Kurz und knapp

FAO-Generaldirektor plädiert für internationale Agrarmarkttransparenz

Nach Ansicht des Generaldirektors der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO),. Dr. Qu Dongyu, werden die Transparenz der Agrarmärkte und der internationale Handel immer wichtiger. Wie Qu am 13. Juli bei der Sitzung des FAO-Ausschusses für Rohstoffprobleme (CCP) in Rom erklärte, ist die weltweite Ernährungssicherheit zunehmend bedroht, unter anderem durch die Corona-Pandemie sowie Konflikte und extreme Klimabedingungen. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Länder aufhören, Handelsmaßnahmen zu ergreifen, die zu Preissteigerungen und extremen Preisschwankungen führen und denen schaden, die für ihre Ernährung auf die globalen Märkte angewiesen sind“, sagte der FAO-Generaldirektor. Trotz der derzeitigen Tendenz, hauptsächlich innerhalb von Regionen zu handeln, bleibe der multilaterale Handel der effizienteste Weg, um den Marktzugang und das Wirtschaftswachstum für alle zu fördern. Der Handel verbinde Regionen, in denen Nahrungsmittelüberschüsse vorhanden seien, mit entsprechend defizitären Gebieten. Außerdem könnten globale Umweltherausforderungen wie der Klimawandel nur durch eine multilaterale Zusammenarbeit wirksam angegangen werden. Unterdessen führten anhaltende Konflikte wie der Krieg in der Ukraine zu einem Anstieg der Preise für Lebensmittel, Futtermittel, Kraftstoffe und Düngemittel, so Qu. Im vergangenen Jahr hätten rund 828 Millionen Menschen unter chronischem Hunger gelitten; das seien 150 Millionen Menschen mehr gewesen als vor dem Ausbruch der Pandemie. Der Generaldirektor wies ferner darauf hin, dass die weltweiten Nahrungsmittelimporte im laufenden Jahr einen neuen Rekordwert von 1 800 Mrd $ (1 783 Mrd Euro) erreichen dürften. Auslöser seien vor allem höhere Preise und Transportkosten (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9903 Euro). (AgE)

Tierwohl und Umweltschutz bei Ernährung immer wichtiger

Aspekte wie Umweltschutz und Tierwohl spielen in der Ernährung der deutschen Verbraucher eine immer größere Rolle. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa für den am 11. Juli vorgestellten Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums durchgeführt hat. Darin geben 87 % der Befragten an, dass ihnen eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung wichtig oder sogar sehr wichtig wäre. Für mehr Tierwohl wären die Verbraucher laut den Umfrageergebnissen auch bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Dazu wurden die Teilnehmer gebeten anzunehmen, dass ein Kilogramm Fleisch aus herkömmlicher Produktion 10 Euro kostet. Für bessere Haltungsbedingungen als den gesetzlichen Standard würden demnach 13 % der Befragten pro Kilogramm maximal bis zu 12 Euro bezahlen. Weitere 45 % würden bis zu 15 Euro und jeder Vierte bis zu 20 Euro bezahlen. Für 12 % wäre sogar ein Preis von mehr als 20 Euro akzeptabel. Wie aus der Umfrage weiter hervorgeht, wächst der Anteil der Verbraucher, die vegetarische oder vegane Alternativen aufgrund des Schutzes von Tieren, Umwelt und Klima kaufen. Auf der anderen Seite geht der tägliche Konsum von Fleisch und Wurst zurück. So gibt nur noch ein Viertel der Befragten an, täglich tierische Lebensmittel zu essen. Bei der Umfrage zum ersten Bundes-Ernährungsreport im Jahr 2015 hatte dieser Anteil noch bei 34 % gelegen. Der Anteil der Verbraucher, die vegetarische und vegane Produkte mindestens schon einmal gekauft haben, liegt aktuell bei 47 %, in der Altersgruppe der 14-bis 29-Jährigen sogar bei 64 %.
Gefragt nach den Gründen für einen vegetarischen oder veganen Lebensmittelkauf, dominiert laut der Forsa-Umfrage Neugier mit 75 %, doch der Anteil derer, die dies aus Tierschutzgründen tun, ist laut der Umfrage im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozentpunkte auf 71 % gestiegen. Auch bei der Motivation, ein Produkt aus Umwelt- und Klimaschutzgründen zu kaufen, wurde ein deutlicher Anstieg verzeichnet, und zwar um zehn Prozentpunkte auf 64 %. Themen wie Klima und Umwelt sind 84 % der befragten Verbraucher bei der Ernährung wichtig oder sehr wichtig. Bei der Frage nach der eigenen Meinung zur Umsetzung einer klima- und umweltfreundlichen Ernährung finden es 76 % sehr wichtig, keine Lebensmittel zu verschwenden. Für 60 % der Teilnehmer ist ein bedarfsgerechter Einkauf wichtig, für 54 % der Kauf regionaler Produkte. Die im vergangenen Jahr bundesweit eingeführte Nährwertkennzeichnung Nutri-Score ist unterdessen beim Verbraucher angekommen. In der Forsa-Befragung geben 71 % der Teilnehmer an, dass sie die Nährwertkennzeichnung beim Einkauf schon einmal auf einer Produktpackung wahrgenommen hätten; das sind 27 Prozentpunkte mehr als noch im vergangenen Jahr. Bei den bis zu 44-Jährigen ist der Anteil mit 82 % besonders hoch. Bei 38 % aller Umfrageteilnehmer hat der Nutri-Score die Kaufentscheidung schon einmal beeinflusst. (AgE)

Kakaovermahlung im zweiten Quartal weiter gestiegen

Die Kakaovermahlung in Deutschland hat auch im zweiten Quartal des laufenden Jahres zugelegt. Wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) mitteilte, haben die zwölf am Meldeverfahren teilnehmenden Unternehmen im Zeitraum von April bis Juni 2022 insgesamt 96498,6 t Kakao vermahlen; gegenüber dem Vorjahresquartal entsprach das einem Anstieg um 3,7 %. Die Vermahlung hat sich laut BDSI damit nach den Einbrüchen durch die Corona-Virus-Pandemie im Jahr 2020 wieder erholt. Schon für das erste Quartal des laufenden Jahres hatte der Bundesverband einen Anstieg von mehr als 7 % gemeldet. Die Europäische Kakaoorganisation (ECA) berichtete für das zweite Quartal 2022 ebenfalls von einem Plus. Vermahlen wurden demnach in der EU 364 081 t Rohkakao und damit 2,0 % mehr als im Vorjahresquartal. (AgE)

Online-App für betriebliche Klimabilanzen von Milcherzeugern

In Niedersachsen können Milcherzeuger jetzt ihre betriebliche Klimabilanz auf Optimierungspotentiale prüfen. Wie die Landesvereinigung der Milchwirtschaft (LVN) mitteilte, stellt die Klimaplattform Milch dazu ein Online-Tool bereit, das auf das von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen entwickelte Rechentool Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft (TEKLa) zurückgreift. Die Landwirte könnten ihre betriebliche Klimabilanz erstellen und erkennen, in welchen Betriebsbereichen sie die Treibhausgas-Emissionen weiter reduzieren könnten. Die teilnehmenden Molkereien erhielten mit der Berücksichtigung der Milcherzeugerebene durch das einheitliche Tool umfassende Angaben zum CO2-Fußabdruck ihrer Produkte. Der Online-Fragebogen umfasst nach Angaben der LVN 17 Multiple-Choice-Fragen, die mit Beantwortungshilfen hinterlegt sind. Für Landwirte, die Moorflächen bewirtschaften, gebe es zwei zusätzliche Fragen. Das System liefere dem Erzeuger bereits bei der Beantwortung erste Informationen über dessen Optimierungsmöglichkeiten zur Verbesserung seiner Klimabilanz. „Das Fragetool ist simpel und klar verständlich aufgebaut. Die meisten der abgefragten Daten hat der Landwirt sowieso schon vorliegen – beispielsweise aus dem MLP-Bericht oder den Futtermittelbelegen“, erläuterte die Projektmanagerin und Referentin für Nachhaltigkeit bei der LVN, Nora Lahmann. (www.klimaplattform-milch.de) (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 13. Juli

 

Der saisonale Rückgang der Milchanlieferung in Deutschland hat sich zuletzt vermutlich witterungsbedingt wieder verstärkt. In der 26. Woche erfassten die deutschen Molkereien laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,8 % weniger Milch als in der Vorwoche. Das Vorjahresniveau wurde damit um 1,3 % wieder stärker unterschritten. Die Gehalte an Inhaltsstoffen sind dem Vernehmen nach weiterhin niedrig. In Frankreich war die Milchanlieferung in der 26. Woche um 2,4 % niedriger als vor einem Jahr.
An den Rohstoffmärkten haben die Preise für Industrierahm zuletzt bei größerem Angebot etwas nachgegeben. Magermilchkonzentrat wird zu stabilen bis festen Preisen gehandelt. Die Lage am Markt für Magermilchpulver ist weiterhin sehr ruhig. Die Käufer agieren abwartend und sind wenig aktiv. Es gehen wenig Anfragen ein und Abschlüsse kommen lediglich in geringem Umfang zu Stande. Dies dürfte auf ein Zusammentreffen von Urlaubszeit, Zuckerfest zum Ende des Ramadan, anhaltenden Corona-bedingten Einschränkungen für das öffentliche Leben in China, hohen Preisen, steigender Inflation und Unsicherheit über die weitere Gasversorgung zurückzuführen sein. Der schwache Euro, der aktuell erstmals seit 20 Jahren auf Parität mit dem US-Dollar gesunken ist, verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der EU am Weltmarkt, was bislang aber keine Belebung der Exportnachfrage ausgelöst hat. Nach dem Ende der Urlaubszeit tritt üblicherweise wieder eine Belebung der Nachfrage ein. Die Verfügbarkeit hat sich zuletzt teilweise etwas verbessert.
Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität sind uneinheitlicher geworden. Teils werden stabile Preise erzielt. Es wird aber auch von günstigeren Offerten berichtet. Futtermittelware wird bei schwächeren Preisen ruhig gehandelt.
Der Marktverlauf bei Vollmilchpulver ist jahreszeitlich bedingt ruhig. In Deutschland kommen vereinzelt Geschäfte mit auf Bestellung produzierter Ware zu Stande. Die Preise sind innerhalb der EU weiter uneinheitlich.
Am Markt für Molkenpulver ist aktuell eine ruhige Nachfrage zu beobachten. Bei Futtermittelware ist das Angebot weiterhin umfangreich bei erneut schwächeren Preisen. Lebensmittelware trifft aktuell ebenfalls auf ein ruhiges Kaufinteresse und die Preise bewegen sich in einer vergleichsweise großen Bandbreite.(Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta)

FrieslandCampina: Rekordzahl an Milchbauern verloren

Die Genossenschaft FrieslandCampina hat innerhalb eines Jahres (1. Juli 2021 bis 1. Juli 2022) eine Rekordzahl von 284 niederländischen Milchbauern verloren. Das geht aus Zahlen der Niederländischen Milch Foundation (DMF) hervor. Zum Vergleich: zwischen Juli 2020 und Juli 2021 verließen nur 41 die Molkerei. Im Jahr davor waren es sogar nur 11 Mitglieder. Der bisherige Rekord lag im Jahr 2018/19 mit 230 Austritten.
FrieslandCampina muss den austretenden Landwirten in den Niederlanden eine Ausstiegsprämie von 5 € pro 100 kg zahlen, wenn sie zu einer anderen Molkerei wechseln. Die Auszahlung der Prämie gilt auf Basis der Anlieferungen aus dem letzten Jahr. Nach der Fusion von Friesland Foods und Campina wurde die Ausstiegsprämie ins Leben gerufen. Die Auflage war, dass mindestens 1,2 Milliarden Kilogramm Milch an andere Verarbeiter abgegeben werden müssen. Bisher haben 725 Milcherzeuger mit insgesamt 832 Millionen Kilogramm Milch die Prämie in Anspruch genommen. (Elite magazine)

Hochland experimentiert mit Milchproteinen aus dem Labor

Der Molkereikonzern Hochland kann sich künftig eine eigene Produktlinie mit Milchproteinen vorstellen, die ausschließlich im Labor hergestellt wurden. Dazu hat das Unternehmen bereits 2020 eine Minderheitsbeteiligung an dem israelischen Start-up Remilk erworben, das mit einer Präzisionsfermentationsanlage künstliche Milchproteine herstellen will.
„Darin sehen wir die Chance, um frühzeitig die Möglichkeiten dieser Technologie für die Entwicklung von Nahrungsmitteln kennenzulernen“, teilt die Molkerei aus Heimenkirch im Allgäu auf Anfrage von Elite mit. Allerdings stehe man mit der Herstellung noch ganz am Anfang. Bis vermarktungsfähige Produkte vorliegen, würden nach Einschätzung von Hochland noch einige Jahre vergehen. Und auch die Zulassung des Rohstoffes im deutschen und europäischen Markt erfordere ein aufwendiges Verfahren.
„Solange es uns gelingt, Handel und Verbraucher für unsere Milchprodukte zu begeistern, haben wir keine Sorge, dass in absehbarer Zukunft weniger Milch benötigt wird. Wir bleiben also ein verlässlicher Partner unserer Milchlieferanten.“
Hochland ist mit pflanzlichen Käsealternativen in Deutschland nach eigenen Angaben bereits unangefochtener Marktführer. Den Umsatzanteil des Segmentes verrät der Konzern nicht. Nur so viel: „Der Anteil ist noch klein, aber stark wachsend.“ (Elitemagazin)

Gaskrise: Molkereien in großer Sorge vor Produktions-Aus

Ein Stopp der Gaslieferungen aus Russland träfe auch die deutschen Molkereien hart. Das hat Ludwig Huber, Vorstandsvorsitzender des Molkereiverbandes Milch.Bayern e.V., jetzt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk verdeutlicht. Ohne Gas gäbe es einen massiven Produktionsstopp. Das Angebot an Milch und Käse würde einbrechen und Preissteigerungen wären unausweichlich, sagte er.
Wegen des möglichen Gas-Lieferstopps kam kürzlich der Milchausschuss des Deutschen Bauernverbandes zu einem Treffen zusammen. Günther Felßner, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, warnte direkt nach dem Treffen im mittelfränkischen Triesdorf, dass die Lebensmittelversorgung systemrelevant sei, wichtiger noch als Wärme, wichtiger als die Wohnung, die ein Grad kälter oder wärmer sei.
„Wenn du nichts zu essen hast, dann ist das ein Riesenproblem.“ Sollte das Gas abgedreht werden, dann werde schon zwölf Stunden später die Milch an den Höfen nicht mehr abgeholt, und ein, zwei Tage später gebe es keine Milchprodukte mehr in den Supermarktregalen. „Es hat existenzielle Auswirkung, wenn das Gas nicht mehr zur Verfügung steht“, so der Milchexperte.
Die Molkerei Berchtesgadener Land baut nach Informationen des BR bereits seit Monaten einen Notbetrieb mit Heizöl auf. Öltanks und einen Heizöllaster habe die Molkerei bereits gekauft. Das Unternehmen schickte zwei Fahrer von Milchlastern in eine Schulung, damit sie das Gefahrgut Heizöl auch transportieren dürfen. Außerdem setzt die Molkerei auf Notstromaggregate. Mehrere Millionen Euro habe das gekostet, sagt Bernhard Pointer, der Geschäftsführer von Berchtesgadener Land.
Schon bald will er genug Heizöl für sechs Tage Produktion lagern. Bei 25.000 Litern pro Tag sind das 150.000 Liter. „Ich will auf keinen Fall im Herbst unsere Bauern anrufen müssen und sagen: ‚Wir können eure Milch nicht mehr abholen, schüttet sie in die Güllegrube‘.“ Denn nichts anderes wird bei vielen Molkereien die Konsequenz sein, wenn das Gas ausbleibt, so Pointner.
Er ist sich aktuell sicher: Seine Branche und die bayerischen Milchbauern stehen kurz vor einer Krisensituation. Denn viele Molkereien könne es sich nicht leisten, zweigleisig mit Öl und Gas zu produzieren. Hinzu kommt: Aktuell gebe es auch nicht mal mehr entsprechende Notstromaggregate zu kaufen. „Der Markt ist leer. Keine Chance“, sagt Pointner. Nur die Politik könne eine Krise noch verhindern.
Laut Molkereiverbandschef Huber müssen auch Molkereien zur kritischen Infrastruktur gezählt und im Fall der Fälle weiter mit Gas versorgt werden. Bisher habe es dazu von der Politik aber keinerlei Signale gegeben. Außerdem müsste dabei auch auf die Lieferketten geschaut werden. „Uns hilft es nichts, wenn wir arbeiten können, aber die Verpackungsindustrie nicht – dann können wir unsere Produkte auch nicht verkaufen.“
Zur kritischen Infrastruktur zählen vor allem die Bereiche Gesundheit und Energie. Krankenhäuser und generell die Stromversorgung stehen daher ganz oben auf der Liste schützenswerter Bereiche. Ernährung zählt aber derzeit nicht zur kritischen Infrastruktur
Zuständig für die kritische Infrastruktur ist in Deutschland das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck. Der schiebt die Verantwortung laut BR aber weiter. Das entscheide allein die Bundesnetzagentur. (Topagrar.com)

Milchbetriebe: Umstellung auf Bio verbessert Klimabilanz

Stellt ein Milchbetrieb seine Produktion von konventionell auf ökologisch um, kann das seinen Klimafußabdruck um bis zu 9 % reduzieren. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie unter Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), für die ein Milchbetrieb über zwei Jahre begleitet worden ist. Dabei blieben die Erträge auf hohem Niveau, wie das Team im Fachjournal „Agronomy for Sustainable Development“ feststellt. „Unsere Studie zeigt, dass es keinen Widerspruch zwischen einer umweltfreundlichen Produktion und dem Aufrechterhalten der Produktivität eines Betriebs geben muss“, so Arthur Groß vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU. Untersucht wurde der Milchviehbetrieb Hof Pfaffendorf nördlich von Halle, der 2018 seine Produktion auf Bio umgestellt hat. Mit einer Ackerfläche von etwa 675 ha und gut 650 Kühen gehört der Bio-Betrieb zu den größten in der Region. Während der Umstellung sei das Futter für die Kühe geändert worden; statt Kraftfutter sollte künftig vermehrt auf regional angebaute Feldfrüchte, Stroh und Gras gesetzt werden, berichtete Groß. Kraftfutter werde relativ energieintensiv und abseits des Hofs produziert. Eine regionale Futterproduktion sei ressourcenschonender und umweltfreundlicher, da die externen Anlieferungen wegfielen und weniger Dünger zum Einsatz komme. Vor und während der Umstellung führten die Forscher eine „Carbon-Footprint“-Analyse durch, um die Klimabilanz für den Betrieb zu ermitteln. Durch die Umstellung sanken die Treibhausgasemissionen pro Liter Milch. Während die Emissionen beim Dünger und beim Tierfutter deutlich gesunken seien, habe der Methanausstoß der Tiere aber zugenommen, da durch den höheren Raufasergehalt der Biofuttermittel die Verdauung angeregt werde, erklärte Dr. Florian Schierhorn vom IAMO. Zudem sei durch den Verzicht auf Kraftfutter die Milchleistung der Kühe gesunken. Die Ertragseinbrüche seien aber unter den Erwartungen geblieben, das Produktionsniveau habe relativ gut gehalten werden können. Insgesamt überwogen laut Schierhorn die positiven Folgen. Die Ergebnisse der halleschen Forscher decken sich mit Erhebungen in ähnlich intensiven Produktionsregionen in Europa und Nordamerika. (AgE)

ÖVF-Freigabe: Landwirte reagierten mit Ausweitung des Eiweißpflanzenanbaus

Die Freigabe der Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) für den Anbau von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen hat nach Einschätzung der EU-Kommission zu einer deutlicheren Ausweitung des Anbaus von Eiweißpflanzen geführt. Im März hatte die Brüsseler Behörde bekanntlich den Mitgliedstaaten für dieses Jahr gestattet, den konventionellen Anbau auf den ÖVF-Brachen zu erlauben. Gemäß den Angaben in dem am 7.7. veröffentlichten Kommissionsbericht zu den EU-Agrarmärkten wurden die mit Eiweißfutterpflanzen – vorwiegend Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen – bestellten Flächen zur diesjährigen Ernte gegenüber 2021 um 6 % auf 2,2 Mio ha ausgedehnt. Die betreffenden Erträge werden dem Marktausblick der Kommission zufolge voraussichtlich um etwa 3 % höher ausfallen als im Vorjahr. Beide Faktoren zusammengenommen bedeuteten, dass die Erzeugung von Eiweißpflanzen in der EU-27 schätzungsweise 4,8 Mio t erreichen werde, so die EU-Behörde. Die Landwirte nutzten diese Ausnahmeregelung zu den ÖVF laut der Kommission auch für den zusätzlichen Anbau von Sonnenblumen, da diese relativ wenig Wasser und Dünger benötigten. Die betreffende Anbaufläche belaufe sich auf 4,7 Mio ha. Die EU-Sonnenblumensaaterzeugung dürfte Brüssel zufolge gegenüber 2021 um 7,8 % auf 11,1 Mio t zulegen; das wäre ein neuer Höchststand. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte bekanntlich eine vollumfängliche Nutzung der ÖVF in Deutschland nicht gestattet, sondern lediglich die Verfütterung des Aufwuchses zugestanden.

Derweil stehe der Veredlungssektor der EU aufgrund des Ausbruchs von Tierseuchen und der hohen Futtermittelpreise vor Herausforderungen, so die Kommission. Die Preise für Milch und Milcherzeugnisse in der EU bewegten sich zwar auf einem „Rekordhoch“. Trotzdem blieben die Gewinnmagen der Betriebe wegen der hohen Kosten vor allem für Futtermittel und Energie sowie für Logistik niedrig. Da die Wetteraussichten für Weideflächen obendrein negativ seien, könnten die Milchanlieferungen in der EU in diesem Jahr um 0,6 % zurückgehen. Die EU-Schweinefleischerzeugung wird laut der Vorhersage der Kommission wegen zunehmender Umweltauflagen, sinkenden Exportmöglichkeiten, anhaltend hoher Inputkosten und der Afrikanischen Schweinepest (ASP) um 4,7 % gegenüber 2021 abnehmen. Der Behörde zufolge ist das Vereinigte Königreich, da die ASP-Krise in China eingedämmt ist, wieder der wichtigste Exportmarkt für Schweinefleisch aus der EU. Zurückgehen dürfte nach Einschätzung der Brüsseler Beamten auch die Rindfleischproduktion in der Gemeinschaft, trotz wahrscheinlich hoher Preise bis Jahresende. Dies sei vor allem auf einen rückläufigen Kuhbestand zurückzuführen. Gleichwohl wird aber für 2022 mit einem Anstieg der EU-Rindfleischexporte um 4 % gerechnet, der von der Nachfrage hochwertiger Märkte wie Kanada, Japan und dem Vereinigten Königreich getragen werden soll. (AgE)

EEX jetzt an der GDT beteiligt

 

 

Wie Fonterra mitteilte, halten die Partner nach dem Erhalt der erforderlichen Genehmigungen seit Donnerstag (30.6.) jeweils ein Drittel der Anteile an der globalen Milchauktionsplattform. Der Finanzvorstand des Konzerns, Marc Rivers, sprach von einem „wichtigen Meilenstein“ für das Unternehmen und die Marktteilnehmer der globalen Milchwirtschaft. Der Wechsel zu einer breiteren Eigentümerstruktur markiere den nächsten Schritt in der Entwicklung der GDT. Die Plattform werde mehr Präsenz in bedeutenden internationalen Milchproduktionsregionen erhalten, zudem sei ein steigendes Interesse an den GDT-Auktionen zu erwarten. Laut Rivers werden damit neben Instrumenten für das Risikomanagement auch solche gefördert, die eine bessere Steuerung der Preisvolatilität ermöglichen. Auch der Strategievorstand der EEX, Dr. Tobias Paulun, unterstrich den Mehrwert für die globale Wertschöpfungskette. Ziel sei es, die Preisfindung und die verfügbaren Instrumente für das Preisrisikomanagement weiterzuentwickeln. Laut Paulun passt die Beteiligung an der GDT „perfekt“ zur Strategie der EEX, bereits erfolgreich bediente Anlageklassen in eine globale Dimension zu führen. Laut dem Vorstandsvorsitzenden der NZX, Mark Peterson, wird die strategische Partnerschaft die Marktreichweite der GDT zum Vorteil der neuseeländischen Milchbauern und Kunden stärken. „In einer Zeit geopolitischer und makroökonomischer Instabilität ist die Vision von GDT, seine globale Reichweite zu erweitern und eine bessere Transparenz der Preise für Milchprodukte zu bieten, für die Akteure des Milchmarktes wichtiger denn je“, so Peterson. Zu den nächsten Schritten für die GDT gehören nach Angaben von Fonterra die Ernennung eines neuen Vorstands und die Planung strategischer Wachstumsinitiativen, wie etwa häufigere Auktionen und die Aufnahme von mehr Verkäufern in die Plattform. Den Transaktionserlös für den Verkauf beziffert der Konzern auf umgerechnet rund 21 Mio. Euro. (AgE)

Neue Preise für Konsummilch

Mit den neuen Kontrakten zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel für die Produkte der weißen Linie ist auch der Verbraucherpreis für die Vollmilch der Eigenmarken erstmals über die Schwelle von 1 Euro gestiegen. Wie der Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) am 1. Juli berichtete, hat der Discounter Aldi den Preis für einen Liter Vollmilch mit 3,5 % Fett der Eigenmarke „Milsani“ um 0,17 Euro auf 1,09 Euro heraufgesetzt. Damit hätten sich die Endverbraucherpreise seit Ablauf des alten Kontraktes um den Jahreswechsel 2021/22 bei Vollmilch von damals 0,80 Euro/l um satte 0,29 Euro/l erhöht, so der VMB. Nachdem die Butterpreise infolge sehr kurzfristiger Kontrakte im vergangenen halben Jahr quasi im Monatstakt preislich nach oben angepasst worden seien und auch das Sortiment von Standardkäse Mitte Mai kräftig habe nachlegen können, sei jetzt endlich auch die weiße Linie an der Reihe. Die fettarme Variante machte laut VMB einen minder großen Sprung von zuletzt 0,84 Euro/l auf jetzt 0,99 Euro/l. Derweil gerieten die Milchpulverpreise in der vergangenen Woche unter Druck. An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten wurde die amtliche Notierung für das Kilogramm Magermilchpulver in Lebensmittelqualität um 0,02 Euro beziehungsweise 0,05 Euro auf 3,98 Euro bis 4,28 Euro herabgesetzt. Vollmilchpulver verbilligte sich bezogen auf das Kilogramm um 0,05 Euro am unteren und 0,08 Euro am oberen Spannenende auf 5,30 Euro bis 5,42 Euro. Kräftiger fiel das Minus beim lebensmitteltauglichen Süßmolkenpulver aus, das zuletzt für 1,30 Euro/kg bis 1,50 Euro/kg gehandelt wurde. Uneinheitlich verlief die Preisentwicklung am Buttermarkt: Während die Notierung für lose Ware im 25 kg-Block von 7,14 Euro/kg bis 7,25 Euro/kg auf 7,04 Euro/kg bis 7,19 Euro/kg zurückgenommen wurde, wurde die für Päckchenbutter bei unverändertem Einstiegspreis von 7,22 Euro/kg am oberen Spannenende um 0,10 Euro/kg auf 7,49 Euro/kg angehoben. (AgE)

Lebensmittelpreise klettern weiter

Die Preise für Nahrungsgüter haben im laufenden Monat weiter angezogen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 29. Juni mitteilte, lagen die Verbraucherpreise für Lebensmittel nach vorläufigen Angaben im Mittel um 12,7 % über dem Stand von Juni 2021. Damit hat sich für diesen Güterbereich der Preisauftrieb weiter spürbar verstärkt, denn im Mai hatte das Plus 11,1 % betragen, im April 8,6 % und im März 6,2 %. Im Februar hatte sich der Aufschlag zum Vorjahr „erst“ auf 5,3 % belaufen. Die allgemeine Teuerungsrate in Deutschland schwächte sich im Juni 2022 gemäß den vorläufigen Berechnungen der Wiesbadener Statistiker dagegen etwas ab, und zwar von zuvor 7,9 % auf 7,6 %. Im April waren es 7,4 %, im März 7,3 % und im Februar 5,1 % gewesen. Maßgeblich für die Teuerung ist nach wie vor die Entwicklung der Energiepreise, für die die Verbraucher in diesem Monat im Mittel 38 % mehr zahlen mussten als ein Jahr zuvor. Die Wiesbadener Statistiker stellten mit Blick auf die Lebensmittelpreise fest, dass sich hier deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen preiserhöhend auswirkten. Hinzu kämen die preistreibenden Effekte unterbrochener Lieferketten infolge der Corona-Pandemie. Sondereffekte wie die Auswirkungen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts sind laut Destatis in den Ergebnissen für Juni enthalten. In welchem Ausmaß sich diese genau ausgewirkt hätten, lasse sich mit den vorläufigen Ergebnissen aber noch nicht darstellen. Auf diese Effekte werde mit der Veröffentlichung der endgültigen Ergebnisse am 13. Juli eingegangen, kündigten die Statistiker an. (AgE)

Steffin neuer Geschäftsführer bei AGRA-EUROPE

 

 

 

Geschäftsführerwechsel bei AGRA-EUROPE (AgE): Mit Wirkung zum 1. Juli 2022 hat Dr. Uwe Steffin die Nachfolge von Dr. Andreas Johaentges angetreten. Das hat die Gesellschafterversammlung auf Vorschlag des Aufsichtsrats der AGRA-EUROPE Presse- und Informationsdienst GmbH gestern beschlossen. Steffin soll die digitale Transformation des Unternehmens vorantreiben. Der 51-jährige Agrarökonom arbeitet seit 2020 im AgE-Hauptstadtbüro, nachdem er bereits von 2002 bis 2007 zunächst als Volontär und anschließend als Redakteur bei AGRA-EUROPE tätig war. Von 2011 bis 2016 war Steffin Chefredakteur bei dem im dlv Deutscher Landwirtschaftsverlag erscheinenden Wirtschaftsmagazin agrarmanager, bevor er beim dlv die Leitung für das Projekt „Neuausrichtung überregionale Agrarmedien“ übernahm. Von 2017 bis 2020 war der Absolvent der Technischen Universität (TU) München-Weihenstephan Chefredakteur der überregionalen dlv-Fachmedienmarke agrarheute. Der bisherige AgE-Geschäftsführer Johaentges ist auf eigenen Wunsch von dem Amt zurückgetreten; er hatte diesen Posten seit Juli 2014 bekleidet. Seitdem hat der 57-Jährige auch die Position des stellvertretenden Chefredakteurs inne; auf diese Aufgabe wird er sich künftig konzentrieren. Chefredakteur des Pressedienstes bleibt Thomas Rickli. Eine personelle Veränderung gibt es auch im Aufsichtsrat von AGRA-EUROPE. Werner Schwarz hat aufgrund seiner Berufung zum schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister sein Mandat in dem Gremium niedergelegt. Dessen Aufgaben übernimmt zunächst der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, der Präsident vom Landvolk Niedersachsen, Dr. Holger Hennies. (AgE)

Ernährungsindustrie fordert priorisierte Gasversorgung

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) hat für den Fall einer Gasmangellage gemäß der Notfallstufe des Notfallplans Gas von der Bundesregierung die „Priorisierung der Ernährungsindustrie und der zugrundeliegenden Lebensmittellieferkette“ gefordert. Trotz aller Einsparbemühungen könnten viele technische Prozesse im Rahmen der industriellen Herstellung von Nahrungsmitteln kurzfristig nicht ohne Gas auskommen, betonte die BVE am  30. Juni in Berlin. Die Unternehmen seien dazu bereit, ihrer Verantwortung in dieser Situation gerecht zu werden. Doch selbst mit dem größten unternehmerischen Engagement – was auch die Bereitschaft zu großen finanziellen Risiken beinhalte – lasse sich Gas „in so kurzer Zeit nicht substituieren“. Daher müsse die Sicherung der Ernährungsversorgung Vorrang haben. Ein starkes Signal der Branche in der aktuellen Energiekrise sieht der stellvertretende BVE-Hauptgeschäftsführer Peter Feller in dem Interesse an der Klimaschutzkampagne der BVE, in deren Rahmen betriebliche Optimierungsmöglichkeiten beim Energiesparen aufgezeigt werden. Mit dem Online-Seminar „Carbon Footprints für Unternehmen und Produkte“ habe diese jetzt die Marke von mehr als 1 500 Teilnehmern geknackt, berichtete Feller. Die Unternehmen suchten mit Hochdruck nach Lösungen, um den Energieverbrauch zu senken und Einsparpotentiale zu heben. Bereits seit einigen Jahren investierten die Lebensmittelhersteller viel Zeit und Geld in Effizienzsteigerungen, aber der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Unsicherheit bei der Gasbelieferung hätten den Druck enorm verstärkt. (AgE)

Insgesamt 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr 2020

Entlang der Lebensmittelversorgungskette sind 2020 in Deutschland insgesamt etwa 11 Mio t Lebensmittel weggeworfen worden, wobei die Landwirtschaft dabei der mit Abstand kleinste Verursacher war. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Bundesregierung am 30. Juni an die EU-Kommission gesendet hat. Mit rund 59 % entstand der überwiegende Anteil an verschwendeten Lebensmitteln sowie Schalen, Blättern, Knochen oder Kaffeesatz demnach in den privaten Haushalten. Weitere 17 % fielen in Restaurants, der Gemeinschaftsverpflegung oder dem Catering an, gefolgt von etwa 15 % bei der Verarbeitung von Lebensmitteln, rund 7 % im Handel und nur etwa 2 % in der Landwirtschaft. In der Landwirtschaft würden überschüssige und verdorbene Lebensmittel nach einer Studie des Thünen-Instituts meist nicht als Abfall entsorgt, sondern betrieblich verwertet. Als Reaktionen auf die Zahlen forderten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und seine Amtskollegin im Bundesumweltressort, Steffi Lemke, eine bewussteren Konsum von Lebensmitteln. Dieser sei „gut für die Umwelt“, so Lemke. Denn die Produktion von Lebensmitteln, die später doch nicht verzehrt würden, verschwende wertvolle Ressourcen. Für Özdemir passt nicht zusammen, dass Lebensmittel im Müll landen, während weltweit zig Millionen Menschen hungern. Außerdem hätten Landwirte hart für das Essen gearbeitet. Es sei daher eine Frage der Wertschätzung, respektvoll mit Lebensmitteln umzugehen. Özdemir und Lemke wiesen darauf hin, dass derzeit die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung weiterentwickelt werde. Die Bundesregierung wolle gemeinsam mit allen Beteiligten die Lebensmittelverschwendung verbindlich und branchenspezifisch reduzieren. Mit dem vorgelegten Bericht kommt Deutschland der in der EU-Abfallrahmenrichtlinie verankerten Pflicht nach, die Fortschritte bei der Reduzierung der Lebensmittelabfälle sichtbar zu machen. Die zur Datenerhebung entwickelte Methodik beruht auf Vorgaben der EU-Kommission. Diese will den Ressortangaben zufolge die von den Mitgliedstaaten übermittelten Daten analysieren und in einem zusammenfassenden Bericht veröffentlichen sowie die Daten für den angekündigten Vorschlag für EU-weit verbindliche Reduzierungsziele nutzen. (AgE)

Niederländischer Bauernverband verurteilt ausufernde Proteste

Der niederländische Bauernverband (LTO) hat die teils sehr drastischen Aktionen bei den Demonstrationen gegen die Pläner der Haager Regierung zur Verringerung der Stickstoffbelastung verurteilt. Die Proteste waren zunächst in der vorvergangenen Woche weitgehend friedlich gestartet, arteten dann aber zuletzt in Gülleattacken und Blockaden aus. Der LTO erklärte am vergangenen Mittwoch (29.6.), dass solche Aktionen „inakzeptabel“ seien. Gleichwohl stellte der Bauernverband klar, dass der Berufsstand „wütend und verzweifelt“ über die Politik der Regierung sei. „Wir machen darauf in angemessener und würdiger Weise aufmerksam, durch genehmigte Demonstrationen, durch öffentlichkeitswirksame Aktionen und durch Gespräche mit Bürgern“, so der LTO. Dies laufe positiv, mit Kreativität und unter Nutzung des verfassungsmäßigen Demonstrationsrechts ab. Der Bauernverband stellte klar, dass daher die große Mehrheit der Landwirte und Gärtner die Art und Weise missbillige, in der eine kleine Minderheit ihrem Ärger „auf unangemessene und sogar illegale Weise“ Ausdruck verleihe. Der Berufsstand wolle die Unterstützung der Gesellschaft behalten. Der LTO verwies in dem Zusammenhang auf Studien, wonach diese Unterstützung „im Überfluss“ vorhanden sei. Es sollte die Zerstörung der Landschaft im Fokus stehen und nicht die Empörung über Aktionen.
Medienberichten zufolge errichteten die Demonstranten Autobahnblockaden an der Grenze zu Niedersachsen, türmten auf Straßen Heuballen auf und setzten diese in Brand oder entluden Gülle und Mist in der Innenstadt. Auch Polizeiautos wurden beschädigt. Landesweite Demonstrationen verursachten lange Staus. Am 30. Juni durchbrachen Demonstranten eine Polizeisperre vor dem Privathaus von der für Natur und Stickstoff zuständigen Ministerin Christianne van der Wal. Die Polizei sprach von einer „neuen Dimension der Gewalt“. Laut Medienberichten war die niederländische Farmers Defence Force (FDF) an den Protesten beteiligt. Ministerpräsident Mark Rutte hatte am Dienstag voriger Woche (28.6.) auf Twitter eingeräumt, dass die Veränderungen, denen sich der Agrarsektor gegenübersehe, „groß und weitreichend“ seien. Die Regierung habe Verständnis für die Sorgen, den Ärger und die Frustration der Landwirte. Demonstrieren sei erlaubt, aber es sei „inakzeptabel“, die Sicherheit anderer zu gefährden oder die Verwaltungsangestellten und die Medien einzuschüchtern, stellte Rutte klar. Die Regierungspläne sehen vor, dass landesweit regional unterschiedliche Stickstoffleitziele und Verringerungsvorgaben festgelegt werden, die in Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten zwischen 12 % und 70 % reichen. (AgE)

Bessere Kommunikation für Biolebensmittel notwendig

Ökologisch hergestellte Lebensmittel benötigen nach Einschätzung von Prof. Kathrin Zander von der Universität Kassel eine bessere Kommunikation. Die Professorin für Agrar- und Lebensmittelmarketing im Fachbereich Ökologischer Landbau berichtete am 29. Juni bei der Podiumsdiskussion „Faire Preise, Mehr Fairness in der Lieferkette“ im Rahmen der Öko-Feldtage, dass die Verbraucher zunehmend belastet seien durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und darauf reagierten. So griffen die Konsumenten verstärkt auf Handelsmarken zurück und wechselten vom Supermarkt in den Discounter. Zander sieht deshalb aktuell für den Biosektor eine schwierige Situation gegeben. Gleichwohl müsse die Branche langfristig schauen und versuchen zu vermitteln, warum Biolebensmittel besser seien. Im Schnitt sind Zander zufolge Biolebensmittel um 50 % teurer als konventionell hergestellte. Die Hochschullehrerin betonte auch, dass es nicht „den einen Verbraucher“ gebe. Es existiere eine große Gruppe, die günstig einkaufen wolle, und es gebe eine Gruppe, die aufgeschlossen gegenüber Bioprodukten sei. Auf diese sollte sich die Biobranche konzentrieren, riet Zander. In der Pflicht sieht sie außerdem die Politik, umwelt- und sozialschädliche Praktiken zu besteuern.
Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese forderte, dass eine faire Entlohnung alle Aspekte berücksichtigen müsse. Er begrüßte, dass das Lieferkettengesetz zustande gekommen sei. Mit dem Ergebnis zeigte sich Reese aber nicht zufrieden, da nur „angemessene“ Erzeugerpreise gezahlt werden müssten. Darüber hinaus warnte er vor einem Wettbewerb unter den Handelshäuern und führte als Beispiel nachhaltig erzeugte Bananen auf. Hier sei Lidl vorgeprescht und habe nur noch solche Bananen angeboten. Die Kunden seien dann zu Aldi gewechselt und hätten dort ihren gesamten Einkauf erledigt. Lidl habe in der Folge „massive Umsatzeinbußen“ verzeichnet. Der Referent für den Ökolandbau und das Qualitätsmanagement Bio-Eigenmarken der Rewe Group Handel Deutschland, Marcus Wewer, glaubt, dass sich der Biomarkt auch ohne die Zielvorgaben von 30 % auf nationaler und 25 % auf europäischer Ebene weiterentwickeln wird. Er berichtete von einem stabilen Bioumsatz bei der Rewe Group. Dies sei insbesondere bei Biofleisch der Fall. Aus Wewers Sicht braucht es allerdings nach 20 Jahren eine neue Informationskampagne für das Biosiegel. AgE

Schwarzwaldmilch: Höchster Umsatz aller Zeiten

 

Die Schwarzwaldmilch-Gruppe hat ein Spitzenjahr 2021 hinter sich. So konnte die Markenmolkerei erstmalig über 230 Mio. € umsetzen und so den „Rekordumsatz“ vom Vorjahr um mehr als 5 % steigern. Das gab das Unternehmen mit Sitz in Freiburg und Offenburg vergangenen Donnerstag bekannt.
Maßgeblich dafür war das Plus im Markengeschäft von 7,5 %. „Wir wachsen rein ertragsorientiert und nicht über Aktions- oder Niedrigpreise. Dies zeigt sich am deutlichsten darin, dass der Umsatz um 5,4 % gestiegen ist, bei gleichzeitig leicht gesunkenem Absatz“, erklärt Schneider. Besonders positiv hätten sich im Jahr 2021 die Produktlinie Bio-Heumilch mit einem Plus von 8,8 % sowie die Marke LAC lactosefrei mit einem Wachstum von 8,0 % entwickelt. Auch die Bio-Linie und die Marke Schwarzwaldmilch seien weiterhin gewachsen – mit jeweils über 4,0 %. Im Juni hat die Schwarzwaldmilch das erste Hybrid-Produkt in den Markt eingeführt, das aus Milch und Hafermilch besteht.
Der Auszahlungspreis für die genossenschaftlichen Milcherzeuger der Schwarzwaldmilch lag im Jahr 2021 mit 41,12 Cent/kg brutto** für konventionelle Milch und mit 58,30 Cent/kg brutto** für Bio-Milch jeweils über dem Bundesschnitt.
Seit Dezember 2021 hat die Schwarzwaldmilch den Milchauszahlungspreis für die Erzeuger konventioneller Milch von netto 36,0 Ct/kg auf netto 50,0 Ct/kg (ab Juli) sowie für Biomilch von netto 50,5 Cent/kg auf netto 60,0 Cent/kg (ab Juli) erhöht. Der Milchpreis sei mit Abstand aktuell der größte Aufwandsposten der Molkerei. (Elite-magazine)

Hochwald muss sinkenden Umsatz verkraften

Wie das Unternehmen mitteilte, gingen die Erlöse 2021 um 3,7 % auf rund 1,59 Mrd. Euro zurück. Zugleich konnte der Exportanteil am Umsatz weiter ausgebaut werden; einen deutlichen Anstieg erlebte erneut die Ausfuhr von H-Produkten nach Südostasien. Die Exportquote beziffert Hochwald auf 48 %, die Investitionen auf 117,1 Mio. Euro. Das neue Werk in Mechernich konnte Unternehmensangaben zufolge zum Jahresbeginn mit der Inbetriebnahme starten, bis Juli sollen dort alle Abfülllinien produktionsbereit sein. Besonders belastet hat Hochwald im Geschäftsjahr 2021 die Flutkatastrophe an der Ahr und Erft, die die Produktion im Werk in Erftstadt vollständig zum Stillstand brachte.
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren dem Unternehmen zufolge für die Milchwirtschaft herausfordernd. Die gesamte Wertschöpfungskette Milch sei 2021 mit stark gestiegenen Kosten für Verpackungen, Logistik, Zusatz- und Hilfsstoffe sowie Energie konfrontiert worden. Die Rohmilcherzeugung sei in Deutschland 2021 nach zwei Jahren der Stagnation erstmals wieder gesunken, während der internationale Handel mit Milchprodukten erneut gewachsen sei. Das Werk Kaiserslautern wurde laut Hochwald im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung in ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner übertragen. „Durch die Zusammenarbeit mit unserem größten chinesischen Kunden stärken wir die internationale Ausrichtung und sichern uns weiter eine starke Präsenz auf dem wachsenden chinesischen Markt. Wir setzen dabei konsequent unseren Weg zum internationalen, vermarktungsorientierten Milchspezialisten fort“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Molkerei, Detlef Latka.
Nach seinen Angaben geht die Unternehmensleitung für das Geschäftsjahr 2022 von einem Umsatz deutlich über dem Niveau des Vorjahres aus, und auch das Konzernergebnis vor Steuern soll das durchschnittliche Niveau leicht übertreffen. „Wir erwarten, dass 2022 ein überdurchschnittlicher Milchpreis von der Unternehmensgruppe gezahlt werden kann“, so Latka. (AgE)