„Luftbrücke“ für Babymilchpulver in die USA

Um den akuten Mangel an Säuglingsnahrung in den USA zu lindern, soll mithilfe des US-Verteidigungsministeriums Säuglingsnahrung mit Notflügen von der Schweiz in die Vereinigten Staaten gebracht werden. Wie das „Weiße Haus“ am 18. Mai mitteilte, hat US-Präsident Joe Biden dafür die „Operation Fly Formula“ ins Leben gerufen. Außerdem wird das ursprünglich für Kriegszeiten eingeführte Gesetz „Defense Production Act“ wieder angewendet, um die Produktion von Babymilchpulver anzukurbeln. Konkret wurde angeordnet, dass die Hersteller von Säuglingsmilchnahrung von Lieferanten bevorzugt vor anderen Kunden mit den nötigen Zutaten versorgt werden müssen. Babymilchpulver ist in den USA schon seit längerem knapp, der Ausfall eines Werkes des größten Herstellers Abbott wegen einer möglichen bakteriellen Verunreinigung hat die Mangelsituation noch einmal verschärft und verbreitet zu leeren Regalen in den Supermärkten geführt. Mittlerweile hat das Unternehmen unter Auflagen die Genehmigung für einen baldigen Neustart der Produktion erhalten, doch werde es sechs bis acht Wochen dauern, bis die Produkte wieder in den Supermarktregalen verfügbar seien, erklärte ein Sprecher von Abbott. Um den größten Mangel zu vermeiden, sollen nun mit einer ersten Lieferung 22 t Säuglingsnahrung für Kinder mit Kuhmilchproteinallergie des Schweizer Herstellers Nestlé eingeflogen werden. Diese Produkte seien vorrangig, da sie einem wichtigen medizinischen Zweck dienten und in den USA nur begrenzt verfügbar seien, erläuterte ein Sprecher der US-Botschaft in der Schweiz. Die Fracht werde mit einem vom US-Verteidigungsministerium gecharterten Flugzeug transportiert. Die US-Behörde für Lebensmittelsicherheit (FDA) teilte vergangene Woche mit, dass sie den großen Herstellern von Säuglingsnahrung erlauben werde, auch Produkte zu importieren, die derzeit nicht für den US-Markt produziert und nicht den normalen regulatorischen Anforderungen entsprechen würden. Analysten sehen den Grund für die Versorgungsengpässe auch in dem weitgehend von Einfuhren protektionistisch abgeschotteten US-Markt, auf dem sich die zwei großen Hersteller Abbott und Reckitt Benckiser rund 80 Prozent des Umsatzes teilen. Wenn dann eine wichtige Produktionsanlage oder ein Hersteller ausfalle, müsse man sich über Knappheiten nicht wundern, so die Experten. (AgE)

 

Biden hat die Engpässe zur Chefsache erklärt und unter anderem ein für Kriegszeiten gedachtes Gesetz aktiviert, um die Produktion anzukurbeln. Das Weiße Haus teilte am Sonntagabend mit, auf Basis dieses Gesetzes werde Abbott und einem weiteren Hersteller Priorität bei der Bestellung von Zutaten für Babynahrung gewährt. So könne Abbott beispielsweise trotz Engpässen in Versorgungsketten mit Vorrang Rohstoffe wie Zucker und Maissirup bestellen. Zusätzlich hatte Biden vergangene Woche die „Operation Fly Formula“ (in etwa: „Operation Babynahrung Fliegen“) ausgerufen. Das Weiße Haus hatte mitgeteilt, wegen der Dringlichkeit würden dafür zunächst Militärflugzeuge aus Ramstein eingesetzt, weil am Wochenende keine kommerziellen Flüge verfügbar gewesen seien. Künftig würden die meisten Lieferungen aber mit kommerziellen Fliegern abgewickelt.
Abbott-Chef Robert Ford hatte am Samstag sein Bedauern über die Engpässe und die Konsequenzen ausgedrückt. „Es tut uns leid für jede Familie, die wir im Stich gelassen haben, seit unser freiwilliger Rückruf den Mangel an Babynahrung in unserem Land verschärft hat“, schrieb Ford in Gastbeitrag in der „Washington Post“. Man glaube dennoch, dass der Rückruf richtig gewesen sei. „Wir werden keine Risiken eingehen, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht.“ Man wisse, dass wegen fehlender Abbott-Spezialnahrung einige Kinder, die andere Nahrung und Milch nicht verdauen könnten, ins Krankenhaus gekommen seien. „Das ist tragisch und herzzerreißend.“
(wiwo.de)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.