Milchbauern fordern mehr Gestaltungswillen

Mehr Gestaltungswillen seitens der Politik zur Schaffung von Rahmenbedingungen, die die Landwirte am Markt stärken, hat der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) gefordert. Noch bis zum 24. September wollen die Milchbauern gemeinsam mit Land schafft Verbindung (LsV) gegen die „massive und geschlossene Blockadehaltung der Molkereien“ demonstrieren, „wenn es darum geht, nachhaltig positive Veränderungen für die wirtschaftliche Situation der Milchviehhalter herbeizuführen“. Zum Auftakt am 13. September in Würzburg bezeichnete der BDM die wirtschaftliche Situation der Tierhalter als „dramatisch“. Zu einer ohnehin bestehenden Kostenunterdeckung kämen explodierende Kostensteigerungen in fast allen Bereichen der Produktion hinzu. Die Erzeugerpreise dümpelten hingegen auf deutlich zu niedrigem Niveau dahin. Als „unerträglich“ bezeichnete der BDM die „Ignoranz des Verarbeitungssektors und die Untätigkeit der noch amtierenden Bundesregierung“. „Die Verarbeiter überspannen den Bogen. Obwohl die wirtschaftliche Situation der Milchviehbetriebe ohnehin schon desaströs ist, haben erste Verarbeiter nun bereits Milchpreissenkungen angekündigt, mit denen sie ihre ebenfalls gestiegenen Kosten nach unten zu den Bäuerinnen und Bauern durchreichen“, kritisierte der BDM-Vorsitzende Stefan Mann. Das sei „absolut untragbar“. Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) wies die vom BDM erhobenen Vorwürfe zurück. „Auch die baden-württembergischen Molkereigenossenschaften unterliegen dem Wettbewerb und müssen sich wie die Erzeuger ständig den gleichen Rahmenbedingungen des Marktes anpassen“, stellte BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser klar. Die Darstellung des BDM, dass das finanzielle Risiko nur bei den Erzeugern liege, stimme so nicht. Jedes Glied der Wertschöpfungskette, auch die genossenschaftlichen Molkereien, trage sein Risiko. Den genossenschaftlichen Molkereien, die im Eigentum der Milchbauern seien, sei die schwierige Lage der Betriebe bewusst. Deshalb aber eine Trennlinie zwischen Erzeugern und Molkereien zu ziehen, sei nicht stimmig. Mit ihrer Mitgliedschaft in einem genossenschaftlichen Milchwerk stärkten die Landwirte ihre Position auf den Märkten und wirkten in der Willensbildung innerhalb der Genossenschaft mit. (AgE)

IARC unterstützt den Nutri-Score

Die Internationale Agentur für Krebsforschung hat sich dafür ausgesprochen, die Nährwertampel Nutri-Score in der Europäischen Union verbindlich einzuführen. Die Wirksamkeit der Kennzeichnung und die möglichen Vorteile für die öffentliche Gesundheit auf internationalem Niveau seien wissenschaftlich gut belegt, erklärte IARC-Wissenschaftlerin Dr. Inge Hybrechts anlässlich der kürzlich erfolgten Veröffentlichung eines Kurzberichts zum Nutri-Score. Es sei erfreulich, dass mehrere Mitgliedstaaten die Kennzeichnung bereits nutzten. Um das Potential vollständig zu nutzen, sei aber eine verpflichtende Ausweisung erforderlich. Nach Angaben der Leiterin der epidemiologischen Ernährungsforschung am französischen Institut für Gesundheitsforschung (INSERM), Dr. Mathilde Touvier, ist der Zusammenhang zwischen dem Konsum von Nahrungsmitteln mit einer guten Nutri-Score-Bewertung und einer verringerten Mortalität sowie einem geringeren Krebsrisiko aus Sicht der Wissenschaft gut dokumentiert. Die Kennzeichnung könne eine bedeutende Rolle übernehmen und nicht nur Verbrauchern eine informierte Wahl ermöglichen, sondern auch Anreize für die Lebensmittelhersteller setzen und die öffentliche Hand bei der Einführung von effizienten Strategien zur Bekämpfung von Fehlernährung und ihren Folgen unterstützen. In der Europäischen Union ist der Nutri-Score indes umstritten. Während die von französischen Gesundheitsbehörden entwickelte Nährwertkennzeichnung unter anderem von Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Spanien unterstützt wird, lehnt Italien diese strikt ab. Der Nutri-Score informiert über eine fünfstufige Farb- und Buchstabenskala auf der Lebensmittelverpackung die Verbraucher über die Nährwertqualität des Produkts. (AgE)

Ernährungsindustrie verweist auf starken Kostenanstieg

In Frankreich bringen sich immer mehr Akteure der kommenden Lieferverhandlungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft mit dem Einzelhandel in Stellung. Der Dachverband der Ernährungsindustrie (ANIA) wies in der vergangenen Woche auf die wirtschaftliche Bedeutung der Branche und ihre hohe Belastung hin. Demnach steht die Ernährungsindustrie insbesondere durch den anhaltenden „Preiskrieg“, steigende Produktionskosten und einen ständigen Verlust von Marktanteilen im Export unter Druck. Laut ANIA sind der Branche seit 2013 durch die Inflation der Lebensmittelpreise mehr als 6 Mrd Euro entgangen; die Preise für die einzelnen Nahrungsmittelrohstoffe seien im vergangenen Jahr zwischen 5 % und 51 % gestiegen. Für Verpackungen müssen dem Dachverband zufolge zwischen 12 % und 24 % mehr bezahlt werden; die Kosten für Seefracht haben um 86 % und für Straßentransport um 3 % zugenommen. „Untragbar“ sind nach Angaben der ANIA die Vertragsstrafen des Lebensmittelhandels geworden. Eine Umfrage unter den Mitgliedern habe gezeigt, dass bei fast 40 % der Unternehmen die von den Händlern geltend gemachten Vertragsstrafen in den letzten drei Jahren um 36 % zugenommen hätten. Aktuell machten die Strafzahlungen im Durchschnitt 0,4 % des Umsatzes der Hersteller aus und summierten sich auf mehr als 200 Mio Euro pro Jahr. ANIA-Präsident Jean-Philippe André erklärte, wenn diese Aspekte bei den nächsten Lieferverhandlungen nicht berücksichtigt würden, werde sich die Lage der Agrar- und Ernährungswirtschaft im neunten Jahr in Folge verschlechtern. Das werde sich dann auf die Investitionsfähigkeit und die Beschäftigung auswirken und auch den Export schwächen. André verwies zudem auf das derzeit vom Senat geprüfte zweite Gesetz zur Stärkung der Erzeuger. Die Ernährungsindustrie unterstütze die Intention des Gesetzes, werde aber auf die „Nebenwirkungen“ für die Lebensmittelhersteller achten. (AgE)

Neue Tarifforderungen in der Milchwirtschaft

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die Entgelttarifverträge gekündigt. Ein Jahr nach dem letzten Tarifabschluss stellt sie neue Forderungen für die rund 19.000 Beschäftigten in der bayerischen Milchwirtschaft. Die Unternehmen kämpfen jedoch mit Rohstoffknappheit und steigenden Kosten.

Am 21. September 2021 beginnen die neuen Tarifverhandlungen der bayerischen Milchwirtschaft. Der Tarifbeschluss im vergangenen Jahr ergab Erhöhungen von 2,7 Prozent, eine einmalige Corona-Prämie und eine Anhebung der Ausbildungsvergütung. Nun fordert die NGG eine Entgelterhöhung von 5,5 Prozent bei einer tarifvertraglichen Laufzeit von 12 Monaten, mindestens jedoch monatlich 180 Euro mehr Lohn, eine Angleichung aller Ausbildungsvergütungen sowie einen eigenständigen Tarifvertrag einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Mit ihren Forderungen schenkt die NGG der aktuell schwierigen Situation der Unternehmen wenig Beachtung. Die Folgen der Corona-Krise machen ihnen zu schaffen. Die Pandemie führt unter anderem zu Beschaffungsengpässen bei Rohstoffen wie Kunststoff oder Holz und lässt Lieferketten abreißen.
„Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern haben wir als Unternehmen die bisherigen Herausforderungen bewältigt und die Versorgung der Bevölkerung mit Milch- und Molkereiprodukten auch während der COVID-19 Pandemie sicherstellen können. Gleichzeitig erleben wir seit geraumer Zeit eine außerordentlich herausfordernde Marktsituation, insbesondere im Hinblick auf insgesamt steigende Kosten. So haben sich beispielsweise die Kosten für Holzpaletten mehr als verdoppelt; auch die Entwicklung der Kosten für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie der Transportkosten ist dramatisch. Diese Situation muss ein Tarifvertrag berücksichtigen“, sagt Dr. Thomas Obersojer, Vorstands-vorsitzender Bayerische Milchindustrie eG.
Auch der pandemiebedingte Gesundheitsschutz verursacht bei den Unternehmen erhebliche zusätzliche Kosten. Unternehmen investieren in effektive Schutzkonzepte, Testangebote oder betriebliche Impfkampagnen. Damit schützen sie ihre Beschäftigten – und stellen die verlässliche Versorgung der Bevölkerung mit Milchprodukten sicher.
Der Export von Produkten erholt sich langsam. Doch Bayerns Molkereien leiden immer noch unter den Einbrüchen im Großhandel und der Gastronomie. Vor allem während der Lockdowns wurden nur ein Bruchteil der normalen Mengen bestellt. Rund 60 Prozent der hergestellten Milch- und Molkereiprodukte sind für den Export oder den Konsum außer Haus bestimmt. Der Absatz auf Festen und größeren Veranstaltungen fällt auch in diesem Jahr weitgehend aus. Dies spiegelt sich in den Umsatzzahlen wider.
„Trotz der teilweisen Stabilisierung der Marktlage ist es auch für das Jahr 2021 in der bayerischen Milchwirtschaft nicht möglich, von einer positiven Geschäftsentwicklung zu sprechen. Szenarien pandemiebedingter Vorgaben wie zum Beispiel Quarantäne, Mobiles Arbeiten, Testangebote an Mitarbeiter, ein weiterer Lockdown etc. sowie die verschärfte Rohstoffsituation führen zu kaum kalkulierbaren Risiken für die Branche. Nicht zu vergessen ist auch, dass viele Veranstaltungen fehlen und der Verzehr außer Haus noch immer eingeschränkt stattfindet“, so Susanne Glasmann, Geschäftsführung vom Verband der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft e. V.

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 15. September

In Deutschland hält der saisonale Rückgang der Milchanlieferung an. In der 35. Woche erfassten die Molkereien laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,4 % weniger Milch als in der Vorwoche. Damit wurde das Vorjahresniveau um 1,0 % unterschritten. In Frankreich war das Milchaufkommen zuletzt um 1,1 % niedriger als in der Vorjahreswoche. An den Märkten für flüssigen Rohstoff setzen sich die sehr festen Tendenzen fort. Das Angebot ist weiterhin gering. Für Rohmilch, Industrierahm und Magermilchkonzentrat werden anhaltend hohe Preise erzielt. Noch höhere Forderungen stoßen auf Widerstand, da die Preise für die Endprodukte bisher dem Rohstoff nicht im entsprechenden Umfang gefolgt sind. Am Markt für Magermilchpulver ist das Angebot knapp. Die Produktion ist aufgrund des schwachen Rohstoffaufkommens und der Verbesserung der Nachfrage nach Frischprodukten gering. Größere Teile der Produktion sind bereits im Vorfeld verkauft worden. Außerdem sind die privaten Vorräte sehr niedrig. Innerhalb Europas besteht in der Industrie weiter Bedarf. Zusätzlich hat zuletzt auch das Kaufinteresse vom Weltmarkt wieder zugenommen. Die Käufer geben ihre abwartende Haltung mehr und mehr auf und es sind zuletzt wieder mehr Abschlüsse zu Stande gekommen. Auch die Bereitschaft, höhere Preise anzulegen, steigt. Die Preise für Magermilchpulver sind in Bewegung nach oben gekommen, wobei sich der Preisanstieg langsamer vollzieht als im Rohstoffhandel. Für Lebensmittel- und Futtermittelware werden inzwischen höhere Preise realisiert als noch in der Vorwoche. Für Vollmilchpulver gehen ebenfalls immer wieder Anfragen ein und die Auftragslage wird als gut beschrieben. Bei der knappen Rohstoffverfügbarkeit werden höhere Preise gefordert. Das Angebot an Molkenpulver ist ebenfalls gering. Gleichzeitig hat sich die Nachfrage nach Lebensmittelware inzwischen auch im Export belebt. Futtermittelware wird aktuell dem Vernehmen nach vor allem für kurzfristige Lieferungen gehandelt. Die Preise tendieren für beide Qualitäten fester. Die Verfügbarkeit von Molkenkonzentrat ist ebenfalls knapp und es werden hohe Preisen erzielt. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta)

MEG Milch Board geht Arla wegen Milchgeldkürzung hart an

Die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board will eine Kürzung des Erzeugerpreises für Rohmilch durch Arla Foods nicht hinnehmen und hat deshalb erneut eine Eingabe an das Bundeskartellamt gerichtet. Nach Angaben der Organisation hat Arla den Lieferanten die Kürzung des Milchauszahlungspreises um 1 Cent pro Kilogramm in Aussicht gestellt und hierfür die gestiegene Inflation als Grund angegeben. Nach Darstellung des Konzerns seien insbesondere die Kosten für Kraftstoff, Energie und Verpackung gestiegen. Die MEG Milch Board sieht hierin eine unzulässige Preisfestsetzung gegenüber den Lieferanten und ein wettbewerbswidriges Verhalten, da Arla offensichtlich keine Schwierigkeiten habe, Milchgelder beliebig zu kürzen. Ein eigenes wirtschaftliches Risiko werde nicht eingegangen, da sämtliche Risiken ausschließlich auf die Erzeuger zurückfielen, moniert die Erzeugervereinigung. Dabei werde ignoriert, dass gestiegene Kraftstoff- und Energiekosten auch die Erzeuger hart träfen. „Trotz dieser auf Erzeugerseite gestiegenen Kosten, die in der Wertschöpfungskette und der Verteilung der Wertschöpfung vollkommen unberücksichtigt bleiben, versucht Arla nunmehr, die eigenen gestiegenen Kosten zusätzlich auf die Erzeuger abzuwälzen“, beklagte der MEG-Vorstandsvorsitzende Frank Lenz. Aus Sicht des Milch Boards sei das rechtlich unzulässig. (AgE)

DLG ehrt LUFA-Institutsleiter

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat den Leiter des Instituts für Lebensmittelqualität der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Nord-West, Dr. Helmut Steinkamp, mit der Max-Eyth-Denkmünze in Silber ausgezeichnet. DLG-Präsident Hubertus Paetow würdigte in seiner Laudatio Steinkamps „hohes Engagement und hervorragende Verdienste“ um die Ernährungswirtschaft. Der LUFA-Institutschef leitet auch das Milchwirtschaftliche Bildungszentrum in Oldenburg und unterstützt als Auditor für Qualitätsmanagementsysteme die Zertifizierung der betrieblichen Prozesse zur sicheren Herstellung von Lebensmitteln. Zuvor war Steinkamp der DLG zufolge viele Jahre im Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) in Quakenbrück tätig, wo er mehrere Führungsaufgaben im Bereich der Produktinnovation und im Qualitätsmanagement innehatte. Eine weitere Station seiner Karriere war das Niedersächsische Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft (NieKE). Steinkamp war zudem am Aufbau des Kompetenzzentrums Nachwachsende Rohstoffe Niedersachsen beteiligt und Vorsitzender des Beirates des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) sowie Mitglied im Verbraucherschutzbeirat des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Zum Themenbereich der sicheren Herstellung von Lebensmitteln ist er in Arbeitsgruppen des Deutschen Instituts für Normung (DIN) tätig. Für die DLG ist Steinkamp nach Angaben der Gesellschaft schon seit 2007 ehrenamtlich engagiert; 2020 wurde er in den Aufsichtsrat gewählt. Seit 2011 fungiert er als Vorsitzender des Ausschusses für Lebensmitteltechnologie, seit 2017 als DLG-Landesbeauftragter Milchwirtschaft in Niedersachsen, als Sensoriksachverständiger sowie als DLG-Prüfbevollmächtigter für Speiseeis. Darüber hinaus ist er Mitglied in der Jury für den DLG-Innovation Award „Junge Ideen“. (AgE)

Speiseeishersteller erlösen mehr im Lebensmittelhandel

Die deutschen Speiseeishersteller haben für das Geschäft im ersten Halbjahr 2021 eine „verhaltene Bilanz“ gezogen. Wie der „E.I.S. Eis Info Service“ der deutschen Markeneishersteller, die dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) angeschlossen sind, am 8. September in Bonn berichtete, legte der Erlös für Speiseeis im Lebensmittelhandel von Januar bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Angaben von Marktforschungsinstituten zwar um 4 % zu; gleichzeitig verringerte sich aber der mengenmäßige Absatz um 2 %. Begründet wurde das Umsatzwachstum vor allem mit dem warmen und sonnenreichen Juni, dessen Durchschnittstemperatur das Niveau des Vorjahresmonats um 2,1 °C übertroffen habe. Derweil hätten die Markenhersteller ein deutlich stärkeres Wachstum als der Handel für seine Eigenmarken verzeichnet. Damit habe sich der bereits im ersten „Corona-Jahr“ 2020 festgestellte Trend zu mehr Markenprodukten bei Lebensmitteln und sonstigen Produkten des täglichen Bedarfs fortgesetzt. Nach Angaben des Informationsdienstes waren im ersten Halbjahr 2021 vor allem die „Multipackungen“ mit mehreren „Kleineisen“ besonders beliebt. Diese hätten auch beim Absatz zugelegt, und zwar um rund 4 %. Dagegen seien die Verkaufsmenge und der Erlös von Eis in Haushaltspackungen zurückgegangen. Beim Verzehr von Speiseeis unterwegs in Form von verpacktem Impulseis und Kleineis, unter anderem vom Kiosk im Freibad und von Tankstellen, sowie von Eis in der Gastronomie hätten sich im ersten Halbjahr 2021 weiter die durch Corona bedingten Einschränkungen bemerkbar gemacht: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) seien die betreffenden Umsätze im Gastgewerbe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 % zurückgegangen. Der BDSI schätzt, dass der Außer-Haus-Konsum von Speiseeis in den ersten sechs Monaten 2021 ähnlich rückläufig gewesen ist. (AgE)

Rabobank erwartet globalen Preisdruck für Molkereiprodukte

Das Risiko für nachgebende Preise am Weltmarkt für Molkereiprodukte dürfte im kommenden Jahr steigen, wenn der voraussichtlich schon kurzfristig weiter rückläufige Importbedarf Chinas nicht mittelfristig durch andere Einfuhrländer ausgeglichen wird. Davon geht zumindest die Rabobank in einer aktuellen Studie aus. Demnach wird im „Reich der Mitte“ die Erzeugung von Molkereiprodukten bereits seit dem ersten Quartal 2021 gedrosselt, was der Bank zufolge auf eine ebenfalls rückläufige Nachfrage hindeutet. Im Juli habe der Verbrauch das Niveau des Vorjahresmonats nur noch um 0,3 % übertroffen. Als Ursachen werden unter anderem regionale Lockdowns wegen der Corona-Pandemie sowie Starkregen und Überflutungen angeführt. Außerdem gingen die Ausgaben der chinesischen Verbraucher im Foodservice seit dem zweiten Quartal 2021 wieder spürbar zurück. Den niederländischen Analysten zufolge ist die Milcherzeugung in China in der ersten Jahreshälfte 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,6 % gesteigert worden. Maßgeblich sei die Aufstockung des Kuhbestandes. Außerdem habe die Volksrepublik ihre Importe an Molkereierzeugnissen gemessen in Milchäquivalenten von Januar bis Juli 2021 gegenüber der Vorjahresperiode um 30 % ausgeweitet. Im Einzelnen seien die Einfuhren von Magermilchpulver sowie von Milch und Sahne um 45 % beziehungsweise insgesamt 33 % gewachsen. Die Importe von Molke seien mengenmäßig um 37 %, die von Vollmilchpulver um 34 % und die von Butter um 23 % gestiegen.
Nach Einschätzung der Rabobank dürfte das chinesische Importwachstum in Kombination mit der Ausweitung der Milcherzeugung den Nachfrageanstieg inzwischen deutlich übertreffen. Deshalb habe China vermutlich sehr umfangreiche Lagerbestände aufgebaut. Derweil deuteten Stichproben darauf hin, dass die Erlöse für Lieferungen von Vollmilchpulver in die Volksrepublik bereits im Juli nicht mehr kostendeckend gewesen seien. Deshalb sei es wahrscheinlich, dass das Kaufinteresse der chinesischen Importeure weiter nachlassen werde, so die Amsterdamer Fachleute. Diese negative Tendenz habe sich zuletzt auch an der Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) gezeigt.
Mit Blick auf die internationale Preisentwicklung für Molkereiprodukte schätzt die Rabobank den durchschnittlichen Preis für Molkenpulver in Europa für das dritte Quartal 2021 auf 960 Euro/t; das wären 3,2 % weniger als im zweiten Quartal dieses Jahres. Für das vierte Quartal 2021 und die ersten drei Monate 2022 wird jeweils ein Minus von 4,2 % prognostiziert. In den drei Folgequartalen soll sich die Abnahmerate gegenüber dem zweiten Quartal 2021 auf jeweils 6,8 % erhöhen. Für Vollmilch- und Magermilchpulver werden für das dritte Quartal 2021 Preise von im Mittel 3 160 Euro/t und 2 525 Euro/t prognostiziert; das wären im Vergleich zu den vorhergehenden drei Monaten Rückgänge von 0,9 % beziehungsweise 0,6 %. In den kommenden fünf Quartalen dürfte sich Vollmilchpulver sogar um bis zu 4,4 % verbilligen und Magermilchpulver um bis zu 3,6 %. Dagegen wird für die Preise von Butter und Gouda-Käse ausgehend von schätzungsweise 3 985 Euro/t und 3 310 Euro/t im aktuellen Quartal eine recht stabile Entwicklung prognostiziert.

Wie die Rabobank mit Blick auf die Milcherzeugerpreise in der EU-27 ausführt, hat sich der mittlere Wert im Juli 2021 im Vergleich zum April um 1,1 % auf 35,92 Euro/100 kg erhöht. Allerdings sei der gesamte Milchpreisanstieg im bisherigen Jahresverlauf durch höhere Futterkosten und die allgemeine Inflation fast eingeholt worden, so dass die Landwirte im Durchschnitt aktuell nur noch geringe Gewinne erzielten. Für das vierte Quartal rechnen die Fachleute mit einer stabilen Entwicklung des Milchpreises. Derweil dürfte die Anlieferungsmenge in der EU im Gesamtjahr im Vergleich zu 2020 gemäß der Vorhersage der Rabobank um 0,6 % ausgeweitet werden, und zwar vor allem aufgrund der Entwicklung in Irland, Italien und Polen. Mit einer Einschränkung der Milchanlieferungen sei aber in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zu rechnen. Für das erste Quartal 2022 sagen die Amsterdamer Fachleute gegenüber den ersten drei Monaten des laufenden Jahres eine Zunahme der Milchanlieferungen in der EU-27 um 1 % voraus, wobei der Anstieg durch hohe Futterkosten, die Qualität der Silage und die voraussichtliche Abstockung des Milchkuhbestandes gedeckelt werde. Im zweiten und dritten Quartal 2022 dürften die Wachstumsraten auf jeweils 0,6 % zurückgehen.
Mit Blick auf den EU-Verbrauch von Molkereierzeugnissen prognostiziert die Rabobank für die zweite Hälfte 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 0,4 %. Außerdem soll der betreffende Bedarf im kommenden Jahr um insgesamt 0,3 % steigen. Als Begründung für die kurzfristige Entwicklung wird angeführt, dass die coronabedingten Vorsichtsmaßnahmen nun nahezu gemeinschaftsweit gelockert worden seien. In der Folge werde zunächst die im Sommer angestaute Nachfrage freigesetzt, was dem Absatz für den Außer-Haus-Verzehr zugutekomme. Die Verbrauchsmenge von 2019 dürfte allerdings noch nicht erreicht werden. Auch die Verkaufsmengen von Milcherzeugnissen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) werden nach Einschätzung der Analysten zunehmen, so dass die Preise in diesem Absatzkanal vermutlich auch in den kommenden Monaten fest bleiben. Allerdings könnte bei den Preisverhandlungen über zukünftige Kontrakte mit dem LEH eine leichte Korrektur nach unten anstehen, wenn sich die Marktversorgung verbessere. Derweil drücke die Inflation auf die Gewinne in der Vermarktungskette, zum Beispiel durch höhere Kosten für Arbeit, Energie und Verpackungen. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 8. September

In Deutschland ist die Milchanlieferung anhaltend saisonal rückläufig und liegt weiter unter der Vorjahreslinie. Die Molkereien nahmen in der 34. Woche laut Schnellberichterstattung der ZMB im Schnitt 0,9 % weniger Milch auf als in der Vorwoche, was gleichzeitig 0,4 % weniger war als vor einem Jahr. In Frankreich hat sich der Rückstand der Milchanlieferung zur Vorjahreswoche zuletzt auf 1,1 % vergrößert. Die Märkte für flüssigen Rohstoff sind von einem geringen Angebot und sehr festen Preisen gekennzeichnet. Die Preise für Industrierahm bewegen sich weiter auf dem hohen Niveau der vergangenen Woche. Magermilchkonzentrat tendiert sich ebenfalls weiter sehr fest. Versandmilch wird zu anhaltend hohen Preisen gehandelt. Am Markt für Magermilchpulver ist die Lage von einer geringen Verfügbarkeit gekennzeichnet. Die Produktion ist aufgrund der schwachen Milchanlieferung und der hohen Nachfrage nach Rohstoff vergleichsweise niedrig. Im Vorfeld sind bereits größere Anteile der laufenden Erzeugung verkauft worden, so dass das Angebot an frischer Ware sehr begrenzt ist. Außerdem ist aufgrund der stabilen Exporte im ersten Halbjahr von niedrigen Vorräten innerhalb der EU auszugehen. Auf das geringe Angebot trifft eine zunehmende Anzahl an Anfragen für verschiedene Termine, vor allem aber für das vierte Quartal. In erster Linie besteht aktuell Kaufinteresse am Binnenmarkt. Die Anfragen vom Weltmarkt sind recht begrenzt. Trotz der nun verringerten Exportmöglichkeiten ist das Angebot knapp. Die Werke bemühen sich die Nachfrage zu bedienen, sind aber vorsichtig mit weiteren Verkäufen, da Unsicherheit über das weitere Rohstoffaufkommen besteht. Zum Teil kann Ware etwas umverteilt werden, wenn sich Verschiffungen aufgrund der Containerknappheit zeitlich nach hinten verschieben. Die Hersteller fordern für Magermilchpulver in Lebensmittel- und Futtermittelqualität höhere Preise, womit die Einkäufer teilweise nicht gerechnet haben. Am Binnenmarkt werden für beide Qualitäten höhere Forderungen akzeptiert. Das Angebot an Vollmilchpulver ist ebenfalls gering und innerhalb der EU besteht weiterhin Bedarf, während das Exportgeschäft recht ruhig verläuft. Die Preise sind innerhalb der EU weiter uneinheitlich und in den Nachbarländern teilweise niedriger als in Deutschland. Insgesamt ist die Preistendenz fest. Bei Molkenpulver hat sich die Nachfrage nach Futtermittelware zuletzt belebt und die Preise haben sich weiter befestigt. Lebensmittelware wird zu stabilen Preisen gehandelt, wobei von einer Erholung der Nachfrage aus Asien berichtet wird. Hohe Preise werden außerdem für Molkenkonzentrat erzielt. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta.de)

MEG Milch Board beschwert sich über Arla

Wie die MEG Milch Board in einer Pressemitteilung erklärt, hat sie erneut „eine Eingabe“ an das Bundeskartellamt gerichtet. Dieses Mal geht es um die Milchpreissenkung in Höhe von 1 ct/kg von Arla. Als Grund benenne der europäische Milchverarbeiter die gestiegene Inflation. Gestiegen seien die Kosten für Kraftstoff, Energie und Verpackung. Die MEG Milchboard sieht hierin nach eigenen Angaben eine unzulässige Preisfestsetzung gegenüber den Lieferanten und ein wettbewerbswidriges Verhalten. Denn Arla habe offensichtlich keine Schwierigkeiten, Milchgelder beliebig zu kürzen. Als „besonders unverschämt“ bezeichnet die MEG Milch Board die Begründung der gestiegenen Kosten, da gestiegene Kraftstoff- und Energiekosten auch die Erzeuger hart träfen. Die Lösung hat die Milcherzeugergemeinschaft bereits parat: „Nur durch eine starke Bündelung der Erzeuger vor den Molkereien und die Einrichtung einer vertragsgebundenen Milchvermarktung mit konkreten Preisen, konkreten Mengen und konkreten Laufzeiten, die vor der Milchlieferung vereinbart werden, können sich die Erzeuger eine faire Verhandlungsposition verschaffen.“ „Wir haben Kenntnis darüber erhalten, dass die MEG Milch Board aufgrund der Senkung des Arla Milchpreises im September eine Eingabe beim Bundeskartellamt gemacht hat. Bisher ist das Bundeskartellamt nicht auf uns zugekommen und wir sehen in dem Sachverhalt kein wettbewerbswidriges Verhalten“, erklärt Markus Teubner, Pressesprecher von Arla. Im Gegenteil: Denn in der ersten Jahreshälfte 2021 sei es Arla gelungen einen wettbewerbsfähigen Milchpreis zu zahlen, mit Milchpreiserhöhungen im März, April, Mai und Juni. Der durchschnittliche Arla Milchpreis für ausschließlich konventionelle Milch habe im ersten Halbjahr 2021 bei 35,11 ct/kg gelegen, ohne die übliche, erwartete Nachzahlung in Höhe von einem Eurocent pro Kilogramm Milch.In einem Mitgliederrundschreiben hatte Arla-Finanzchef Torben Dahl Nylholm bedauert, den Milchpreis um 1 ct/kg senken zu müssen. Und teilte weiter mit, dass Arla aber dennoch einen wettbewerbsfähigen Milchpreis zahle. Bei zahlreichen Lieferanten stieß das auf Unverständnis: Auch auf den Höfen sind die Kosten, u.a. für Futtermittel, gestiegen. (topagar.com)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 1. September

Die Milchanlieferung in Deutschland ist weiterhin saisonal rückläufig und insgesamt niedriger als erwartet. Laut Schnellberichterstattung der ZMB erfassten die Molkereien in der 33. Woche im Schnitt 1,1% weniger Milch als in der Vorwoche. Der Rückstand zur Vorjahreswoche lag bei 0,5 %. In Frankreich war die Milchanlieferung in der 33. Woche um 0,2 % niedriger in der Vorjahreswoche.
Die Spotmärkte für flüssigen Rohstoff sind sehr fest. Industrierahm und Magermilchkonzentrat werden zu festeren Preisen gehandelt. Besonders stark ist der Preisanstieg bei Rohmilch ausgeprägt.
Die Lage am Markt für Magermilchpulver ist von einer geringen Verfügbarkeit an freien Mengen gekennzeichnet. Aufgrund des niedrigen Milchaufkommens und der hohen Preise für flüssigen Rohstoff kommt weniger Milch als ursprünglich geplant zur Trocknung. Außerdem sind die Bestände, die in den Vorjahren in Europa vorhanden waren, abgebaut. Dem verringerten Angebot steht eine insgesamt normale Nachfrage gegenüber. Das Kaufinteresse am europäischen Binnenmarkt wird als umfangreich eingeschätzt. Hier gehen immer Anfragen ein und es kommen auch Abschlüsse zu Stande.
Die Nachfrage von den Exportmärkten ist uneinheitlich. In Asien macht sich die Corona-Pandemie, die sich dort in den letzten Monaten stärker ausgebreitet hat, teilweise etwas dämpfend bemerkbar. Im Mittleren Osten ist teilweise wieder mehr Kaufinteresse festzustellen. Die Knappheit an Frachtkapazitäten bzw. deren ungewöhnliche Verteilung über die verschiedenen Regionen der Welt erschwert das Geschäft, da sie einerseits zu starken Kostensteigerungen und andererseits zu Verzögerungen und Unwägbarkeiten hinsichtlich der Ankunftstermine führt.
Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität haben sich erneut fester entwickelt. Für Futtermittelware werden ebenfalls festere Preise erzielt, obwohl die Nachfrage derzeit vergleichsweise ruhig verläuft.
Für Vollmilchpulver wird die Nachfrage aus der europäischen Lebensmittelindustrie für kurz- und längerfristige Termine als gut eingeschätzt. Hier und da bieten sich in kleinerem Umfang auch Exportmöglichkeiten. Die hohen Sahnepreise und das niedrige Rohstoffaufkommen ziehen höhere Forderungen nach sich. Die Preise sind etwas uneinheitlich mit festerer Tendenz.
Am Markt für Molkenpulver hat die Nachfrage nach Futtermittelware zuletzt zugenommen und die Preise tendieren dem Vernehmen nach fester. Bei Lebensmittelware wird von einer guten Nachfrage am europäischen Binnenmarkt, aber einer(teilweise abwartenden Nachfrage an den Exportmärkten berichtet. Auch hier dürfte die Unsicherheit durch die Corona-Pandemie in Asien eine Rolle spielen. Lebensmittelware wird weiter zu uneinheitlichen Preisen gehandelt.
Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta.de)

Zwei deutsche Molkereien halten sich unter den globalen Top 20

Eines der beiden deutschen Unternehmen unter den 20 weltweit größten Molkereikonzernen ist in der Rangfolge einen Platz nach unten gerutscht. Das zeigt das aktuelle Ranking der Rabobank für das Jahr 2020. Demnach wurde das Deutsche Milchkontor (DMK) mit einem Umsatz von rund 5,6 Mrd Euro vom elften Platz im Vorjahr auf den zwölften Rang verdrängt, und zwar von der niederländisch-britischen Unilever mit einem Molkereierlös von ungefähr 5,8 Mrd Euro. Derweil verteidigte der Müller-Konzern mit einem Umsatz von 4,5 Mrd Euro den 20. Platz. Auch in der Spitzengruppe gab es eine Verschiebung. Hier verbesserte sich die französische Lactalis mit einem Umsatz von schätzungsweise 20,2 Mrd Euro um einen Platz auf den ersten Rang. In der Folge musste die Schweizer Nestlé ihre Spitzenposition aufgeben und belegt nun mit einem Gesamtumsatz von ungefähr 18,2 Mrd Euro den zweiten Platz. Als Grund führen die niederländischen Banker den Verkauf des Nestlé-Eiscremegeschäfts in den USA an die Firma Froneri an. Die US-Genossenschaft Dairy Farmers of America (DFA) verteidigte indes ihren dritten Rang erfolgreich mit einem Erlös von schätzungsweise 16,6 Mrd Euro. Dazu hat den niederländischen Analysten zufolge vor allem die Übernahme des Unternehmens Dean Foods beigetragen, das 2018 noch auf dem elften Platz rangierte.
Unterdessen rückte die dänisch-schwedische Arla Foods mit einem Umsatz von 10,6 Mrd Euro um einen Rang auf Platz acht vor und verdrängte damit die chinesische Mengniu mit 9,7 Mrd Euro auf den neunten Rang. Die französische Savencia verbesserte sich mit einem Umsatz von 5,2 Mrd Euro vom 15. auf den 14. Platz. Die Rabobank begründete dies mit der Integration des französischen Käsespezialitätenherstellers CF & R. Der US-Konzern Kraft Heinz arbeitete sich mit einem Erlös von 4,9 Mrd Euro sogar um drei Plätze auf den 15. Rang nach vorn. Allerdings wird das Unternehmen nach Einschätzung der niederländischen Fachleute wahrscheinlich nicht mehr in der Top 20-Liste 2021 erscheinen, weil es sein einträgliches US-Käsegeschäft an eine Tochterfirma von Lactalis verkauft hat. Indes wurde für die kanadische Agropur 2020 ein Umsatz von ungefähr 4,9 Mrd Euro verzeichnet, womit die Firma um eine Position auf den 16. Rang vorrückte. Dagegen rutschte die französische Sodiaal um drei Plätze auf den 17. Rang nach unten. Auch für die indische Gujarat Cooperative Milk Marketing Federation ging es mit einem Umsatz von 4,6 Mrd Euro abwärts, und zwar vom 16. auf den 18. Platz.
Wie die niederländischen Fachleute weiter ausführen, verringerten sich die gesamten Erlöse der Top 20-Molkereien im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um fast 4 Mrd Euro oder 1,9 % auf 184,9 Mrd Euro. In Dollar gemessen habe sich aber nur ein Minus von 0,1 % ergeben. Damit habe sich der Sektor trotz der weltweiten Corona-Pandemie als recht widerstandsfähig erwiesen. Gleichzeitig habe sich die Zahl der angekündigten Unternehmensfusionen und Übernahmen im gesamten Sektor auf weniger als 80 verringert, nach noch 105 im Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2021 seien aber bereits mehr als 50 Geschäfte angekündigt worden. Für das kommende Jahr erwarten die Banker, dass die Molkereikonzerne weiterhin intensiv in die wichtigen Produktkategorien investieren werden. Dazu gehörten Käsespezialitäten, innovative Milchingredienzen wie Humane Milch-Oligosaccharide (HMO), Milchalternativen und Lifestyle-Ernährung. Wahrscheinlich werde es auch zu Akquisitionen in benachbarten Sektoren wie Logistik und Lagermanagement kommen. Mit Blick auf die Milchproduktion in den wichtigen Exportländern erwartet die Rabobank für 2023 allerdings ein Wachstum von insgesamt nur 1,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Diese Einschätzung begründen die Fachleute mit engen Gewinnspannen in der Milchkuhhaltung als Folge von trockenheitsbedingt höheren Futterkosten und dem allgemeinen Inflationsdruck. (AgE)

Schweiz: Neues Kompetenzzentrum für Rohmilchprodukte

Die Schweizer Forschungsanstalt Agroscope und der Kanton Freiburg haben in Zusammenarbeit mit der Milch- und Käsebranche ein nationales Kompetenzzentrum für Rohmilchprodukte gegründet. Wie Agroscope am 30.8. in Bern erklärte, soll die gemeinsame Forschung zu neuen Synergien führen, den Mehrwert von Rohmilchprodukten steigern und sicherstellen, dass mit deren Konsum keine erhöhten Risiken verbunden sind. Die ersten vom Kompetenzzentrum durchgeführten Versuche sollten insbesondere das Verständnis der Mikrobiota von Rohmilch und Rohmilchkäse verbessern. Außerdem gehe es darum, den Einfluss verschiedener Wärmebehandlungen auf die für den Menschen gesunden Molkenproteine besser zu verstehen, um diese in Zukunft verstärkt in Lebensmitteln zu nutzen. Die Vereinbarung mit dem Kanton Freiburg sei auf acht Jahre befristet, mit Option auf eine Verlängerung bis 2032. Agroscope zeichne verantwortlich für die Konzeption, Durchführung und Auswertung der Forschungsarbeiten und stelle das wissenschaftliche und technische Personal. Der Kanton Freiburg stelle indes die nötige Versuchsinfrastruktur sowie weitere Techniker zur Verfügung und sorge über das Landwirtschaftliche Institut Grangeneuve für den Wissenstransfer in der Aus- und Weiterbildung. Das neue Betriebsgebäude des Landwirtschaftsbetriebs von Grangeneuve, das im September eingeweiht werden solle, werde ein wichtiger Bestandteil des Kompetenzzentrums sein. Laut Pascal Toffel, dem Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve, wird das Zentrum dazu beitragen, die Zukunft der Branche zu sichern und einen wertvollen Austausch zwischen den Akteuren zu gewährleisten – vom Milchproduzenten zum Detailhändler bis hin zu den Studierenden, den technischen Beratungsstellen, der Verarbeitung und der Forschung. (AgE)

Neue GAP ist ein Übergangsmodell

Die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), auf die sich die Verhandlungspartner im Trilog geeinigt haben, ist nach Einschätzung der agrarpolitischen Sprecherin der Fraktion Renew Europe (RE) im Europaparlament, Ulrike Müller, nur „eine Art Übergangsmodell“. Wie die Abgeordnete der Freien Wähler (FW) im Interview mit AGRA-EUROPE feststellt, läuft der Förderzeitraum von 2023 bis 2027, also lediglich fünf Jahre. Und im Jahr 2025 werde eine Zwischenbilanz gezogen. Dann müsse möglicherweise bei Themen wie Transparenz und der Bekämpfung der Korruption noch nachgebessert werden. Kritik übt Müller an dem Vorgehen Berlins. Deutschland habe vorschnell Gesetze auf den Weg gebracht, bevor klar gewesen sei, was in Brüssel beschlossen werde, und habe damit wieder einmal den Spielraum verschenkt, den Europa gebe. Verständnis bringt die RE-Agrarsprecherin dagegen für die Haltung des Ministerrats auf, da mit der Umsetzung der kommenden horizontalen Verordnung ein ganz anderes System im Bereich der Verwaltung geschaffen werden müsse. Die EU-Länder hätten teils die Befürchtung, dass es schwierig werden könnte, das Kontrollsystem umzustellen, und hätten die Gefahr gesehen, Gelder zu verlieren. Da die Eco-Schemes nur jährlich angeboten und freiwillig von den Landwirten gewählt würden, sei es für einen Mitgliedstaat schwierig, in den ersten Jahren konkrete Maßnahmen mit Budget zu hinterlegen. Von daher hätten Forderungen nach einer niederschwelligen Lernphase für die Eco-Schemes Sinn ergeben. Zur Flexibilität sei jedoch festzuhalten, dass die Mitgliedstaaten mit ihren Strategieplänen künftig die Möglichkeit hätten, regionale Besonderheiten stärker zu berücksichtigen, hebt Müller hervor. Die klima- und umweltrelevanten Maßnahmen, die in der Zweiten Säule mit Fünfjahresprogrammen belegt seien, könnten künftig auch für die Eco-Schemes in der Ersten Säule angerechnet werden – „das ist ein Pluspunkt“.

Die Berichterstatterin des Europaparlaments für die horizontale Regulierungsverordnung bestätigt die Ansicht, dass die umfassendste Verwaltungsvereinfachung der Kommission zugutekommt, weil Brüssel nur noch prüft, ob die Verwaltungen in den Mitgliedstaaten funktionieren. Wo ein funktionierendes System vorhanden sei, werde die Kommission keine Kontrollen mehr durchführen. Natürlich könne sie bei Verdacht auf Missbrauch, Betrug oder spezielle Vergehen auch weiterhin unangemeldet Überprüfungen vor Ort durchführen. Aber in der Regel werde es so sein, dass Beamte der Kommission nicht mehr auf landwirtschaftlichen Betrieben zur Inspektion auftauchten, stellt Müller fest. Angesprochen auf die Haushaltskontrolle verweist sie darauf, dass jetzt unter anderem im Transparenzkapitel Agrarholdingstrukturen veröffentlicht werden müssten. „Somit werden wir dem Anspruch der Steuerzahler gerecht“, betont die FW-Politikerin. Des Weiteren gebe es jetzt die Möglichkeit, das von der Kommission entwickelte Risikobewertungsinstrument ARACHNE auch zur Kontrolle der Agrarausgaben zu nutzen. Dieses Data-Mining-Toll bietet laut Müller die Möglichkeit, unterschiedliche Datenquellen anzuzapfen und daraus ein Gesamtbild eines Projekts oder Prozesses darzustellen. Damit ließen sich Gefahren identifizieren, die bei einer Einzelbetrachtung nicht auffallen würden. (AgE)

Vorhaben zum leichteren Recycling von Lebensmittelkunststoffverpackungen

Ein leichteres Recycling von Kunststoffverpackungen auch für die besonders sensible Produktkategorie Lebensmittel ist Ziel eines neuen Forschungsvorhabens, das unter dem Titel „Circular FoodPack“ jetzt von insgesamt 14 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus sechs Ländern unter Koordination des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) durchgeführt wird. Darauf hat die Bayerische Forschungsallianz GmbH als ein Projektpartner am 1. September hingewiesen. Um die hohen Anforderungen an den Schutz und die Sicherheit von Lebensmitteln zu erfüllen, würden für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen flexible Kunststoff-Mehrschichtverbunde eingesetzt. Weil diese aber untrennbar miteinander verbunden seien, könnten diese Mehrschichtverbunde mit heutigen Recyclingtechnologien nicht zu hochwertigen Materialien aufbereitet und zirkulär genutzt werden. Darüber hinaus stelle die EU-Gesetzgebung eine Hürde dar, so die Forschungsallianz. Es gebe klare Vorgaben für die zulässigen Ausgangsmaterialien für Rezyklate, die in direktem Kontakt mit Lebensmitteln wiederverwendet werden dürften. Bisher würden jedoch die Abfallströme von Non-Food- und Lebensmittelverpackungen nicht getrennt, wodurch die Rezyklate die EU-Anforderungen nicht erfüllten. Vor diesem Hintergrund wollen die Forscher im Vorhaben „CircularFoodPack“ nach eigenen Angaben Sortiersysteme entwickeln, die erstmals die Trennung von Nichtlebensmittel- und Lebensmittelverpackungsabfällen ermöglichen. Daneben sei geplant, die Recyclingprozesse zu verbessern sowie innovative Monomaterial-Verpackungen für Lebensmittel zu entwickeln, die leicht zu sortieren und zu recyceln seien. Das im Juni gestartete Vorhaben soll bis November 2024 laufen und wird von der Europäischen Kommission mit insgesamt rund 5,37 Mio Euro gefördert. (AgE)

Kräftiges Umsatzplus der Ernährungsindustrie im Juni

Die deutsche Ernährungsindustrie konnte im Juni 2021 ihren Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,8 % auf rund 15,7 Mrd Euro steigern. Sowohl die Entwicklung im Inland als auch im Ausland habe hierbei ein positives Bild gezeigt, berichtete die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 2. September in Berlin. Der Inlandsumsatz lag laut ihren Angaben mit insgesamt 10,4 Mrd Euro um 3,3 % über dem Vorjahreswert. Trotz um durchschnittlich 2,7 % höherer Verkaufspreise sei der Absatz um 0,6 % gestiegen. Das Auslandsgeschäft entwickelte sich der BVE zufolge noch dynamischer; er wuchs gegenüber Juni 2020 um 7,9 % auf 5,4 Mrd Euro. Dabei nahm der Auslandsabsatz um 4,5 % zu, während die Verkaufspreise im Mittel um 3,3 % zulegten. Dem Umsatzergebnis entsprechend entwickelte sich auch die deutsche Lebensmittelproduktion positiv; der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex erhöhte sich laut BVE im Juni 2021 um 3,9 % gegenüber dem Vorjahr. Sorgen bereiten der Branche die steigenden Rohstoffkosten. Im Juli 2021 kletterte der vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) berechnete Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 2,0 % im Vormonatsvergleich; der Vorjahreswert wurde damit um 41 % übertroffen. Das Geschäftsklima in der Ernährungsindustrie zeigte sich nach Angaben der BVE im August nahezu unverändert; der Saldo fiel um 0,1 Punkte im Vormonatsvergleich und lag bei insgesamt 14,3 Punkten. Eine abnehmende Nachfrage und sinkende Auftragsbestände hätten für einen moderaten Rückgang bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage von 0,5 Punkten auf 21,7 Punkte gesorgt, berichtete die Bundesvereinigung. Die Geschäftserwartung der nächsten Monate habe hingegen leicht zulegen können; der Indikator sei um 0,4 Punkte auf einen Saldo von insgesamt 7,2 Punkte gestiegen. (AgE)

Arla erhöht Umsatzprognose

Die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods hat die immer noch bestehenden Herausforderungen durch die Corona-Pandemie auch im ersten Halbjahr 2021 gemeistert und ihre Umsatzerwartungen leicht erhöht. Wie Arla am 26. August mitteilte, legte der Erlös gegenüber den ersten sechs Monaten 2020 um 64 Mio. € oder 1,2 Prozent auf 5,44 Mrd. € zu. Dies sei vor allem auf ein mengenbasiertes Umsatzwachstum bei den Arla-Markenprodukten von 5,6 Prozent Prozent zurückzuführen, insbesondere im Einzelhandel. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg sogar um 15,6 Prozent auf 252 Mio. €. Nach Abzug dieser Kostenblöcke verblieb ein Überschuss von 172 Mio. €; das waren 6 Mio. € beziehungsweise 3,6 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2020. Das Molkereiunternehmen nimmt zudem für sich in Anspruch, seinen Genossenschaftsmitgliedern einen wettbewerbsfähigen Milchpreis gezahlt zu haben. Der lag einschließlich Biomilch in den sieben Erzeugungsländern im Mittel bei 36,0 Cent/kg und damit um 1,6 Cent/kg höher als im ersten Halbjahr 2020. Arla wies ausdrücklich auf die Problematik hin, dass die Landwirte mit deutlich steigenden Produktionskosten konfrontiert seien. „Unsere starke Position im gesamten Einzelhandelssektor und unser Fokus auf Innovationen haben zusammen mit dem starken Einsatz unserer Werke und Landwirte dazu geführt, dass wir im ersten Halbjahr 2021 ein solides Ergebnis erzielt und unseren Genossenschaftsmitgliedern durch einen verbesserten Milchpreis gute Erträge geliefert haben“, erklärte Arla-CEO Peder Tuborgh. Die weltweite Nachfrage der Verbraucher nach Molkereiprodukten sei in der ersten Jahreshälfte 2021 stark geblieben, da die Menschen weiterhin den Geschmack, die Nährwertqualität und die Vielfalt von Molkereiprodukten in ihrer Ernährung schätzten.
Mit der Entwicklung in Deutschland zeigte sich Arla ebenfalls zufrieden; das Umsatzwachstum bei den Marken lag hierzulande bei 1,3 Prozent. Dabei habe ein besonderer Fokus auf der Einführung von zwei Produktinnovationen, der Stärkung der Arla-Dachmarke sowie der Fortführung der Nachhaltigkeitsagenda gelegen. Arlas Deutschlandchef Patrik Hansson zufolge habe das Unternehmen mit dem neuen ArlaBuko Dip und Arla Kærgården Bio zwei wichtige Innovationen auf den Markt gebracht. Zudem seien wichtige Meilensteine im Bereich Nachhaltigkeit erreicht worden, sowohl auf den Höfen der Landwirte als auch im Bereich Produktverpackungen. Starke Marken, Innovationen und Nachhaltigkeit seien zentrale Bestandteile, um im deutschen Markt langfristig erfolgreich aufgestellt zu sein. Hansson zufolge ist die erste Runde des neuen Arla-Klimacheck-Programms bei den Milcherzeugern mit einer Teilnehmerquote von gut 90 Prozent erfolgreich abgeschlossen worden und nun die zweite Runde gestartet. Anhand der Checks könnten die Landwirte sehen, wo sie mit Ihrem CO2-Fußabdruck stehen und gezielte Verbesserungsmaßnahmen ergreifen, von der Fütterung über das Güllemanagement bis zum Einsatz erneuerbarer Energien. Mit der Teilnahme an dem Programm leisten die Landwirte laut Hansson einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der ehrgeizeigen Arla-Klimaziele, nämlich 30 % weniger CO2-Emissionen pro Kilogramm Milch bis 2030 und Netto-Null-Emissionen bis 2050.
Aufgrund der insgesamt recht positiven Entwicklung im ersten Halbjahr 2021 hat Arla seine Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr nach oben angepasst. Wurde ursprünglich von einem Erlös zwischen 10,3 Mrd. € bis 10,6 Mrd. € ausgegangen, liegt die Spanne nun bei 10,6 Mrd. € bis 11,0 Mrd. €. Das mengenbasierte Umsatzwachstum im Markenbereich soll sich auf drei bis vier Prozent belaufen, der Verschuldungsgrad zum Jahresende höchstens bei 2,8 Prozent liegen. Die Prognose für den Nettogewinn blieb mit 2,8 bis 3,2 Prozent unverändert. Der Ausblick bleib nach wie vor volatil. Während dasRezept für die Bewältigung der Corona-Pandemie erfolgreich gewesen sei, müsse nun der Übergang zur neuen Normalität ebenso gut bewältigt werden, erklärte Tuborgh. Zu erwarten sei eine Neuverteilung bei der Nachfrage aus dem Einzelhandel und aus dem Gastronomiebereich, was die Einzelhandelsumsätze auf ein gewohnteres Niveau bringen und das Markenwachstum etwas abschwächen werde. Zudem werde das allgemeine inflationäre Umfeld die Molkereigenossenschaft und deren Landwirte vor Herausforderungen stellen. (AgE)

Emmi zeigt konstant positive Entwicklung

Dem Schweizer Milchverarbeiter Emmi ist es im ersten Halbjahr 2021 gelungen, in den wichtigsten internationalen Märkten eine erste Normalisierung der Corona-Situation zur Wiederbelebung der Wachstumsdynamik zu nutzen. Wie der Konzern am 18. August mitteilte, erhöhte sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 110 Mio. sfr (102 Mio. €) oder 6,2 Prozent auf insgesamt 1,883 Mrd. sfr (1,750 Mrd. €). Das organische Umsatzwachstum lag dabei mit 3,7 Prozent über den Erwartungen des Unternehmens. Zu der guten Umsatzentwicklung trugen laut Emmi alle Divisionen bei, allerdings mit Abstrichen im Heimmarkt Schweiz. Mit einem Nettoumsatz von 803 Mio. sfr (746 Mio. €) wurde dort das Ergebnis des coronabedingt sehr gut verlaufenen ersten Halbjahres 2020 organisch um 3,3 Prozent unterschritten. Hauptfaktor war das Geschäft im Einzelhandel, das gegenüber dem Vergleichszeitraum mit den damaligen Hamsterkäufen und Grenzschließungen erwartungsgemäß deutlich einbüßte. Aufgrund der insgesamt positiven Umsatzentwicklung konnte Emmi für das erste Halbjahr 2021 aber einen um 9,4 Prozent höheren Bruttogewinn von 699,8 Mio. sfr (650,5 Mio. €) und eine um 1,1 Prozentpunkte verbesserte Bruttogewinnmarge von 37,2 Prozent ausweisen. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug in der Berichtsperiode 129,4 Mio. € (120,3 Mio. €) und lag damit um 15,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Mit Blick auf die weitere Entwicklung verwies Emmi darauf, dass die im März 2021 kommunizierten Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr im ersten Halbjahr bereits größtenteils übertroffen worden seien und der Konzern daher mit einem „Vorsprung“ in die zweite Jahreshälfte gegangen sei. Das zweite Halbjahr bleibe aber mit massiven Unsicherheiten behaftet, und mit einer Normalisierung in allen Ländergesellschaften sei – wenn überhaupt – erst für 2022 zu rechnen, vorbehaltlich weiterer Rückschläge durch Corona. Emmi-Vorstandschef Urs Riedener hob hervor, dass die bewährte, auf ein nachhaltig profitables Wachstum ausgerichtete Strategie und die konsequent vorangetriebene Weiterentwicklung der Gesellschafts- und Produktportfolios des Konzerns mit starken Markenkonzepten weiterhin Früchte trügen. Insgesamt sei es in einem schwierigen und weiterhin volatilen Umfeld gelungen, auf breiter Basis profitabel zu wachsen (Umrechnungskurs: 1 sfr = 0,9295 €). (AgE)

Ernährungsindustrie nennt Kernforderungen zur Bundestagswahl

Für eine sichere, nachhaltige und wettbewerbsfähige Rohstoffversorgung hat sich die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ausgesprochen. Alle Maßnahmen der Agrarpolitik müssten einerseits die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft im Blick haben, dürften aber andererseits nicht zu negativen Auswirkungen auf die Rohstoffpreise, die Lebensmittelsicherheit sowie die verfügbare Rohwarenmenge und -qualität führen, heißt es in einem Forderungskatalog des Branchenverbandes zur Bundestagswahl, der am 19. August vorgelegt wurde. So sollte die Politik bei der Suche nach tragfähigen Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz und nach Möglichkeiten zur Verringerung des Einsatzes von Düngemitteln Unterstützung leisten, indem sie Forschung und Innovation erleichtere, Marktzugangsverfahren auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse verbessere und die Akzeptanz durch die Landwirte und Verbraucher fördere. Außerdem müssten rechtssichere Forschungs-, Anwendungs- und Transparenzregeln für „neue molekularbiologische Züchtungstechniken“ geschaffen werden. Zudem sorgt sich die Ernährungsindustrie um die Biodiversität. Der Verlust an Artenvielfalt müsse gestoppt werden, heißt es in dem Papier. Allerdings sollten die künftigen Maßnahmen der EU-Biodiversitätsstrategie immer auch auf ihre Vereinbarkeit mit einem hohen Maß an Lebensmittelsicherheit überprüft werden. Darüber hinaus sollte die Politik wirksame Maßnahmen ergreifen, um bis 2030 die Entwaldung aus den Lieferketten globaler Agrarrohstoffe zu eliminieren. Eine Proteinpflanzenstrategie müsse entwickelt werden, um den Einsatz von Kulturen als Futtermittel, bei denen ein Risiko für Entwaldung bestehe, zu minimieren, so die BVE. Überdies müsse eine gesetzliche europäische Regelung gegen Entwaldung klare Standards definieren, wann ein Unternehmen seine Bemühungen erfüllt habe.
Ein weiteres Anliegen sind der BVE klare Regeln für den weltweiten Agrarhandel. Ziel müsse es sein, den globalen Handel mit Agrarrohstoffen nach der Corona-Krise wiederzubeleben und die Modernisierung der Welthandelsorganisation (WTO) fortzusetzen. Zur Stärkung des Exportgeschäfts und für die Öffnung neuer Märkte hält die Bundesvereinigung multi- und bilaterale Handelsabkommen – auf Ebene der WTO und mit strategisch
wichtigen Märkten -, bilaterale Abkommen und Zertifikate zur Tier- und Pflanzengesundheit
sowie eine gezielte Exportförderung durch die Bundesregierung für erforderlich. Zudem sollte der Welthandel fairer und nachhaltiger werden, wobei die Möglichkeiten der WTO-Regularien voll ausgeschöpft werden müssten, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern. Dabei müsse auch sichergestellt werden, dass handelspolitische Maßnahmen die hohen europäischen Standards nicht absenkten. Alle Produkte am Binnenmarkt müssten die Produktionsanforderungen der EU erfüllen.
Im Weiteren fordert die BVE, ungerechtfertigte Handelshemmnisse für den Lebensmittelaußenhandel, wie etwa die unverschuldeten Strafzölle im EU-US-Handel sowie ungerechtfertigte Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen beispielsweise im EU-Kanada-Handel – abzubauen beziehungsweise Kompensationsmechanismen für betroffene kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aufzubauen. In weiteren Punkten ihres Forderungskatalogs spricht sich die BVE für kreislaufwirtschaftliche Ansätze in der Ernährungsindustrie, nachhaltigere Lebensmittelsysteme sowie eine Stärkung der Verbraucher aus. Innovation und Technologie müssten als Schlüssel für Nachhaltigkeit begriffen werden. Notwendig sei außerdem die Forcierung der europäischen Harmonisierung statt nationaler Alleingänge. (AgE)