Milchpreise nähern sich Höchstwerten

 

 

Global sind die Anlieferungen der großen Exporteure bis Januar um -1,6 % zurückgegangen. Im März lag der Rückstand bei -0,7 %. Selbst in den USA gehen die Anlieferungen zurück und lagen im April bei -1,0 %. In der Südhemisphäre gingen die Anlieferungen zum Ende der Saison um fast 5 % zurück, dennoch gab der Global Dairy Trade Tender seit März um 16 % nach. Dies ist aber hauptsächlich auf die gestörten Liefermöglichkeiten nach China infolge des dortigen Lockdowns zurückzuführen. In der EU lagen die Anlieferungen im März bei -0,9 %, in Deutschland bei -1,5 %. Aktuell beträgt der Rückstand -2,1 % (KW 19). Größere baden-württembergische Molkereien berichten derzeit nach wie vor von 4 bis 5 % niedrigeren Anlieferungsmengen. Inzwischen haben die Milchmengen das Saisonhoch überschritten. Damit haben sich auch die Rohstoffpreise wieder stabilisiert, die Anfang Mai eingebrochen waren. Spotmilch kostete in KW 20 wieder 48,1 ct/kg (+0,1 ct/kg gg. der VW). Die Preise für Milchprodukte haben in den letzten Wochen ihre Spitze erreicht. Abgepackt Butter wurde zum Monatsbeginn nochmals erhöht und liegt nun bei 7,77 €/kg. Lose Butter hat dagegen leicht nachgegeben und notiert jetzt bei 7,10 €/kg. Zum Monatswechsel ist hier deshalb eine leichte Senkung der Verbraucherpreise zu erwarten, zumal die hohen Preise sich negativ auf die Kaufbereitschaft ausgewirkt haben. Am Terminmarkt (EEX) notiert Butter für die kommenden Monate stabil bei 7,20 bis 7,30 €/kg.
Am Käsemarkt führte das anhaltend knappe Angebot bei einer lebhaften Nachfrage ebenfalls zu weiter steigenden Preisen. Schnittkäse (Gouda, Edamer) notiert inzwischen bei 5,30 €/kg (Brotware), wobei sich die Preise zuletzt auf dem jetzigen Niveau stabilisiert haben.
An den Pulvermärkten haben die Preise nach der Spitze im April nachgegeben. Insbesondere Molken- und Magermilchpulver waren davon betroffen. Inzwischen haben sich die Preise wieder stabilisiert. MMP liegt aktuell bei 4,15 €/kg (+69 % gg. Vj.), Molkenpulver bei 1,57 €/kg und VMP bei 5,40 €/kg (alles Lebensmittelware). Am Terminmarkt wird MMP für die nächsten Monate mit rund 4 €/kg bewertet. Der sich daraus ergebende Kieler Rohstoffwert lag für April mit 67,5 ct/kg um 6,6 ct/kg über dem März. Aus den Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP leitet sich derzeit ein Börsenmilchwert von 65 bis 66 ct/kg ab. Zu Beginn des Ukraine- Krieges war dieser bis auf 70 ct/kg Milch gestiegen.
Die Erzeugerpreise im Süden können der stark angestiegenen Milchverwertung nur verzögert folgen. Im April haben die baden-württembergischen Molkereien geschätzte 46,5 ct/kg ausbezahlt, wobei die Spanne zwischen den Molkereien mit 7,3 ct/kg weiter hoch ist. Normalerweise liegt diese bei 2 bis 3 ct/kg. Erste Molkereien mit Schwerpunkt bei Käse haben inzwischen die 50 ct/kg-Grenze erreicht bzw. überschritten. Die mit Frischprodukten an den LEH gebundenen Molkereien sind in Kontrakten unterschiedlicher Laufzeiten gebunden, die erst nach und nach angepasst werden können.
Mit dem Erreichen der Preisspitzen bei den Milchprodukten zeichnet sich auch eine Verlangsamung des Anstiegs der Erzeugerpreise ab. Dennoch ist abzusehen, dass in den nächsten Monaten im Durchschnitt die 50 ct/kg erreicht werden dürften. Dies wird auch davon abhängen, inwieweit sich die Molkereien gegenüber dem LEH durchsetzen können. Die Biomilch-Produktion in Deutschland startet auch im ersten Quartal 2022 mit einem verhaltenen Wachstum von knapp 3 % gegenüber dem Vorjahr. Die Nachfrage der Verbraucher nach Biomilch und Biomilch-Produkten ist in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahr in vielen Fällen leicht zurückgegangen. Die Auszahlungspreise für Biomilch ziehen hingegen weiter an. Im April lag der Auszahlungspreis für Biomilch im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland bei 54,1 ct/kg Milch, in Baden-Württemberg bei 54,2 ct/kg Milch. Weitere Preiserhöhungen sind angekündigt.
(LEL Schwäbisch Gmünd)

 

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