Internationaler Tag der Milch im Zeichen von Corona


Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig eine zuverlässige regionale Erzeugung und Versorgung mit Butter, Käse und anderen hochwertigen Milchprodukten ist. Darauf hat der Deutsche Bauernverband (DBV) anlässlich des internationalen Tags der Milch hingewiesen, der seit 2001 am 1. Juni in weltweit mehr als 40 Ländern begangen wird. „20 Jahre Internationaler Tag der Milch stehen symbolisch für Zuverlässigkeit und eine langfristig angelegte, gesunde Ernährung mit dem Lebensmittel Milch“, erklärte DBV-Milchpräsident Karsten Schmal. Es sei zu wünschen, dass die Verbraucher ihre Wertschätzung für dieses tolle Produkt häufiger auch an der Ladentheke entsprechend ausdrücken würden. „Besonders in den letzten Monaten wurde das Bewusstsein für die Versorgungssicherheit und regionale Lebensmittel deutlich gestärkt“, stellte Schmal fest. Dabei seien Milch und Milchprodukte in ihrer Vielfalt für eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht wegzudenken. Dies zeige auch die um mehr als 10 % gestiegene Nachfrage der Haushalte an Milch und Milchprodukten in den letzten Monaten. Der internationale Tag der Milch werde 2020 trotz Corona-Krise in Zusammenarbeit mit den Landesbauernverbänden und den Landesvereinigungen für Milch gefeiert – diesmal allerdings kaum auf öffentlichen Plätzen, sondern hauptsächlich über Online-Aktionen. Aber auch dabei könnten Landwirte mit Verbrauchern, Schulklassen, Politikern und Medien über moderne Milchkuhhaltung und das Lebensmittel Milch in den virtuellen Dialog kommen.
Der Landesbauernverband (LBV) Brandenburg betonte ebenfalls die Bedeutung der regionalen Erzeugung und Verarbeitungskapazitäten für die Versorgung in Brandenburg und Berlin. Aufgrund der prekären Rahmenbedingungen hätten jedoch in den vergangenen Jahren viele Milchbauern aufgeben müssen. Seit 2015 haben dem Verband zufolge mehr als 100 Betriebe die Milcherzeugung eingestellt. „Um die regionale Versorgung mit Milch zu sichern, fordern wir die nachhaltige Stärkung der Milcherzeuger in der Wertschöpfungskette“, betonte LBV-Vorstand Lars Schmidt. Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) hob die gesundheitlichen Vorteile von Milch und Milchprodukten hervor. Diese gehörten zu einer vollwertigen Ernährung dazu, was insbesondere für Kinder und Jugendliche mit ihrem Kalziumbedarf gelte. So spielten laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Milch und Milchprodukte eine wichtige Rolle für die Nährstoffversorgung. Vielen Studien zufolge gehe der Konsum im Rahmen der Verzehrempfehlungen nicht mit einem erhöhten Krankheitsrisiko einher. Einzelne Milchinhaltsstoffe würden sogar mit einer schützenden Wirkung bei verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht, berichtete der RLV. Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern machte deutlich, dass sich laut Forschungsergebnissen der Dozentin Jennifer Löbel von der Hochschule Neubrandenburg die Haltungsbedingungen für Milchkühe seit Jahren sukzessive verbessert hätten und viele Tiere Platz, Luft und Weidegang genössen. Landesbauernpräsident Detlef Kurreck kritisierte, dass die Erzeuger trotz Tierwohlengagement derzeit nicht mal 30 Cent/kg Milch erhielten. „Das ist beschämend und bringt viele Milchbauern in Existenznot. Zur Wertschätzung eines Lebensmittels wie der Milch gehört auch ein kostendeckender Preis, von dem auch der Erzeuger etwas hat“, so Kurreck.
Viele milchwirtschaftliche Organisationen in den Bundesländern mussten aufgrund der Corona-Epidemie ihre geplanten Vor-Ort-Veranstaltungen zum Internationalen Tag der Milch absagen. Stattdessen hat die Gemeinschaft der Milchwirtschaftlichen Vereinigungen (GML) ein Milchglas rund 1 600 km online durch Deutschland reisen lassen und damit die verbindende Wirkung der Milch zwischen Stadt und Land, Jung und Alt sowie zwischen Landwirten und Verbrauchern zum Ausdruck gebracht. Organisationen aus acht Bundesländer haben das Video gemeinsam auf den Weg gebracht und das Milchglas über die Landesgrenzen weitergereicht. „Von den Meeren bis zu den Alpen, vom Rhein bis zur Oder – In Deutschland leben auf etwa 60 000 Milchviehbetrieben knapp 4 Mio Kühe“, erläuterte GML-Vorsitzender Jan Heusmann. Ihm zufolge sollte mit dem Clip ausgedrückt werden, dass Milch auch in Corona-Zeiten alle zusammenhält. Zu sehen ist der Kurzfilm auf „milchwirtschaft.com“ und den Internetseiten der beteiligten Milchorganisationen. Die Zuschauer sind aufgerufen herausfinden, in welcher Reihenfolge die Bundesländer zu sehen sind und können Preise gewinnen, beispielsweise einen Urlaub auf einem Milchbauernhof. Zur Stärkung der heimischen Gastronomie verteilen der Bayerische Milchförderungsfonds (MFF) und der milch.bayern e.V. im Freistaat 11 000 Gutscheine im Gesamtwert von 1,1 Mio Euro als Zeichen des Zusammenhalts. Die Betriebe können die Gutscheine im Wert von jeweils 100 Euro im Internet herunterladen und im Großhandel für bayerische Milchprodukte einlösen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) haben anlässlich des Weltmilchtages einen Richtungswechsel in der Milchmarktpolitik gefordert. Klima- und umweltverträgliche Milcherzeugung sowie wirtschaftliche Perspektiven auf den Bauernhöfen seien klar vereinbar, wenn der politische Rahmen stimme. „Die Gesellschaft fordert mehr Klimaschutz und Artenvielfalt. Bäuerinnen und Bauern sind bereit, ihre Höfe dahin weiterzuentwickeln, wenn sie für ihre Produkte auch angemessen entlohnt werden“, erklärte die AbL-Milchsprecherin Elisabeth Waizenegger. Um den Verwerfungen durch die Corona-Krise am Milchmarkt zu begegnen, forderte sie ein EU-weites Programm zur freiwilligen Mengenreduzierung mit Entschädigungen für die Erzeuger. BUND-Vorsitzender Olaf Bandt hält eine Mengenreduktion ebenfalls für sinnvoller, als „auf Preisstürze immer wieder mit der Unterstützung privater Lagerhaltung zu reagieren“. Ziel sollte eine nachhaltige und bedarfsgerechte Milcherzeugung sein, die nicht wie jetzt auf importiertes und klimaschädliches Soja aus Übersee setze, sondern auf heimisches Eiweißfutter. Statt die Agrarpolitik weiter auf Exporte, Dumping und den Weltmarkt auszurichten, würden mehr Kühe auf der Weide, artgerechte Haltung und Fütterung benötigt. Das helfe nicht nur dem Tierwohl, sondern erhalte wichtiges Grünland und schütze das Klima und die Biodiversität. (AgE)

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