Wenig Hoffnung auf ein strukturell und langfristig höheres Erzeugerpreisniveau am Milchmarkt kann der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, den deutschen Landwirten machen. Stahl äußerte beim „Milchpolitischen Frühschoppen“ des MIV heute in Berlin Verständnis für die Situation und die aktuellen Proteste der Milcherzeuger, erklärte aber zugleich, dass diese kaum etwas an den Preisverhandlungen und den am Markt erzielbaren Preisen ändern dürften. Er wies darauf hin, dass der europäische Milchmarkt 2020 einen Selbstversorgungsgrad von weit über 100 % aufgewiesen habe. Damit werde der europäische und deutsche Milchpreis maßgeblich vom internationalen Wettbewerb beeinflusst.
Erschwert wird die Situation nach Darstellung des MIV-Vorsitzenden dadurch, dass der Anteil von Markenprodukten im Drittlandsexport gerade einmal bei rund einem Drittel liegt. Wettbewerb und Preisbildung finde daher vor allem über Standardware und damit über den niedrigsten Preis statt, erläuterte Stahl. Veränderungen wären nach Auffassung des Vorstandsvorsitzenden der Hochland-Molkerei nur durch eine echte Mengenreduzierung und über die Steigerung des Markenanteils möglich. Beides sei nur auf „langem Weg“ möglich, bleibe für höhere Erlöse aber unumgänglich.
Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, sieht dennoch gute Argumente für höhere Preise. Nach seiner Darstellung reichen die aktuellen Erzeugerpreise schon „bei weitem“ nicht, um die Existenz der Landwirte langfristig zu sichern. Zudem stiegen die Auflagen und Anforderungen an die Produktion und Haltungsbedingungen ständig, was meist mit höheren Kosten verbunden sei. Schmal nimmt deshalb Politik, Gesellschaft und Marktpartner in die Pflicht. Wenn Milchproduktion zu hohen Standards in Deutschland eine Zukunft haben solle, brauchten die Erzeuger eine bessere Perspektive, unterstrich der „Milchpräsident“ des Deutschen Bauernverbandes (DBV). (AgE)