In Frankreich haben die Spannungen zwischen den Akteuren der Milchbranche in der Folge des Ukraine-Krieges wieder spürbar zugenommen. Zahlreiche Molkereiunternehmen haben in den vergangenen Wochen bei den Verhandlungen mit den Erzeugern offenbar einseitig eine deutliche Steigerung der Verarbeitungskosten geltend gemacht. Die Unternehmen berufen sich dabei auf eine Studie, die von ihrem Branchenverband (ATLA) in Auftrag gegeben wurde. Für die Festlegung von Produktionskostenindikatoren ist allerdings die Interprofession der Milchwirtschaft (CNIEL) zuständig. Dabei ist auch die Zustimmung der Milchbauern notwendig, die fragliche Studie der ATLA soll indes nicht thematisiert worden sein. Der Fachverband der Milcherzeuger (FNPL) erklärte, die Landwirte seien nicht gegen eine Überarbeitung der Produktionskostenindikatoren. Voraussetzung sei jedoch, dass die Berechnungsgrundlagen offengelegt würden. Nach Angaben des Fachverbandes hat unter anderem die Genossenschaftsmolkerei Sodiaal den neuen Produktionskostenindikator einseitig angewandt und sich dabei ungerechtfertigt auf eine stillschweigende Zustimmung des FNPL berufen. Sodiaal wies die Vorwürfe zurück. Der Molkereikonzern Lactalis scheiterte in der vergangenen Woche vorerst mit dem Versuch, auf Basis der ATLA-Studie den Milchpreis für April mit mehreren Erzeugerorganisationen zu verhandeln, darunter auch teils langjährige, an den Konzern gebundene Lieferanten. Nach derzeitigem Stand wird nun erstmal die für März vereinbarte Auszahlungsleistung verlängert. (AgE)