Die Nachhaltigkeit wird für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zunehmend zu einem Qualitätsmerkmal, das auch in der Kommunikation nach außen immer wichtiger wird. Das zeigt eine Studie der Agrarökonominnen Prof. Ramona Teuber und Dr. Katharina Bissinger von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die mit Unterstützung der Edmund-Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank die Faktoren Digitalisierung und Nachhaltigkeit als zentrale Herausforderungen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels untersucht haben. Für die Analyse wurden die Supermärkte Bringmeister, Edeka 24, Rewe, myTime, AllyouneedFresh und Alnatura, die Discounter Aldi Süd/Nord und Lidl sowie der SB-Warenmarkt real und das Spezialitätengeschäft Gourmondo ausgewählt. Teuber und Bissinger stellen in ihrer Arbeit fest, dass die Kennzeichnung von tierischen Lebensmitteln im Sinne der Nachhaltigkeit inzwischen eine besondere Determinante des Qualitätswettbewerbs darstellt. Dies ergebe sich nicht zuletzt aus dem wachsenden Interesse der Verbraucher an Nachhaltigkeitsthemen sowie der Herkunft und Erzeugungsweise der Lebensmittel. Um hier die eigenen Leistungen herauszustellen, setzen die Unternehmen des LEH nach den Erhebungen der Gießener Agrarwissenschaftlerinnen vor allem auf Nachhaltigkeitsberichte, die eigenen Homepages und auf soziale Medien, hier oft Facebook. Im letzteren Falle konnte im Rahmen der Untersuchung allerdings kein spezieller Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen festgestellt werden. Facebook werde vielmehr überwiegend im Sinne des Direktmarketings genutzt, heißt es in der Studie. Insgesamt hat sich bei der Analyse der Unternehmenskommunikation ein eindeutiger Fokus der Unternehmen auf die Kategorie „Produkt und Unternehmen“ gezeigt. Zu dieser Kategorie zählen Teuber und Bissinger unter anderem die Themen Produktherkunft, Produktkennzeichnung, Rezepte, Produktwerbung, biologische Erzeugung, Tierwohl und die Produktion ohne Gentechnik. Die Ware steht nach ihrer Einschätzung somit klar im Vordergrund. Die Bedeutung einiger als nachhaltiger kommunizierten Produktattribute konnte von den Autorinnen der Studie auch mittels einer Sortimentsanalyse bestätigt werden. Für Supermärkte, Discounter und SB-Warenmärkte spielen diese Charakteristika nach Einschätzung von Teuber und Bissinger eine gleichbedeutende Rolle in der Sortimentsgestaltung. Grundsätzlich bleibe aber festzuhalten, dass Nachhaltigkeit als die zentrale gesellschaftliche Herausforderung durch den deutschen LEH wahrgenommen und verstärkt durch verschiedene Aktivitäten und Initiativen adressiert werde, so das Fazit der Gießener Agrarökonominnen. (AgE)