Angesichts der steigenden Kosten und Preise sieht Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus die Ernährungsbranche vor riesigen Herausforderungen. „Noch vor wenigen Monaten hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass Menschen in Deutschland einmal vor der Frage stehen würden, ob sie essen oder lieber heizen wollen. Und nun steuern wir in ganz Europa auf diese Frage zu“, so der Minister am 1. September beim 5. Norddeutschen Ernährungsgipfel in Rostock-Warnemünde. Er erinnerte daran, dass die Ernährungsbranche in Hochzeiten der Corona-Krise stets geliefert und ihre systemrelevante Rolle bereits unter Beweis gestellt habe. Zuletzt seien deren Umsätze gestiegen, was an den enormen Preiserhöhungen für Lebensmitteln gelegen habe. „Wir erleben gerade, dass der Konsument sehr sensibel auf diese Preiserhöhungen reagiert“, erklärte Backhaus. Markenprodukte, aber auch der Biobereich verzeichneten Umsatzrückgänge, während Discounter und günstige Handelsmarken die Gewinner seien. Es zeige sich, dass Verbraucher sparten, wenn das Geld knapp werde, vielfach zunächst beim Essen. „Auf Dauer muss man den Menschen aber klarmachen, dass nicht die nächste Urlaubsreise oder der neueste technische Schnickschnack für sie wichtig ist, sondern sie auf die Wichtigkeit einer Erzeugung vor Ort achten sollten, vor allem auch im Hinblick auf Ressourcenschonung und zur Verdichtung regionaler Kreisläufe“, betonte der Minister. Eine Versorgung überwiegend aus lokalen Wirtschaftskreisläufen könnte Regionen in Krisensituationen weniger anfällig machen und durch mehr Wertschöpfung auch kleine und mittlere Wirtschaftsbetriebe vor Ort stärken. Die Politik der Schweriner Landesregierung ist laut Backhaus deshalb auf den Erhalt und Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe und eine weitgehende Unabhängigkeit von globalen Handelsstrukturen ausgerichtet. Entlastungspakete für die Wirtschaft in Zeiten steigender Energiepreise seien ein Mittel, das allerdings nur kurzfristig helfe. „Es gilt, sich mittel- und langfristig aufzustellen“, so der Ressortchef. Dies wolle er zusammen mit den Unternehmen im Land diskutieren und Lösungen finden. Er setze dabei auf die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und erwarte von allen „ein Hochkrempeln der Ärmel“ und ein konstruktives Anpacken. Die Unternehmen im Land hätten nach der Wende schon einmal riesige Herausforderungen vor der Brust und diese auch gemeistert. (AgE)