Offenbar erste Bevorratungskäufe von Milchprodukten

Die in Deutschland stark steigenden Corona-Infektionszahlen und regionale Einschränkungen des öffentlichen Lebens verunsichern die Bevölkerung und scheinen Verhaltensmuster vom Beginn der Pandemie neu zu beleben. Medienberichten zufolge finden erste Bevorratungskäufe der Haushalte statt, und die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten berichtete, dass sich der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) offenbar mit hohen Bestellmengen darauf einstelle. So hat Marktbeobachtern zufolge die Belieferung des Handels mit H-Milch deutlich angezogen. Die Kemptener Börse teilte mit, dass die Ordermenge an gepackter Butter von einem hohen Niveau her kommend nochmals gestiegen und für die Jahreszeit überdurchschnittlich hoch sei. Dies mag aber auch an jüngsten Verkaufsaktionen von Butter in einigen Handelsketten gelegen haben, bei denen nach Ansicht des Verbandes der Milcherzeuger Bayern (VMB) der 250-g-Ziegel zu „moralisch verwerflichen Preisen“ verramscht wurde, bei Kaufland beispielsweise für weniger als 1 Euro. Ganz anders stellte sich die Lage bei Blockbutter da, die nur abwartend bestellt wurde. Der mögliche Rückgang der Nachfrage aus der Gastronomie wegen Corona-Beschränkungen ist ein Grund. Der zweite ist, dass bei frisch produzierter Butter hohe Preise aufgerufen werden müssen, damit die Verwertung im Vergleich zur Sahne mithalten kann. Diese werden aber kaum bezahlt; stattdessen greifen Kunden lieber zur günstigeren Lagerhaltungsware, weshalb kaum noch Blockbutter produziert wird. Die Butternotierungen in Kempten blieben am vergangenen Mittwoch (21.10) unverändert. An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) setze sich dagegen die Preisbefestigung fort. Bei der Auktion am vergangenen Dienstag (20.10.) zahlten die Kunden für die Fonterra-Butter im Schnitt 3 678 $/t (3 121 Euro); das waren 3,3 % mehr als Anfang Oktober und 12,1 % mehr als Mitte September. Auch bei Schnittkäse wie Gouda und Edamer orderte der LEH nach Angaben der Kemptener Börse umfangreiche Mengen für die zügige Nachfrage der Verbraucher, da sich offenbar einige Haushalte eindecken wollten. Im Bereich der Großverbraucher und des Food-Service sei dagegen ein etwas nachlassender Bedarf festzustellen. Bei der amtlichen Notierung in Hannover blieben die Preise für die Brot- und die Blockware stabil; sie haben sich seit Mitte September nicht geändert. Bei Hartkäse war der Börse in Kempten zufolge für die Spezialität Emmentaler aus Rohmilch zuletzt ein Nachfrageanstieg zu verzeichnen. Den Herstellern war es deshalb möglich, im Verkauf Zuschläge durchzusetzen. Der untere Notierungswert in Kempten legte im Vorwochenvergleich um 15 Cent auf 5,40 Euro/kg zu. Das obere Ende der Notierungsspanne wurde gleich um 1,25 Euro/kg auf 7,25 Euro/kg angehoben. In der Vergangenheit hatten solche Aufschläge allerdings oft nicht lange Bestand und mussten ein oder zwei Wochen später wieder zurückgenommen werden. Dem Nachrichtensender NTV zufolge hat der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko nach Wodka, Sauna und Traktor nun auch den Käsekonsum gegen eine Corona-Infektion empfohlen. „Käse ist ein gutes Heilmittel gegen Covid“, sagte Lukaschenko vor Journalisten während eines Arbeitsbesuchs in der Region Sluzk. Am Markt für Magermilchpulver konnten die Hersteller mit der Nachfrage zuletzt recht zufrieden sein. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) gingen bei den Werken immer wieder Anfragen von Kunden aus dem EU-Binnenmarkt sowie vom Weltmarkt ein. Meist habe sich das Kaufinteresse dabei auf kurzfristige Termine konzentriert; bei längerfristigen Abschlüssen seien die Käufer wegen der unsicheren Corona-Lage abwartender gewesen. Insgesamt sei die Warenverfügbarkeit bei rückläufigen Milchmengen und bestehenden Kontraktverpflichtungen begrenzt, berichtete die ZMB. Der Handel mit lebensmitteltauglichem Magermilchpulver fand vergangene Woche zu unveränderten Preisen statt. Bei der Futtermittelware konnte im Mittel von den Verkäufern ein leichter Zuschlag von 1 Cent realisiert und das Kilogramm zwischen 2,06 und 2,08 Euro verkauft werden. Seitwärts tendierte mit stabilen Preisen und stetigen Absatzmengen der Markt für Vollmilchpulver. In der EU wird laut der ZMB in einigen Ländern das Vollmilchpulver günstiger als in Deutschland angeboten. Bei Molkenpulver hat sich die Nachfrage für lebensmitteltaugliche Ware zuletzt belebt, doch gaben gemäß den Angaben der Kemptener Börse die Verkaufspreise im Mittel um 1 Cent auf 0,78 Euro/kg bis 0,84 Euro/kg nach. Die Futtermittelqualitäten wurden zum gleichen Niveau wie in der Vorwoche abgerechnet (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8485 Euro). (AgE)

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