Wenig Spielraum für höhere Milcherzeugerpreise

Die Forderung von Organisationen des „Milchdialogs“ nach einer kurzfristig deutlichen Anhebung der nicht kostendeckenden Milcherzeugerpreise war in der vergangenen Woche ein viel beachtetes Marktthema. Doch schaut man auf die Produktpreise und Verwertungsmöglichkeiten am Milchmarkt, sieht das Bild im Corona-Jahr 2020 eher trübe aus. Die Butterpreise konnten das hohe Vorjahresniveau nicht halten, die Pulverpreise gaben im Corona-Frühling deutlich nach und auch bei den kürzlich beendeten Verhandlungen zur „weißen Linie“ mussten die Molkereiunternehmen Analysten zufolge leichte Preisabschläge hinnehmen. Zwar haben sich die Produkt- und die Milcherzeugerpreise nach dem Sommer etwas erholen können, doch liegen sie aktuell, wie bei Käse und Päckchenbutter, bestenfalls auf dem Vorjahresniveau, bei Milchpulver und loser Butter jedoch darunter. Die Verwertung der Rohmilch ab Hof mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß über Butter und Magermilchpulver lag nach Angaben des Instituts für Ernährungswirtschaft (ife) im Oktober bei 31,5 Cent/kg; das waren 2,7 Cent oder fast 8 % weniger als zwölf Monate zuvor. Seit Wochen tendieren die Notierungen für wichtige Milcherzeugnisse seitwärts. Das war in der vergangenen Woche bei Butter und Käse erneut der Fall; die amtlichen Notierungen an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse änderten sich nicht.
Wie zu erwarten, haben sich im Teil-Lockdown die Warenströme erneut hin zum Lebensmitteleinzelhandel verschoben; der Großhandelbereich und die Gastronomie orderten weniger Ware. Allerdings seien die Effekte nicht so stark ausgeprägt, wie im ersten Lockdown, merkte die Börse an. Etwas Bewegung gab es nach Angaben der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) bei Magermilchpulver, da sich die Nachfrage danach belebt hat. Futtermittelware konnte im Schnitt für 1 Cent mehr veräußert werden und erlöste zwischen 2,03 Euro/kg und 2,05 Euro/kg. Bei den Lebensmittelqualitäten stieg der Mindestpreis um 3 Cent auf 2,13 Euro/kg; gleichzeitig ging aber der Maximumpreis um 2 Cent auf 2,23 Euro/kg zurück. Zudem verbuchte Molkenpulver in Futtermittelqualtät einen Aufschlag von 2 Cent auf 0,70 Euro/kg bis 0,72 Euro/kg.
Derzeit zogen die Preise für die am Dienstag vergangener Woche (17.11.) bei der Handelsbörse Global Dairy Trade (GDT) verkauften Standardmilchprodukte in der Tendenz an; der zusammenfassende Preisindex für die sechs gehandelten Milcherzeugnisse legte gegenüber der vorherigen Handelsrunde von Anfang November um 1,8 % zu. Verantwortlich dafür waren vor allem höhere Verkaufserlöse für das umsatzstarke Produkt Vollmilchpulver. Diese stiegen im Schnitt aller Kontrakte und Fälligkeiten des einzigen Anbieters Fonterra um 1,8 % auf 3 037 $/t (2 567 Euro). Magermilchpulver erlöste 2 799 $/t (2 366 Euro) und damit 25 % mehr, womit das Preisniveau höher als in der Europäischen Union lag. Für Butter konnte nach starken Zugewinnen in den Vormonaten nur noch einen moderater Anstieg des Verkaufspreises von 0,4 % auf 3 838 $/t (3 244 Euro) durchgesetzt werden. Bei Cheddarkäse waren die Käufer dagegen zurückhaltender; der mittlere Erlös lag hier mit 3 641 $/t (3 078 Euro) um 3,5 % unter dem Ergebnis der Handelsrunde von Anfang November.
Der Geschäftsführer des neuseeländischen Molkereikonzerns Fonterra und Hauptakteur an der GDT, Miles Hurrel, zeigte sich zufrieden mit dem Auktionsergebnis, mit dem die Verluste der vorherigen Handelsrunde wieder ausgeglichen worden seien. Laut Hurrell hatte die Nachricht von einem möglichen Covid-19-Impfstoff keinen Einfluss auf das positive Resultat. Vielmehr habe die Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft eine Rolle gespielt. Die Nachfrage bei der jüngsten GDT-Auktion sei stark von China dominiert worden, berichtete Hurell, wo es nach Covid-19 einen konjunkturellen Aufschwung gebe. Dagegen leide der Rest der Welt noch immer unter den Folgen der Pandemie (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8453 €). (AgE)

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