Kostendeckung im Milchsektor erreicht

Im Juli 2022 haben die Milcherzeuger in Deutschland mehr Geld erlöst als sie für die Produktion der Milch aufwenden mussten. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) auf der Grundlage von Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) am 18. Oktober mitteilte, stand durchschnittlichen Erzeugungskosten für ein Kilogramm Standardmilch von 47,31 Cent ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 55,04 Cent gegenüber. Damit lag das Milchgeld erstmals seit Beginn der Berechnungen 2014 höher als die Erzeugungskosten, und zwar gleich um 7,7 Cent oder 16,3 %. Wie der Verband weiter mitteilte, hatte sich diese Tendenz bereits im vorhergien Quartal abgezeichnet, als Kosten und Erlöse in etwa auf gleicher Höhe waren. Seitdem seien die Erzeugerpreise weiter gestiegen, ohne allerdings einen Zuwachs bei der Milchproduktion auszulösen. Im Juli 2022 lag das Aufkommen um 0,6 % unter dem vergleichbaren Vorjahresmonat, und von Januar bis Juli waren es 1,3 % weniger als in der Vorjahresperiode. Der EMB folgert daraus, dass der Zustand der Milchviehbetriebe, der durch die anhaltende starke Kostenunterdeckung der vergangenen Jahre geprägt sei, eine Reaktion auf höhere Preise kaum zulasse. Die Milcherzeugung brauche nämlich langfristig stabile Preise, die neben der Kostendeckung und einem fairen Einkommen auch ausreichend Gewinn beinhalten müssten. Nur so könnten „die Zersetzung der Produktionsstruktur“ aufgehalten und junge Erzeuger wieder für den Sektor gewonnen werden. Die Politik müsse handeln, um eine stabile Produktionsstruktur und damit die Ernährungssicherheit in der EU zu gewährleisten, mahnte der EMB. Die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen bestünden aus ausreichend starken, molkereiübergreifenden Erzeugerorganisationen, Kriseninstrumente wie dem Marktverantwortungsprogramm (MVP), einer sozial und nachhaltig ausgerichteten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sowie einer fairen Gestaltung der Milchlieferverträge oder auch Spiegelmaßnahmen von EU-Auflagen bei Drittlandsimporten. (AgE)

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