Schweden: Zahl der Milchviehbetriebe alle zehn Jahre halbiert

Auf den rasanten Strukturwandel bei den schwedischen Milcherzeugern in den vergangenen 40 Jahren hat die Landwirtschaftsbehörde Jordbruksverket jetzt hingewiesen. Ihren Angaben zufolge hat sich die Zahl der Unternehmen mit Milchkühen alle zehn Jahre halbiert, wobei das Tempo im letzten Zehnjahresberichtszeitraum leicht abgenommen hat. Im Jahr 1982 hatte es in Schweden noch 40.600 Milchviehbetriebe gegeben. Vor 30 Jahren waren es dann 21.400, vor 20 Jahren 11.300 und vor zehn Jahren noch rund 5.000. Im Jahr 2019 waren es dann lediglich noch knapp 2.800 Betriebe mit Milchkühen. Somit haben laut Jordbruksverket seit 1982 von damals 100 Milchviehbetrieben 93 diese Haltung aufgegeben. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Betriebe mit Milchkühen von 3.614 im Jahr 2017 um 819 auf 2.795 im Jahr 2022 zurückgegangen. Die strukturelle Entwicklung im Milchsektor schreite also rasant voran, resümierte die Agrarbehörde. Die Zahl der Milchkühe ist ebenfalls zurückgegangen, allerdings nicht ganz so stark. Während 1982 landesweit insgesamt noch rund 665.000 Milchkühe gehalten wurden, waren es 2022 etwa 297.000; das entspricht einer Abnahme um 55 Prozent. Gestiegen ist die Zahl der Milchkühe pro Betrieb, und zwar von durchschnittlich nur 16 Tieren im Jahr 1982 auf im Mittel 106 im vergangenen Jahr. Damit hat sich die durchschnittliche Zahl an Milchkühen pro Betrieb im Schnitt fast versiebenfacht. Mit der Gesamtzahl an Milchkühen ist trotz der höheren Milchleistung pro Kuh die produzierte Milchmenge etwas zurückgegangen. Im Jahr 1982 nahmen die Molkereien in Schweden insgesamt noch 3,53 Mio t Rohmilch ein; bis 2021 sank diese Menge um 21 Prozent auf 2,78 Mio t. Dabei erhöhte sich jedoch das Milchaufkommen pro Kuh und Jahr von 5.000 kg auf 9.000 kg. Die vorliegenden Statistiken zeigen laut Jordbruksveret, dass die Produktion pro Kuh hauptsächlich in den 1990er-Jahren gestiegen ist. Danach sei die Steigerungsrate abgeflacht, habe in den letzten Jahren aber wieder zugenommen. (AgE)

Global Dairy Trade: Kräftiger Preisanstieg am Weltmarkt

 

Die Preise an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade sind bei der dritten Auktion im Jahr 2023 (07.02.) nach langem Abwärtstrend kräftig gestiegen. Der Durchschnittspreis über alle gehandelten Milchprodukte erhöht sich um 3,2 % auf 3.456 $ pro Tonne Produkt. Die gehandelte Menge lag mit 32.582 Tonnen über der der vorherigen Auktion (31.872 t).
Für das Leitprodukt Vollmilchpulver stieg der Preis im Mittel um + 3,8 % (3.329 $/t) – „Die Käufer haben dem Produkt über alle Kontrakte und Zeiträume nachgejagt“, beschreibt Stuart Davison, Dairy Insights Manager bei New Zealand’s Exchange lebhaft den gestrigen Handel. Die Kontraktpreise verzeichneten einen kontinuierlichen Anstieg bis in das zweite Halbjahr 2023 – diese Ergebnisse reduzieren laut Davison den aktuellen Abwärtstrend der neuseeländischen Milcherzeugerpreise.
Magermilchpulver stabil (2.829 $). Butter: + 6,6 % (4.745 $), wasserfreies Milchfett + 4,8 % (5.586 $), Cheddar + 2,3 % (4.980 $) und Buttermilchpulver + 2,0 % (2.633 $).
Die gestrige Auktion war mit Spannung erwartet worden, denn am Termin zuvor (Global Dairy Trade: Preis nahezu stabil, Menge lässt nach) hatten die Preise stagniert – Ursache dafür war die zuletzt geringe Aktivität des Haupteinkäufers China. Jetzt führten die Nordasiaten die Aktivitäten wieder an – gut Zweidrittel des Vollmilchpulvervolumens übernahmen gestern sie. Das macht Hoffnung auf eine wieder wachsende Nachfrage Chinas. Im vergangenen Jahr war der chinesische Import von Milchprodukten gegenüber 2021 um 17,2 % geringer ausgefallen – das bekam insbesondere der Hauptlieferant Neuseeland zu spüren, aber auch die EU. (elite-magazin)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 01. Februar

Der saisonale Anstieg der Milchanlieferung war in Deutschland zuletzt unterbrochen. Die Molkereien erfassten in der 3. Woche laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,3 % weniger Milch als in der Vorwoche. Der Vorsprung gegenüber der Vorjahreswoche ist damit auf 3,2 % geschrumpft. In Frankeich lag das Milchaufkommen zuletzt um 2,9 % unter der Vorjahreslinie.
An den Märkten für flüssigen Rohstoff ist eine Stabilisierung nach der Abschwächung in den ersten Januarwoche zu beobachten. Rohmilch steht am Spotmarkt weiterhin ausreichend zur Verfügung, auch wenn der Angebotsdruck zuletzt etwas nachgelassen hat. Bei Magermilchkonzentrat und Industrierahm hat eine Stabilisierung der Preise eingesetzt.
Die Situation am Markt für Magermilchpulver stellt sich ähnlich dar wie in der Vorwoche. Die Einkäufer agieren nach wie vor überwiegend abwartend und kaufen eher kleinere Mengen für kurzfristige Lieferungen. Aus bestehenden Kontrakten wird kontinuierlich abgerufen. Im Fokus der Gespräche steht momentan das zweite Quartal, wobei bislang noch wenige Geschäfte abgeschlossen sind. Auch für spätere Termine werden Gespräche geführt. Hier ist aber die Verkäuferseite aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten eher abwartend. Für die asiatischen Länder wird mit einer baldigen Belebung der Nachfrage gerechnet. Aus dem Nahen Osten liegen bei den Werken einzelne Anfragen vor. Der Preisrückgang hat bei Lebensmittelware in den letzten Tagen weiter angehalten. Futtermittelware wird bei weiterhin schwächerer Preistendenz ruhig nachgefragt.
Am Markt für Vollmilchpulver scheint sich die Kaufbereitschaft nach den jüngsten Preisrückgängen zu beleben. Die Preise tendieren erneut schwächer, wobei der Abschlag geringer ausfällt als zuletzt.
Der Markt für Molkenpulver wird überwiegend als ruhig beschrieben. Die Preistendenz bei Futtermittelware ist erneut schwächer. Bei Lebensmittelware sind die Preise derzeit uneinheitlich. Molkenkonzentrat steht weiterhin in umfangreichen Mengen und auf niedrigem Preisniveau zur Verfügung. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu))

Neuseeland: Milcherzeugung spürbar gesunken

 

In Neuseeland ist im Kalenderjahr 2022 so wenig Milch gemolken worden wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Laut Daten des neuseeländischen Molkereiverbandes (DCANZ) nahm die Produktion gegenüber 2021 um 833 000 t oder 3,8 % auf 21,05 Mio t ab. Die Menge des aus den Trockengehalten von Fett und Eiweiß gewonnenen Milchfeststoffs lag mit knapp 1,85 Mio t um 3,5 % unter dem Vorjahresniveau. Bis auf den vergleichsweise milcharmen neuseeländischen Wintermonat Juni stand in allen anderen Monaten weniger Rohstoff für die Verarbeitung zur Verfügung. Das galt insbesondere für die saisonale Hauptanlieferungszeit. Analysten zufolge haben neben einem geringeren Milchkuhbestand die oft zu nasse Witterung auf der Nordinsel zu einer sinkenden Erzeugung geführt. Auf Seiten der Milchbauern werden aber auch die verschärften Produktions- und Umweltauflagen als Grund für den Produktionsrückgang genannt. Bei den Milchinhaltsstoffen war im Jahr 2021 noch ein Rekord von 1,91 Mio t erzielt worden; dies gaben die klimatischen Bedingungen 2022 nicht mehr her. In Neuseeland steht allerdings nicht das Kalenderjahr, sondern das von Juni bis Mai laufende Milchwirtschaftsjahr im Vordergrund. Hier ist festzustellen, dass in den ersten sieben Monaten von 2022/23 die Milcherzeugung um 2,6 % und die Produktion von Milchinhaltsstoffen um 2,1 % gegenüber der Vorjahresperiode gesunken sind. Der Abstand zur Vorsaison hat sich gegen Jahresende jedoch verringert. Im Dezember fiel das Milchaufkommen im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um 0,6 % kleiner aus, bei den Milchfeststoffen wurde sogar ein Plus von 0,6 % verzeichnet. Im November war Neuseelands führende Molkerei Fonterra in einer Prognose für die gesamte Saison 2022/23 davon ausgegangen, dass sie mit 1,48 Mio t Milchfeststoff etwa so viel Rohstoff verarbeiten kann wie im Vorjahr. (AgE)

Fonterra will Töten von männlichen Kälbern stoppen

Neuseeland gibt sich in der Landwirtschaft gerne ein grünes und nachhaltiges Image. Dazu passt jedoch nicht, dass immer noch viele männliche Kälber aus der Milchviehhaltung wegen fehlender Vermarktungsmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit kurz nach der Geburt eingeschläfert werden. Doch dies soll sich nun ändern. Der landesweit dominierende Molkereikonzern Fonterra hat kürzlich seine Lieferbedingungen geändert und verlangt von den Milcherzeugern ab Juni 2023, dass alle ihre Kälber in die Wertschöpfungskette gelangen. Die Tiere, die nicht der Bestandsergänzung dienen, sollen zur Rind- oder Kalbfleischproduktion genutzt werden oder zumindest in die Tierfuttererzeugung gehen. Lediglich in bestimmten Ausnahmefällen, beispielsweise um Tierleid zu vermeiden, darf davon abgewichen werden. Fonterra-Direktorin Anne Douglas betonte, dass sich die Molkereigenossenschaft Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben habe. Zudem seien die Verbraucher immer mehr daran interessiert, wie die Lebensmittel produziert würden. „Andere Länder und Unternehmen haben bereits Maßnahmen und Garantiesysteme eingeführt, die den Verbrauchern Garantien über die Behandlung von Kälbern in landwirtschaftlichen Betrieben bieten“, so Douglas. Sie räumte ein, dass derzeit die Verkaufsmöglichkeiten für solche Kälber begrenzt seien. Deshalb arbeite das Unternehmen aktiv mit Fleischverarbeitern, Transporteuren, Tierfutterherstellern und anderen Branchengruppen daran, dies zu ändern. Laut der Rabobank-Analystin Genevieve Steven ist die Fleischindustrie derzeit noch skeptisch, ob die zunehmende Zahl an Kälbern aufgrund der begrenzten Kapazitäten und des Arbeitskräftemangels verarbeitet werden kann. Es bestehe ein großer Veränderungsbedarf auf allen Marktstufen. Notwendig sei eine engere Integration der Milch- und der Rindfleischindustrie. Auch spezialisierte Rindermäster müssten zukünftig bereit sein, solche Tiere aufzunehmen, die nicht alle auf den Milchviehbetrieben bleiben könnten. Schließlich müssten auch die Verbraucher gewonnen werden, denn Kalbfleisch sei bisher kein großer Markt in Neuseeland. Der Generalmanager des Branchenverbandes Beef+Lamb, Dan Brier, wies darauf hin, dass sich seine Organisation bereits um die Erschließung von Exportmärkten für Verarbeitungsfleisch und rosa Kalbfleisch bemühe. (AgE)

Absage an Mehrwertsteuersenkung bei Lebensmitteln

Eine Reform der Umsatzsteuer ist nach Einschätzung des Bundesrechnungshofs „längst überfällig“. Zudem mahnt die Bonner Bundesbehörde an, den Katalog der Begünstigungen „grundlegend zu überarbeiten“. Dabei sollte jede einzelne Begünstigung evaluiert und somit auf Schwachstellen untersucht und kritisch hinterfragt werden, heißt es in einem am 30. Januar vorgelegten Bericht an den Finanzausschuss des Bundestags. Darin spricht sich der Bundesrechnungshof gegen eine Senkung oder Streichung des Mehrwertsteuersatzes auf Obst und Gemüse oder Biolebensmittel aus. Die Behörde empfiehlt, den Forderungen nach weiteren Steuersatzermäßigungen, der Einführung von stark ermäßigten Steuersätzen oder dem Nullsatz „grundsätzlich nicht nachzukommen“. Nur so könne vermieden werden, dass das Steuerrecht weiter verkompliziert werde, Abgrenzungsschwierigkeiten zunähmen und der Bürokratieaufwand für Unternehmen sowie Finanzverwaltung wachse. Indes warnte der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) vor einer Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge. Für BWV-Präsident Eberhard Hartelt kommt eine solche Forderung zur absoluten Unzeit und lässt die Folgen vollkommen unberücksichtigt. In dieselbe Kerbe schlug der Bayerische Bauernverband (BBV), der die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Kraftfahrzeuge als „weiterhin gerechtfertigt“ einstufte. FDP-Agrarsprecher Dr. Gero Hocker erteilte indes Steuererhöhungen eine klare Absage. Diese werde es mit der FDP und Christian Lindner als Bundesfinanzminister nicht geben, auch nicht auf die im landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzten Kraftfahrzeuge. „Darauf können sich unsere Landwirte verlassen“, stellte Hocker klar. Weitere steuerliche Belastungen würden die Landwirtschaft schwächen.
Der Bundesrechnungshof stellt indes in seinem Bericht fest, dass eine Steuersatzermäßigung oftmals mit der Begründung eingeführt werde, dass sie dem Endverbraucher zugutekommen solle. Dieser Effekt sei jedoch „nicht gewährleistet“. Die Behörde gibt zu bedenken, dass Unternehmer nicht gesetzlich verpflichtet werden könnten, die Umsatzsteuersenkung an den Leistungsempfänger weiterzugeben. Daher müsse stets geprüft werden, ob anstelle einer Subvention nicht eine direkte Förderung und Transfers der bessere Weg wären. Zudem halten es die Bonner Rechnungsprüfer für „unabdingbar“, bei der Einführung eine Befristung vorzusehen. Kritisiert wird das von Christian Lindner geführte Ressort, da es eine Befristung, die Teil der subventionspolitischen Leitlinien sei, „bislang so nicht umsetzt“. Das Gegenteil sei der Fall. Befristungen seien „die absolute Ausnahme“. Der Bundesrechnungshof plädiert dafür, bei einer Evaluierung der ermäßigten Mehrwertsteuersätze neben der Abschaffung von Ausnahmetatbeständen auch deren Befristung im Blick zu haben.
Das Volumen der steuerlichen Begünstigungen lag laut Angaben der Behörde 2021 bei 34,5 Mrd Euro. Dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 % unterliegen unter anderem lebende Tiere wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen oder Kaninchen jeweils einschließlich reinrassiger Zuchttiere, Fleisch und genießbare Schlachtnebenerzeugnisse, Fische, Milch und Milcherzeugnisse, frisch geschnittene Blumen, Gemüse, Kaffee, Getreide sowie Müllereierzeugnisse. Der Bundesrechnungshof verweist auch auf Widersprüchlichkeiten beim ermäßigten Umsatzsteuersatz, so am Beispiel eines Kaffees zum Mitnehmen. Danach unterliegt Kaffee mit einem Schuss Milch dem regulären Satz von 19 %, während für aufgeschäumte Milch mit einem Espresso, etwa einen Latte Macchiato, der Satz 7 % beträgt und für einen Latte Macchiato aus pflanzlichen Milchersatzprodukten wiederum 19 %. Ein weiteres Beispiel: Frische Früchte und dickflüssige Säfte aus pürierten Früchten sowie Marmeladen werden ermäßigt besteuert. Für Säfte aus gepressten Früchten gilt indes der reguläre Steuersatz.
Der Bundesrechnungshof empfiehlt in dem Bericht dem Bundesfinanzministerium zudem, seine eigenen Vorgaben zu erfüllen und Subventionen einer regelmäßigen Erfolgskontrolle zu unterziehen. Bei den ermäßigten Steuersätzen habe das Ministerium „eindeutig gegen diese Vorgaben verstoßen“. Die letzte Evaluierung habe 2010 stattgefunden. Seither ist das Aufkommen, auf den ein ermäßigter Steuersatz Anwendung findet, laut Rechnungshof „beträchtlich gestiegen“.
Der BBV forderte derweil Lindner auf, an der steuerlichen Befreiung landwirtschaftlicher Fahrzeuge festzuhalten. Der Verband begründete dies damit, dass die Landwirte ihre Fahrzeuge weit überwiegend im Gelände und nicht auf den Straßen bewegten. Die Kfz-Steuer diene aber grundsätzlich der Finanzierung zur Instandhaltung der Straßen- und Verkehrswegeinfrastruktur. BWV-Präsident Hartelt gab außerdem zu bedenken, dass bei einer Streichung sich die Produktion von Lebensmitteln in Deutschland weiter verteuern würde. Aus seiner Sicht ist die Gretchenfrage, wer das bezahlen soll. Von den Betrieben könnten die zusätzlichen Kosten nicht gestemmt werden. Vielmehr müssten dann die Preise für Lebensmittel an der Ladentheke weiter angehoben und diese Erhöhung an die Erzeuger weitergereicht werden. Zudem stellte der BWV-Präsident fest, dass diese zusätzliche Belastung für viele Landwirte der Tropfen sein dürfte, der das Fass zum Überlaufen bringe und zu einer Betriebsaufgabe führe. Damit würde auch „billigend in Kauf genommen“, dass der Selbstversorgungsgrad weiter sinke und die Importe von Lebensmitteln zunähmen. AgE

 

Deutsche Molkereiwirtschaft meldet Umsatzrekord

 

 

Die Preise am Milchmarkt sind für Erzeuger und Verbraucher im vergangenen Jahr auf Rekordniveau gestiegen, doch besteht jetzt ein Rückschlagpotential. Wie der Milchindustrie-Verband (MIV) am 24. Januar bei der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin berichtete, ist die Rohmilchproduktion hierzulande – aber auch bei internationalen Wettbewerbern – wegen der hohen Erzeugerpreise wieder deutlicher gestiegen. Dies habe bei verhaltener Nachfrage in Inflationszeiten bereits zu Preisrückgängen für Milchprodukte am Weltmarkt und im Großhandel geführt. „Dies wird Konsequenzen für die Rohmilchpreise haben, die im Laufe von 2023 nachgeben werden“, so der MIV-Vorsitzende Peter Stahl. Zwar seien auch die Produktionskosten der Milchbauern wieder etwas gesunken, doch blieben diese – ebenso wie bei den Molkereien – auf einem deutlich höheren Niveau als in früheren Jahren. Laut Stahl lag der durchschnittliche Milcherzeugerpreis im vergangenen Jahr bei rund 53 Cent/kg und übertraf damit das Niveau von 2021 um 46 %. Die Milchanlieferungen blieben lange Zeit unter der Vorjahreslinie, nahmen jedoch in den letzten Monaten von 2022 spürbar zu, so dass insgesamt mit fast 32 Mio t Rohmilch nahezu ebenso viel verarbeitet werden konnte wie 2021. Die geringeren Anteile von Fett und Eiweiß haben allerdings bei den Milchinhaltsstoffen zu einem moderaten Rückgang geführt. Aufgrund der höheren Verkaufspreise nahm der Umsatz der Molkereiwirtschaft laut Stahl gegenüber 2021 um rund 6,5 Mrd Euro oder fast 23 % auf das Rekordniveau von 35 Mrd Euro zu. Dem standen aber bei den Molkereien auch stark gestiegene Kosten gegenüber, so dass viele Unternehmen laut MIV „dennoch rote Zahlen“ schrieben.
MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser erwartet für 2023 „ein Jahr der Regulierungen“. Themen seien unter anderem die Verpackungsverordnung, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder das Hinweisgeberschutzgesetz. „Wir geraten stark in den Sog überbordender Bürokratieanforderungen“, befürchtet Heuser. Das führe in den Unternehmen in schwierigen Zeiten zu weiter steigenden Kosten. „Wir appellieren an die Politik, haltet Augenmaß, denn wir kommen mit den Regulierungen nicht mehr nach“, so der MIV-Hauptgeschäftsführer. Er bemängelte hierbei die nicht vorhandene Kommunikation mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Es habe bisher noch kein „Milchgespräch gegeben – das Ministerbüro ist verschlossen“, beklagte Heuser. Kontakt gebe es nur auf Arbeitsebene.
Der stellvertretende MIV-Vorsitzende Hans Holtorf wies darauf hin, dass die Wirtschaft schon weiter vorangegangen sei und im Rahmen des Qualitätssicherungssystems für die Milcherzeugung (QM-Milch) die Systeme QM+ und QM++ mit Tierwohl- und Tiergesundheitskriterien entwickelt habe. Diese würden nun im Laufe von 2023 in den Läden des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) zu finden sein und passten zur dortigen Haltungsformkennzeichnung. „Er wäre schade, wenn die mit viel Mühe auf die Bahn gebrachten Systeme mit Mehrerlösen für den Landwirt durch gesetzliche Regelungen über den Haufen geworfen würden“, erklärte Holtorf. Die geplante staatliche Tierhaltungskennzeichnung dürfe die Umsetzung des funktionierenden privaten Systems nicht stören.
Laut Stahl hat 2022 der Absatz von Milchprodukten bei hoher Inflation und schwindender Kaufkraft abgenommen, wobei Mehrwert- und Bioprodukte besonders gelitten hätten. Die Gruppe, die am oberen Ende höherpreisige Ware kauft, sei 2022 kleiner geworden. „Aber wir hoffen und glauben, dass diese wieder zurückkommen wird“, so der MIV-Vorsitzende. Zum geringeren Verkauf von Biomilch habe auch beigetragen, dass der Handel zwischenzeitlich die Preise für die Ökomilch stark angehoben habe, um seine Handelsspanne aufzubessern, was die Kaufzurückhaltung verstärkt habe. Einzelne Molkereien hätten aufgrund der rückläufigen Nachfrage die Biomilcherzeuger sogar aufgerufen, die Produktion zu drosseln. Heuser merkte an, dass der Biomarkt momentan „im schweren Fahrwasser ist, aber nach der Krise zurückkommen wird“. Bio habe eine gute Zukunft und „wenn der Deutsche wieder mehr Geld in der Tasche hat, kommt Bio wieder hoch“. (AgE)

Lactalis: Salmonellen-Skandal möglicherweise noch nicht ausgestanden

Der französische Molkereikonzern Lactalis wird möglicherweise von dem Skandal um die Salmonellenkontamination von Milchpulverprodukten aus dem Jahr 2017 eingeholt. Medienberichten zufolge wird die zuständige Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft im Februar in der Sache Vertreter des Konzerns verhören. Im Raum stehen dem Vernehmen nach unter anderem Vergehen wie Täuschung und Körperverletzung. Ende 2017 waren durch Salmonellen in Milchpulverprodukten des Molkereikonzerns mehr als 40 Säuglinge erkrankt; der Staat hatte in der Folge die Kontrollvorgaben für die Milchindustrie verschärft. Der betroffene Produktionsstandort in Craon war bereits zuvor durch Salmonellennachweise und anschließende Infektionen aufgefallen; zudem hatten sich im Laufe der Aufarbeitung des Skandals verschiedene Ungereimtheiten ergeben. Unter anderem hatte die Generaldirektion Ernährung (DGAL) Lactalis Intransparenz vorgeworfen, nachdem Diskrepanzen zwischen Inspektionsberichten und den Ergebnissen der unternehmensinternen Kontrollen festgestellt worden waren. Der Konzern hatte indes jegliche Verantwortung von sich gewiesen und kein eigenes Verschulden gesehen. AgE

Emmi überschreitet die 4-Milliarden-Schwelle

Erstmals ist es dem Schweizer Molkereikonzern Emmi im Geschäftsjahr 2022 gelungen, die Umsatzmarke von 4 Mrd sfr (4 Mrd Euro) zu knacken. Wie der Konzern am 25. Januar mitteilte, belief sich der Gesamtumsatz „in einem anspruchsvollen Umfeld“ auf 4,230 Mrd sfr (4,24 Mrd Euro); das waren 8,1 % mehr als im Jahr zuvor. Das organische Wachstum lag bei 7 %. Zu der positiven Umsatzentwicklung hätten neben der notwendigen Anhebung der Verkaufspreise insbesondere eine hohe Dynamik in den Auslandsmärkten, strategische Nischen sowie die gute Entwicklung im Heimatmarkt Schweiz und dem Food-Service-Geschäft beigetragen. In der Schweiz erwirtschaftete Emmi im Berichtsjahr einen Gesamterlös von 1,698 Mrd sfr (1,700 Mrd Euro); im Vergleich zu 2021 ist das ein Plus von 2,9 %. Befeuert wurde das Geschäft nach dem pandemiebedingten Umsatzrückgang im Vorjahr insbesondere durch ein Wiedererstarken der Industrieverkäufe, vor allem bei Milchpulver; hier gab es einen Zuwachs von 42 %. Die Division Americas legte Emmi zufolge beim Umsatz kräftig um 20,1 % auf 1,673 Mrd sfr (1,675 Mrd Euro) zu. Sowohl auf den Wachstumsmärkten Brasilien, Mexiko und Chile als auch in den USA wurden steigende Erlöse verzeichnet. In der Division Europa verringerte sich hingegen der Umsatz um 2,1 % auf 730,4 Mio sfr (731,3 Mio Euro). Bereinigt um Akquisitions- und Währungseffekte ergibt sich jedoch ein organisches Wachstum von 6,7 %. Niedrigere Umsätze mit Spezialitätenkäse in Deutschland, Italien und in den Niederlanden führten zu Erlöseinbußen im Käsebereich. Mit einem Umsatzvolumen von 127,6 Mio sfr (127,7 Mio Euro) und einem Wachstum von 5,1 % schlug die Division Global Trade zu Buche. Beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) rechnet Emmi für das Geschäftsjahr 2022 nach einer Wertberichtigung des Anlagevermögens in Höhe von rund 13 Mio sfr (13 Mio Euro) mit 265 Mio sfr (265,3 Mio Euro) bis 280 Mio sfr (280,4 Mio Euro). Damit würde das Betriebsergebnis am unteren Ende der nach Ablauf des ersten Halbjahres kommunizierten Bandbreite liegen. Die um die Wertberichtigung bereinigte Reingewinnmarge dürfte sich im unteren Bereich der angestrebten Bandbreite von 4,5 % bis 5,0 % bewegen. Die detaillierten Ergebnisse des Geschäftsjahres 2022 wird Emmi am 1. März veröffentlichen. (AgE)

Umbau der Tierhaltung ist nicht konfliktfrei

 

Die restriktiven Vorgaben der niederländischen Regierung zur Verringerung des landwirtschaftlichen Stickstoffeintrags zur Einhaltung der EU-Nitratrichtlinie haben im vergangenen Jahr einen massiven Proteststurm der Bauern in dem Nachbarland ausgelöst. Insbesondere die Tierhalter fürchten – auch aufgrund vieler weiterer Auflagen – um ihre Existenz. Wie der Vorsitzende des Fachbereichs Milchwirtschaft im niederländischen Bauernverband (LTO), Erwin Wunnekink, am 24. Januar beim „Nordwestdeutschen Milchtreff“ im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin berichtete, hat auch die Land-Stadt-Problematik den Konflikt verschärft. Nicht nur Tierhalter und Bauern hätten sich den Protesten angeschlossen, sondern auch viele Landbewohner, die aufgrund der aus ihrer Sicht realitätsfernen Vorschriften um ihre Arbeitsplätze in landwirtschaftsnahen Bereichen und die Wirtschaftskraft des ländlichen Raumes insgesamt bangten. Wunnekink verurteilte die stellenweise auftretende Gewalt bei den Protesten, stellte jedoch fest, dass „diese erreicht haben, dass wir gehört werden“. Das allein reiche aber nicht, denn „es müssen Lösungen gefunden und das Puzzle gelöst werden“, so der LTO-Milchpräsident. Dies gelinge letztlich nur in der gesamten Wertschöpfungskette und gemeinsam mit Behörden, der Politik und der Gesellschaft. Es müsse eine Strategie und „neue Wertschöpfung für gutes Essen und eine grüne Umwelt“ geben, forderte Wunnekink. Hierfür seien auch technische Innovationen ein wichtiger Faktor. Ohne Kühe möge es weniger Emissionen geben, dann aber auch keine Nahrungsmittel und kein Grünland. Es müsse deshalb zu einem „integriertes Denken“ kommen, das alle Aspekte berücksichtige. Die „Trumpfkarte“ der Milcherzeuger sei dabei das Grünland mit seiner wichtigen Rolle für die Nahrungsmittelerzeugung aus nicht für Menschen verwertbarer Pflanzen sowie dessen Bedeutung für die Biodiversität und Kulturlandschaft.
Der Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, stellte fest, dass viele Dinge und Probleme in Deutschland mit denen der Niederlande vergleichbar seien, auch wenn sie dort wegen der kleineren Fläche und höheren Viehdichte herausfordernder seien. „Ich mache mir großen Sorgen um die Tierhaltung hierzulande“, erklärte Schmal. Die Landwirtschaft sei bereit, den Weg zum Umbau mitzugehen, doch die Politik liefere nicht. Es werde nicht gesagt, wie der Umbau konkret aussehen solle und wie man diesen ausreichend finanzieren wolle. Die in Aussicht gestellte 1 Mrd Euro reiche nicht aus. „Das geht so nicht“, stellt der DBV-Milchpräsident klar. Aufgrund der Auflagenflut hätten schon viele Tierhalter aufgegeben, und jüngere Hofnachfolger hätten außerhalb der Landwirtschaft gute Arbeitsperspektiven. „In Berlin nimmt man scheinbar nicht wahr, was auf dem Land passiert“, monierte Schmal. „Wir Landwirte wollen Ernährung sichern und das Klima schützen, doch dafür brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven seitens der Politik“, betonte der DBV-Vizepräsident. Das gelte besonders für die jüngeren Hofnachfolger. (AgE)

Trendreport Ernährung 2023: In Richtung klimafreundliche und nachhaltige Ernährung

Eine klimafreundliche und nachhaltige Ernährung dürfte der Trend beim Lebensmitteleinkauf in den nächsten Jahren sein. Das ist zumindest das Ergebnis des „Trendreports Ernährung 2023“, den das Nutrition Hub und das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) jetzt vorgelegt haben. Dazu wurden mehr als 170 Fachleute befragt. Laut 48 % der befragten Experten zeigt sich dieser Trend vor allem in drei Entwicklungen. So messen Verbraucher bei Ernährungsentscheidungen den Aspekten Regionalität und Nachhaltigkeit eine größere Bedeutung zu. Ferner gibt es ein Umdenken in der Lebensmittelindustrie hin zu gesundem Convenience Food, Biomarken sowie einer Vielfalt an vegetarischen und veganen Produkten. Schließlich entwickelt sich den Fachleuten zufolge die Gemeinschaftsverpflegung zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Aus Sicht von 36 % der interviewten Ernährungsexperten ist der Flexitarismus inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. So könnten sich viele Menschen, die den Veganismus als zu extrem empfänden, mit einer pflanzenbetonten Ernährung anfreunden, da sie tierische Produkte nicht komplett verbiete. Verwiesen wurde von den Ernährungsfachleuten auch auf die Zunahme digitaler Angebote in der Ernährungsberatung und -therapie. Hierbei sei das Smartphone unverzichtbar geworden. Zum Thema Convenience Food und gesundes Essen zum Mitnehmen stellten 20 % der Befragten fest, dass beide Aspekte eine wichtige Rolle im Arbeitsalltag spielten. Bedingt durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt und der individuellen Gestaltung des Alltags sehen 19 % der Ernährungsfachleute die personalisierte Ernährung stark im Kommen. Weitere Trends sind die Ernährung für den Darm, das Bewusstsein für gesunde Ernährung, eine achtsame Ernährung, vegane Ernährung und alkoholfreier Genuss. Ein Schwerpunkt bei der Erarbeitung des Berichts lag laut dem BZfE auf den Folgen des Ukraine-Krieges für die hiesige Ernährung. Durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten stehe vor allem einkommensschwachen Familien ein kleineres Budget für gesunde Lebensmittel zur Verfügung. „Wir sehen dadurch eine sich öffnende Schwere zwischen arm und reich. Krieg und Inflation sind Hemmschwellen für eine bessere Ernährung“, erklärte BZfE-Leiterin Dr. Margareta Büning-Fesel. (AgE)

Leitfaden zum Klimaschutz für Unternehmen veröffentlicht

Die deutschen Lebensmittelhersteller wollen beim Klimaschutz weiter vorankommen. Dazu hat die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) für die Unternehmen der Branche einen Klimaleitfaden erarbeitet, der am 23. Janaur auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) vorgestellt worden ist. Laut Aussage des BVE verfolgt die Lebensmittelwirtschaft bereits seit Jahren ambitionierte Klimaschutzziele. „Damit dieses Engagement noch effizienter umgesetzt werden kann, bieten wir mit dem Leitfaden eine Orientierungshilfe über lohnenswerte Maßnahmen“, erklärte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet anlässlich der Vorstellung des Leitfadens. Dieser fasst die ökologischen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zusammen und gibt für unterschiedliche Produktionsbereiche praktische Tipps. Im Vordergrund steht der Bundesvereinigung zufolge, dass die eigenen Treibhausgasemissionen so weit wie möglich reduziert und erst im nächsten Schritt durch Zertifikate überschüssige Emissionen kompensiert werden. Zudem geht es laut BVE auch um die richtige Kommunikation. „Aussagen zu Klimaneutralität, etwa auf der Verpackung, sollten mit Bedacht getätigt werden, damit nicht der Vorwurf des Greenwashings aufkommt“, so Sabet. Zugleich sei es für Unternehmen heute immens wichtig, ihren Einsatz für Klimaschutz gegenüber Konsumenten sichtbar zu machen. Die Publikation mit dem Titel „Ambitionierten Klimaschutz erfolgreich umsetzen. Auf dem Weg zur Klimaneutralität“ wurde von der BVE gemeinsam mit der ÖKOTEC Energiemanagement GmbH und dem Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) an der Universität Witten/Herdecke erstellt. Sie ist Teil der BVE-Klimaschutzkampagne „PlusPlus-Prinzip“, die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Mit der Kampagne werden auch die Vorteile von Klimaschutz für Unternehmen dargestellt. Nach Angaben des Branchenverbandes nahmen bereits mehr als 1 700 Personen an den angebotenen Webinaren teil. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 25. Januar

In Deutschland hat der saisonale Anstieg der Milchanlieferung in den ersten Januarwochen angehalten. Laut Schnellberichterstattung der ZMB nahmen die Molkereien in der 2. Woche 0,4 % mehr Milch auf als in der Vorwoche. Gegenüber der Vorjahreswoche bedeutet das ein Plus von 4,3 %. In Frankeich war die Milchanlieferung zuletzt um 2,5 % niedriger als in der Vorjahreswoche.
Die Preise für Rohmilch, Magermilchkonzentrat und Sahne haben an den Spotmärkten zuletzt bei guter Verfügbarkeit weiter nachgegeben. Am Markt für Magermilchpulver setzen sich die schwächeren Tendenzen der vergangenen Wochen fort. Das Kaufverhalten ist überwiegend abwartend, insbesondere auf längere Termine. Es ist zuletzt aber eine leichte Belebung eingetreten und in gewissem Umfang sind Bedarfe sehr kurzfristig gedeckt worden.
Am Weltmarkt ist das Kaufinteresse derzeit überwiegend ruhig, insbesondere in Asien, was auf das chinesische Neujahrsfest zurückgeführt wird. Im Nahen Osten ergeben sich vereinzelt Möglichkeiten. Der Nachfrage steht ein ausreichendes Angebot gegenüber, wobei die Verfügbarkeit anscheinend je nach Anbieter unterschiedlich ist. Zusätzlich zum Angebot aus der laufenden Produktion, wird aus verschiedenen Herkünften dem Vernehmen auch Partien an älterer Ware angeboten. Nach den Neujahresfeierlichkeiten dürften die Aktivitäten in Asien wieder zunehmen. Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität haben erneut etwas nachgegeben, wobei der Preisrückgang aber weniger ausgeprägt ist als in anderen Produktsegmenten. Futtermittelware trifft bei etwas schwächeren Preisen auf eine ruhige Nachfrage.
Am Markt für Vollmilchpulver wird teilweise über ein umfangreiches Angebot berichtet, das nicht einfach und nur mit Preiszugeständnissen im Markt unterzubringen ist. Die Preise haben zuletzt deutlicher nachgegeben.
Von schwächeren Entwicklungen wird auch bei Molkenpulver berichtet. Lebensmittelware wird nach den jüngsten Preisrückgängen ruhig nachgefragt. Futtermittelware wird dem Vernehmen nach etwas schwächer gehandelt. Es steht umfangreiches Angebot an Molkenkonzentrat zu sehr niedrigen Preisen zur Verfügung. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/elite-magazin)

Sehr hohe Milchpreise in Deutschland zum Jahreswechsel

Der Dienstag der Grünen Woche steht in Berlin traditionell im Zeichen der Milchpolitik. Im Rahmen des Milchpolitischen Frühschoppens berichtet der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes Peter Stahl über die Lage der Branche: „Wir blicken auf einen sehr volatilen Milchmarkt im Jahr 2022 zurück. Verbraucherpreise und Rohmilchpreise für die Erzeuger erreichten Rekordniveau. Der Ukrainekrieg und die Corona-Pandemie beeinflussten dabei in den letzten zwei Jahren mittelbar den Milchmarkt. Aufgrund hoher Preise griffen die Verbraucher aber zuletzt seltener zu Milchprodukten.“ Auch die Energiekrise und Einbrüche im Export stellten die heimischen Molkereien vor große Herausforderungen. Der Ausblick für die Marktentwicklung 2023 hat sich vor diesem Hintergrund etwas eingetrübt, dennoch bleibt der Verband verhalten optimistisch.
Rund 53.000 Milcherzeuger in Deutschland haben die Molkereien im vergangenen Jahr zuverlässig mit Rohmilch versorgt, fast 32 Mio. Tonnen wurden verarbeitet. Damit wurde das Niveau des Vorjahres knapp erreicht. Dabei ging die Milchanlieferung Anfang 2022 zunächst spürbar zurück. Immer mehr Auflagen und hohe Kosten machten den Milcherzeugern das Leben schwer. Dazu kamen regional fehlender Niederschlag und somit eine schlechte Futtersituation. Hohe Milchpreise haben allerdings ab Herbst die Produktion wieder steigen lassen, so dass zuletzt in Europa und weltweit genug Rohmilch zur Verfügung stand.
Für das abgelaufene Kalenderjahr 2022 rechnet die ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH mit einem vorläufigen Milchpreis von 53 Cent/kg Rohmilch (4,0 Prozent Fett, 3,4 Prozent Eiweiß). Inklusive geschätzter Nachzahlungen wird der Milchpreis daher rund 46 Prozent über dem Jahr 2021 liegen. Das vergangene Jahr endete mit Milchgeldzahlungen, die vielfach bei über 60 Cent/kg Rohmilch lagen. Dabei ist zu beachten, dass durch die Preissteigerungen bei Produktionsfaktoren wie Energie und Futtermitteln auch enorme Kostensteigerungen bei den Milcherzeugern zu verzeichnen sind. Der Kieler Rohstoffwert als Indikator für die Marktentwicklung sank hingegen im Dezember auf knapp 48 Cent/kg, weitere Preisanstiege beim Erzeugerpreis zeichnen sich daher nicht ab.
Der Umsatz der deutschen Milchindustrie lag im vergangenen Jahr bei geschätzten 35 Mrd. Euro. Allerdings haben sich die Absatzverhältnisse und die damit zusammenhängenden Aussichten deutlich verändert. Rund 50 Prozent der Milch werden in Deutschland zu Käse verarbeitet. Die Preise für Käse sind auch hier zuletzt stark angestiegen. Die Nachfrage bei den inflationsbedingt sehr preissensiblen Verbrauchern ging entsprechend zurück. Am Beispiel des Biomarktes lässt sich das Konsumentenverhalten gut ablesen: Deutsche Verbraucher verzichten zunehmend auf Bioqualität und Mehrwertprodukte selbst bei Handelsmarken, während Politiker in Berlin und Brüssel einen Biomarkt-Anteil von 30 Prozent anpeilen. Verunsicherung und Verteuerung in allen Lebensbereichen sind Gründe dafür.
Die Preise für Lebensmittel sind in den vergangenen Monaten für einige Produkte und je nach Vertragszeitraum entsprechend den Marktgegebenheiten gestiegen. Überdurchschnittlich erhöht haben sich jedoch die Kosten für die Herstellung und Verarbeitung von Milch und Milchprodukten – unabhängig davon, ob ein Unternehmen höhere Preise für sein Produkt erzielen konnte. Die Erlöse konnten die hohen Kosten häufig kaum decken. Viele Molkereien haben daher trotz des insgesamt hohen Preisniveaus rote Zahlen geschrieben. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen im Energiebereich für Strom und Gas werden die Molkereien zudem kaum entlasten, die Bedingungen sind kompliziert und reduzieren den Empfängerkreis. Hohe Lohnforderungen und enorme Preissteigerungen im Einkauf haben die Kosten in der Verarbeitung damit zusätzlich steigen lassen.
Diese auch im internationalen Vergleich überproportional hohen Produktions- und Energiekosten sowie der schwache Euro hemmen die heimischen Molkereien im weltweiten Wettbewerb. Und das, obwohl sich auch die internationalen Milchmärkte im Jahr 2022 lange durch sehr hohe Preise ausgezeichnet und das hohe nationale Preisniveau erst mit ermöglicht haben. Kunden im In- und Ausland fragen weniger nach, die Konsumenten halten sich zurück. Neue Einbrüche im Export sind denkbar. Zentral hierbei sind die Marktentwicklungen in China, dem größten Milcherzeugnis-Importeur der Welt. Die dort zuletzt verhaltene Nachfrage könnte eine mögliche Folge der Pandemiebekämpfung in China sein. Zuletzt haben die Weltmarktpreise deutlich nachgegeben. Die wichtigen internationalen Tender haben in den letzten vier Angebotsrunden nach unten tendiert. Sollte China wieder verstärkt nachfragen, könnten die Preise wieder steigen.
Die Milchpreisentwicklung für das Jahr 2023 wird dem Markt – und damit Angebot und Nachfrage – folgen, das ist die Verbandsprognose. Der Milchpreis befindet sich aktuell auf einem historisch hohen Niveau, wird in Summe aber nicht das Ergebnis vom Vorjahr erreichen. Ungewiss ist dabei die regionale Ausprägung in Abhängigkeit der erzeugten Milchmengen sowie Vermarktungsschwerpunkten der Milchverarbeiter. Versorgungssicherheit und eine Stärkung der nationalen Erzeugung von Lebensmitteln sollten gerade in schwierigen Zeiten im Fokus von Politik und Gesellschaft stehen.

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 18. Januar

 

 

Zum Jahresauftakt von 2023 setzte sich der saisonale Anstieg der Milchanlieferung in Deutschland fort. In der ersten Woche des neuen Jahres erhöhte sich die Milchmenge laut Schnellberichterstattung der ZMB 1,6 % im Vergleich zur Vorwoche. Damit wuchs der Vorsprung zur Vorjahreslinie auf 4,2 %. Auch das Niveau von 2021 wurde übertroffen. In Frankeich wurden in der in der ersten Woche 1,4 % weniger Milch angeliefert in der Vorjahreswoche.
An den Spotmärkten haben die Preise für Rohmilch, Magermilchkonzentrat und Sahne weiter nachgegeben. Das Kaufinteresse für Rohstoff ist zurückhaltend.
Am Markt für Magermilchpulver wird weiter von ruhigen Aktivitäten berichtet. Es werden vor allem die bestehenden Kontrakte abgewickelt, die normal abgerufen werden. Die Einkäufer agieren abwartend und haben aktuell anscheinend kaum dringenden Bedarf. Auch das Exportgeschäft nach Drittländern verläuft derzeit in ruhigen Bahnen, zumal auch der Dollarkurs für die Exporteure aus der EU derzeit ungünstig ist. In Asien ist die Lage feiertagsbedingt ruhig. Etwas Kaufinteresse besteht hingegen im Nahen Osten und Nordafrika. Der Nachfrage steht aktuell ein ausreichendes Angebot gegenüber. Zuletzt sind nur wenige neue Abschlüsse zu Stande gekommen.
Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität tendieren leicht schwächer und sind nach wie vor uneinheitlich. Auch bei Futtermittelware wird über etwas schwächere Tendenzen berichtet.
Bei Vollmilchpulver besteht ein gewisses Kaufinteresse, wobei die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern aber auseinandergehen. Die Preise tendieren erneut etwas schwächer. In anderen EULändern wird dem Vernehmen nach auch etwas ältere Ware angeboten.
Molkenpulver in Futtermittelqualität trifft bei schwächeren Preisen auf eine gute Nachfrage. Dem Vernehmen nach sind günstigere Offerten im Markt zu finden. Lebensmittelware wird aktuell ruhig nachgefragt. Überwiegend wird von etwas schwächeren Preisen berichtet. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta.de)

Höheres Rohmilchangebot belastet den Markt

Laut Schnellerhebung der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) lag das Aufkommen in der ersten Kalenderwoche 2022 um 4,2 % über der Vorjahreslinie. Mitte 2022 hatten Marktexperten noch darauf verwiesen, dass die anziehenden Milcherzeugerpreise aufgrund der hohen Produktionskosten nicht zu einer Steigerung der Milcherzeugung führen – nun sieht das anders aus.
Der Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) stellte diese Woche fest, dass sich die erhöhten Rohmilchanlieferungen zunehmend problematisch auf die Marktentwicklung für Milcherzeugnisse auswirkten. Dem steigenden Angebot stehe aufgrund der wirtschaftlich angespannten Situation nur ein verhaltenes Kaufinteresse der Kunden national wie international gegenüber, so dass Preiskorrekturen für Milchprodukte zu beobachten seiem. Dies zeigte sich diese Woche erneut auch an den amtlichen Notierungen für Milchprodukte, die allesamt nachgaben.
Bei Päckchenbutter gab es laut der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten zwar wieder eine bessere Nachfrage des Lebensmittelhandels, doch wurde die Notierung am 18. Januar im Spannenmittel um 10 Cent auf 7,25 Euro/kg bis 7,60 Euro/kg zurückgenommen. Bei der weiterhin nur schleppend georderten Blockbutter ging es im Schnitt sogar um 27,5 Cent oder 5,6 % auf 4,60 Euro/kg bis 4,75 Euro/kg nach unten.
Kaum besser sah es bei Schnittkäse aus. Die Nachfrage ist deutlich schwächer als vor Weihnachten und Lagerbestände bauen sich auf. Die Notierung für Gouda und Edamer in Hannover wurde am Mittwoch für die Blockware im Spannenmittel um 25 Cent auf 3,80 Euro/kg bis 4,20 Euro/kg herabgesetzt. Bei der Brotware belief sich der Abschlag im Schnitt auf 15 Cent; die neue Preisspanne lautete 4,10 Euro/kg bis 4,60 Euro/kg.
Nach wie vor nicht in Schwung kommt seit Jahresbeginn die Nachfrage nach Magermilchpulver. Die Geschäftsaktivitäten seien ruhig und die Einkäufer würden sich abwartend verhalten, berichtete die ZMB. Auch der Export laufe eher schleppend; der anziehende Eurokurs gegenüber dem Dollar und Ferienzeit in Asien dämpften die Nachfrage.
Laut Kemptener Börse gaben die Verkaufspreise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität diese Woche im Schnitt um fast 10 Cent nach und lagen zwischen 2,60 Euro/kg und 2,75 Euro/kg. Die Futtermittelware ließ sich für 2,35 Euro/kg bis 2,40 Euro/kg veräußern; das waren im Mittel 8 Cent weniger als in der Vorwoche.
Auch Vollmilchpulver blieb von der anhaltenden Preiskorrektur nicht verschont: Die Hersteller mussten hier laut Kemptener Börse einen Abschlag von 10 Cent auf 3,80 Euro/kg bis 3,95 Euro/kg hinnehmen. Bei Molkenpulver setzte sich die Abwärtstendenz ebenfalls fort. Futtermittelware verzeichnete diese Woche einen Preisrückgang von 7 Cent/kg; bei lebensmitteltauglichem Molkenpulver waren es durchschnittlich 4 Cent/kg.
Am internationalen Markt für Milcherzeugnisse kam der Preisrückgang dagegen vorerst zum Stillstand. Bei der Auktion auf der Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) gab am 17. Januar der gewichtete Index aller gehandelten Standardmilchprodukte gegenüber der Auktion vor zwei Wochen nur um 0,1 % nach. Die Lieferkontrakte des umsatzstärksten Produktes Vollmilchpulver wurden im Mittel aller Fälligkeiten mit 3.218 $/t (2.976 Euro) gehandelt; das waren 0,1 % mehr als Anfang Januar.

Milch mit Tierschutzlabel gefragt

Trotz der im Zuge der Inflation bemerkbare Konsumzurückhaltung bei Markenmilch verzeichnet die Milch, die nach dem Tierschutzlabel „Für mehr Tierschutz“ produziert wird, einen konstanten bis leicht steigenden Absatz. Das erklärte der Deutsche Tierschutzbund auf Anfrage von Elite.
Mittlerweile würden neun Molkereien in Deutschland, u. a. Hochland, Bechtel, Gropper und NordseeMilch, Tierschutzlabel-Milch verarbeiten, sodass die Produkte bundesweit verfügbar seien. Im zehnten Jahr seit der Gründung des Labels sei die Zahl der teilnehmenden Milchkuhbetriebe auf 283 angestiegen. Davon produzieren 166 für die Einstiegsstufe und 117 Höfe für die Premiumstufe. Insgesamt handelt es sich dabei um 145.000.000 kg Milch pro Jahr.
Über alle Tierarten hinweg (inkl. Schweine, Geflügel, Mastrinder) stieg die Zahl der teilnehmenden Betriebe auf 560. In diesem Jahr sollen es mindestens 600 werden. Der Deutsche Tierschutzbund rechnet mit einer weiteren Steigerung des Marktanteils.

10-Punkte-Plan zur digitalen Zukunft vorgelegt

Eine klare Positionierung zum Zukunftsthema Digitalisierung haben Vertreter der deutschen Milchwirtschaft jetzt in einem 10-Punkte-Plan vorgenommen. Das Papier, das am 16. Januar vorlegt wurde, definiert die zentralen Herausforderungen, denen die Branchenakteure gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Gesellschaft aktiv begegnen wollen. Die wichtigsten Aufgaben liegen nach Ansicht der Verfasser insbesondere im Austausch zu aktuellen und zukunftweisenden Entwicklungen, der Bearbeitung übergeordneter Fragestellungen, der Identifikation zentraler Handlungsfelder und der Förderung des Wissenstransfers. Gefordert wird in dem 10-Punkte-Plan, einen gemeinsamen Mehrwert für Landwirte und Molkereiwirtschaft zu schaffen. Ein Mehrwert bestehe schon allein darin, Daten automatisch zu erfassen und Dopplungen in der Erfassung konsequent abzustellen. Auf diese Weise würde sich der Arbeitsaufwand für die Beteiligten deutlich reduzieren. Außerdem sollten bereits vorhandene Ansätze und Akteure zusammengeführt werden. Das würde Zeit und Kosten sparen und einen strategisch-technologischen Nutzen für alle Beteiligten bieten. Darüber hinaus gelte es, einen „Grundstein“ für eine gemeinsame Datenplattform zu legen, heißt es in dem Papier. Ein guter Startpunkt liege hier in Themenstellungen, die mit Blick auf gesellschaftliche Anforderungen an die Landwirtschaft einen besonderen Mehrwert für die Branche böten, beispielsweise Tierwohl oder Klimaeffekte von Milchprodukten. Zudem müsse zukünftig verstärkt nach dem Konzept „Netzwerk statt Insellösungen“ gearbeitet werden. Zwar gebe es eine Flut von Daten und Informationen, die teilweise sogar automatisch erhoben würden; allerdings würden diese nicht analysiert, geschweige denn mit anderen Datensätzen zusammengeführt.
Die Vertreter der Milchwirtschaft sprechen sich außerdem für faire Regeln im gemeinsamen Datenraum aus. Seien die Regeln einmal für alle Partner festgelegt, entfalle ein mühsames Verhandeln zwischen unzähligen Akteuren. Zudem entstehe Vertrauen, und anfängliche Bedenken lösten sich auf. Daneben brauche ein digitales Aktionsportal auch die Sicherheit, dass der Datenfluss technisch funktioniere und die verfügbaren Daten aktuell und valide seien. Die aktuelle Positionierung zum Thema Digitalisierung wurde in Zusammenarbeit der Initiativverbände der „Strategie 2030 der Deutschen Milchwirtschaft“ erarbeitet, die im Januar 2020 veröffentlicht wurde. Die bedeutenden Akteure, der Bundesverband der Privaten Milchwirtschaft (BPM), der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), die Interessengemeinschaft Milch (IG Milch) und der Milchindustrie-Verband (MIV), bekennen sich dazu, die bestehenden und zukünftigen Herausforderungen von Milcherzeugern und Molkereien anzupacken und im Sinne der deutschen Milchwirtschaft zu gestalten. Der Verband der Deutschen Milchwirtschaft (VDM) begleitet die Umsetzung, Weiterentwicklung und Nachjustierung der einzelnen Maßnahmen der Strategie 2030 organisatorisch. (AgE)

Handel mit Milch-Futures an der EEX auf Rekordniveau

Die starken Volatilitäten am Milchmarkt haben im vergangenen Jahr an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig für einen Umsatzrekord gesorgt. Wie die Warenterminbörse am 16. Januar mitteilte, wurden insgesamt 41 537 Kontrakte für Standardmilchprodukte mit einem Warenäquivalent von 207 685 t abgeschlossen. Im Vorjahresvergleich legte 2022 der Handel mit Futures und der dahinterstehenden Tonnage um 51 % zu. Dabei verzeichnete die EEX bei den verschiedenen Terminkontrakten auf Milchprodukte durchweg zweistellige Wachstumsraten. So nahm das Handelsvolumen bei den Butter-Futures gegenüber 2021 um 24 % auf 14 206 Kontrakte zu, was einem Warenäquivalent von 71 303 t entsprach. Einen noch deutlich stärkeren Zuwachs verbuchte die Börse bei den Futures auf Magermilchpulver, deren Umsatz um 70 % auf 25 325 Kontrakte beziehungsweise 126 625 t stieg. Zudem war bei den Kontrakten für Molkenpulver ein Handelsplus von 74 % auf 2 006 Futures für 10 030 t zu verzeichnen. Laut EEX wurde der neue Jahresrekord im Handel mit Milch-Futures bereits am 21. September 2022 erreicht, als das kumulierte Volumen den bisherigen Höchststand aus dem Gesamtjahr 2017 übertraf. Neben den Milchprodukten werden an der EEX auch Futures auf Veredlungskartoffeln gehandelt. Bei den Kartoffel-Futures belief sich 2022 das Volumen auf 16 444 Kontrakte, was im Vorjahresvergleich einen Rückgang von 13 % bedeutete. Unter dem Strich verzeichnete die EEX 2022 aber mit 57 981 gehandelten Agrar-Futures gegenüber 2021 ein Wachstum von 25 %. Laut dem Leiter des EEX-Agrarproduktsegments, Sascha Siegel, hat sich der Handel bei den Terminkontrakten für Milchprodukte 2022 „hervorragend entwickelt“. Dies zeige, dass Unternehmen der Wertschöpfungskette zunehmend die börslichen Risikomanagementinstrumente in Europa nutzten, um sich gegen Preisschwankungen bei Milch und Milchprodukten abzusichern. (AgE)

Erzeuger verdienen wieder Geld

Lange Zeit haben die Milchbauern in Deutschland kaum schwarze Zahlen geschrieben. Dies hat sich mit dem starken Anstieg der Milcherzeugerpreise 2022 geändert. Im zweiten Halbjahr konnten die Landwirte bei Vollkostenrechnung mehr Geld erlösen als sie für die Produktion der Milch aufwenden mussten. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) auf der Grundlage von Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) am 16. Januar mitteilte, stand im Oktober 2022 durchschnittlichen Erzeugungskosten für ein Kilogramm Standardmilch von 47,51 Cent ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 59,33 Cent gegenüber. Damit lag das Milchgeld höher als die Erzeugungskosten, und zwar gleich um 11,8 Cent oder 24,9 %. Bei der vierteljährlichen Erhebung hatten im Juli 2022 die Milcherlöse erstmals seit Beginn der Berechnungen 2014 über den Kosten gelegen, damals um 7,73 Cent/kg oder 16,3 %. Um auch langfristig eine Kostendeckung und damit eine nachhaltige und stabile Landwirtschaft zu bewahren, sind laut EMB aber Reformen in der Agrarpolitik nötig. Der Dachverband fordert deshalb seit längerem die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments für Zeiten der Marktschwäche. Das von ihm vorgeschlagene Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachte und reagiere auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion und stabilisiere so die Preise. Solch verlässliche Rahmenbedingungen für einen krisenfreien und robusten Milchmarkt seien notwendig, um den Milchviehhaltern in ganz Europa langfristige Perspektiven und der jüngeren Generation Sicherheit bei der Übernahme eines Hofes zu geben. (AgE)