Ernährungsindustrie: Konjunkturerwartungen brechen ein

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, politischer Unsicherheiten sowie hoher Energie- und Rohstoffkosten hat sich die Stimmung in der Ernährungsindustrie im März deutlich verschlechtert. Wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 1. April in Berlin unter Berufung auf den monatlich erscheinenden ifo-Geschäftsklimaindex mitteilte, hat der Saldo des Geschäftsklimas im März nach minus 3,9 Punkten im Vormonat auf minus 15,1 Punkte nachgegeben. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage zeigte sich im Vormonatsvergleich unverändert bei minus 2,1 Punkten, während sich der Blick in die Zukunft deutlich eingetrübt hat: Im Vormonatsvergleich sank der Indikator der Geschäftserwartungen laut ifo-Geschäftsklimaindex um 21,6 Punkte. Mit einem Saldo von minus 27,2 Punkten übersteige die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen die der Hersteller mit positiven Erwartungen somit deutlich. Bei der Verbraucherstimmung setzte sich der schon länger anhaltende Abwärtstrend weiter fort. Der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) lag im März bei minus 8,5 Punkten und damit um 1,8 Punkte niedriger als im Februar. Deutliche Einbußen wurden sowohl bei der Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch bei der Anschaffungsneigung verzeichnet. Auf Basis der negativen Entwicklung der Indikatoren prognostiziert die GfK für April 2022 einen Saldowert des Konsumklimas von nur minus 15,5 Punkten. Der Jahresstart war für die deutsche Ernährungsindustrie noch im Vergleich zu Anfang 2021 erfreulich verlaufen. So übertraf ihr Gesamtumsatz im Januar mit 15,0 Mrd Euro den Vorjahreswert um 13,5 %. Der Inlandsumsatz betrug dabei 10,1 Mrd Euro und lag damit sogar um 19,8 % über dem Niveau von Januar 2021. Das Umsatzplus resultierte laut BVE aber vorrangig aus steigenden Verkaufspreisen im In- und Ausland; hinzu kamen statistische Effekte basierend auf einem Corona-bedingten schwachen Vorjahresergebnis auf dem Inlandsmarkt. Das Absatzplus belief sich insgesamt auf 2,7 %. In Anbetracht des höheren Inlandsabsatzes steigerten die Hersteller die Produktion: Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im Februar um 11,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Branche musste sich jedoch mit einer sprunghaften Verteuerung bei den Agrarrohstoffkosten arrangieren. Im Februar lag der vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) berechnete Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 7,7 % über dem Vormonat; das Niveau des Vorjahresmonats wurde um drastische 38,0 % übertroffen. (AgE)

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