Fonterra offen für neue Gentechnik

Der weltweit größte Exporteur von Milchprodukten, die neuseeländische Molkereigenossenschaft Fonterra, ist nicht strikt gegen den Einsatz neuer Technologien im Bereich der Gentechnik. Fonterra profitiere davon, seine Produkte als gentechnikfrei zu vermarkten, stehe aber einer Überprüfung der neuseeländischen Vorschriften für gentechnische Veränderungen „aufgeschlossen“ gegenüber, wenn diese Technologien größere Vorteile mit sich brächten, erklärte Geschäftsführer Miles Hurrell am 14. Juni gegenüber der Presse bei den Feldtagen in Waikato. Das Thema Gentechnik wird im neuseeländischen Wahlkampf heiß diskutiert, da die oppositionelle Nationalpartei im Fall eines Sieges das weitgehende Verbot für die Gen-Editierung und genetisch veränderte Organismen (GVO) rückgängig machen will. Die geltende Regelung koste das Land zu viel und erschwere das Erreichen der Klimaziele, argumentiert die Partei. Die regierende Labour Party ist jedoch der Auffassung, dass jede Änderung den Exporteuren von Agrarerzeugnissen schaden könnte, die auf dem Weltmarkt von ihrem GVO-freien Status profitieren. „Die Frage muss lauten, wie hoch der Wert ist, den wir langfristig daraus ziehen können, im Vergleich zu dem Wert, der durch die Einführung einiger dieser Technologien geschaffen werden kann“, so Hurrell. Er verwies auf die Bekämpfung des Klimawandels und den Vorteil, dass gentechnisch veränderte Pflanzen dürreresistenter seien. Deshalb sollte geprüft werden, welche Technologien es geben könne, und dann müsse eine Entscheidung getroffen werden. Die derzeitige strenge Regulierung in Neuseeland gilt seit mehr als zwei Jahrzehnten. Dies erlaubt es dem Land, sich als „GVO-frei“ zu vermarkten. Laut Hurrell haben sich seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren die Ansichten bei Fonterra geändert. „Die Welt hat sich weiterentwickelt, vor allem im Bereich des Gen-Editing“, betonte der Manager. Nun gehe es darum zu verstehen, welche Möglichkeiten sich für die Industrie durch diese Technologie böten und welche Auswirkungen deren Anwendung möglicherweise auf den Marktwert unserer Produkte habe. (AgE)

EU-Freihandelsabkommen mit Australien stockt

Australiens Regierung ist mit den Anfang Juni in Brüssel geführten Gesprächen über ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union nicht zufrieden. Australiens Handelsminister Don Farrell warnte in der „Financial Times“, dass er ein Handelsabkommen nicht unterzeichnen werde, wenn die EU ihren Markt nicht für mehr australische Agrarprodukte öffne. Er kündigte an, im Juli nach Brüssel zurückzukehren, räumte aber ein, dass es in den kommenden Monaten schwieriger werde, das Abkommen zu erreichen. Ein zu Jahresbeginn noch ins Auge gefasster Abschluss Mitte dieses Jahres scheint demnach immer unrealistischer zu werden. Australiens Landwirtschaftsminister Murray Watt wies gegenüber der Presse darauf hin, dass der EU-Markt stark geschützt sei und die Landwirtschaft subventioniert werde. Da mache es schwierig, dies mit Australiens „hocheffizientem, nicht subventioniertem“ Agrarsektor in Einklang zu bringen. „Natürlich würden wir ein Abkommen bevorzugen, das unseren Agrarproduzenten und allen anderen australischen Waren- und Dienstleistungsproduzenten den Marktzugang eröffnet. Aber wenn es nicht in unserem nationalen Interesse ist, das Abkommen zu schließen, dann werden wir es nicht tun“, so Watt. Einer der größten Knackpunkte in den Verhandlungen ist neben den aus australischer Sicht zu geringen zollvergünstigen Einfuhrquoten für „kritische Agrargüter“ die Frage der geografischen Angaben und Produktbezeichnungen. Diese würden nach jetzigem Verhandlungsstand die australischen Hersteller daran hindern, Produkte mit Namen wie Prosecco, Parmesan oder Feta zu kennzeichnen. Watt wies darauf hin, dass es in Australien nach dem Zweiten Weltkrieg eine starke Zuwanderung aus Europa gegeben habe und die Einwanderer ihre eigenen Produkte aus ihren Heimatländern mitgebracht hätten, die sie seit Jahrzehnten in dem Land produzierten. „Wir haben auch sehr hochwertigen Prosecco, Feta, Parmesan und andere Produkte“, betonte der Minister. Wir wollen sicherstellen, dass die wirtschaftliche und emotionale Bedeutung für unsere Erzeuger auch von der EU anerkannt wird. „Noch sind wir zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden können“, erklärte Watt. (AgE)

Exportgeschäft bleibt hinter Vor-Corona-Niveau zurück

Das Exportgeschäft der deutschen Ernährungswirtschaft hat sich offenbar noch immer nicht vom Ausbruch der Corona-Pandemie erholt und bleibt auch 2023 hinter dem Niveau von 2019 zurück. Das hat der jüngste „Exportindikator“ gezeigt, der im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) von AFC Management Consulting erstellt und am 13. Juni anlässlich des 10. Außenwirtschaftstages der Agrar- und Ernährungswirtschaft veröffentlicht wurde. Laut der zugrundeliegenden Branchenumfrage bewerten die Unternehmen die aktuelle Geschäftslage auf den Auslandsmärkten im Vorjahresvergleich moderat schlechter. Allerdings verbesserten sich – verglichen mit 2022 – die Erwartungen an das künftige Geschäft der nächsten Monate. Das Exportgeschäft ist der BVE zufolge ein „wichtiges Standbein“ für zusätzliches Wachstum, neben dem „gesättigten Hauptabsatzmarkt Deutschland“. Mehr als jeder zweite Hersteller plane der Umfrage zufolge, in den nächsten zwölf Monaten neue Märkte zu erschließen. Vor allem die Länder der EU-27 sowie die Schweiz, Norwegen und Großbritannien seien die relevantesten Regionen dafür. Auf der Kehrseite hätten sich 52 % Prozent der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten mit Exporthemmnissen in ausgewählten Zielmärkten konfrontiert gesehen. Damit sich der Export weiter erholen könne, brauche es einen „klaren politischen Kurs“ und einen Abbau von Handelshemmnissen, forderte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet. Denn laut dem Umfrageergebnis sei für 60 % der Unternehmen politische und rechtliche Stabilität ein wichtiges Kriterium für die Erschließung neuer Märkte. Noch bedeutender sind demnach nachhaltige und resiliente Lieferketten, die ausnahmslos alle Befragten als wichtig eingestuften. (AgE)

Lob von COPA und COGECA

Großes Lob für den angenommenen Bericht zur Ernährungssicherheit brachten derweil die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) vor. Nach Auffassung der Dachverbände zeigt die Entschließung eine „klare, pragmatische und innovative Vision“ auf, innerhalb derer die Landwirtschaft arbeiten kann. „Wir fordern nun das Europäische Parlament auf, bei den bevorstehenden Abstimmungen über weitere Gesetze zur Landwirtschaft diese Konsequenz beizubehalten.“ Für COPA und COGECA vervollständigt der Mortler-Bericht „die Unzulänglichkeiten und blinden Flecken des Green Deal für die Landwirtschaft“. Zudem werde ein kohärenterer und nachhaltigerer Rahmen für den europäischen Agrarsektor vorgeschlagen, der sich auch auf Lösungen für Landwirte konzentriere. Wichtig sei es nun, Kohärenz zu Kommissionsvorschlägen wie dem NRL, zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) und zur Richtlinie über Industrieemissionen (IED) herzustellen. (AgE)

Niederlande: Rückläufige Produktion von Lebensmitteln erwartet

In den Niederlanden werden die Hersteller von Lebensmitteln ihre Produktion in diesem Jahr gegenüber 2022 vermutlich um insgesamt ein Prozent drosseln. Allerdings ist dabei mit produktspezifisch uneinheitlichen Entwicklungen zu rechnen. Davon geht zumindest die Bank ABN Amro in Amsterdam aus. Den deutlichsten Rückgang erwarten die Banker für die fleischverarbeitende Industrie, die mit einem kleineren Rohstoffangebot und einer geringeren Nachfrage kämpfe. Damit im Einklang sei die Fleischnachfrage der Verbraucher bis Ende März 2023 neun Quartale in Folge im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum geschrumpft. Dagegen rechnen die Analysten für die Milchverarbeiter im Vorjahresvergleich mit einer zunehmenden Erzeugung. Als Begründung führen sie zunehmende Milchanlieferungsmengen an, deren Anstieg aber vor dem Hintergrund der Verhandlungen über eine deutlich restriktivere Stickstoffpolitik im eigenen Land begrenzt sein dürfte. Derweil prognostiziert die Bank mit Blick auf die Gemüseverarbeiter zunehmende Angebotsschwankungen. Diese Unternehmen könnten ihren Bedarf an Produkten wie Tomaten und Paprika bei einer knapperen Versorgung aus heimischen Gewächshäusern zunächst auch im Ausland decken. Allerdings werde der Import von Ware aus Ländern wie Spanien aufgrund zunehmend extremer Wetterbedingungen immer schwieriger, so ABN Amro. Deshalb drohe bei den Erzeugnissen dieser Branche auf längere Sicht eine Verknappung. (AgE)

Erzeugerpreise geben kräftig nach

Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im April 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,5 Prozent gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 15. Juni mitteilte, war dies der erste Preisrückgang seit März 2021. Im März 2023 waren die Preise noch um 1,1 Prozent gestiegen. Verantwortlich für den jüngsten Preisrückgang war den Statistiker zufolge insbesondere das sehr hohe Preisniveau im Vorjahr. Im April 2022 waren die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Indes fielen die Preise gegenüber März 2023 um 2,3 Prozent. Allerdings entwickelten sich die Preise für pflanzliche und tierische Erzeugnisse im Vorjahresvergleich erneut gegenläufig. Pflanzenbauprodukte verbilligten sich gegenüber April 2022 um 20 Prozent. Demgegenüber verteuerten sich die tierischen Erzeugnisse binnen Jahresfrist um 3,9 Prozent. Einen Monat zuvor hatten sich die Veränderungsraten für pflanzliche und tierische Erzeugnisse noch auf minus 14,3 beziehungsweise plus 13,0 Prozent belaufen. Im Vergleich zum Vormonat waren pflanzliche Produkte im April 2023 um 2,0 Prozent und tierische Erzeugnisse um 2,5 Prozent günstiger. Der kräftige Preisrückgang bei pflanzlichen Produkten im Vorjahresvergleich ist laut Destatis auch auf die deutlich geringeren Getreidepreise zurückzuführen, die um 38,3 Prozent unter dem Niveau von April 2022 lagen. Als Ursache wird vor allem der Basiseffekt durch den Krieg in der Ukraine angeführt. In der Folge seien damals die Getreidepreise im Vergleich zum April 2021 um 77 Prozent gestiegen. Für Rinder und Milch mussten die Erzeuger dagegen Preisabschläge von 14,3 Prozent beziehungsweise 3,9 Prozent hinnehmen. (AgE)

Kaum Bewegung bei den Notierungen für Milchprodukte

Während die Milcherzeugerpreise im Mai weiter gefallen sind und im Norden Deutschlands nun meist unter der Marke von 40 Cent/kg liegen, tendierten die Abgabepreise der Hersteller für Standardmilchprodukte in der vergangenen Woche nahezu unverändert. Die Milchanlieferungen gehen saisonal langsam zurück, lagen Anfang Juni aber noch um 1,6 Prozent über der Vorjahreslinie. Aufgrund der hohen Temperaturen und vor allem der Trockenheit mit Auswirkungen auf die Futtergrundlage besteht laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) eine gewisse Unsicherheit über das zukünftige Rohstoffangebot. Die Nachfrage für Milchfett zur Eiscremeherstellung ist laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) gestiegen, während sich bei Blockbutter die bevorstehende Urlaubssaison schon in einer Kaufzurückhaltung der Verarbeiter bemerkbar machte. An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten blieb die amtliche Notierung für lose Butter am 14. Juni aber unverändert. Bei der besser gefragten Päckchenware wurde sie am oberen Spannenende um 16 Cent auf 5,16 Euro/kg heraufgesetzt. Der Absatz von Käse war zuletzt recht zügig. Vorherige Preisnachlässe bei Schnittkäse haben laut VMB die Nachfrage in den Supermärkten gestützt, und der Export profitiert von Bestellungen aus den typischen Urlaubsländern im Süden. Die Notierung für Edamer und Gouda in Hannover blieb vergangene Woche jedoch weitgehend stabil. Bei der Blockware wurde der obere Spannenwert um 5 Cent auf 3,70 Euro/kg nach oben korrigiert. Am Milchpulvermarkt war nach Angaben der ZMB der Geschäftsverlauf ruhig. meist wurden bestehende Kontrakte abgewickelt. Die Neuverkäufe wurden meist auf vorwöchiger Preisbasis abgewickelt, wobei ausreichend Ware vorhanden war. Eine leichte Schwäche gab es bei Magermilchpulver in Futtermittelqualität, bei welchem es zu einem Abschlag von 2 Cent auf 2,18 Euro/kg bis 2,20 Euro/kg kam. Bei Vollmilchpulver konnten die Hersteller laut Erhebung der Kemptener Börse ihre Ware dagegen etwas teurer verkaufen; es kam zu einem Aufschlag von durchschnittlich 2 Cent auf 3,42 Euro/kg bis 3,60 Euro/kg. Molkenpulver wurde recht verhalten nachgefragt, doch die Preise blieben stabil. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 14. Juni

In Deutschland ist die Milchanlieferung nun saisonal leicht rückläufig. In der 22. Woche erfassten die Molkereien laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,1 % weniger Milch als in der Vorwoche. Die Anlieferung war damit um 1,6 % höher als in der Vorjahreswoche. In Frankreich ging die Milchanlieferung gegenüber der Vorwoche um 1,1 % zurück und war damit um 2,9 % niedriger als in der Vorjahreswoche. In Deutschland und Europa herrscht vielerorts bereits Trockenheit, was zur Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Milchproduktion führt. An den Märkten für flüssigen Rohstoff trifft eine belebtere Nachfrage auf ein zurückhaltendes Angebot. Industrierahm und Magermilchkonzentrat entwickeln sich fester. Rohmilch tendiert erneut fester. Die Aktivitäten am Markt für Magermilchpulver werden aktuell überwiegend als ruhig eingeschätzt. Vor allem werden die bestehenden Kontrakte abgewickelt. Die Anfragen werden unterschiedlich beurteilt und teilweise als sehr ruhig, teils auch als rege beschrieben. Das Kaufverhalten ist aber abwartend und es kommen aktuell nur wenig neue Abschlüsse zu Stande. Für das dritte Quartal scheinen die Abnehmer inzwischen für einen gewissen Teil des üblichen Bedarfs gedeckt zu sein. Wegen der Unsicherheiten über den Absatz der Fertigprodukte in Zeiten der Inflation wird teilweise vorsichtiger eingekauft als in der Vergangenheit. Für das vierte Quartal wird weiter gesprochen. Überwiegend kommt man jedoch preislich noch nicht zu einer Einigung, da die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern nach wie vor auseinander gehen. Die Impulse vom Weltmarkt sind überwiegend eher verhalten. Die Preise für Magermilchpulver sind stabil. Lebensmittelware wird weiter in einer vergleichsweise weiten Spanne auf dem Niveau der Vorwoche gehandelt, wobei die niedrigsten Preise inzwischen aus dem Markt verschwunden sind. Futtermittelware trifft bei stabilen Preisen auf eine ruhige Nachfrage. Ruhig ist die Lage auch am Markt für Vollmilchpulver. Hier und da bieten sich aber Absatzmöglichkeiten. Die Produktion wird dem Vernehmen nach teilweise weiter eingeschränkt, zumal der Käsemarkt derzeit sehr aufnahmefähig ist. Die Preise entwickeln sich stabil und sind etwas uneinheitlich. Unverändert ruhig ist die Lage am Markt für Molkenpulver. Futtermittelware wird bei unveränderten Preisen zurückhaltend nachgefragt. Lebensmittelware wird bei weiter uneinheitlichen Preisen im bisherigen Rahmen gehandelt. Molkenkonzentrat ist nach wie vor reichlich verfügbar. Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta)

 

 

Ladenpreise für Trinkmilch und Sahne gesenkt

Aldi hat am 7. Juni seine Ladenpreise für Trinkmilch, Sahne, Quark und Joghurts bei den Eigenmarken spürbar gesenkt.
Insgesamt werden mehr als 50 Produkte der sogenannten „weißen Linie“ um bis zu 15 % billiger, teilte das Handelsunternehmen mit. Kurze Zeit später kündigten auch die Ketten Kaufland und Lidl der Schwarz-Gruppe Preissenkungen in diesem Marktsegment an; weitere Lebensmitteleinzelhändler dürften folgen. In den Wochen zuvor waren bereits die Verbraucherpreise von Butter und Käse spürbar zurückgenommen worden. Grund für die Preissenkungen waren die jüngsten Kontraktverhandlungen zwischen den Molkereien und dem Handel für die weiße Linie, die mit Abschlägen für die Hersteller endeten. Rohmilch ist nicht mehr so knapp wie im vergangenen Jahr, weshalb die Milchpreise sinken. Dies kommt nun mehr und mehr auch auf der Verbraucherstufe an. So kostet der Liter Trinkmilch bei den Eigenmarken der Discounter jetzt nur noch 99 Cent; das sind 16 Cent oder 13,9 % weniger als der vorherige Verkaufspreis von 1,15 Euro/l. Den Speisequark mit 20 % Fett in der 250-g-Packung bietet Aldi nun mit einem Preisabschlag von 14,1 % auf 0,85 Euro an; die H-Sahne mit 200 g verbilligte sich von 1,29 Euro auf 1,09 Euro mit 15,5 % am stärksten. Die aktuellen Notierungen für Produkte der „gelben Linie“ und die Preise für Milchpulver änderten sich in dieser Woche hingegen kaum. Die Blockbutternotierung an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten gewann am unteren Spannenende 5 Cent auf 4,60 Euro/kg hinzu; die Preisfeststellung für Päckchenbutter blieb stabil. Schnittkäse war laut Notierungskommission in Hannover Anfang Juni sehr gut gefragt, es wurde jedoch nur der untere Spannenwert bei Edamer und Gouda als Blockware um 5 Cent auf 3,50 Euro/kg angehoben. Die verschiedenen Milchpulverarten ließen sich laut Kemptener Börse zuletzt auf dem vorwöchigen Preisniveau verkaufen. Die Nachfrage sei recht ruhig gewesen, meldete hierzu die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB).
Auf internationalem Parkett war zuletzt etwas mehr Bewegung bei den Preisen zu beobachten, die an der globalen Handelsplattform Global Dairy Trade(GDT) im Schnitt aber schwächer tendierten. Bei der ersten Auktion in der neuen Milchsaison 2023/24 gaben die Preise am Dienstag (6.6) im Mittel aller gehandelten Milchprodukte um 0,9 % nach. Dafür sorgte nahezu im Alleingang das wichtigste Handelsgut Vollmilchpulver, welches im Vergleich zur vorherigen Versteigerung von Mitte Mai ein Minus von 3,0 % auf 3.173 $/t (2.968 Euro) einfuhr. Zudem wurde Buttermilchpulver im Mittel aller Kontrakte und Lieferzeiten mit einem Abschlag von 2,4 % auf 2.322 $7 t (2.172 Euro) gehandelt. Beim durchschnittlichen Auktionspreis für Magermilchpulver ergab sich mit 2.755 $/t (2.577 Euro) gegenüber der vorherigen Handelsrunde keine Änderung. Für vordere Lieferkontrakte im Juli und August wurden moderate Aufschläge gezahlt, während es bei den späteren im Oktober und November zu Abschlägen kam. Der nur für August angebotene Magermilchkontrakt von Arla aus europäischer Produktion erlöste rund 250 $/t (234 Euro) weniger als das Pulver von Fonterra. Bei Butter konnte der alleinige Anbieter Fonterra gegenüber der Auktion vor drei Wochen ein leichtes Plus von 0,5 % auf den neuen Jahreshöchststand von 5.088 $/t (4.760 Euro) verzeichnen. Den stärksten Preisanstieg gab es im Mittel aller Kontrakte bei Cheddarkäse mit 7,4 % auf 4.688 $/t (4.386 Euro). (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9355 Euro) (proplanta)

Spanien: Molkereien verärgern Milchbauern

 

Spaniens Molkereiverband FENIL hat das Verbot eines nicht kostendeckenden Milchpreises, das mit einer Änderung des Lebensmittelkettengesetztes Anfang 2020 für jedes Glied der Produktionskette eingeführt worden war, vor den Obersten Gerichtshof gebracht. Als Begründung seiner Klage führt FENIL laut Medienberichten an, dass das Verbot eines Preises unterhalb der Produktionskosten mit der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) für den Milchsektor kollidiere. Denn diese sehe vor, dass beim Verkauf von Milch alle Vertragselemente frei verhandelbar seien. Daneben verweist FENIL auf mögliche Schäden für die Milchbauern durch die Preisregulierung. Wenn es nicht mehr möglich sei, Milch auch zu nicht kostendeckenden Preisen zu verkaufen, könne es in Zeiten der Milchüberproduktion Absatzprobleme für die Höfe geben. Bei den Milchbauern hat die Klage jedoch für Empörung gesorgt. Der Bauernverband UPA sprach von einem «verabscheuungswürdigen Vorgehen» und plädierte am 31. Mai mit der Einreichung eines Gutachtens beim Obersten Gerichtshof für die Beibehaltung der derzeitigen Verbotsregelung. Obwohl Spanien seinen Inlandsbedarf an Milch nicht selber decken könne, litten die heimischen Produzenten seit langem unter einer preisbedingten Rentabilitätskrise. Das habe in den zurückliegenden Jahren zu Schliessung tausender Milchviehbetriebe geführt. Milchproduzenten in Spanien haben den Molkereien schon mehrfach vorgeworfen, nicht kostendeckende Milchpreise durchzudrücken. Daran hat auch das Lebensmittelkettengesetz wenig geändert. Medial kochte das Thema erst Mitte Mai hoch, als südspanische Erzeuger als Protest gegen die Preisgestaltung von Lactalis Puleva Milchtanks entleerten. Der Bauernverband COAG berichtete damals, dass der Milchpreis aufgrund der kriegs- und dürrebedingten Kostensteigerungen erst bei 58 Cent (56,2 Rp.) pro Kilo kostendeckend sei. Angeboten würden im Fall von Lactalis Puleva aber nur noch 51 Cent (49,4 Rp.). Laut Lactalis Puleva ist das allerdings ein im internationalen Vergleich weiterhin guter Preis. (schweizerbauer.ch)

Preisbereinigter Branchenumsatz leicht rückläufig

Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Christoph Minhoff, hat für das Geschäftsjahr 2022 eine „durchwachsene Bilanz“ gezogen. Den betreffenden Gesamtumsatz der Branche bezifferte er am 7. Juni bei einer Online-Pressekonferenz auf 218,5 Mrd Euro; das entsprach im Vorjahresvergleich einem Zuwachs von 18,1 %. Preisbereinigt habe sich aber ein Minus von 0,8 % ergeben. Im Einzelnen erhöhte sich im Jahr 2022 Minhoff zufolge der Inlandsumsatz der Ernährungsindustrie im Vergleich zum Vorjahr nominal um 18,9 % auf 141,3 Mrd Euro und real um 0,8 %. Gleichzeitig habe der Auslandserlös um 16,5 % auf 77,3 Mrd Euro zugelegt, sei aber preisbereinigt um 3,6 % zurückgegangen. Mit Blick auf die Kostenpositionen des Sektors berichtete der BVE-Hauptgeschäftsführer, dass die Belastung durch Agrarrohstoffe im Berichtsjahr am größten gewesen sei. Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte seien im Vergleich zu 2021 im Schnitt um 32,9 % gestiegen. „Das muss bis zum Endkunden weitergegeben werden und erklärt zu einem großen Teil die Preissteigerungen an der Ladenkasse“, stellte Minhoff fest. Außerdem hätten sich Energierohstoffe um 159,4 % verteuert. Ferner seien die Strompreise in der ersten Jahreshälfte 2022 auf rund 33 Cent/kWh gestiegen und in der zweiten Jahreshälfte sogar auf 53 Cent/kWh, verglichen mit lediglich 21 Cent/kWh im gesamten Geschäftsjahr 2021, berichtete der BVE-Hauptgeschäftsführer. Inzwischen sei der Strompreis aber auf 28 Cent/kWh zurückgegangen. Negativ zu Buche geschlagen hätten unter anderem auch höhere Kosten für Personal, Material und Transport.
Den Anstieg der Erzeugerpreise der Ernährungsindustrie im Berichtsjahr im Vergleich zu 2021 bezifferte Minhoff auf 18,1 % und den der Verbraucherpreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke auf insgesamt 12,6 %. Die Brancheneinschätzung zur aktuellen Ertragslage bezeichnete er als „durchwachsen“. Laut ifo-Geschäftsklimaindex vom Mai 2023 schätzten 35,4 % der Befragten die Situation als schlecht ein, nur 14,1 % als gut. Mit Blick auf die Ertragslage im Gesamtjahr 2023 erwarte mehr als die Hälfte eine Verschlechterung, so der BVE-Hauptgeschäftsführer. Unterdessen werde gegenüber dem Handel mit härtesten Bandagen gekämpft, um Preiserhöhungen für die eigenen Produkte durchzusetzen. Derweil erteilte Minhoff der in der ersten Maihälfte vom Bundestag beschlossenen Einsetzung eines Bürgerrates zum Schwerpunkt „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“ eine Absage. „Weitere Vertretungsorgane des Bundestages sind unnötig. Das bringt keinen Erkenntnisgewinn, wir halten davon gar nichts“, sagte er. Zudem forderte der BVE-Hauptgeschäftsführer Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, die Vorlage der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) endlich umzusetzen. Diese enthalte eine Menge gute Vorschläge.
Die Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss, Stefanie Sabet, berichtete indes für 2022 von einem Rückgang der Zahl der Auszubildenden im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 % auf rund 26 350. Außerdem seien 12 % der Ausbildungsstellen in der Branche nicht besetzt. Davon entfielen 40 % auf technische Berufe, 39 % auf ernährungstypische Berufe und 21 % auf kaufmännische Berufe. Am meisten gesucht seien laut ANG-Arbeitspanel Elektroniker, Maschinen- und Anlagenführer, Mechatronikerinnen, Industriemechanikerinnen und Fachinformatikerinnen. Den Unternehmen empfahl Sabet, die öffentlichen Fördermaßnahmen für die berufliche Weiterbildung der Mitarbeiter effizienter zu nutzen. Die Zahl der Beschäftigten bezifferte sie für das Berichtsjahr auf 636 634 Menschen; das waren 0,3 % weniger als im Vorjahr. Dem Branchenpanel zufolge gingen 12 % der befragten Unternehmen für 2023 im Vergleich zum Vorjahr von einer weiter sinkenden Beschäftigtenzahl aus. Dagegen rechneten 44 % mit einer Zunahme und derselbe Prozentsatz mit einer gleichbleibenden Beschäftigtenzahl, so Sabet. (AgE)

EFSA: Suche nach neuem Leiter hat begonnen

 

Die Europäische Kommission hat mit der Suche nach einem Nachfolger für den Leiter der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) begonnen. Der jeweilige Geschäftsführende Direktor wird für eine Amtszeit von fünf Jahren bestellt, die einmal verlängert werden kann. Die zweite Amtszeit des derzeitigen Leiters, Dr. Bernhard Url, endet am 31. Mai 2024. Potentielle Nachfolger können sich noch bis zum 26. Juni bewerben. Aus ihren Reihen wird die EU-Kommission eine Vorauswahl treffen; die endgültige Entscheidung liegt beim Verwaltungsrat der EFSA. Url war 2014 an die Spitze der Behörde berufen und 2018 im Amt bestätigt worden. Der Österreicher hatte seine Karriere bei der EFSA im Jahr 2012 als Leiter der Abteilung Risikobewertung und wissenschaftliche Unterstützung begonnen. Davor war der promovierte Tierarzt Geschäftsführer der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gewesen, die Österreich im Beirat der EFSA vertritt. Von 2008 bis März 2012 saß Url bereits im Verwaltungsrat der europäischen Behörde. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 7. Juni

Die Milchanlieferung in Deutschland ist inzwischen saisonal leicht rückläufig. Laut Schnellberichterstattung der ZMB war die Milchanlieferung in der 21. Woche um 0,2 % niedriger als in der Vorwoche. Damit nahmen die Molkereien 1,9 % mehr Milch auf als in der Vorjahreswoche. In Frankreich ging die Milchanlieferung gleichzeitig gegenüber der Vorwoche um 1,1 % zurück und bewegte sich um 3,1 % unter der Vorjahreslinie.
An den Märkten für flüssigen Rohstoff haben die Preise in der vergangenen Woche im Vergleich zu den jüngsten Höchstständen etwas nachgegeben. Industrierahm und Magermilchkonzentrat wurden wieder etwas niedriger gehandelt. In der laufenden Woche ist das Geschäft zunächst ruhig angelaufen. Für Rohmilch wird aber über aktuell steigende Preise berichtet.
Der Markt für Magermilchpulver ist nach belebteren Vorwochen wieder ruhiger geworden, was möglicherweise auch mit dem Beginn der Urlaubszeit zusammenhängt. Für kurzfristige Termine sind die Abnehmer überwiegend ausreichend versorgt. Die Abrufe der bestehenden Kontrakte werden teilweise als normal, teilweise aber auch als etwas zögerlich beurteilt. Aktuell ist die Verfügbarkeit ausreichend, wobei die Lage je nach Herkunft uneinheitlich ist. Bei der derzeit sehr guten Käsenachfrage und saisonal rückläufigen Milchanlieferungen ist mit einem sinkenden Angebot für die kommenden Monate zu rechnen. Verhandlungen werden nun vor allem für das zweite Halbjahr geführt. Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern gehen nach wie vor auseinander. Es werden von Käuferseite oft nur sehr geringe Aufschläge für spätere Lieferungen geboten, was die Verkaufsbereitschaft der Hersteller dämpft. Mit der Marktberuhigung ist der Preisanstieg der vergangenen Wochen zum Stillstand gekommen. Die Preise für Lebensmittelware bewegen sich seitwärts in einer vergleichsweise weiten Spanne. Der Markt für Futtermittelware ist sehr ruhig bei knapp behaupteten Preisen.
Ruhig stellt sich derzeit auch der Markt für Vollmilchpulver dar. Es gehen wenig neue Anfragen ein und kommen auch wenig neue Abschlüsse zu Stande. Die Preise bewegen sich weiter auf dem bisherigen Niveau.
Unverändert ruhig ist der Markt für Molkenpulver. Insbesondere für Futtermittelware besteht wenig Kaufinteresse, während ein umfangreiches Angebot zur Verfügung steht. Die Preise sind weitgehend unverändert. Teils wird auch von etwas günstigeren Offerten berichtet. Die Nachfrage nach Lebensmittelware bewegt sich in einem normalen Rahmen, ohne dass zusätzliche Impulse festzustellen wären. Die Preise sind nach wie vor uneinheitlich in einer großen Bandbreite. Die Verfügbarkeit von Molkenkonzentrat ist weiterhin reichlich. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplatna)

Europäische Union: Mehr Milch verbuttert

 

Die Molkereien in der Europäischen Union haben im ersten Quartal 2023 mehr Rohmilch erfasst. Nach Angaben der EU-Kommission nahm das Aufkommen gegenüber Januar bis März 2022 um 232 100 t oder 0,7 % auf 35,81 Mio t zu. Deutschland, als Europas größter Milcherzeuger, trug dazu mit einem Mengenplus von 2,7 % auf 8,15 Mio t merklich bei. Noch relativ stärker stieg die Milchproduktion in den Niederlanden mit 4,0 % auf 3,55 Mio t; in den kleineren Erzeugerländern Bulgarien und Rumänien wurden sogar zweistellige Zuwachsraten erzielt. In Irland kam hingegen die jahrelange Expansion zu einem Ende; die dort erfasste Menge nahm gegenüber dem ersten Quartal 2022 um 0,3 % ab. In Frankreich – mit dem EU-weit zweithöchsten Milchaufkommen – gingen die Anlieferungen um 1,8 % auf 6,06 Mio t zurück, in Italien um 2,7 % auf 3,30 Mio t. Das insgesamt größere Rohstoffangebot wurde von den Molkereien in der Gemeinschaft unter anderem zur vermehrten Butterherstellung genutzt, die gegenüber dem Vorjahresquartal um 15 300 t oder 3,0 % auf 528 600 t ausgedehnt wurde. Da für ein Kilogramm Butter etwa 18 kg Milch benötigt werden, wurden allein für die Mehrproduktion rund 275 000 t Rohmilch verwendet. In den Mitgliedstaaten entwickelte sich die Buttererzeugung jedoch sehr unterschiedlich. In Deutschland stieg diese um fast 10 %, in Dänemark um gut ein Fünftel. Dagegen schränkten die polnischen und niederländischen Molkereien die Butterherstellung um jeweils mehr als 6 % ein, in Irland um 9,4 %. Wichtiges Koppelprodukt der Butter ist Magermilchpulver. Dessen Produktion legte in der EU im Vergleich zum Vorjahresquartal relativ gesehen mit 4,8 % auf 347 700 t am stärksten zu. Spitzenreiter war hier Deutschland mit 104 600 t, was einem kräftigen Zuwachs von 22,9 % entsprach.
Das Milchfett in der Rohmilch wurde auch dazu verwendet mehr Sahne herzustellen, deren Erzeugung um 2,4 % auf 642 400 t im Vergleich zu Januar bis März 2022 zulegte. Bei Vollmilchpulver und anderen Pulvern traten die Molkereien hingegen auf die Bremse; die Produktion sank um 3,4 %. Auch die Herstellung von Sauermilcherzeugnissen blieb mit 0,2 % etwas unter dem Vorjahresniveau. Wichtigstes Milcherzeugnis, auch mit Blick auf den Export, blieb Käse. Dessen Herstellung in der EU nahm gegenüber dem ersten Quartal 2022 um 0,7 % auf 2,31 Mio t zu. In den führenden Ländern Deutschland und Frankreich war die Produktion allerdings um 1,0 % beziehungsweise 0,4 % rückläufig. Dänische Molkereien stellten hingegen rund 10 % mehr Käse her, und auch in Belgien, Österreich den Niederlanden und Italien wuchs die Erzeugung.
Wegen der höheren Produktion bei gleichzeitig zurückhaltender Verbrauchernachfrage in Zeiten der Inflation sind die Preise für Milcherzeugnissen in der EU und auch weltweit spürbar gesunken. Nach Kommissionangaben lag der durchschnittliche Butterpreis in der Gemeinschaft Ende Mai mit 474 Euro/100 kg um 35 % unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Bei Magermilchpulver wurde ein Abschlag von 39 % verzeichnet, bei Cheddar und Edamer von jeweils 15 %. Lediglich Emmentalerkäse ließ sich der Statistik zufolge 10 % teuer als vor zwölf Monaten verkaufen. Während der Preisverfall an den Produktmärkten spätestens im Sommer 2002 einsetzte, gerieten die Milcherzeugerpreise mit Verzögerung erst zu Jahresbeginn unter Druck. In den ersten drei Monaten verringerte sich die Auszahlungsleistung der EU-Molkereien für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen im Schnitt um 7,9 Cent oder 13,5 % auf 50,4 Cent/kg. Für April wird ein weiterer Abschlag um gut 3 % auf 48,8 Cent/kg erwartet. Damit läge das mittlere Milchpreisniveau noch um 2,6 Cent über dem Niveau von April 2022. Für die folgenden Monate ist dann jedoch im Vorjahresvergleich mit einem deutlich geringeren Milchgeld zu rechnen. Angesichts der ebenfalls gestiegenen und immer noch hohen Produktionskosten, gibt es bereits zahlreiche Warnungen vor einer Kostenunterdeckung in der EU-Milchproduktion. (AgE)

Australien: Molkereien kürzen Milchgeld

Die Molkereien in Australien sind gesetzlich verpflichtet, vor Beginn der im Juli beginnenden Saison eine Spanne für den Milchpreis zu nennen. Der untere Wert ist hierbei als Mindestpreis anzusehen. Am 1. Juni war der Stichtag für diese Meldung und er hat bei den Milcherzeugern keine Freude ausgelöst. Die großen Milchverarbeiter des Landes kündigten für 2023/24 eine deutliche Kürzung des Milchgeldes an. Fonterra in Australien will seinen Erzeugern einen Mindestpreis von 8,65 A$ (5,28 Euro) für das Kilogramm Milchfeststoff beziehungsweise 0,65 A$ (39,7 Cent) für den Liter Rohmilch ab Hof zahlen. Im Vorjahresvergleich wären das rund 10 % weniger. Fonterra-Geschäftsführer Rene Dedoncker sprach von einem „fairen“ Preis, der über dem Niveau des internationalen Marktes liege. Die Erzeugerseite sieht das nicht so und verwies auf andere Molkereien, die etwas höhere Mindestpreise angekündigt haben. Der Vorsitzende der Fonterra-Lieferanten in Australien, Alan Davenport, bezeichnete den Eröffnungspreis als „enttäuschend, aber nicht überraschend“. Er wies darauf hin, dass ein durchschnittlicher Milchviehbetrieb in Tasmanien jährlich etwa 300 000 kg Milchtrockenmasse produziere, die Milchpreiskürzung für diesen also zu einem Erlösminus von mehr als 170 000 Euro führe. Kaum besser sieht es beim nach eigenen Angaben größten australischen Milchverarbeiter Saputo aus. Das kanadische Unternehmen kündigte einen Mindestpreis für das Kilogramm Milchfeststoff von 5,43 Euro an und für den Liter Milch von 40,9 Cent. Das sind rund 8 % weniger als in der vorherigen Saison gezahlt wurden, aber etwas mehr als Fonterra in Aussicht gestellt hat. Auch die anderen Molkereiunternehmen blieben mit ihren Zahlungsankündigungen unter dem Vorjahresniveau und lagen im Bereich von Saputo. Beim Tochterunternehmen Cadbury des amerikanischen Lebensmittelherstellers Mondelez sollen den Milchfarmern ohne exklusive Milchanlieferung nur 36,6 Cent/l gezahlt werden, den Erzeugern mit Exklusivvertrag dagegen 40,3 Cent/l. Australiens Milchproduktion ist in den vergangenen Jahren spürbar gesunken. Innerhalb von vier Jahren bis zur Saison 2021/22 hat das Rohstoffaufkommen um 8,3 % auf 8,55 Mrd l abgenommen; in der laufenden Saison liegt die Erzeugung nach zehn Monaten um 5,9 % unter dem Vorjahresniveau. Aufgrund des kleineren Rohmilchangebotes ist es in der Vergangenheit bereits zur Schließung von Molkereien gekommen. (Umrechnungskurs: 1 A$ = 0,6104 Euro) (AgE)

Spanien: Molkereiwirtschaft klagt gegen Verbot eines nicht kostendeckenden Milchpreises

 

Spaniens Molkereiverband FENIL hat das Verbot eines nicht kostendeckenden Milchpreises, das mit einer Änderung des Lebensmittelkettengesetztes Anfang 2020 für jedes Glied der Produktionskette eingeführt worden war, vor den Obersten Gerichtshof gebracht. Als Begründung seiner Klage führt FENIL laut Medienberichten an, dass das Verbot eines Preises unterhalb der Produktionskosten mit der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) für den Milchsektor kollidiere. Denn diese sehe vor, dass beim Verkauf von Milch alle Vertragselemente frei verhandelbar seien. Daneben verweist FENIL auf mögliche Schäden für die Milcherzeuger durch die Preisregulierung. Wenn es nicht mehr möglich sei, Milch auch zu nicht kostendeckenden Preisen zu verkaufen, könne es in Zeiten der Milchüberproduktion Absatzprobleme für die Höfe geben. Bei den Milcherzeugern hat die Klage jedoch für Empörung gesorgt. Der Bauernverband UPA sprach von einem „verabscheuungswürdigen Vorgehen“ und plädierte am vergangenen Mittwoch (31.5.) mit der Einreichung eines Gutachtens beim Obersten Gerichtshof für die Beibehaltung der derzeitigen Verbotsregelung. Obwohl Spanien seinen Inlandsbedarf an Milch nicht selber decken könne, litten die heimischen Erzeuger seit langem unter einer preisbedingten Rentabilitätskrise. Das habe in den zurückliegenden Jahren zu Schließung tausender Milchviehbetriebe geführt. Erzeuger in Spanien haben den Molkereien schon mehrfach vorgeworfen, nicht kostendeckende Milchpreise durchzudrücken. Daran hat auch das Lebensmittelkettengesetz wenig geändert. Medial kochte das Thema erst Mitte Mai hoch, als südspanische Erzeuger als Protest gegen die Preisgestaltung von Lactalis Puleva Milchtanks entleerten. Der Bauernverband COAG berichtete damals, dass der Milchpreis aufgrund der kriegs- und dürrebedingten Kostensteigerungen erst bei 58 Cent pro Liter kostendeckend sei. Angeboten würden im Fall von Lactalis Puleva aber nur noch 51 Cent. Laut Lactalis Puleva ist das allerdings ein im internationalen Vergleich weiterhin guter Preis. (AgE)

Tag der Milch: Verbände und Politik betonen Bedeutung der Milchviehhaltung

 

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat seine Forderung bekräftigt, die Milchviehhaltung im Rahmen der GAP-Förderung besser zu stellen. Anlässlich des Internationalen Tages der Milch am 1. Juni sprach sich DBV-Vizepräsident Karsten Schmal erneut dafür aus, im Rahmen der Öko-Regelungen einen „Grünland-Klima-Bonus“ einzuführen. „Kühe fressen Gras, Silage und pflanzliche Koppelprodukte aus der Lebensmittelerzeugung, die nicht durch den Menschen verwertet werden können“, gab Schmal zu bedenken. Mehrere Landwirtschaftsminister unterstrichen die regionale Bedeutung der Milchviehhaltung. Schleswig-Holsteins Agrarressortchef Werner Schwarz sprach von einem wichtigen Wertschöpfungsfaktor, der „auch in Zukunft zu erhalten“ sei. In Bezug auf den Klimawandel und die Moorbewirtschaftung betonte Schwarz, dass auf diesen Standorten „seit Generationen“ gewirtschaftet werde. Die Menschen auf diesen Höfen brauchten eine sichere Zukunftsperspektive. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk hob zum Tag der Milch hervor, dass die heimische Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmitte ein „wichtiger Beitrag zum Erhalt der traditionellen und vielfältigen Natur- und Kulturlandschaften“ sei. Derweil machte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus auf die angespannte Lage am Milchmarkt aufmerksam. „Wir erleben gerade wieder harte Zeiten für Milchbauern“, sagte Backhaus. Die Preise seien aufgrund eines steigenden Angebots und einer stagnierenden Nachfrage „im freien Fall“. „Ich appelliere an die Milcherzeugenden, zu einem mengengesteuerten System zu kommen, um endlich Stabilität in die Preise zu bekommen“, so der SPD-Politiker. Der Apell richte sich auch an den Lebensmitteleinzelhandel. Die Erzeuger dürften nicht in einem „ruinösen Preiskampf kaputtgespielt“ werden, mahnte Backhaus.
Mit seiner Forderung nach eine Mengensteuerung gab der Schweriner Agrarressortchef dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) indirekt Rückendeckung. Dieser forderte angesichts eines wieder „zunehmenden Marktungleichgewichts“ eine europäische Krisenintervention. Laut BDM stehen die Milchbäuerinnen und Milchbauern vor einer „Milchmarktkrise 4.0“. „Wir weisen auf diese Marktsituation, die sich seit einigen Monaten auch in massiv fallenden Erzeugerpreisen realisiert, seit Mitte 2022 deutlich hin“, erklärte der BDM-Vorstandsvorsitzende Karsten Hansen. Aufgrund gestiegener Produktionskosten können laut BDM bei einem Preis von 0,43 Euro/kg nur noch die variablen Kosten der Betriebe gedeckt werden. Dieser Erzeugerpreis sei jedoch bereits in vielen Fällen unterschritten, berichtete der Verband. Hansen forderte daher eine „organisierte, befristete Reduzierung der EU-Milchmenge auf freiwilliger Basis“. Mit dem Kriseninstrument des freiwilligen Lieferverzichts gegen Entschädigung sei in der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) der EU bereits ein passender Mechanismus vorgesehen. „Es müsste nur aktiviert werden“, so Hansen.
Der DBV-Milchpräsident betonte, Milchkühe seien mehr als ihr CO2-Fußabdruck und spielten zudem eine wichtige Rolle im CO2-Kreislauf. Das von den Kühen abgegebene biogene Methan werde im Gegensatz zum fossilen Methan innerhalb eines Jahrzehnts wieder abgebaut. Durch die Verwertung von Gras leisteten Kühe einen wesentlichen Beitrag, das Grünland als bedeutende CO2-Senke zu erhalten. „Grünlandbewirtschaftung ist ein Alleinstellungsmerkmal und verdient somit eine Honorierung im Sinne des Klima- und Umweltschutzes“, so Schmal. Die von ihm geforderte Einführung einer Grünland-Klimaprämie ist Bestandteil eines umfassenden Forderungskatalogs, den der Bauernverband im Hinblick auf die Ausgestaltung der Öko-Regelungen vorgelegt hat. Neben einer Verbesserung des Förderangebots für Grünland gehe es darum, die Öko-Regelungen attraktiver zu gestalten. Voraussetzung dafür seien höhere Fördersätze bei einer Reihe von Maßnahmen. (AgE)

Tag der Milch: Scharfe Kritik am geplanten Verbot der Anbindehaltung

Der agrarpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Bundestag, Artur Auernhammer, hat seine Kritik an dem von der Bundesregierung geplanten Ausstieg aus der Anbindehaltung bekräftigt. Anlässlich des Internationalen Tags der Milch äußerte Auernhammer vergangene Woche erneut schwere Bedenken gegen das von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir anvisierte Ziel, die Anbindehaltung mit einer Frist von fünf Jahren weitgehend zu verbieten. Der Tag der Milch sei angesichts der Pläne Özdemirs „kein guter Tag für die bayerische Milchviehhaltung“, sagte Auernhammer. „Völlig realitätsferne, kurze Übergangszeiten mit einem fixem Ausstiegsdatum gefährden den Fortbestand der kleinbäuerlichen Milchwirtschaft sowie die Existenz zahlreicher Bauernfamilien“, kritisierte der CSU-Politiker. Dabei ist ihm zufolge die im Freistaat weitverbreitete Anbindehaltung von grundlegender Bedeutung für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Özdemir gefährde dagegen mit seiner Politik „ohne Rücksicht auf Verluste kleinbäuerliche Strukturen“, so Auernhammer. Auch der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, übte scharfe Kritik an dem Vorhaben. Für ihn sei völlig unverständlich, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Frist von zehn Jahren auf fünf Jahre verkürzt werden solle, sagte Schmal bei einer DBV-Veranstaltung zum Tag der Milch vor dem Brandenburger Tor am 1. Juni gegenüber AGRA-EUROPE.
Der DBV-Milchpräsident gab erneut zu bedenken, dass der gewollte Umbau der Tierhaltung nur mit den Betrieben möglich, nicht gegen sie. Starre, ordnungspolitische Vorgaben seien dabei der falsche Weg, betonte Schmal. Kritik gab es für den Bundeslandwirtschaftsminister auch von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, aber mit gegensätzlichem Vorzeichen. Sie wirft Özdemir einen „Bruch mit dem Koalitionsvertrag“ vor. Darin sei noch ein Totalverbot der Anbindehaltung vereinbart worden, statt der nun geplanten Abschaffung der ganzjährigen Anbindehaltung. Als enttäuschend wertete es der Verband, dass die Kombihaltung auch zukünftig erlaubt werde.
Die Tierschützer erklärten, dass eine kleinbäuerliche Landwirtschaft auch mit einer tiergerechten Haltung möglich sei. Gefragt sei dabei die Politik. „Höfe, die ihre Rinder auch außerhalb der Weidesaison tiergerecht halten sowie durch Beweidung Landschaftspflege betreiben und einen Beitrag zum Erhalt von Biodiversität leisten, sollten angemessen entlohnt werden“, so das Mitglied der Geschäftsführung von Vier Pfoten, Rüdiger Jürgensen. Übergangsfristen dürfe es zudem nur für Betriebe geben, die sich zu einem tiergerechten Umbau der Haltung sowie einem mehrmonatigen sommerlichen Weidegang verpflichten. (AgE)

Nahrungsmittelpreisindex setzt Abwärtstrend fort

Die Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte haben nach einer geringfügigen Erholung im April im vergangenen Monat wieder nachgegeben. Wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am 2. Juni mitteilte, sank der von ihr berechnete Preisindex im Mai um 2,6 % auf 124,3 Punkte. Das waren 22,1 % weniger als das Allzeithoch vom März 2022. Ausschlaggebend für die negative Entwicklung des Gesamtindex für Mai gegenüber April war der Organisation zufolge insbesondere der starke Rückgang des Pflanzenölpreisindex, für den ein Minus von 8,7 % verzeichnet wurde. Auslöser dafür war vor allem die schwache Palmölnachfrage am Weltmarkt bei einem gleichzeitig zunehmenden Angebot wichtiger Erzeugerländer. Hinzu kamen die Rekordsojaernte in Brasilien sowie ein umfangreiches Angebot an Raps- und Sonnenblumenöl. Für die Getreidepreise verzeichnete die FAO im Mai 2023 im Vergleich zum Vormonat ein Minus von 4,8 %. Im Einzelnen habe sich Mais angesichts optimistischer Ernteaussichten und schleppenden Importen verbilligt, berichteten die Fachleute in Rom. Auch mit den Notierungen für Weizen sei es abwärts gegangen, und zwar als Folge des verlängerten Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine sowie eines insgesamt reichlichen internationalen Angebots. Der FAO-Milchpreisindex sank im Berichtsmonat gegenüber April um 3,2 %. Begründet wird diese negative Entwicklung vor allem mit dem umfangreichen Käseangebot am Weltmarkt als Folge der saisonal bedingt reichlichen Milcherzeugung auf der Nordhalbkugel. Allerdings hätten sich die Notierungen für Milchpulver und Butter erholt. Weiter aufwärts ging es dagegen für den FAO-Zuckerpreisindex, der mit einem Plus von 5,5 % seinen Stand vom Vorjahresmonat um fast ein Drittel übertraf. Zurückzuführen sei dies vor allem auf die Verknappung des Süßstoffs am Weltmarkt und auf Spekulationen über Ertragseinbußen bei der kommenden Zuckerrohrernte durch das Wetterphänomens El Niño, erklärte die FAO. Außerdem hätten sich Lieferungen brasilianischer Ware verzögert. Auch der FAO-Fleischpreisindex legte im Mai gegenüber dem Vormonat zu, und zwar um 1 %. Maßgeblich hierfür waren der Organisation zufolge vor allem eine lebhafte asiatische Importnachfrage nach Geflügelfleisch sowie das weiterhin nur knappe US-Rindfleischangebot. (AgE)

Agrarminister: Sicherheit der Lebensmittel nicht beeinträchtigen

Die Landwirtschaftsminister der EU-Mitgliedstaaten stehen im Großen und Ganzen hinter dem Vorschlag der Brüsseler Kommission für eine neue Verpackungsverordnung. Gleichzeitig sprach sich die überwiegende Mehrheit der Agrarressortchefs bei ihrer Zusammenkunft am 30. Mai in der belgischen Hauptstadt dafür aus, ein besonderes Augenmerk auf die Qualität und Sicherheit der zu verpackenden Lebensmittel zu legen. Federführend für dieses Dossier sind jedoch die Umweltminister. Der Agrarrat gibt lediglich eine Stellungnahme zu den Plänen ab. Der für den Entwurf federführende EU-Umweltkommissar Virginius Sinkevičius versuchte die Sorgen der Minister zu entkräften. Die öffentliche Gesundheit habe absolute Priorität und werde nicht in Mitleidenschaft gezogen. So würden nur als sicher geltende wiederverwertbare Kunststoffe bei der Verpackung von Nahrungsmitteln zum Einsatz kommen, versicherte der Litauer. Allerdings konstatierte er, dass an einer höheren Recyclingrate kein Weg vorbeiführe. Gemäß dem Brüsseler Umweltchef sind die Plastikabfälle in den vergangenen zehn Jahren um 10 % stärker gestiegen als der Ausbau der Verarbeitungskapazitäten. Der Vorschlag der Kommission sieht unter anderem vor, gegenüber dem Referenzjahr 2018 den Plastikabfall bis 2030 um 5 % und bis 2040 um 15 % zu reduzieren. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte, dass er diese Ziele teile. Allerdings dürfe die Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt werden. Zudem warnte der Ressortchef vor einer Zunahme an Lebensmittelabfällen bei einem unzureichenden Schutz durch die Verpackungen. Hier müssten Lösungen gefunden werden.
Außerdem wies Özdemir auf das „gut funktionierende“ Mehrwegflaschensystem in Deutschland hin. Hier gebe es keinerlei Probleme mit der Lebensmittelsicherheit. Frankreichs Landwirtschaftsminister Marc Fesneau betonte, dass man eine Reduzierung des Verpackungsabfalls nicht mit einem Anstieg der Lebensmittelverschwendung tauschen dürfe. Der spanische Agrarminister Luis Planas wies mit Blick auf die Recyclingforderungen auf die Notwendigkeit von Kosten-Nutzen-Rechnungen hin. Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida unterstrich seine Unterstützung für den Maßnahmenkatalog der Kommission zur Reduzierung von Verpackungsmüll. Allerdings müssten die Regeln flexibler ausgestaltet sein, mahnt er an.
Unterdessen sah sich die Kommission vorige Woche veranlasst, einer Darstellung des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) in einer gesonderten Presseerklärung zu widersprechen. Der Branchenverband hatte laut der Brüsseler Behörde „fälschlicherweise“ erklärt, dass nach ihren Plänen für eine neue Verpackungsverordnung Mehrweg-Bierflaschen in Deutschland eingeschmolzen werden müssten, sofern diese nicht bestimmte Kennzeichen auf der Flasche eingraviert hätten. Ihre Vorlage sehe vor, dass jede Verpackung hinreichend gekennzeichnet sein müsse. Auf dem Etikett und dem QR-Code müsse klar hervorgehen, woraus die Verpackung bestehe und in welchen Abfallbehälter sie gehöre. Diese Information müsse zudem dauerhaft angebracht sein, räumte die Kommission ein. Ablösbare Papieretiketten, die im deutschen Flaschenpfandsystem üblich seien, könnten diese Bedingung aber durchaus ebenfalls erfüllen. „Vorausgesetzt, sie sind verfügbar, so lange die Flasche im Umlauf ist“, stellte die EU-Behörde klar. (AgE)