzlichen Vorgaben einhalten, dürfen niemals so bewertet werden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher deren Konsum als Gefahr wahrnehmen“, stellte die stellvertretende AöL-Geschäftsführerin Anne Baumann klar. Hier sieht die AöL nach ihren Worten bei einigen Produkten Nachbesserungsbedarf. VGMS-Geschäftsführer Peter Haarbeck betonte: „Es ist unsere Aufgabe sowie die Aufgabe von Politik und Medien, die Menschen dabei zu unterstützen, den Wert von Lebensmitteln zu erkennen.“ Dazu gehört aus seiner Sicht auch, Lebensmittelqualität wirklich zu verstehen und Lebensmittel nicht einseitig abzuqualifizieren, wie es durch Lebensmitteltests geschieht. Baumann und Haarbeck forderten, dass bei allen Tests deutlich herausgestellt werden müsse, dass von Lebensmitteln, die alle gesetzlichen Vorgaben einhielten, keine Gesundheitsgefahr ausgehe und dass sie bedenkenlos verzehrt werden könnten. Sie plädierten für eine sachlichere Berichterstattung. „Skandalisierende Überschriften führten zur Lebensmittelverschwendung“, so Baumann und Haarbeck. Eine gute journalistische Berichterstattung erläutere Zusammenhänge und ordne Testergebnisse sinnvoll ein. Auch wäre es gut, wenn die Unternehmen Gelegenheit zur Stellungnahme bekämen. (AgE)

Biomilchpreis hält Marke von 60 Cent

Während sich die Erzeugerpreise für konventionelle Milch nahezu im freien Fall befinden, sind die Abschläge bei Biomilch moderater. Der Preisabstand hat dadurch wieder spürbar zugenommen, nachdem er im vergangenen Jahr mit knapp 5 Cent/kg auf das niedrigste Niveau seit 17 Jahren zusammengeschmolzen war. Laut Daten des Anbauverbandes Bioland, die auf einer Erhebung bei bundesweit 40 Ökomolkereien beruhen, wurden im März 2023 für ein Kilogramm Biomilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Bundesmittel durchschnittlich 60,3 Cent gezahlt; das waren 1,2 Cent weniger als im Februar und 2,3 Cent weniger als im Januar. Laut Bioland erhielten die Erzeuger in der Region Nord-Mitte im Schnitt 60,0 Cent/kg, im Süden Deutschlands 60,5 Cent/kg. Insgesamt haben gegenüber dem Vormonat nur vier Molkereien ihre Auszahlungsleistung um mehr als 2,5 Cent/kg verringert; die restlichen behielten ihre Preise bei oder senkten sie geringfügig. Immerhin 24 Molkereien zahlten ihren Erzeugern 60 Cent und mehr; bei 14 Molkereien wurde diese Marke unterschritten. Der niedrigste Preis lag bei 54 Cent/kg. Die gesondert erfasste Bio-Heumilch wurde dem Verband zufolge im März mit 62,8 Cent/kg vergütet; das waren 1,5 Cent weniger als im Vormonat. Weitaus härter waren die konventionellen Milchbauern von einer Kürzung ihres Milchgelds betroffen. Nach vorläufigen Daten lag laut Bioland der durchschnittliche Erzeugerpreis im Bundesgebiet für eine Standardmilch im März nur noch bei 48,0 Cent/kg. Im Vergleich zum Februar entsprach das einem Abschlag von 4,4 Cent, gegenüber Januar einem von 8,9 Cent. Vor allem im Norden Deutschlands liegt bei vielen Molkereien der Auszahlungspreis unter dem Bundesmittel, im Süden oft darüber. Der Preisabstand zwischen Milch aus ökologischer und herkömmlicher Erzeugung hat sich seit Jahresbeginn von 5,7 Cent/kg auf aktuell 12,3 Cent/kg vergrößert. In den drei Jahren vor dem Ausnahmejahr 2022 lag der mittlere Abstand im Mittel bei rund 14,4 Cent/kg. (AgE)

Internationalen Deutschen Verpackungspreis: dvi verlängert Einreichphase

Das Deutsche Verpackungsinstitut e. V. (dvi) verlängert die Einreichungsphase für Innovationen beim Deutschen Verpackungspreis 2023. Unternehmen, Institute und Einzelpersonen aus dem In- und Ausland können ihre besten Lösungen jetzt material- und branchenübergreifend bis zum 31. Mai 2023 in 10 Kategorien mit festen Kriterien einreichen.

Für die Einreichung ihrer Produkte oder Prototypen können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter 10 Kategorien wählen, die von Gestaltung & Veredelung über Warenpräsentation, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bis hin zu Logistik & Materialfluss, Digitalisierung und Verpackungsmaschinen reichen. Auch eine Einreichung in mehreren Kategorien gleichzeitig ist möglich.
Neben dem Verpackungspreis kann die unabhängige Fachjury des Deutschen Verpackungspreises zusätzlich einen Gold-Award für besonders wegweisende Innovationen vergeben, die selbst aus dem Kreis der Verpackungspreisträger noch herausragen. gewinnen handfeste Argumente für die externe und interne Kommunikation“.

Zur feierlichen Würdigung und Auszeichnung der Gewinner lädt das dvi gemeinsam mit seinem Premium-Partner FACHPACK am 13. September nach Berlin ein.

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 26. April
In Deutschland setzt sich der leichte saisonale Anstieg der Milchanlieferung noch fort. Laut Schnellberichterstattung der ZMB erfassten die Molkereien in der 15. Woche erneut 0,2 % mehr Milch als in der Vorwoche. Der Zuwachs zur Vorjahreslinie hat sich mit 2,9 % etwas verringert. In Frankreich ist der Rückstand der Milchanlieferung zur Vorjahreswoche zuletzt auf 1,7 % abgeschmolzen.
Saisonal bedingt steht ein umfangreiches Angebot an flüssigem Rohstoff zur Verfügung. Die Preise für Magermilchkonzentrat und Industrierahm sind kurzfristig immer wieder volatil und haben in der vergangenen Woche nachgegeben.
Der Markt für Magermilchpulver bewegt sich in der zweiten Aprilhälfte weiter in recht ruhigen Bahnen. Die Lage ist unverändert von einem ausreichenden Angebot und einer eher zurückhaltenden Nachfrage gekennzeichnet, was die kurzfristige Entwicklung bestimmt. Auf längere Sicht besteht aber eine erhebliche Unsicherheit, wie sich das Milchaufkommen weiter entwickeln wird, wobei wirtschaftliche wie auch klimatische Faktoren eine Rolle spielen dürften. Auch wenn der Markt derzeit weiterhin recht ruhig ist, wird dennoch von einer leichten Stabilisierung im Vergleich zur Vorwoche berichtet. Die niedrigsten Offerten sind aktuell aus dem Markt verschwunden. Hier und da werden noch einzelne Mengen kurzfristig angefragt, während überwiegend die bestehenden Kontrakte bedient werden. Die Auftragslage und die damit auch die Abgabebereitschaft der Anbieter sind weiterhin unterschiedlich. Für spätere Lieferungen besteht Kaufinteresse, aber bei den derzeitigen Geboten ist die Verkaufsneigung der Hersteller gering.
Am Weltmarkt ist die Nachfrage derzeit recht ruhig. Nach dem Ende der Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans dürfte die Kaufbereitschaft aber wieder zunehmen.
Die Preise für Lebensmittelware bewegen sich weiter in einer recht weiten Spanne und haben sich auf dem Niveau der Vorwoche stabilisiert. Futtermittelware wird dem Vernehmen nach zu stabilisierten Preisen ruhig gehandelt.
Weiter ruhig ist auch der Markt für Vollmilchpulver. Der Angebotsdruck aus anderen EU-Ländern hat aber nachgelassen. Die Produktion in Deutschland erfolgt überwiegend weiterhin nur auftragsbezogen, wobei sich Preise am oberen Ende der Spanne durchsetzen lassen.
Die Lage am Markt für Molkenpulver ist derzeit ruhig und die Nachfrage zurückhaltend. Die Preise für Futtermittelware bewegen sich bei ruhigem Kaufinteresse für kurzfristige Termine auf dem Niveau der Vorwoche, mit leichten Aufschlägen für spätere Termine. Lebensmittelware trifft aktuell auf eine ruhige Nachfrage bei unveränderten Preisen. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu))

Biomilchpreis hält die Marke von 60 Cent

 

 

 

Der Preisabstand hat dadurch wieder spürbar zugenommen, nachdem er im vergangenen Jahr mit knapp 5 Cent/kg auf das niedrigste Niveau seit 17 Jahren zusammengeschmolzen war. Laut Daten des Anbauverbandes Bioland, die auf einer Erhebung bei bundesweit 40 Ökomolkereien beruhen, wurden im März 2023 für ein Kilogramm Biomilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Bundesmittel durchschnittlich 60,3 Cent gezahlt; das waren 1,2 Cent weniger als im Februar und 2,3 Cent weniger als im Januar.
Laut Bioland erhielten die Erzeuger in der Region Nord-Mitte im Schnitt 60,0 Cent/kg, im Süden Deutschlands 60,5 Cent/kg. Insgesamt haben gegenüber dem Vormonat nur vier Molkereien ihre Auszahlungsleistung um mehr als 2,5 Cent/kg verringert; die restlichen behielten ihre Preise bei oder senkten sie geringfügig. Immerhin 24 Molkereien zahlten ihren Erzeugern 60 Cent und mehr; bei 14 Molkereien wurde diese Marke unterschritten. Der niedrigste Preis lag bei 54 Cent/kg. Die gesondert erfasste Bio-Heumilch wurde dem Verband zufolge im März mit 62,8 Cent/kg vergütet; das waren 1,5 Cent weniger als im Vormonat.
Weitaus härter waren die konventionellen Milchbauern von einer Kürzung ihres Milchgelds betroffen. Nach vorläufigen Daten lag laut Bioland der durchschnittliche Erzeugerpreis im Bundesgebiet für eine Standardmilch im März nur noch bei 48,0 Cent/kg. Im Vergleich zum Februar entsprach das einem Abschlag von 4,4 Cent, gegenüber Januar einem von 8,9 Cent.
Vor allem im Norden Deutschlands liegt bei vielen Molkereien der Auszahlungspreis unter dem Bundesmittel, im Süden oft darüber. Der Preisabstand zwischen Milch aus ökologischer und herkömmlicher Erzeugung hat sich seit Jahresbeginn von 5,7 Cent/kg auf aktuell 12,3 Cent/kg vergrößert. In den drei Jahren vor dem Ausnahmejahr 2022 hatte der mittlere Abstand im Mittel rund 14,4 Cent/kg betragen.(AgE)

Milchgipfel im Bayerischen Landtag: „Münchner Milchmarkt-Erklärung“ verabschiedet

Im Rahmen eines bayerischen Milchgipfels, zu dem die Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Bayerischen Landtag die verschiedenen Akteure des Milchmarkts auf Erzeugerebene eingeladen hatte, wurden am 21. April die aktuelle Marktsituation und sich daraus ergebende Handlungsnotwendigkeiten diskutiert. Im Ergebnis wurde die „Münchner Milchmarkt-Erklärung“ verabschiedet – unterzeichnet vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM, der Arbeitsgemeinschaft AbL, dem BUND für Naturschutz Bayern und der Fraktion der Grünen im Bayerischen Landtag sowie im Europarlament.
Manfred Gilch, Vorstandsmitglied des BDM und bayerischer BDM-Landesvorsitzender, erklärte, dass noch immer die Tragweite der sich massiv verschlechterten Marktlage für die Milchviehbetriebe komplett unterschätzt werde; Viele Ministerien gingen angesichts der zufriedenstellenden Einkommenssituation im vergangenen Jahr davon aus, dass es keinerlei Handlungsbedarf gebe. Dabei werde ausgeblendet, dass die Milchviehhalter seit 2009 drei Markt-Krisen mit riesigen Verlusten durchlaufen hätten und das Einkommen in all den Jahren 2022 das erste Mal gewinnbringend gewesen sei. Ebenso, dass die Kosten für Betriebsmittel nach wie vor hoch blieben.
Mit der „Münchner Milchmarkt-Erklärung“ werde die wirtschaftliche Situation der Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter und damit auch die Handlungsnotwendigkeit realistisch anerkannt, wie Manfred Gilch positiv hervorhub. Das sei Grundvoraussetzung dafür, dass auch tatsächlich gehandelt und der Milchmarktkrise aktiv mit einem Freiwilligen Lieferverzicht begegnet werde.

Lactalis überholt Danone

Im Ranking der weltweit agierenden Molkereikonzerne hat es eine Veränderung gegeben. Der französische Branchenriese Lactalis hat sich nach Umsatz am Konkurrenten Danone vorbeigeschoben und ist nach eigenen Angaben nun in die Top Ten der weltweiten Ernährungsindustrie aufgerückt. Wie Lactalis in der vergangenen Woche mitteilte, erwirtschaftete der Konzern 2022 einen Erlös von 28,3 Mrd. €; im Vorjahresvergleich entsprach das einem Plus von 28,4 Prozent. Danone hatte zuletzt 27,7 Mrd. € umgesetzt. Nicht verbessern konnte Lactalis indes seinen Gewinn. Unter dem Strich stand 2022 den Unternehmensangaben zufolge einen Überschuss von 384 Mio. €, was im Vorjahresvergleich einen Rückgang um 14 Prozent bedeutet. Die Umsatzrendite ging damit von 2,02 Prozent auf 1,36 Prozent zurück. Nach Angaben von Lactalis ist der an die französischen Erzeuger gezahlte Milchpreis im vergangenen Jahr um 25 Prozent gestiegen. Trotz der in den vergangenen Monaten stark gesunkenen Milcherzeugerpreise gibt sich Lactalis-Generaldirektor Emmanuel Besnier mit Blick auf die weitere Entwicklung des Rohmilchmarktes gelassen. Sorgen hinsichtlich sinkender Milchviehbestände mache er sich nicht. Schwankungen seien weder neu noch unumkehrbar, so Besnier. Ein größeres Problem sei die Generationenerneuerung bei den Milchbauern. (AgE)

Kostendeckende Milcherzeugung bald vorüber

Obwohl die Kosten der Milchproduktion 2022 in Deutschland auf ein Rekordniveau gestiegen sind, blieb für die Landwirte aufgrund der hohen Erzeugerpreise unter dem Strich noch etwas Geld übrig. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) auf der Grundlage von Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) am 17. April mitteilte, stand durchschnittlichen Erzeugungskosten für ein Kilogramm Standardmilch von 47,73 Cent ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 53,18 Cent gegenüber. Damit lag das Milchgeld im Jahresmittel erstmals seit Beginn der Berechnungen 2014 über den Erzeugungskosten, und zwar um rund 5,5 Cent oder 8,8 Prozent. Im Januar 2023 sah die Situation sogar noch besser aus, denn mit einem Erlös von 56,91 Cent/kg Milch wurden die Produktionskosten von 47,70 Cent/kg um 9,2 Cent oder 19,3 Prozent übertroffen. Allerdings warnt der EMB davor, dass sich diese für die Erzeuger günstige Entwicklung nicht fortsetzen werde. Das Gegenteil sei der Fall, denn die Milcherzeugerpreise würden bereits deutlich sinken. Damit rücke die notwendige langfristige Kostendeckung für den Sektor wieder weit in die Ferne. Trotzdem habe die EU-Kommission signalisiert, dass sie die Entwicklung so weiterlaufen lassen wolle und keinen Bedarf für beispielsweise freiwillige Mengenreduktionen bei der Milchproduktion sehe. „Das sind schlechte Nachrichten für die Landwirte und auch für die Verbraucher“, so der EMB. Denn so lasse man den Sektor wieder in eine schwere Krise laufen, anstatt das bewährte Kriseninstrument freiwilliger Lieferverzicht zu nutzen sowie endlich notwendige Reformen für eine Stabilisierung der Milcherzeugung in der EU einzuleiten. (AgE)

Milchmarkt: Warten auf das Frühlingserwachen

Die Nachfrage für Butter und Käse in Deutschland wird Mitte April von Analysten als normal bezeichnet; der Markt ist weitgehend ausgeglichen. Ein die Nachfrage belebendes Frühlingserwachen fehlt noch, zumal die Rohstoffseite weiterhin gut versorgt ist. Die Milchanlieferungen lagen laut den zuletzt verfügbaren Daten für Anfang April um gut drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Bei den amtlichen Notierungen für Standardmilcherzeugnisse gab es vergangene Woche kaum Änderungen. An der Süddeutschen Butter und Käsebörse in Kempten wurde Päckchenbutter am 19. April stabil in den Grenzen von 4,88 €/kg bis 5,06 €/kg notiert. Hier wartet man auf zusätzliche Nachfrageimpulse durch den Beginn der Spargelzeit. Bei loser Butter verhielten sich die meist industriellen Kunden bei Neubestellungen weiter abwartend. Dennoch konnte die Notierung in Kempten im Spannenmittel um 7,5 Cent auf 4,60 €/kg bis 4,75 €/kg zulegen. Ausgeglichen und stabil wurde zuletzt der Markt für Schnittkäse beschrieben. In Hannover blieb die amtliche Notierung für Gouda und Edamer im Block unverändert. Bei der Brotware wurde die untere Notierungsgrenze um zehn Cent auf 3,80 €/kg angehoben; die obere blieb mit 4,00 e/kg stabil. Laut der Kemptener Börse dämpft die Inflation die Nachfrage der Verbraucher, weshalb es zu Preisaktionen im Lebensmitteleinzelhandel kommt. Die Abverkäufe an den Großhandel und die Industrie liefen zuletzt auf dem kontrahierten Niveau; der Export in die südlichen Urlaubsregionen Europas wurde als „recht gut“ eingestuft.
Bei Milchpulver war vergangene Woche zu beobachten, dass sich preislich die Märkte in Deutschland beziehungsweise der EU im Vergleich zum Weltmarkt entgegengesetzt entwickelten. Während auf globaler Bühne an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) die Preise anzogen, tendierten sie hierzulande überwiegend schwächer. Laut Kemptener Börse mussten die deutschen Hersteller beim Verkauf von Magermilchpulver in Lebensmittelqualität einen Abschlag von zehn Cent auf 2,25 €/kg bis 2,45 €/kg hinnehmen. Bei der Futtermittelware ging es um gut sieben Cent auf 2,08 €/kg bis 2,12 €/kg nach unten. Der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) zufolge war die Nachfrage verhalten, und es kamen kaum Neuabschlüsse zustande. Das Angebot sei umfangreich und es gebe Lagerbestände. Bei den Exporten in den Nahen Osten wird nach dem Ende des Ramadan eine Belebung erwartet. Zudem hat sich die Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt verbessert, denn Magermilchpulver in Deutschland liegt preislich unter dem Niveau der zuletzt an der GDT gehandelten Ware des Konkurrenten Fonterra. Die Vollmilchpulverpreise in Deutschland blieben zuletzt stabil. Molkenpulver in Lebensmittelqualität wurde indes bei Abschlägen zwischen ein Cent und drei Cent für 0,75 €/kg bis 0,89 €/kg gehandelt.
Bei der GDT-Auktion wurde am 18. April der Abwärtstrend der Preise vorerst gestoppt. Der zusammenfassende Preisindex der fünf gehandelten Standardmilchprodukte legte gegenüber der Auktion von Anfang April um 3,2 Prozent zu. Vorher war er in vier Handelsrunden um insgesamt 9,3 Prozent gesunken; gegenüber dem historischen Höchststand vor gut einem Jahr im März 2022 beläuft sich das aktuelle Minus auf 37,4 Prozent. Als Gewinner ging Magermilchpulver aus der jüngsten Versteigerung mit einem durchschnittlichen Preisanstieg gegenüber Anfang April von 7,0 Prozent auf 2.776 $/t (2.533 €) hervor. Verkäufer waren die Unternehmen Arla und Fonterra. In der Hochpreisphase vor einem Jahr hatte der Durchschnittserlös im Mittel aller Kontrakte und Lieferzeiten allerdings noch bei 4.408 $/t (4.021 €) gelegen, also um fast 60 Prozent höher. Auch bei Vollmilchpulver waren die überwiegend aus Asien stammenden Käufer bereit, wieder etwas mehr Geld auszugeben: Der mittlere GDT-Preis dieses Produktes legte gegenüber der Handelsrunde vor zwei Wochen um 1,0 Prozent auf 3.089 $/t (2.818 €) zu.
Nach zuvor kräftigen Abschlägen ging es auch mit dem Verkaufspreis für Cheddarkäse wieder aufwärts, und zwar im Mittel um 5,7 Prozent auf 4.411 $/t (4.024 €). Butter ließ sich ebenfalls teurer veräußern; hier konnte sich der alleinige Anbieter Fonterra im Schnitt über einen Erlösanstieg von 4,9 Prozent auf 4.821 $/t (4.398 Euro) freuen. Dabei verzeichnete der kurzfristige Liefertermin zum Mai einen kräftigen Aufschlag von 10,7 Prozent; die Tonne wurde über der Marke von 5.000 $ (4.562 €) gehandelt. Zudem stieg der Auktionspreis gegenüber Anfang April für wasserfreies Milchfett um 4,7 Prozent auf 4.981 $/t (4.544 €). Ob an der GDT bei den Preisen nun eine dauerhafte Trendumkehr erfolgte, ist allerdings nicht sicher. Für weiter anziehende Kurse spricht, dass die Milcherzeugung auf der Südhalbkugel ihrem saisonalen Tiefpunkt im Juni entgegenstrebt und weniger frische Ware verfügbar ist. Entscheidend wird aber sein, ob die Nachfrage, insbesondere in China, wieder richtig anspringt. Dann könnte der Weg frei für weitere Preisanstiege sein, zumal das Niveau an der GDT im längerfristigen Vergleich derzeit nur durchschnittlich ist. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9123 €) (AgE)

Lebensmitteleinzelhändler registrieren weniger Lieferengpässe

Im März haben die Lieferengpässe bei Einzelhändlern von Lebensmitteln nachgelassen. Sie bleiben aber auf einem hohen Niveau. Das geht aus den 17. April vorgelegten Ergebnissen einer Umfrage des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo Institut) hervor. Demnach registrierten 77,7 Prozent der befragten Unternehmen Engpässe; im Februar hatten das noch 85,7 Prozent gemeldet. Die Zahl der Unternehmen, die von Lieferproblemen berichten, sei ifo-Experte Patrick Höppner nach wie vor auf einem hohen Stand. Nach seiner Einschätzung dürften nachlassende Lieferprobleme dazu beitragen, die Preisanstiege bei Lebensmitteln im weiteren Jahresverlauf zu verlangsamen. Erst am 13. April hatte das Statistische Bundesamt (Destatis) mitgeteilt, dass sich hierzulande die Inflation insgesamt abschwächt, Lebensmittel aber Inflationstreiber bleiben. Während die allgemeine Teuerungsrate im März bei 7,4 Prozent lag, belief sich die Rate für Lebensmittel auf 22,3 Prozent. Weiter stellte das ifo Institut in seiner Umfrage fest, dass mehr Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) von einer schwachen Nachfrage berichteten. Im ersten Quartal 2023 waren das 28,4 Prozent der befragten Händler, nach 27,8 Prozent im vierten Quartal 2022. Höppner zufolge spürt der Handel, dass die Verbraucher infolge der starken Verteuerung von Nahrungsmitteln ihr Einkaufsverhalten verändert haben. In der Tendenz kauften die Kunden weniger Lebensmittel und wählten diese auch preisbewusster aus. (AgE)

Ernährungsindustrie verteidigt Kampagne „lieber mündig“

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) hat die Kritik an ihrer aktuellen Kampagne „lieber mündig“ scharf zurückgewiesen. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) hatte die Kampagne in der vorletzten Woche als „irreführend auf allen Ebenen“ kritisiert. Nun nennt die BVE ihrerseits den DANK-Faktencheck „irreführend“, deren Behauptungen „haltlos“ und wirft dem Medizin- und Wissenschaftsbündnis vor, die Argumente der Industrie „bewusst falsch interpretieren“ zu wollen. Die Spitzenverbände der Lebensmittelwirtschaft sprechen sich eigenen Angaben zufolge explizit „für Kinderschutz in der Werbung“ aus. Der vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegte Gesetzentwurf für Schranken in der Lebensmittelwerbung erfülle dieses Ziel jedoch nicht, erklärte die BVE am 17. Apeil in Berlin erneut. Die Ernährungsindustrie „bagatellisiere“ das Problem des Übergewichts im Kindesalter keineswegs. Sie stehe aber weiterhin zur Aussage, dass Werbeverbote nicht die zugeschriebenen Auswirkungen hätten, nämlich „die Übergewichtsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen zu beeinflussen“, so die BVE. Die Branche sei sich ihrer Verantwortung bewusst, wolle mit der Kampagne aber aufzeigen, dass die Pläne weit größere Kreise ziehen werden. So rechnet die BVE vor, dass das Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz (KWG) einen Rückgang der TV-Werbung um rund 13 Prozent zur Folge hätte. Monetär würde das Verbot etwa 2,17 Mrd. € Lebensmittelwerbung betreffen. Die BVE erklärte, dass bei der Auswahl der in der Kampagne abgebildeten Lebensmittel, die mit dem Hinweis eines künftigen Werbeverbotes gekennzeichnet seien, die Nährwertprofile der Weltgesundheitsbehörde (WHO) aus dem Jahr 2015 zugrunde lägen. Sie wurden nach Aussage des Verbandes herangezogen, da sich auch der Gesetzentwurf auf diese Zahlen beziehe. Den Plänen zufolge sollen Lebensmittel mit hohem Zucker, Fett- oder Salzgehalt künftig nicht mehr an Kinder gerichtet beworben werden dürfen. Währenddessen stellte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion klar, dass sie derzeit keine Zuckersteuer oder andere Steuern auf zuckergesüßte Getränke oder andere zuckergesüßte Lebensmittel plane. (AgE)

Erzeuger vom Ausmaß des Preisrückgangs überrascht

Dass der Milchpreis sinken wird, war abzusehen angesichts der Zeichen auf dem Weltmarkt, in den etwa 50 Prozent der niedersächsischen Milchprodukte fließen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit haben aber sowohl Molkereien als auch Milcherzeuger überrascht. Mit diesen Worten skizzierte der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Manfred Tannen, vergangene Woche die Entwicklung des Milchmarktes im bisherigen Jahresverlauf. Bislang hätten sich zumindest die laufenden Kosten auf den meisten Höfen noch decken lassen. Ein möglicher Rückgang auf das Niveau vor der Corona-Pandemie mit durchschnittlichen Auszahlungspreisen von 32 Cent/kg Rohmilch sei aber nicht tragbar, stellte Tannen klar. Denn die Produktionskosten seien hoch und dürften es sicherlich in großen Teilen auch langfristig bleiben. In den nächsten Wochen ist laut dem Landvolk-Vizepräsidenten weiterhin mit sinkenden Auszahlungspreisen für die Milchbauern zu rechnen. Die Hoffnung sei, dass der Verbraucher auf die bereits einsetzenden niedrigeren Produktpreise reagiere. Die 250 g-Packung Butter habe im März mit durchschnittlich 1,49 € etwa 35 Prozent weniger gekostet als zum Höchststand im November 2022. Auch beim Käse seien sinkende Preise zu verzeichnen. Gleichzeitig bestehe die Sorge vor einer ausbleibenden Nachfrage aus China, welche insbesondere für die exportorientierten norddeutschen Molkereien bedeutend sei, erläuterte Tannen. Ihm zufolge hat das Jahr 2022 jedoch gezeigt, dass Milch weiterhin ein knappes, weltweit nachgefragtes Gut ist. (AgE)

Bel Group setzt auf KI-gestützte Entwicklung von pflanzlichen Käsesorten

Die Bel Group und das Biotech-Startup Climax Foods Inc. haben eine neue Partnerschaft angekündigt, die darauf abzielt, eine neue Generation von Käse auf pflanzlicher Basis zu entwickeln, um die Kombination von Genuss, Ernährung und Reduzierung des CO2-Fußabdrucks zu vereinen.
Durch die Nutzung von Datenwissenschaft und künstlicher Intelligenz (KI) sowie ihrer sich ergänzenden Fähigkeiten und Fachkenntnisse werden die beiden Unternehmen gemeinsam pflanzliche Alternativen der Marken Laughing Cow, Kiri, Boursin, Babybel und Nurishh entwickeln. Diese neuen pflanzlichen Käsesorten sollen Unternehmensangaben zufolge nahrhaft, erschwinglich und kohlenstoffarm sein und sich nicht von ihren Pendants aus Milchprodukten unterscheiden lassen. Um die Entwicklung der Lösung von Climax zu unterstützen, hat Bel eine Kapitalbeteiligung an dem Unternehmen erworben.
Die prädiktive Analytik und künstliche Intelligenz von Climax Foods ermöglichen Verständnis von Lebensmitteln tierischer Herkunft auf molekularer Ebene. Das Unternehmen repliziert eigenen Angaben zufolge so tierische Produkte mit pflanzlichen Versionen, die deren Textur, Geschmack und Nährstoffdichte entsprechen. Die KI-gestützte Produktentwicklung verkürzt den Zeitaufwand für die Entwicklung von pflanzlichen Rezepten.
Im Rahmen der Partnerschaft der beiden Unternehmen wurden bereits verschiedene Prototypen mit allen Merkmalen von Käsespezialitäten entwickelt, darunter Blau-, Brie-, Feta- und Ziegenkäse. Bel will seine neuen pflanzlichen Produkte bis Ende 2024 in den USA und Europa auf den Markt bringen. Dies soll dazu beitragen, das Ziel der Bel-Gruppe zu erreichen, ihr Portfolio zu 50 Prozent aus Molkereiprodukten und zu 50 Prozent aus pflanzlichen/fruchtbasierten Produkten zu verändern. Diese neue Partnerschaft ist Teil der Strategie der Unternehmensgruppe, zu einem neuen Lebensmittelmodell beizutragen.
Im November 2022 gab die Bel Group eine exklusive Partnerschaft mit dem französischen Startup Standing Ovation bekannt, um die fermentierten Kasein-Milchproteine von Standing Ovation in die alternativen Käseangebote von Bel einzubinden. Zusammen wollen beide Unternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungsbemühungen steigern, um Produkte mit geringeren Umweltauswirkungen und besserer Zugänglichkeit anzubieten. Zuvor gab Bel im Juli 2022 bereits eine strategische Partnerschaft mit Superbrewed Food bekannt. Superbrewed Food nutzt eine innovative Fermentationstechnologie zur Herstellung seines “Superbrewed Proteins”. Damit will die Bel Group den Kunden in Zukunft Produkte mit funktionellen, ökologischen und ernährungsphysiologischen Vorteilen bieten.

 

Große US-Molkerei tritt Global Dairy Trade bei

Die internationale Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) hat auf der Verkäuferseite Zuwachs bekommen. Wie das Unternehmen am 11. April mitteilte, wird Darigold Inc. aus den USA ab Juni 2023 Magermilchpulver bei den GDT-Auktionen anbieten. Später könnten weitere Milchprodukte hinzukommen. Darigold Inc. mit Hauptsitz in Seattle ist die Marketing- und Verarbeitungstochter der Northwest Dairy Association (NDA), die sich im Besitz von mehr als 300 familiengeführten Milchviehbetrieben befindet. Die Molkerei verarbeitet in ihren elf Werken jährlich etwa 4,5 Mrd. kg Rohmilch zu einem breiten Sortiment an Produkten. Sie ist damit einer der größten Milchverarbeiter in den USA. „Darigold hat sich zum Ziel gesetzt, von einem führenden einheimischen Milcherzeuger in den Vereinigten Staaten zu einem erstklassigen globalen Erzeuger zu werden“, erklärte der Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft, Joe Coote. Aktuell wird ihm zufolge mit einer Investition von 600 Mi.o $ (550 Mio. €) eine neue Produktionsanlage für Butter und Milchpulver gebaut, in der ab 2024 täglich 3,6 Mio. kg Milch verarbeitet werden können. Rund 40 Prozent der erzeugten Milchprodukte werden gegenwärtig in mehr als 30 Länder exportiert. Die Zusammenarbeit mit der GDT erweitere laut Coote die Reichweite auf mehr Märkten und zu den Kunden. Laut GDT-Geschäftsführer Eric Hansen markiert die Teilnahme von Darigold als Verkäufer eine weitere Etappe im Wachstum der bereits weltweit führenden Online-Handelsplattform und ermöglicht ihr, in den USA weiter Fuß zu fassen. Hansen zufolge werde im Einklang mit dem strategischen Dreijahresplan suchen nach neuen Anbietern aus allen globalen Milchpools gesucht. Dies ermögliche den Bietern eine größere Auswahl und versetze die GDT in die Lage, glaubwürdige Referenzpreise für mehr Produkte und in mehr Regionen zu veröffentlichen. An der 2008 gegründeten GDT werden mittlerweile jährlich rund 600.000 t Milchprodukte im Wert zwischen 1,8 Mrd. €und 2,7 Mrd. € gehandelt. Die Teilnehmer an den Auktionen stammen aus rund 60 Ländern. Seit Juni 2022 gibt es bei der GDT eine neue Eigentümerstruktur, die seitdem zu je einem Drittel der European Energy Exchange (EEX), Fonterra und Neuseelands Börse (NZX) gehört. (AgE)

Abwärtstrend bei Konsummilch und Milcherzeugnissen

In Deutschland ist sowohl die Produktion als auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Milch, Käse und Butter gesunken. Das zeigen die am 14. April veröffentlichten vorläufigen Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL). Demnach sank die hergestellte Menge an Konsummilch im Jahr 2022 um mehr als sechs Prozent auf rund 4,2 Mio. t. Ein erneutes Rekordtief erreichte der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch von Konsummilch mit 46,1 kg. Die Bundesbürger verbrauchten pro Kopf im Mittel zudem 24,6 kg und damit 760 g weniger Käse. Mit 5,3 kg wurde zudem 770 g weniger Butter nachgefragt als im Vorjahr. Die höheren Preise sowie der zunehmende Absatz an pflanzlichen Milchalternativen könnte dem in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angesiedelten BZL zufolge dazu beigetragen haben. Einen besonders starken Rückgang verzeichnete die Herstellung von Vollmilch; die Menge sank um 8,8 Prozent auf rund 2,3 Mio. t. Der Selbstversorgungsgrad mit Konsummilch belief sich 2022 laut BZL auf knapp 108 Prozent; das waren 5,4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr war mit 2,64 Mio. t produziertem Käse erstmals seit 2017 ein Rückgang der Herstellungsmenge verzeichnet worden. 2021 hatte diese 2,67 Mio. t betragen. Ein leichtes Minus von 0,1 Prozent zeigte sich bei Butter, Milchfett- und Milchstreichfetterzeugnissen, von denen insgesamt 465.000 t hergestellt wurden. Mit knapp 22 Prozent weniger zeigte sich die stärkste Abnahme bei der Süßrahmbutter. Der amtlichen Statistik zufolge nahm auch die Zahl der milchkuhhaltenden Betriebe ab. Mit 52.900 waren es 1.900 weniger als im Vorjahr. Auch die Anzahl der gehaltenen Kühe ging zurück, und zwar um insgesamt 23.000 Tiere. Allerdings stieg die durchschnittliche jährliche Milchleistung pro Kuh weiter, nämlich von 8.481 kg auf 8.499 kg. Im Gegensatz zum Abwärtstrend bei den meisten Molkereierzeugnissen stieg die Menge an Eiweißerzeugnissen aus Milch und Molke um rund zehn Prozent. Im Berichtsjahr wurden mit durchschnittlich 610 g pro Kopf hierzulande fast vier Prozent mehr davon verbraucht. Diese Produkte werden unter anderem in Sportlernahrung, Schmelzkäsezubereitungen oder Backmischungen verwendet. (AgE)

Milcherzeuger unterstützen Machtzuwachs für das Bundeskartellamt

Die vom Bundeskabinett vor Ostern auf den Weg gebrachte Novelle des Wettbewerbsrechts mit erweiterten Befugnissen für das Bundeskartellamt ist vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) begrüßt worden. Wie der Verband am 12. April mitteilte, sollen die Bonner Kartellwächter zukünftig Missstände des Wettbewerbs, die sie im Rahmen einer Sektoruntersuchung festgestellt haben, mit geeigneten Maßnahmen auch abstellen können. So ließe sich wettbewerbsfeindlichen Machtverhältnissen innerhalb der Wertschöpfungskette schneller entgegensteuern, hofft die Milcherzeugerorganisation. „Wir selbst können ein Lied davon singen, wie wenig die Politik bereit ist, effektiv gegen bereits bestehende Marktungleichgewichte vorzugehen“, erklärte der neue BDM-Vorsitzende Karsten Hansen. Er verwies auf die Sektoruntersuchung Milch des Bundeskartellamts von 2012, bei der festgestellt worden sei, dass die Preisfindung für die Milcherzeuger in einem nicht funktionsfähigen Wettbewerbs- und Marktumfeld erfolge. Dies liege daran, dass am Milchmarkt ein eklatantes Marktgefälle zu Ungunsten der Milchviehbetriebe bestehe. In einem Sachstandspapier zum Verwaltungsverfahren der Milchlieferbedingungen sei dies 2017 noch einmal bestätigt worden. Handlungsnotwendigkeiten hätten daraus bisher allenfalls die oppositionellen Parteien ableiten wollen, nie die Regierung, monierte Hansen. „Es ist für uns daher folgerichtig, dass das Bundeskartellamt, das als Behörde nicht um die Wählergunst buhlen muss, nicht länger nur Bußgelder verhängen darf, sondern mehr Befugnisse erhält, wettbewerbsrechtliche Missstände abzustellen“, so der BDM-Vorsitzende. Ihm zufolge sollen mit der Gesetzesnovelle Marktzugänge erleichtert und Konzentrationsprozesse gestoppt werden. Im Extremfall soll sogar die Möglichkeit bestehen, Unternehmen zu entflechten.
Die geplante Reform sei aber „kein Selbstläufer“, warnte Hansen. Noch immer stehe im Vordergrund, ob eine Marktstörung zu Lasten des Verbrauchers gehe. Vernachlässigt werde, dass niedrige Preise für die Verbraucher einseitig und voll zu Lasten der Wirtschaftlichkeit auf den landwirtschaftlichen Betrieben gingen. Hansen: „Wir plädieren dafür, dass weniger der Endpreis für den Verbraucher als vielmehr die gleichmäßige Verteilung des Wettbewerbs- und Preisrisikos entlang der Wertschöpfungskette ein entscheidendes Kriterium für einen funktionierenden Markt darstellen sollte.“
Der Verband der Freien Bauern begrüßte ebenfalls die Kartellrechtsreform und sprach von „einem wichtigen Schritt in die richtige Richtung“. Den Anstoß für die Überlegungen habe zwar die Entwicklung am Mineralölmarkt gegeben, die Landwirtschaft sei aber ebenfalls durch monopolartige Strukturen in den vor- und nachgelagerten Bereichen von massiven Marktstörungen betroffen, erklärte Christian Linne von der Bundesvertretung der Freien Bauern. „An erster Stelle gilt das für den Lebensmitteleinzelhandel, wo vier Konzerne mehr als 75 Prozent des Umsatzes unter sich ausmachen und Riesengewinne zu Lasten der Bauern und Verbraucher einfahren“, beklagte Linne. Die Entflechtung der Monopole sei eine zutiefst liberale Forderung im Interesse einer funktionierenden Marktwirtschaft. Fehlenden Wettbewerb gebe es aber auch beim Landhandel, den Schlachtunternehmen und den Molkereien. (AgE)

Lebensmittel bleiben Inflationstreiber

Die Inflation in Deutschland schwächt sich insgesamt ab, doch mit den Preisen für Nahrungsmittel geht es weiter aufwärts. Nach den am 13. April veröffentlichten endgültigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) lag die Inflationsrate in Deutschland im März bei 7,4 Prozent; im Januar und Februar hatte sie noch bei jeweils 8,7 Prozent gelegen. Preisdämpfend machen sich mittlerweile die Energiepreise bemerkbar. Diese lagen im Berichtsmonat nur noch um 3,5 Prozent über dem Niveau von März 2022 und legten somit weniger stark zu als die allgemeine Teuerungsrate. Für die Lebensmittelpreise galt das jedoch nicht. Sie stiegen gegenüber Februar um durchschnittlich 0,8 Prozent und übertrafen das Vorjahresniveau um 22,3 Prozent. Während sich in einigen Produktgruppen die Teuerung abschwächt, ist bei den Nahrungsmitteln das Gegenteil der Fall. Im Januar lag die Preissteigerung gegenüber dem Vorjahresmonat bei 20,2 Prozent, im Februar bei 21,8 Prozent und nun bei 22,3 Prozent. Das war dreimal so hoch wie die Gesamtteuerung für alle Waren und Dienstleistungen. Besonders tief in die Tasche greifen mussten die Verbraucher im März für Molkereiprodukte und Eier, die sich binnen Jahresfrist um 34,6 % verteuerten. Hierbei waren für Schnittkäse 47,3 Prozent und für Quark sogar 64,0 Prozent mehr zu bezahlen. Im Vorjahresvergleich kräftig gestiegen sind auch die Gemüsepreise. Diese lagen im März im Schnitt um 27,3 Prozent über dem Vorjahresniveau; im Januar waren es nur 11,5 Prozent gewesen. Nachgelassen hat die Teuerung bei Speisefetten und -ölen, die zuletzt bei 17,8 Prozent lag, im Januar aber noch 33,8 Prozent betrug. Hierbei konnte Butter im März wieder zum Vorjahrespreis eingekauft werden. Unterdurchschnittlich blieben die Preissteigerungen bei Obst mit 7,4 Prozent im Vorjahresvergleich. (AgE)

Landwirte verlieren wieder Interesse an Bio

Das Interesse der Bauern in Deutschland an einer Betriebsumstellung auf eine ökologische Wirtschaftsweise hat nach dem Hoch im Jahr 2021 nun wieder spürbar nachgelassen. Das geht aus der jährlichen Sonderfrage zum Öko-Umstellungsinteresse im Rahmen des Konjunkturbarometers hervor, das der Deutsche Bauernverband (DBV) im Dezember 2022 durchgeführt und dessen Ergebnisse er am 13. April veröffentlicht hat. Demnach zeigten sich zum Zeitpunkt der Erhebung nur mehr elf Prozent der befragten Landwirte offen für eine Ökoumstellung. Insgesamt 9,9 Prozent der Teilnehmer hätten sich dabei an einer solchen interessiert gezeigt, und 1,2 Prozent hätten sich als zur Umstellung entschlossen bezeichnet. Im Dezember 2021 waren laut DBV-Angaben dagegen noch 20 Prozent der Landwirte an einer Umstellung interessiert oder sicher dazu bereit gewesen. Dem Bauernverband zufolge spiegelt der aktuelle Wert das niedrigste Umstellungsinteresse seit Dezember 2014 wider. Damals war der Anteil mit 10,1 Prozent noch kleiner gewesen. Davor habe das Umstellungsinteresse der Landwirte im Mittel lange Jahre bei elf Prozent gelegen. Die reale Öko-Umstellungsrate habe sich 2022 indes nur noch auf 3,7 % belaufen, während es 2018 noch 9,1 Prozent gewesen seien. Als Gründe für das nachlassende Interesse nennt der DBV vor allem den niedrigen Preisabstand für die Ökorohwaren zu den konventionellen und die als zu gering wahrgenommene Absatzsicherheit. So hätten im Rahmen der Erhebung 53 Prozent der Landwirte höhere Preise und 42 Prozent gesicherte Abnahmeverträge als erforderlich für eine Umstellung genannt. Die Relevanz der Ökoflächenprämie sei hingegen im Jahresvergleich um zehn Prozentpunkte auf 23 Prozent der Nennungen gesunken. Maßgeblich für die geänderte Einstellung ist nach DBV-Einschätzung sicherlich auch, dass die konventionellen Erzeugerpreise im Ackerbau, in der Milchviehhaltung und beim Rindfleisch 2022 auf Rekordniveau lagen, während der Ökosektor das erste Mal nach Jahrzehnten des Wachstums unter einem Umsatzrückgang gelitten hat. Insgesamt hat sich der deutsche Umsatz mit Biolebensmitteln angesichts der hohen Inflationsraten und Reallohneinbußen mit weniger als minus vier Prozent aus Sicht des DBV aber als „erstaunlich stabil“ gezeigt. Damit sei der Großteil des Nachfragebooms der Coronajahre von rund 25 Prozent Zuwachs gesichert worden. (AgE)

Kakao: Vermahlung zieht spürbar an

Die Kakaovermahlung in Deutschland ist im ersten Quartal 2023 deutlich gestiegen. Wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) am 13. April in Bonn mitteilte, haben die elf am Meldeverfahren teilnehmenden Unternehmen im Zeitraum von Januar bis März dieses Jahres insgesamt 101.924 t Kakao vermahlen; gegenüber dem Vorjahresquartal entsprach das einem Plus von vier Prozent. In den beiden vorhergehenden Quartalen war die Vermahlung noch um 0,6 Prozent beziehungsweise sogar 4,7 Prozent zurückgegangen. Indes meldete die Europäische Kakaoorganisation (ECA) in Brüssel für Januar bis März 2023 nur einen geringfügigen Zuwachs bei der Vermahlung. Demnach wurden EU-weit insgesamt 375.375 t Rohkakao verarbeitet; dies entsprach gegenüber der Vorjahresperiode einer Ausweitung um 0,5 Prozent. (AgE)

Mehr als jeder Zehnte arbeitet in der Lebensmittelwirtschaft

In der Lebensmittelwertschöpfungskette arbeiteten im Jahr 2021 in Deutschland insgesamt rund 5,1 Millionen Menschen und damit 11,4 Prozent aller Erwerbstätigen. Das zeigen jetzt vorgestellte Branchenzahlen, die der Lebensmittelverband Deutschland gemeinsam mit weiteren Verbänden wie dem Deutschen Bauernverband (DBV) und dem Deutschen Fleisch-Verband (DFV) erhoben hat. Der größte Arbeitgeber in der Kette war demnach das Gastgewerbe mit 1,86 Mio. Mitarbeitern. In der Landwirtschaft arbeiteten 2021 den Branchenangaben zufolge deutschlandweit 485.000 Personen, im Agrargroßhandel 62.710 und im Handwerk 499.000. Die Ernährungsindustrie beschäftigte gut 638.800 Personen, der Lebensmitteleinzelhandel etwa 1,3 Mio. und der Lebensmittelgroßhandel 268.700. Laut den Erhebungsdaten gehörten in Deutschland im Berichtsjahr insgesamt rund 619.500 Betriebe zur Lebensmittelwirtschaft. Die größte Gruppe bildete dabei die Landwirtschaft mit 258.700 Betrieben. Danach folgten das Gastgewerbe mit 197.800 Unternehmen und der Lebensmitteleinzelhandel mit 105.100. Die größten Umsätze wurden gemäß den Erhebungsergebnissen 2021 im Handel gemacht. Der Lebensmittelgroßhandel nahm dabei insgesamt 253 Mrd. € ein, der Lebensmitteleinzelhandel 242 Mrd. €. Es folgt die Ernährungsindustrie mit 186 Mrd. €, und mit weitem Abstand dahinter die Landwirtschaft mit 69 Mrd. €. Die Wertschöpfung der Lebensmittelbranche betrug 2021 insgesamt 188,5 Mrd. €; das entsprach 6,2 Prozent der Gesamtwertschöpfung in Deutschland. (AgE)