Die weltweite Corona-Krise hat auch den Weltmilchmarkt getroffen, doch hielt sich – von einigen Ländern abgesehen – der Milchpreisrückgang bisher in Grenzen. Dieses Resümee wurde auf der 21. Internationalen Milchkonferenz mit 70 Experten des International Farm Comparison Networks (IFCN) gezogen, die Anfang Juni im Netz stattfand. Als Indikator für eine Krise wird vom IFCN die Entwicklung der nationalen Milcherzeugerpreise herangezogen. Im Mittel der erfassten 75 Länder hätten diese von Februar bis Mai um 4,6 % und damit vergleichsweise moderat nachgegeben. Negative Ausnahmen waren dem Netzwerk zufolge unter den größeren Produzentenländern die USA und Indien mit einem Minus von 29 % beziehungsweise 19 %, die somit als „Epizentrum der Milchkrise“ gelten. Insgesamt reichte die Spanne der Milchpreisveränderungen in den einzelnen Staaten im Betrachtungszeitraum von minus 30 % bis zu einem Plus von 5 %. Zwei Drittel der befragten Experten waren der Auffassung, dass der Tiefpunkt bereits erreicht ist; ein Drittel sah ihr Land allerdings erst am Beginn der Krise. Abschläge von 5 % bis 15 % beim Milchgeld gab es im Vergleich von Mai zu Februar 2020 laut IFCN in Kanada, Russland und einigen EU-Mitgliedstaaten wie Frankreich und den Benelux-Ländern. Allerdings tendierten in Europa die Milchpreise bei saisonal steigendem Milchaufkommen im Frühjahr üblicherweise schwächer. Für Deutschland wird ein Minus von bis zu 5 % ausgewiesen. Gestiegen sind die Preise im fraglichen Zeitraum nur in Norwegen, Chile und Südafrika. Laut IFCN sind die Aussichten für die weitere Milchpreisentwicklung wegen der Corona-Unsicherheiten „komplex“; die Zukunftserwartungen der Futuremärkte und der Analysten stimmen nicht überein. So wird laut den Kursen an den Terminmärkten ein recht schneller Wiederanstieg des durchschnittlichen Weltmilchpreises auf 35 $/100 kg (31,0 Euro) erwartet, was eine rasche V-förmige Erholung bedeuten würde. Die Mehrheit der Milchexperten rechnete während der Konferenz indes mit einer U-förmige Erholung und damit einem längeren Zeitraum, bis das bisherige Preisniveau wieder erreicht wird. Gründe dafür seien das solide Wachstum des Rohmilchangebots sowie ein voraussichtlicher Rückgang der Nachfrage als Folge der Wirtschaftskrise (Umrechnungskurs: 1$ = 0,8866 Euro). (AgE)