EU: Margen der Milcherzeuger langfristig gesunken

Die Gewinnmargen der Milcherzeuger in der Europäischen Union sind in den vergangenen 30 Jahren signifikant gesunken oder sogar in den Minusbereich gerutscht. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) am 17. März mitteilte, wird dies durch eine aktuelle Studie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) aufgezeigt. Bei dieser wurden vier verschiedene Margen für die Zeiträume 1989 bis 2019 berechnet, mit denen die wirtschaftliche Entwicklung in der Milchviehhaltung skizziert wird. Demzufolge ist die Bruttomarge als Differenz aus den Milcherlösen zuzüglich gekoppelter Beihilfen abzüglich der Betriebsmittelkosten und allgemeiner Betriebskosten von 21,98 Cent/kg im Jahr 1989 auf 15,15 Cent/kg Milch im Jahr 2019 gesunken. Werden für die Berechnung einer Nettomarge vom Erlös zusätzlich auch Abschreibungen, Fremdarbeitslöhne, Pacht, Zinsen und Steuern abgezogen, leitet sich ein Rückgang von 12,36 Cent/kg auf 4,17 Cent/kg Milch ab. Noch nicht berücksichtigt ist dabei der Einkommensanspruch des Milcherzeugers und mithelfender Familienmitglieder. Wird dies mit einem niedrigen Stundenlohn getan und die Nettowirtschaftsleistung berechnet, so sank diese in den vergangenen 30 Jahren laut EMB von 3,79 Cent auf minus 4,96 Cent/kg Milch. Bei Ansatz eines qualifizierten Einkommens mit doppeltem Mindestlohnlag dieser Wert zuletzt bei minus 8,69 Cent/kg Milch. „Die Zahlen zeigen einen gravierenden Absturz der Milchviehhaltermargen und damit auch der Situation auf den Höfen. Es ist deutlich, dass die Weichen im Milchsektor in den vergangenen Jahrzehnten falsch gestellt waren“, folgerte die EMB-Vorsitzende Sieta van Keimpema. Egal welchen Margentyp man betrachte, Rentabilität sei in der Milcherzeugung ein absolutes Fremdwort geworden. Der EMB-Vizevorsitzende Kjartan Poulsen forderte ein Neudenken in der Landwirtschaft. „Wir brauchen ein neues System. Eines, das auf Kostendeckung ausgerichtet ist“, betonte Poulsen. Das gestörte Preis-Kostenverhältnis, die schädliche Exportorientierung und keine ausreichende Krisenvermeidung zeigten das Versagen des aktuellen Agrarsystems. In einem neuen landwirtschaftlichen Rahmen müssten alle bisherigen Kosten der Milcherzeugung – aber auch die neuen aufgrund höherer Nachhaltigkeitsauflagen – über die Preise gedeckt werden können. (AgE)

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