Lactalis will an Russlandgeschäft festhalten

Der nach eigenen Angaben weltweite größte Molkereikonzern Lactalis mit Sitz im französischen Laval will seine Aktivitäten in Russland nicht aufgeben. Wie das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 22 Mrd Euro kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, soll das Geschäft weiter betrieben werden, um den lokalen Lebensmittelmarkt zu beliefern. „Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt beschlossen, in Russland zu bleiben. Wir sind der Meinung, dass wir unseren Auftrag, die Zivilbevölkerung zu ernähren, erfüllen sollen“, so ein Sprecher gegenüber Reuters. Der französische Wettbewerber Danone hatte hingegen, wie zuvor bereits die neuseeländische Fonterra, angekündigt, sich aus dem Markt zurückzuziehen. Das Privatunternehmen Lactalis hat vier Produktionsstätten, die lokale Milch verarbeiten, und beschäftigt in Russland rund 1 900 Mitarbeiter. Russland trug im vergangenen Jahr etwa 1 % zum weltweiten Umsatz bei. Der Konzern habe seine industriellen Investitionen und seine Werbung in Russland eingestellt und sein lokales Geschäft vom Rest seiner Aktivitäten getrennt, erklärte der Sprecher und fügte hinzu, dass das Unternehmen keine Verträge mit dem russischen Staat habe. Lactalis hat auch seine Präsenz in der Ukraine aufrechterhalten, wo es drei Produktionsstätten mit rund 850 Mitarbeitern unterhält. Die Fabriken befinden sich auf dem von der Ukraine kontrolliertem Gebiet in der Nähe der Frontlinien im Osten und Süden des Landes und mussten zeitweise aus Sicherheitsgründen den Betrieb einstellen. Vor dem Krieg erwirtschaftete das Geschäft in der Ukraine einen ähnlichen Umsatz wie das in Russland. AgE

Kostendeckung im Milchsektor erreicht

Im Juli 2022 haben die Milcherzeuger in Deutschland mehr Geld erlöst als sie für die Produktion der Milch aufwenden mussten. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) auf der Grundlage von Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) am 18. Oktober mitteilte, stand durchschnittlichen Erzeugungskosten für ein Kilogramm Standardmilch von 47,31 Cent ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 55,04 Cent gegenüber. Damit lag das Milchgeld erstmals seit Beginn der Berechnungen 2014 höher als die Erzeugungskosten, und zwar gleich um 7,7 Cent oder 16,3 %. Wie der Verband weiter mitteilte, hatte sich diese Tendenz bereits im vorhergien Quartal abgezeichnet, als Kosten und Erlöse in etwa auf gleicher Höhe waren. Seitdem seien die Erzeugerpreise weiter gestiegen, ohne allerdings einen Zuwachs bei der Milchproduktion auszulösen. Im Juli 2022 lag das Aufkommen um 0,6 % unter dem vergleichbaren Vorjahresmonat, und von Januar bis Juli waren es 1,3 % weniger als in der Vorjahresperiode. Der EMB folgert daraus, dass der Zustand der Milchviehbetriebe, der durch die anhaltende starke Kostenunterdeckung der vergangenen Jahre geprägt sei, eine Reaktion auf höhere Preise kaum zulasse. Die Milcherzeugung brauche nämlich langfristig stabile Preise, die neben der Kostendeckung und einem fairen Einkommen auch ausreichend Gewinn beinhalten müssten. Nur so könnten „die Zersetzung der Produktionsstruktur“ aufgehalten und junge Erzeuger wieder für den Sektor gewonnen werden. Die Politik müsse handeln, um eine stabile Produktionsstruktur und damit die Ernährungssicherheit in der EU zu gewährleisten, mahnte der EMB. Die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen bestünden aus ausreichend starken, molkereiübergreifenden Erzeugerorganisationen, Kriseninstrumente wie dem Marktverantwortungsprogramm (MVP), einer sozial und nachhaltig ausgerichteten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sowie einer fairen Gestaltung der Milchlieferverträge oder auch Spiegelmaßnahmen von EU-Auflagen bei Drittlandsimporten. (AgE)

Preisanstieg bei Milchprodukten noch nicht am Ende

 

 

 

 

 

Der Ukraine-Krieg beziehungsweise die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Märkte stellen die Milchbauern und Molkereien vor enorme Herausforderungen. „Wir haben ein ganz schwieriges Umfeld mit massiven Kostensteigerungen in vielen Bereichen für die Molkereien“, stellte am 21. Oktober der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, bei der Pressekonferenz zur Jahrestagung in Berlin fest. Die Rohmilch für die Verarbeitung, Energie, Rohstoffe und Verpackungen, die Logistik und nicht zuletzt das Personal, alles sei teurer geworden. Die Kostensteigerungen seien nur mit Zeitverzug in höhere Abgabepreise umzusetzen, was noch nicht beendet sei. „Wir stehen noch vor weiteren Preissteigerungen, was wir auch bei den Ladenverkaufspreisen sehen werden. Da ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht“, so der MIV-Vorsitzende. Nach Einschätzung des MIV-Hauptgeschäftsführers Eckhard Heuser werden die voraussichtlichen Preisanhebungen in den Geschäften jedoch nach Warengruppen unterschiedlich ausfallen und in der Summe auch nicht mehr so stark wie zuletzt ausfallen. Das hänge mit der Fristigkeit der abgeschlossenen Kontrakte zusammen. So habe der Butterpreis wohl „seine Oberkante erreicht“, während bei Käse im November und bei Konsummilch im Januar noch Preisanpassungen erfolgen dürften. Laut MIV lag der Umsatz der Milchwirtschaft 2021 bei 28,5 Mrd Euro und wird nach Schätzung von Heuser in diesem Jahr preisbedingt um rund 15 % bei stark gestiegenen Kosten zunehmen. Für den Milchpreis erwartet er einen Anstieg von 36 Cent/kg im Vorjahr auf mehr als 50 Cent/kg im Schnitt für 2022. Aktuell müssen laut MIV einige Molkereien bereits mehr als 60 Cent/kg für die Rohmilch zahlen, womit Deutschland die höchsten Preise in der EU habe und 10 Cent über dem Nachbarland Frankreich liege. Zudem sei die „Milchpreisrally“ noch nicht beendet, bei im Vorjahresvergleich rückläufigen Anlieferungen und geringeren Milchinhaltsstoffen herrsche vor allem in Süddeutschland ein großer Wettbewerb um die knappe Rohmilch.
Nach wie vor große Sorge bereitet der Milchwirtschaft die zukünftige Gasversorgung. „Wir sind auf eine stabile Energieversorgung angewiesen“, machte Stahl erneut deutlich. Die Milchverarbeiter hätten in den vergangenen Jahren aufgrund von Änderungen in der Umweltgesetzgebung und der Wirtschaftlichkeit vermehrt auf moderne Technik und Gas als Energieträger gesetzt. Ein Rückbau auf Öl oder alternative Energiequellen sei nicht kurzfristig und auch nicht überall möglich. Milch sei ein verderbliches Gut, das täglich verarbeitet werden müsse. Energie werde auch für die Haltbarmachung und Umwandlung in Verbraucherprodukte benötigt. „Deshalb bitten wir darum, dass wir hier nicht von Seiten der Politik im Stich gelassen werden“, erklärte Stahl. Der stellvertretende MIV-Vorsitzende Hans Holtorf wies ergänzend darauf hin, dass die fehlende Lieferzusicherung und der volatile Gaspreis zu großen Unsicherheiten führten, was insbesondere beim Abschluss längerfristiger Kontrakte ein Problem darstelle. Sicher sei, wenn kein Gas mehr fließe, könne die Versorgungssicherheit mit Milchprodukten nicht mehr flächendeckend aufrechterhalten werden.
Für die künftige Rahmmilchproduktion in Deutschland geht Holtorf davon aus, dass „die Spitze bereits erreicht“ worden sei. Selbst die hohen Erzeugerpreise würden in diesem Jahr einen Rückgang der Milchproduktion nicht aufhalten. Es gebe weniger Betriebe und Milchkühe. Auch für Stahl ist der „Milch-Peak“ überschritten und zwar nicht nur hierzulande, sondern auch in der Europäischen Union. Das liege an den immer höheren Auflagen für die Tierhaltung. „Das ist ein Stück weit auch politisch so gewollt“, sagte Stahl und verwies auf das Beispiel der Niederlande.
Auch der Absatz von Milchprodukten wird dem MIV zufolge in diesem Jahr entsprechend rückläufig sein. Aufgrund der Inflation und engerer Haushaltsbudgets verlagere sich die Nachfrage weg von Markenartikeln hin zu Eigenmarken und Sonderangeboten. Biomilchprodukte hätten es in diesem Umfeld ebenfalls schwer. Bei Konsummilch sei seit Jahren ein rückläufiger Verbrauch festzustellen, was auch am Erfolg der im Trend liegenden pflanzlichen Ersatzprodukte wie Hafermilch liege. Heuser beklagte, dass im Gegensatz zu früher beim Schulmilchprogramm Erdbeer- oder Schokoladenmilch mittlerweile wegen des Zuckes verboten sei. Selbst die normale Konsummilch werde von einigen Eltern „verteufelt“ und fliege aus dem Programm, während man beim Hausmeister problemlos Soja- oder Hafermilch ohne Beihilfe kaufen könne. Für Holtorf sind deshalb die Bemühungen der von der Molkereiwirtschaft finanzierten „Initiative Milch“ wichtig, die mit einem altersgerechten und digitalen Auftritt insbesondere junge Menschen für die Milch gewinnen wolle. (AgE)

 

MIV wählt neuen Vorstand

Der Vorstand des Milchindustrie-Verbandes (MIV) ist teilweise neu gewählt worden. Nach dem Votum der Mitgliederversammlung am 13. 10. in Berlin sind Tino Gottschalk von Arla Foods Deutschland und Jasmine-Florence Sahli von Savencia Fromage & Dairy Deutschland neu in das höchste Gremium des MIV gerückt. Sie treten an die Stelle von Patrik Hansson, ebenfalls Arla, sowie von Rolf Bausch als Vertreter der Molkerei Edelweiss. Nicht zur Wahl stand der MIV-Vorsitzende Peter Stahl. Der Chef der Hochland-Gruppe steht seit 2015 an der Spitze des Branchenverbandes. Stellvertretende Vorsitzende sind die Geschäftsführer der frischli Milchwerke, von Hochwald Foods sowie vom DMK Deutsches Milchkontor, Hans Holtorf, Detlef Latka und Ingo Müller. (AgE)

Hohes Vertrauen der Bundesbürger in die Lebensmittelsicherheit

Als überwiegend hoch schätzen die Bundesbürger die Sicherheit von in Deutschland gekauften Lebensmitteln ein. Das geht aus dem aktuellen Verbrauchermonitor hervor, den das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vorgelegt hat. In dieser regelmäßig durchgeführten Umfrage bewertete die Hälfte der Verbraucher Lebensmittel zuletzt als „sicher“ oder „sehr sicher“. Auf die Frage, was nach ihrer Meinung nach die größten gesundheitlichen Risiken für Verbraucher sind, nannten dem BfR zufolge 26 % der Befragten unerwünschte Stoffe wie „Schadstoffe“, „Chemie“ und „Giftstoffe“. Auf Platz zwei hätten Kunst- und Zusatzstoffe gelegen, gefolgt von unzureichenden oder irreführenden Verbraucherinformationen. Nach vorgegebenen gesundheitlichen Verbraucherthemen befragt hätten 64 % der Interviewten Mikroplastik in Lebensmitteln als „sehr beunruhigend“ eingestuft, so das BfR. An zweiter Stelle hätten mit 56 % Antibiotikaresistenzen gestanden, während von 54 % der Umfrageteilnehmer Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln, von 45 % gentechnisch veränderte Lebensmittel, von 43 % Glyphosat in Lebensmitteln und von 41 % die Lebensmittelhygiene in der Gastronomie genannt worden seien. Dem BfR zufolge bekundeten 61 % der befragten Bundesbürger ein großes Interesse an gesundheitlichen Verbraucherthemen. Zum Schutz vor gesundheitlichen Risiken hätten 81 % der Umfrageteilnehmer das Bereitstellen wissenschaftlich gesicherter Informationen durch den Staat für „sehr wichtig“ gehalten. Von 62 % seien ausdrücklich Verbote und Beschränkungen befürwortet worden. Größtes Vertrauen beim gesundheitlichen Verbraucherschutz genössen die Verbraucherzentralen und -organisationen sowie die Wissenschaft, gefolgt von Nichtregierungsorganisationen (NGO). Gegenüber Medien, Wirtschaft und Politik bestehe hingegen größeres Misstrauen. (AgE)

Verbraucher geben spürbar mehr für Nahrungsergänzungsmittel aus

Die deutschen Verbraucher haben zuletzt deutlich mehr Geld für Nahrungsergänzungsmittel ausgegeben. Nach aktuellen Zahlen des Marktforschungsunternehmens Insight Health belief sich der betreffende Umsatz im Zeitraum April 2021 bis März 2022 auf rund 1,8 Mrd Euro; das waren 100 Mio Euro oder 5 % mehr als in der Vorjahresperiode. Gleichzeitig verringerte sich aber der Absatz – nach einem mehrjährigen moderaten Anstieg – um 8 Millionen Packungen oder 3,2 % auf 241 Millionen Packungen. Der Erlöszuwachs war demnach ausschließlich preisbedingt. Wie der Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM) in Berlin als Auftraggeber der Marktstudie mitteilte, entfielen im Beobachtungszeitraum 38,7 % des Absatzes von Nahrungsergänzungsmitteln auf Vitamine sowie 31,7 % auf Mineralstoffe und der Rest auf sonstige Stoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Probiotika und Pflanzenstoffe. Dem AK NEM zufolge waren Vitamin C und Magnesium auch 2021/22 die beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel. Allerdings verringerte sich der Absatz von Vitamin C im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2 Millionen oder 5,7 % auf 32,8 Millionen Packungen und der von Magnesium um 3,6 Millionen oder 9,7 % auf 33,5 Millionen Packungen. Auf dem zweiten Platz bei den Vitaminen rangierten Multivitamine mit Mineralien, deren Verkaufsmenge aber um 1,6 Millionen Packungen oder 8 % auf 18,4 Millionen Packungen abnahm. Ein erheblicher Zuwachs wurde dagegen für die Nummer drei – Vitamin D in Reinform und Kombination mit Vitamin A – festgestellt, nämlich um 3,1 Millionen oder ein Drittel auf insgesamt 12,4 Millionen Packungen. Den vierten Platz unter den Vitaminen belegte zuletzt das Vitamin B12, das laut AK NEM besonders für vegetarisch und vegan lebende Menschen wichtig ist. Hierfür verzeichneten die Marktforscher 2021/22 im Vorjahresvergleich ein Absatzplus von 400 000 Packungen oder 5,1 % auf 8,2 Millionen Packungen. Beim Verkaufsvolumen der Mineralstoffe rangierten „sonstige Mineralstoffe“ und Kalzium weiterhin auf den Plätzen zwei und drei nach Magnesium. (AgE)

Molkereien haben im Durchschnitt 240.000 t Milch verarbeitet

110 Molkereiunternehmen haben in Deutschland im vergangenen Jahr 32 Mio. t Milch aus dem In- und Ausland verarbeitet. Die durchschnittliche Verarbeitungsmenge der Molkereien lag im Jahr 2021 bei 240.000 t Milch. Neben den 110 Molkereien haben noch 61 Sammelstellen Milch eingesammelt, die sie unverarbeitet an die Molkereien weitergereicht haben.

BVE-Umfrage belegt Krisenstimmung in der Ernährungsbranche

Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) schlägt angesichts der anhaltenden Energiekrise Alarm. Eine Blitzumfrage unter 68 Mitgliedsunternehmen hat dem Verband zufolge ergeben, dass 84 % in den kommenden sechs Monaten mit einer sinkenden Ertragslage rechnen. Zudem gaben 81 % an, dass die hohen Energiepreise bereits zu einer Drosselung der Produktion und sogar zur Aufgabe ganzer Geschäftszweige geführt hätten. Sollten die Energiekosten nicht deutlich sinken, rechnen 60 % damit, dass sie die Produktion innerhalb des nächsten halben Jahres weiter drosseln müssen. Mit Blick auf die schlechte Stimmungslage in der Branche begrüßte BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff die von der Bundesregierung vorgestellte zweistufige Gaspreisbremse. Diese sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Minhoff am 13. Oktober vor Journalisten. Zugleich mahnte er eine zügige Umsetzung an, damit der Vorschlag seine volle Wirkung entfalten könne; hier gab sich der Hauptgeschäftsführer allerdings skeptisch. Gleiches gilt für die Vereinbarkeit der geplanten Gaspreisbremse mit dem EU-Recht. Um die Unternehmen der Ernährungsbranche wirksam zu entlasten, werde auch eine Strompreisbremse gebraucht, forderte Minhoff. Außerdem mahnte er ein „Belastungsmoratorium“ an, um den gesamten Mittelstand zu entlasten.
Die Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss (ANG), Stefanie Sabet, verdeutlichte die angespannte Lage in den Unternehmen der Ernährungsbranche. Stark gestiegene Kosten, eine ungewisse Ertragslage und die Investitionsdrosselung gefährdeten auch Arbeitsplätze. Die hohe Kostenbelastung werde daher immer mehr zu einer Existenzfrage, warnte Sabet. Es gelte, den Standort Deutschland zu sichern; dafür müsse an allen Schrauben gedreht werden. Die Hauptgeschäftsführerin begrüßte in dem Zusammenhang die von der Bundesregierung genehmigte steuerfreie Sonderzahlung bis 3 000 Euro. „Mehr Netto vom Brutto“ sei das richtige Signal. Laut der BVE rechnen 81 % der befragten Unternehmen damit, dass die gestiegen Energiekosten bei ihnen zu einer Reduzierung oder Verschiebung von Investitionen führen werden. Rund 7 % gingen sogar davon aus, Investitionen ins Ausland zu verlagern. Auch Arbeitsplätze seien direkt gefährdet, so die BVE. So planten 35 % der befragten Unternehmen, in den nächsten sechs Monaten Personal abzubauen; 20 % wollten Kurzarbeit einführen.
Die stark angeschlagene Stimmung und die trüben Erwartungen der Ernährungsindustrie spiegeln sich auch im monatlich erscheinenden ifo-Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft wider, der vergangene Woche vorgelegt wurde. Nach Angaben der BVE wurden die deutschen Unternehmen im September nach einer leichten Erholung in den beiden Vormonaten durch große wirtschaftliche und politische Unsicherheiten erneut stark belastet. In Reaktion darauf halbierte sich der Saldo des Geschäftsklimas gegenüber Juli auf minus 36,1 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sank ebenfalls und steht nun bei plus 7,3 Punkten, nach plus 15,5 Punkten im Vormonat. Der Blick in die Zukunft fällt der BVE zufolge ebenfalls sehr pessimistisch aus: Der Indikator der Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate brach um minus 36,1 Punkte im Vormonatsvergleich ein und steht nach zuvor minus 45,7 Punkten nun bei minus 70,4 Punkten. Auf einem Rekordtief befindet sich laut BVE die Verbraucherstimmung, ausgelöst durch die anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung sanken im September deutlich. Der Konsumklimaindex lag im September bei minus 36,8 Punkten und sank damit im Vormonatsvergleich um 5,9 Punkte. (AgE)

Notierungsaufschlag für Päckchenbutter

Die Milchanlieferungen in Deutschland sind jahreszeittypisch immer noch rückläufig, liegen seit Anfang September jedoch wieder über der Vorjahresmenge. Laut den zuletzt verfügbaren Daten übertraf das Aufkommen zum Monatswechsel die Vorjahreslinie um gut 1 %. Auf der anderen Seite zieht die Nachfrage nach Milchprodukten im Herbst gewöhnlich an. Allerdings ist in diesem Jahr laut der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) wegen der hohen Inflation eine gewisse Kaufzurückhaltung beziehungsweise Verschiebung auf günstige Angebote zu verzeichnen. Ausgenommen davon war in der vergangenen Woche jedoch die Päckchenbutter. Laut der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten sind die Verkaufsmengen der Hersteller an den Handel gestiegen; die amtliche Notierung wurde am 12. Oktober im Spannenmittel um 7 Cent auf 7,50 Euro/kg bis 7,70 Euro/kg heraufgesetzt. Demgegenüber wurde der industrielle Einkauf von Blockbutter als abwartend eingestuft und die betreffende Notierung am unteren Ende um 11,5 Cent auf 6,875 Euro/kg nach unten korrigiert. Bei Schnittkäse lief der Absatz von günstiger Standardware an den Lebensmitteleinzelhandel laut Analysten recht gut, während es bei teurerer Markenware und teilweise auch im Export nur gebremste Verkäufe gab. Die Notierungen für Gouda und Edamer blieben aber stabil. Erneut schwächer tendierte der Markt für Magermilchpulver. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) kamen hier kaum Neuabschlüsse zu Stande; die Einkäufer der Lebensmittelindustrien hielten sich aufgrund der vielen Unsicherheiten zurück. Am Weltmarkt begrenzten das noch hohe Preisniveau und ein verhaltener Import Chinas den Export. Laut Kemptener Börse sanken die Verkaufspreise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität im Schnitt um 3,5 Cent auf 3,60 Euro/kg bis 3,83 Euro/kg. Bei der Futtermittelware ging es um 4 Cent auf 3,42 Euro/kg bis 3,46 Euro nach unten. Als ruhig wurde der Markt für Vollmilchpulver beschrieben. Im höheren Preissegment mussten die Hersteller hier Zugeständnisse machen; der obere Spannenwert ging um 5 Cent auf 5,10 Euro zurück. Mit einem durchschnittlichen Abschlag von 2 Cent/kg wurde laut der Kemptener Börse wegen des größeren Angebotes Molkenpulver in Futtermittelqualität gehandelt, während die lebensmitteltaugliche Ware ihr Preisniveau von 1,20 Euro/kg bis 1,30 Euro/kg halten konnte. (AgE)

Hoher Preisanstieg bei Lebensmitteln bestätigt

Der Anstieg der Verbraucherpreise für alle Waren und Dienstleistungen hat im September in Deutschland mit 10,0 % im Vorjahresvergleich eine neue Rekordmarke erreicht. Noch stärker fiel die Teuerung laut den endgültigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bei Nahrungsmitteln mit 18,7 % aus. Damit wurde die vorläufige Zahl bestätigt. Zudem bedeutet das eine nochmalige Verschärfung, denn im August hatte das Plus 16,6 % betragen. Im Juli hatte sich die mittlere Teuerung bei Nahrungsgütern auf 14,8 % belaufen, im Juni auf 12,7 % und im Mai auf 11,1 %. In den Monaten zuvor waren noch prozentual einstellige Raten ermittelt worden. „Die Inflationsrate erreichte einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland“, berichtete Destatis-Präsident Dr. Georg Thiel. Hauptursachen dafür seien nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten und Sondereffekte wie das Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabattes. Aber auch die beschleunigten Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln, spielten eine Rolle. Die Lebensmittel haben sich den Statistikern aus Wiesbaden zufolge den siebten Monat in Folge gegenüber ihrem jeweiligen Vorjahreswert verteuert. Besonders deutlich fiel die Steigerung erneut bei Speisefetten und -ölen mit 49,0 % aus. Überdurchschnittlich stark sind auch die Preise in den Läden für Molkereiprodukte und Eier angestiegen, nämlich im Schnitt um 29,1 %. Bei der energieintensiven Produktion von Milcherzeugnissen schlagen die hohen Gas- und Strompreise besonders durch; hinzu kommt eine relative knappe Rohstoffverfügbarkeit wegen der verhaltenen Rohmilchanlieferungen. Einen mittleren Preisaufschlag von 19,5 % meldete Destatis für Fleisch und Fleischwaren. Brot und Getreideerzeugnisse verteuerten sich binnen Jahresfrist um 18,5 %. Gemessen an der gesamten Produktgruppe unterdurchschnittliche Preisanhebungen gab es bei Gemüse mit 14,8 % und bei Obst mit 6,2 %. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 12. Oktober

 

Die Milchanlieferung in Deutschland ist weiterhin schwankend. Zuletzt hat der saisonale Rückgang wieder eingesetzt. Laut Schnellberichterstattung der ZMB erfassten die Molkereien in der 39. Woche 0,6 % weniger Milch als in der Vorwoche. Die Vorjahreslinie wurde damit um 1,2 % überschritten. In Frankreich wurden gleichzeitig 0,6 % mehr Milch angeliefert als vor einem Jahr. Das Angebot an Magermilchkonzentrat und Industrierahm hat etwas zugenommen und die Preise haben sich zuletzt etwas abgeschwächt. Die Lage am Markt für Magermilchpulver ist Anfang Oktober anhaltend ruhig. Vorrangig werden die bestehenden Kontrakte abgewickelt, die überwiegend normal abgerufen werden. Neue Abschlüsse kommen nur wenig zu Stande. Die Einkäufer aus der Lebensmittelindustrie sind in Anbetracht der bestehenden Unsicherheiten weiter zurückhaltend. Auch die Aktivitäten am Weltmarkt sind derzeit recht begrenzt. Die Kaufzurückhaltung Chinas macht sich insgesamt am internationalen Markt nach wie vor dämpfend bemerkbar. Die Verfügbarkeit von Ware in der EU hat im Vergleich zu den vergangenen Monaten zuletzt zugenommen. Die Preise haben sich zuletzt schwächer entwickelt. Lebensmittelware und Futtermittelware werden zu schwächeren Preisen gehandelt. Bei Vollmilchpulver ist das Marktgeschehen ebenfalls ruhig. Am Binnenmarkt werden in gewissem Umfang weitere Geschäfte getätigt, wobei meist auftragsbezogen produziert wird. Das Exportgeschäft ist weiter sehr ruhig. EU-Ware ist am Weltmarkt nach wie vor kaum konkurrenzfähig. Die Preise sind innerhalb der EU uneinheitlich und tendieren etwas schwächer. Ruhig ist auch der Markt für Molkenpulver, insbesondere was Lebensmittelware betrifft, die stabile Preise erzielt. Futtermittelware wird bei ausreichender Verfügbarkeit etwas schwächer gehandelt.(Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta.de)

Molkerei Ammerland verarbeitet Rekormilchmenge

Die Molkerei Ammerland hat im Jahr 2021 eine Rekordmenge an Rohmilch verarbeitet. Insgesamt legte der Rohstoffeingang im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent auf 2.112 Mio. kg zu. Rund 75 Prozent der der Rohmilch setzte die Molkerei für die Herstellung von Käse ein. dadurch ist die Käseproduktion auf 172.882 t gestiegen. Zur Sicherung der Rohstoffgrundlage in den kommenden Jahren hat die Molkerei Ammerland nach eigenen Angaben bereits neue Milcherzeuger gewinnen können. Die Bilanzsumme stieg im Geschäftsjahr 2021 um 12,9 Prozent auf 338,9 Mio. € und das Eigenkapital auf 151,2 Mio. € (Eigenkapitalquote: 44,6 Prozent). Laut Unternehmensangaben liegen auch der Jahresüberschuss mit 6,4 Mio. € und der Bilanzgewinn mit 3,8 Mio. € etwas über den Werten des Vorjahres.

LVN-Geschäftsführer Feuerriegel wechselt zur frischli-Milchwerke GmbH

Der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN), Frank Feuerriegel, wechselt zum Molkereiunternehmen frischli-Milchwerke GmbH in Rehburg-Loccum. Das hat die LVN am 7. Oktobermitgeteilt. Mit der Unternehmensführung der frischli-Milchwerke sei ein flexibler Wechseltermin im Laufe des ersten Halbjahrs 2023 vereinbart worden. Ab dann werde Feuerriegel den Geschäftsbereich Landwirte bei den frischli Milchwerken verantworten. Als Grund für seinen Arbeitsplatzwechsel nannte Feuerriegel die Verknüpfung landwirtschaftlicher Themenstellungen mit den Erfordernissen in einem innovativen Molkereiunternehmen. „Die Chance, meine im Rahmen der beruflichen Laufbahn erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten positiv in einem großen, modernen und gleichzeitig traditionsreichen niedersächsischen Molkereiunternehmen einsetzen zu können, ist eine neue Herausforderung“, so der LVN-Geschäftsführer. Gleichzeitig sei er dankbar für die Zeit seiner Tätigkeit bei der Landesvereinigung. Die positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit allen Partnern der Wertschöpfungskette – von der Primärerzeugung bis zum Endprodukt – hätten seinen Hintergrund für zukünftiges Handeln sehr geprägt. Die LVN kündigte an, dass ihr Vorstand und die Geschäftsführung gemeinsam mit dem Führungsteam der LVN und in Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden eine Nachfolgeregelung entwickeln werde. (AgE)

Schmal besorgt über Vorschläge zur Novelle der Industrieemissionsrichtlinie

Kritik an dem Vorschlag der EU-Kommission, nun auch die Rinderhaltung in die europäische Industrieemissionsrichtlinie (IED-Richtlinie) miteinzubeziehen, hat der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, geübt. Dieser Schritt würde bereits Betrieben mit 100 Milchkühen fortlaufende Verpflichtungen zum Umbau oder zusätzlichen Hürden bei Stallbaugenehmigungen auferlegen, warnte Schmal vergangene Woche in einer Pressemitteilung. „Wir Milchviehhalter ermöglichen unseren Kühen noch mehr Tierwohl und haben dafür Außenklimaställe gebaut“, hob der Vizepräsident hervor. Die vorgestellte Novelle der Industrieemissionsrichtlinie würde diese Erfolge konterkarieren und eine Vielzahl von Milchviehbetrieben in der Europäischen Union vor existenzielle Herausforderungen stellen. Angesichts der ohnehin sehr großen Herausforderungen vor denen die Milchviehhaltung aktuell steht, seien solche Vorhaben weltfremd, so Schmal. Nach den Worten des Vizepräsidenten zeigen unter anderem die Vorschläge zur Novelle, wie wichtig das berufsständische Engagement auch unter den europäischen Berufskollegen ist. Erstmals seit Beginn des Corona-Geschehens hätten sich Ende September die führenden milchpolitischen Vertreter der nationalen Bauern- und Genossenschaftsverbände zum milchpolitischen Austausch bei den EU-Ausschüssen der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) in Brüssel getroffen. Nach Angaben des DBV wurde Schmal bei den turnusgemäß durchgeführten Wahlen der COPA/COGECA-AG Milch in seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender des Gremiums bestätigt. Er unterstütze in dieser Funktion den neuen Vorsitzenden Giovanni Guarneri vom italienischen Genossenschaftsverband (Confcooperative FedAgriPesca). (AgE)

Agrar- und Ernährungswirtschaft fordert Entlastung bei Energiekosten

In Frankreich haben zahlreiche Verbände der Agrar- und Ernährungswirtschaft die Regierung mit Nachdruck aufgefordert, den Unternehmen bei der Bewältigung der steigenden Energiekosten stärker unter die Arme zu greifen. Es sei dringend notwendig, über die bisherigen Maßnahmen hinauszugehen, um eine wirtschaftliche Katastrophe und den Verlust „tausender“ Erzeuger, Verarbeiter und Händler zu verhindern, erklärte der französische Bauernverband (FNSEA) in der vergangenen Woche gemeinsam mit den Dachverbänden der Agrargenossenschaften (La Coopération Agricole) und der Ernährungsindustrie (ANIA) sowie dem Unternehmerverband (FEEF) und den im Institut zur Erforschung und Vermarktung von Konsumgütern (Ilec) organisierten Markenherstellern. Nach Einschätzung der Verbände werden die bisherigen Maßnahmen der Regierung den Untergang zahlreicher Betriebe nicht verhindern können. Laut dem FNSEA dürften sich die Strom- und Gasrechnungen für die Unternehmen 2023 im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt verdreifachen. Da die Preise für gewerbliche Abnehmer in der Regel für drei Jahre ausgehandelt würden, müsse mit Zuschlägen zwischen 50 und 800 Prozent gerechnet werden. Die Branchenvertreter warnen zudem vor Kaskadeneffekten innerhalb von Wertschöpfungsketten und den Auswirkungen von nationalen Alleingängen innerhalb der EU. Sollten beispielsweise Zulieferer nicht mehr in der Lage sein, zu angemessenen Kosten in Frankreich zu produzieren, sei mit der Verlagerung zu rechnen. Gefahr sehen die Verbände auch in einer weiteren Beschleunigung der Inflation. Nicht allen Unternehmen werde es möglich sein, die Preissteigerungen weiterzugeben; zugleich sei für die Verbraucher bei Produkten des täglichen Bedarfs ein „wirtschaftlicher Tsunami“ zu erwarten. Abhilfe kann laut den Verbänden unter anderem durch eine Preisobergrenze für das zur Stromerzeugung verwendete Gas geschaffen werden. Darüber hinaus wird gefordert, den Umfang von vergünstigtem Atomstrom auch im kommenden Jahr auf dem Niveau von 120 TWh zu belassen. (AgE)

EU: Konsultation zu Rechtsvorschriften über Lebensmittelkontaktmaterialien gestartet

Die Europäische Kommission hat eine Konsultation zur Neufassung der Rechtsvorschriften über Materialien gestartet, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Wie die Brüsseler Behörde am 5. Oktober bekanntgab, haben Wirtschaftsakteure, Behörden, Nichtregierungsorganisationen und Bürger bis zum 11. Januar kommenden Jahres Zeit, ihre Meinung zu dieser Thematik einfließen zu lassen. Die Novellierung der Gesetze wurde bereits im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie angekündigt. Laut Kommission werden unter dem Begriff „Lebensmittelkontaktmaterialien“ Verpackungen, Küchengeräte und Geschirr sowie andere Artikel zusammengefasst, die bei der Herstellung und dem Transport von Lebensmitteln verwendet werden. Ziel der Überarbeitung sei es, die Lebensmittelsicherheit und die öffentliche Gesundheit zu verbessern, heißt es aus Brüssel. Vor allem die Verringerung des Einsatzes gefährlicher Chemikalien sowie die Verwendung innovativer, wiederverwendbarer und umweltfreundlicher Verpackungslösungen solle unterstützt werden. Ein weiteres Ziel sei es, die Transparenz zu erhöhen. Darüber hinaus stellt die Brüsseler Kommission fest, dass eine Bewertung der aktuellen Gesetzgebung bereits entscheidende Lücken aufgezeigt habe. Genannt werden das Fehlen harmonisierter Regeln für nicht-plastische Materialien, die dazu bestimmt seien, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen. Ferner gebe es Schwierigkeiten bei der Durchsetzung sowie fehlende Anreize für die Entwicklung sichererer und nachhaltigerer Alternativen. Die zuständige Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides wies darauf hin, dass die Menschen zunehmend auf die Sicherheit von Lebensmitteln achten würden, bei denen Lebensmittelkontaktmaterialien ein integraler Bestandteil seien. Entscheidend sei es jetzt, die richtigen Anreize zu schaffen, um die Verwendung nachhaltiger Alternativen zu fördern und dafür zu sorgen, dass „unsere Verbraucher das höchstmögliche Schutzniveau genießen“. (AgE)

Globale Allianz für Ernährungssicherheit zielt auch auf Transformation

Im Rahmen der Globalen Allianz für Ernährungssicherheit (GAFS) geht es auch um eine Veränderung der Agrarproduktion. Das hat die Bundesregierung jetzt in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke bekräftigt. Zahlreiche Akteure innerhalb der GAFS teilten den Ansatz der Bundesregierung, die Reaktion auf die Ernährungskrise nicht nur kurzfristig zu gestalten, sondern mit dem mittel- und langfristigen Ziel der nachhaltigen Transformation der globalen Agrar- und Ernährungssysteme zu verbinden. Agrarökologische Ansätze bildeten dabei einen wichtigen Bezugspunkt. Für die Bundesregierung geht es zusammen mit weiteren Akteuren in der GAFS darum, ihre Maßnahmen darauf auszurichten, eine lokal angepasste, nachhaltige Produktion zu stärken und Importe stärker zu diversifizieren. Damit wolle man darauf hinwirken, die Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern zu verringern und die Resilienz der Agrar- und Ernährungssysteme gegenüber künftigen Krisen zu steigern. Zur Arbeitsweise der GAFS berichtete die Bundesregierung, dass es nicht um die Bereitstellung von Geldern oder die Entwicklung einzelner Projekte gehe. Vielmehr wolle man Krisenreaktionen miteinander abstimmen und bestmöglich an den Bedarfen der betroffenen Länder und Menschen ausrichten. Die GAFS war beim Gipfel der sieben führenden demokratischen Industriestaaten (G7) im Sommer im bayerischen Elmau auf Initiative der Bundesregierung ins Leben gerufen worden. Beteiligt sind unter anderem die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), das Welternährungsprogramm (WFP), der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), die Weltbank und regionale Entwicklungsbanken, die Afrikanische Union und die Europäische Kommission. Eine konkrete Laufzeit ist laut Bundesregierung nicht vorgesehen, da die weitere Entwicklung der aktuellen Ernährungskrise nur begrenzt absehbar ist. Deutschland hat der GAFS 450 Mio Euro zugesagt. (AgE)

GB: Neuer Agrarminister will Lebensmittelkennzeichnung verschärfen

Großbritanniens neuer Landwirtschaftsminister Ranil Jayawardena will die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln verschärfen. Das hat der Brite am 3. Oktober auf dem Parteitag der Konservativen in Birmingham angekündigt. Jayawardena kritisierte in dem Zusammenhang, dass im Vereinigten Königreich verarbeitetes dänisches Schweinefleisch als britisch verkauft werden könne. Der neue Ressortchef will das ändern und dazu mit Vertretern der Supermärkte und der Erzeuger zusammenarbeiten. Sein erklärtes Ziel ist es dabei, Daten über die Herkunft von Lebensmitteln zu sammeln. „Wir werden eine neue britische Kennzeichnung einführen, damit die Verbraucher darauf vertrauen können, dass alles, was als britisch gekennzeichnet ist, auch britisch ist“, versprach Jayawardena, der darin einen „zusätzlichen Brexit-Bonus“ sieht. Der neue Ressortchef kündigte außerdem eine Stärkung des Lebensmittelexports an. Dazu will er mit dem Handelsministerium zusammenarbeiten. Jayawardena versicherte zugleich, dass Landwirte, Fischer und Lebensmittelhersteller für ihre „erstklassigen Produkte“ die „Spitzenpreise“ bekommen sollten, die sie verdienten. Als Beispiele für zu erschließende Lieferregionen nannte der Minister die Golfregion für Lammfleisch oder den Fernen Osten für Milchprodukte. Insgesamt sieht Jayawardena viel Arbeit vor sich. Er stellte aber auch klar, dass das Landwirtschaftsministerium (DEFRA) „nicht länger als ein Ressort angesehen werden sollte, das der Europäischen Union folgt, Regeln auferlegt und behindert“. „Wir sind keine Regulierungsbehörde mehr, sondern eine Behörde für Wirtschaftswachstum“, so der Minister. Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie sei der größte Wirtschaftszweig Großbritanniens und größer als die Automobilindustrie und die Luft- und Raumfahrtindustrie zusammen. (AgE)

Weltmarktpreise für Agrarprodukte setzen Abwärtsbewegung fort

Die Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im September den sechsten Monat in Folge im Mittel gesunken. Wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am 7. Oktober in Rom mitteilte, ging der von ihr berechnete Preisindex im vergangenen Monat gegenüber August um 1,1 Prozent auf 136,3 Punkte zurück. Der Vorjahreswert wurde damit aber noch um 5,5 Prozent übertroffen. Zu dem Rückgang trug erneut vor allem die Entwicklung bei den Pflanzenölen bei, deren Subindex im Vormonatsvergleich um 6,6 Prozent nachgab. Der FAO zufolge verbilligten sich Palm-, Soja-, Sonnenblumen- und Rapsöl. Für Preisdruck beim Palmöl hätten insbesondere die unverändert hohen Lagerbestände in Kombination mit der saisonal steigenden Erzeugung in Südostasien gesorgt. Rapsöl habe sich angesichts der Aussicht auf eine reichliche globale Produktion im laufenden Wirtschaftsjahr deutlich verbilligt. In dieselbe Richtung habe beim Sonnenblumenöl das zunehmende Angebot von Schwarzmeerware bei einer gleichzeitig zurückhaltenden Nachfrage gewirkt. Für ihren Zuckerpreisindex meldet die FAO für den September gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 0,7 Prozent. Als wesentliche Gründe dafür werden unter anderem optimistische Prognosen für die brasilianische Erzeugung angeführt. Allerdings sei der Weltzuckermarkt weiterhin recht knapp versorgt gewesen, heißt es. Derweil verlor der Milchpreisindex im Monatsvergleich 0,6 Prozent. Nach Angaben der Experten in Rom machte sich hier vor allem die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar bemerkbar, denn Milchprodukte würden am Weltmarkt in Dollar gehandelt. Außerdem sei die Nachfrage nach mittelfristig lieferbarer Ware „begrenzt“ gewesen. Der FAO-Fleischpreisindex bewegte sich im September im Vergleich zum August um 0,5 Prozent nach unten. Dabei verbilligte sich nach Angaben der Organisation wegen Wechselkurseffekten vor allem Schaffleisch. Auch die Rindfleischpreise hätten nachgegeben, und zwar wegen des umfangreichen brasilianischen Exportangebots. Dagegen hätten die Notierungen für Schweinefleisch weiter zugelegt, was mit dem geringen Schlachtschweineangebot in der EU begründet wird. Derweil ergab sich für den FAO-Getreidepreisindex im September gegenüber dem Vormonat ein Plus 1,5 Prozent. Als Auslöser wird unter anderem die zunehmende Unsicherheit der Marktakteure mit Blick auf die Fortsetzung der Schwarzmeergetreide-Initiative über den November hinaus genannt. Zudem habe die trockene Witterung in argentinischen und US-amerikanischen Weizenanbaugebieten für Unterstützung gesorgt. Ferner wurde von flotten EU-Weizenexporten berichtet; gleichzeitig habe die Nachfrage am Binnenmarkt der Gemeinschaft zugenommen. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 5. Oktober

 

In Deutschland war die Milchanlieferung in den letzten Wochen schwankend. Zuletzt hat eine Stabilisierung stattgefunden. In der 38. Woche erfassten die Molkereien laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,3 % mehr Milch als in der Vorwoche. Die Vorjahreslinie wurde damit um 1,1 % überschritten. Allerdings wird weiterhin über niedrigere Gehalte an Inhaltsstoffen berichtet. In Frankreich lag das Milchaufkommen zuletzt um 1,0 % über dem Vorjahresniveau. An den Märkten für flüssigen Rohstoff ist die Woche ruhig gestartet, was auch mit dem Feiertag am 3. Oktober zusammenhängen dürfte. Die Preise für Industrierahm haben sich zuletzt fest entwickelt, während Magermilchkonzentrat etwas nachgegeben hat.
Am Markt für Magermilchpulver sind weiterhin ruhige Aktivitäten zu beobachten. Die Nachfrage ist nach wie vor abwartend. Die Zurückhaltung der Käufer hat sich in den letzten Wochen eher noch verstärkt. Am europäischen Markt dürfte die Unsicherheit, wie sich der Absatz der Fertigprodukte weiter entwickeln wird, zu dem ruhigen Kaufinteresse mit beitragen. Anscheinend bleiben die Absätze verschiedener Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie derzeit hinter den Erwartungen zurück, so dass die übliche Herbstbelebung bei der Nachfrage nach Magermilchpulver bislang weitgehend ausbleibt. Auch für das erste Quartal agieren viele Abnehmer abwartend. Hinzu kommt, dass sich die Preisverhandlungen und Kalkulationen zunehmend schwieriger gestalten. Forderungen nach Anpassungen für die steigenden Energiepreise und weitere Kosten stoßen auf Widerstand. Von den Exportmärkten kommen ebenfalls kaum Impulse, da auch am Weltmarkt viele Einkäufer abwartend sind.
Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität in anderen EU-Ländern haben zuletzt nachgegeben, was auch niedrigere Gebote für deutsche Ware nach sich zieht, die sich zuletzt noch auf stabilem Niveau behauptet hat. Die Geschäfte mit Magermilchpulver in Futtermittelqualität verlaufen ruhig.
Bei Vollmilchpulver ist das Marktgeschehen ebenfalls recht ruhig. Die Kaufbereitschaft in der Lebensmittelindustrie ist aber etwas größer als bei Magermilchpulver. Exportgeschäfte können lediglich hier und da in geringem Umfang getätigt werden, da die Konkurrenzfähigkeit von deutscher und europäischer Ware am Weltmarkt weiter stark eingeschränkt ist. Die Preise bewegen sich weiter in der Bandbreite der Vorwochen.
Molkenpulver in Lebensmittelqualität trifft aktuell überwiegend auf eine gute Nachfrage und wird gut abgerufen. Die Preise sind auf dem Niveau der Vorwochen stabil. Futtermittelware wird zu stabilen Preisen stetig nachgefragt. Es wird über ausreichendes Angebot an Molkenkonzentrat berichtet. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu))