Die im „Milchdialog“ zusammengeschlossenen Organisationen sind mit den Antworten der Molkereien und Schlachtern auf ihre Forderung nach einer deutlichen Anhebung der Erzeugerpreise nicht zufrieden und stufen diese als „unzureichend“ ein. Positiv zu werten sei zwar, dass die im Rahmen der Aktion „Schluss mit Lustig“ besuchten Verarbeitungsunternehmen ganz überwiegend die Notwendigkeit von Preiserhöhungen bei den Erzeugern anerkannt hätten. Doch „keine der Fragen, die wir an unsere Verarbeitungsunternehmen gestellt haben, wurde letztlich – bis auf ganz wenige Ausnahmen – so beantwortet, dass sich daraus eine Lösung für die existenziellen Probleme der tierhaltenden Betriebe ergeben könnte“, kritisieren die Teilnehmer des Milchdialogs am 24. November in einer Pressemitteilung. Dazu gehören der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Land schafft Verbindung Deutschland (LsV), das European Milk Board (EMB), die MEG Milch Board sowie die Freien Bauern. Ihnen zufolge waren die Erwartungen ohnehin begrenzt, weil der hohe Wettbewerbsdruck, unter dem auch die Verarbeitungsunternehmen stehen, bekannt sei. Den positiveren Antwortschreiben der Molkereien könne man eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber der aktuellen Marktsituation entnehmen, aber auch eine grundsätzliche Bereitschaft, über europäische Lösungsansätze für den Milchmarkt nachzudenken. Die Vielzahl an stereotypen, häufig nur kopierten Antworten der Molkereien lasse hingegen erkennen, dass es hier „ganz wesentlich an Motivation und Fantasie fehlt, sich für den Erhalt tausender landwirtschaftlicher Betriebe, die existenziell bedroht sind, ins Zeug zu legen“, monierten die Verbände. Die Antwort der Fleischverarbeiter sei weniger einheitlich ausgefallen, doch auch hier habe es zu häufig einen Verweis auf die Probleme des eigenen Unternehmens gegeben, statt sich intensiver mit möglichen Lösungen für die Erzeuger zu befassen.
Dem Milchdialog zufolge haben die Verarbeitungsunternehmen in ihren Stellungnahmen immer wieder hervorgehoben, dass rein nationale Preiserhöhungen nicht machbar und nicht zielführend seien und es dafür europäische Lösungen und Mehrheiten brauche, die aktuell nicht in Sicht seien. „Das ist uns zu wenig“, erklärten die Verbände. Wenn europäische Mehrheiten benötigt würden, seien diese zu suchen. Speziell die Milchbranche setze auf Eigenverantwortung und wolle im Zuge einer nur national angelegten Sektorstrategie die Probleme des Milchmarkts allein regeln. „Wenn sie dieser Verantwortung gerecht werden will, muss sie in dieser akuten Situation der Milchviehhalter jetzt mehr als Standardantworten liefern, die schon bisher keine Verbesserung der Situation der Erzeuger bewirkt haben“, forderte der Milchdialog. Es könne nicht schulterzuckend hingenommen werden, dass die bäuerlichen Betriebe als ein wesentlicher Teil der Wertschöpfungskette regelrecht wegbrächen. „Wir brauchen Kooperation statt reinen Dialog, und das werden wir auch weiterhin einfordern“, bekräftigen die Teilnehmer des Milchdialogs. Alle müssten im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren Teil beitragen, und es werde mehr Bereitschaft erwartet, im Sinne der Erzeuger alle Register zu ziehen. Die berechtigten Forderungen nach höheren Erzeugerpreisen blieben bestehen. (AgE)