Kurz und knapp

BLE: 2023 elf Beschwerden wegen Unlauterer Handelspraktiken

Insgesamt elf Beschwerden wegen unlauteren Handelspraktiken (UTP) sind im vorigen Jahr von Lieferanten und Organisationen der Agrar- und Ernährungsbranche bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingereicht worden. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht 2023 hervor. Von den elf eingegangenen Beschwerden wurden zwei von Verbänden im Auftrag betroffener Mitgliedsunternehmen eingereicht. Die relativ niedrig erscheinende Zahl von elf Beschwerden ist laut der BLE vor dem Hintergrund zu bewerten, dass die Beschwerdemöglichkeit für viele Betroffene die „ultima ratio“ ist. Sie machten nur dann davon Gebrauch, wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft seien oder sie eine Fortsetzung der Geschäftsbeziehung als wenig wahrscheinlich einschätzten, gab die BLE am 18. MÄrz in Bonn zu bedenken. Auch habe sich bestätigt, dass Betroffene, die von den UTP-Verboten und ihrem Beschwerderecht wüssten, sich mitunter vor dem Hintergrund möglicher negativer Folgen auf ihre Lieferbeziehungen bewusst dagegen entschieden.
Die BLE hat dem Bericht zufolge 2023 fünf Verfahren wegen verbotener Handelspraktiken eingeleitet, zwei davon aufgrund von Beschwerden, drei von Amts wegen. Damit führte sie insgesamt sieben Verfahren nach dem Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetz (AgrarOLkG) durch. Drei Verfahren dauerten noch an, so die BLE. Vier Fälle konnte sie 2023 abschließen, wobei bei keinem ein Verstoß gegen UTP-Verbote festgestellt wurde. Allerdings erreichte die Behörde in zwei Verfahren, dass die Anliegen der Lieferanten von ihren Abnehmern aufgenommen wurden und die bemängelte Vorgehensweise behoben wurde. Damit konnte auf die Abstellung der bemängelten Praxis hingewirkt werden, ohne dass es zu einem Gerichtsverfahren kam. In den beiden Verfahren ging es laut BLE-Angaben um Preisveränderungen einer Erzeugerorganisation und um Retouren des Lebensmitteleinzelhandels von nicht verkauftem Obst und Gemüse mit einhergehenden Rechnungskürzungen.
Laut Jahresbericht hat die BLE in rund 40 Fällen Unternehmen bei der Einhaltung von UTP-Verboten unterstützt. Wie schon 2022 ergaben die Rückmeldungen aus der Branche der Bundesanstalt zufolge ein gemischtes Bild: Einerseits erklärten die Lieferanten, dass die UTP-Verbote und die BLE-Arbeit konkrete Verbesserungen in ihren Lieferbeziehungen gebracht hätten. Andererseits berichteten Unternehmen von Schwierigkeiten bei der Anwendung des Gesetzes, beispielsweise hinsichtlich der Umsatzschwellen, sowie von einem nicht vorhandenen Schutz des AgrarOLkG gegen einige Praktiken ihrer Abnehmer. Besonders häufig seien dabei kurzfristige Bestellungen und übermäßig hohe Vertragsstrafen genannt worden. BLE-Präsidentin Dr. Margareta Büning-Fesel stellte indes fest, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer die Arbeit der BLE als UTP-Durchsetzungsbehörde positiv wahrnehme. (AgE)

GAP-Änderungen: Agrarpolitiker für schnelle Annahme

 

Die Änderungsvorschläge der EU-Kommission zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) stoßen bei der Mehrheit der Mitglieder des Landwirtschaftsausschusses im Europaparlament auf ein positives Echo. Bei der Anhörung von EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski am 19. MÄrz zeichnete sich eine große Mehrheit für eine schnelle Annahme ab. Zuvor hatte der Brüsseler Agrarchef unterstrichen, dass eine rasche Zustimmung zu den Anpassungen noch vor den EU-Wahlen wichtig sei. Dann könnten zumindest wesentliche Teile der Pläne noch in diesem Jahr in Kraft treten. Sollte es noch Änderungsbedarf und demzufolge einen Trilog mit dem Rat und der Kommission geben, könnten die vereinfachten Regeln wohl erst ab 2025 angewendet werden.
Gefolgschaft bei den GAP-Erleichterungen haben dem Agrarkommissar überwiegend Vertreter der Fraktionen der Europäischen Volkspartei (EVP) und der liberalen Fraktion Renew Europe (RE) zugesichert. Trotz einzelner Abweichler stand unter den Agrarpolitikern mehrheitlich auch die zweitgrößte Fraktion im Parlament, die Progressive Allianz der Sozialdemokraten (S&D), hinter den Plänen. Die Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) sowie die rechtspopulistische Identität und Demokratie (ID) unterstützen die Pläne ebenfalls, fordern aber teilweise noch weitere Schritte. Deutlichen Gegenwind erhält Wojciechowski lediglich von Seiten der Grünen/EFA sowie der Vereinten Europäischen Linken/Nordischen Grünen Linken (GUE/NGL).
Wojciechowski bestätigte im Großen und Ganzen die Pläne seiner Behörde, den GLÖZ-Standard 8 zur Stilllegung für Ackerflächen komplett zu streichen. Zudem soll es deutlich abgeschwächte Regeln beim Schutz vor Erosion (GLÖZ 5), bei der Mindestbodenbedeckung (GLÖZ 6) und bei der Fruchtfolge (GÖZ 7) geben. Der Agrarkommissar unterstrich zudem, dass Anpassungen vor allem dann möglich seien, wenn die Anforderungen der Konditionalität ihren Zielen zuwiderlaufen würden. Auch bei Unwettern werden den Vorschlägen zufolge Härtefallregeln leichter greifen können. Bei GLÖZ 9 zu umweltsensiblem Dauergrünland soll laut dem Agrarkommissar das bestehende Umbruchverbot im gewissen Rahmen gelockert werden können.
Zum Non-Paper der Kommission gegen unlautere Handelspraktiken stellte der PiS-Politiker fest, dass seine Behörde vor allem die Förderung genossenschaftlicher Zusammenschlüsse fördern wolle. Auch mehr freiwillige „Fair-Trade-Programme“ seien ein möglicher Ansatz. Verbesserungsbedarf werde es zudem bei der Verpflichtung geben, schriftliche Handelsverträge abzuschließen.
Klar hinter die Kommissionspläne stellte sich der agrarpolitische Sprecher der EVP, Herbert Dorfmann. Der Südtiroler bezeichnete die Vorschläge als „Schritt in die richtige Richtung“. Man müsse einsehen, dass man im Hinblick auf die Beschlüsse zur GAP im Jahr 2021 nun im Sinne der Landwirte vor allem bei der Konditionalität einen Schritt zurückgehen müsse. Die S&D-Agrarsprecherin Clara Aguilera betonte, dass eine schnelle Verabschiedung der GAP-Änderungen oberste Priorität habe. Im Hinblick auf die Nachbesserungen bei der Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken drängt die Spanierin auf eine deutliche Verschärfung der Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken (UTP). Um die Regeln einheitlicher anzuwenden, forderte sie zudem eine Umwandlung des Gesetzes in eine Verordnung.
Der stellvertretende agrarpolitische Sprecher der RE, Martin Hlaváček, drängte ebenfalls auf eine schnelle Zustimmung zu den GAP-Änderungsvorschlägen. Die Ideen der Kommission zur Verbesserung der Stellung des Landwirts in der Wertschöpfungskette bezeichnete der Tscheche allerdings als unzureichend. Vor allem im Hinblick auf die Einfuhren aus der Ukraine forderte der EU-Abgeordnete strengere Restriktionen. Äußerst scharfe Kritik brachte Martin Häusling, Agrarkoordinator der Grünen/EFA, vor. Nach seiner Auffassung betreibt die Kommission aus wahltaktischen Gründen eine Befreiung der GAP von jeglichen Umweltzielen. Unter den Landwirten belohnt würden die Krawallmacher, die etwa in Brüssel gewütet hätten. Die UTP-Vorschläge bezeichnete der grüne Agrarpolitiker dagegen als „Kleinkram“, der nicht wirklich helfen werde.
Der Agrarsprecher der ID, Ivan David, sprach dagegen von einem wichtigen „kleinen Schritt“ in die richtige Richtung. Der Sprecher der GUE/NGL, Luke Ming Flanagan, warf der Kommission vor die Interessen der Kleinlandwirte zu ignorieren. Dass diese von Sanktionen ausgenommen würden, sei beinahe wirkungslos. Wichtiger wäre eine hinreichende Umverteilung der Basisprämien. Die S&D-Abgeordnete und SPD-Agrarsprecherin Maria Noichl warf dem Agrarkommissar Führungsschwäche vor. Zudem beklagte sie, dass es keine Folgenabschätzung über die umwelt- und klimapolitischen Auswirkungen der GAP-Änderungsvorschläge gebe. (AgE)

 

Niederlande: Koopmans wird neuer LTO-Präsident

Ger Koopmans wird ab dem 1. April den niederländischen Bauernverband (LTO) als Präsident anführen. Das hat der LTO-Mitgliederrat am 21. MÄrz in Den Haag entschieden. Der 61-Jährige löst dann Dirk Bruins ab, der das Amt nach dem turnusgemäßen Ausscheiden von LTO-Präsident Sjaak van der Tak seit Januar 2024 kommissarisch leitet. Koopmans tritt sein Amt in einer Zeit mit großen Problemen für die Branche an. „Das Problem ist nicht nur die Anhäufung von Vorschriften, sondern auch die Tatsache, dass diese am Schreibtisch konzipiert werden und deshalb nichts mit der Praxis auf dem Bauernhof zu tun haben. Man denke nur an das Versagen des Güllemarktes oder an die Kalenderwirtschaft“, kritisierte er. Die laufende Bildung eines neuen Kabinetts in den Niederlanden und die diesjährigen Europawahlen machten allerdings Hoffnung auf mehr Freiräume für die Landwirtschaft, so Koopmans. Van der Tak hatte als Gründe für seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur neben seinem Alter bevorstehende politische Veränderungen angeführt. Er scheiterte bei Verhandlungen über ein Agrarabkommen im Zuge der Haager Stickstoff- und Klimapolitik. (AgE)

Switzerland: Greenpeace wants ban on advertising for dairy products

In Switzerland Greenpeace is calling for a ban on advertising for dairy products and meat. The numerous advertising measures by retailers and industry organizations legitimize and increase consumption, even though it is known that the production of animal products has significant negative effects on the climate and the environment, according to Greenpeace. Farmers who sell their own products are exempt from the proposed ban.

Switzerland: animal-friendly process of on-farm slaughter for more farms

Switzerland has extended the period between killing animals for slaughter on the farm and disemboweling them in the slaughterhouse to 90 minutes. This means that more farms can introduce the animal-friendly process of on-farm slaughter in a feed fence or on pasture and reduce the number of slaughters without transporting live animals. Previously the deadline was just 45 minutes.

Greece: organization of sheep and goat farmers complained about adulterated feta

In Greece an organization of sheep and goat farmers has complained about adulterated feta. According to EU Protected Designation of Origin regulations, feta can only be called feta if it is made from Greek sheep or goat milk. According to the organization this is being resolved by using cow milk. According to the organization adulterated feta is among others sold by well-known supermarkets in Europe.

Greece: FrieslandCampina Hellas appeals against fine

In Greece FrieslandCampina Hellas which is a subsidiary of the Holland headquartered dairy cooperative Royal FrieslandCampina has got a fine of more than half a million euro for excessively high consumer prices for, among other things, baby food. In Greece apply maximum prices set by the government. FrieslandCampina Hellas denies the accusation and is appealing against the fine.

Germany: ife data January 2024 – December 2023

In Germany in January 2024 compared to December 2023 the raw material or compound value of milk at farm decreased 1.0 eurocent to 42.7 eurocent per kilogram milk with 4.0 percent fat and 3.4 percent protein (exclusive VAT). This is 2.1 eurocent less than in the same month one year before. The highest future price of milk for the next 18 months on the Kieler Börsenmilchwert European Energy Exchange is the price for August 2025 at 49.9 eurocent. The lowest future price is the price for February 2024 at 41.9 eurocent.

Germany: Greenpeace demonstrated against dairy industry

In Germany at the Grüne Woche (Green Week), which is a main international trade fair for food, agriculture and horticulture, Greenpeace has demonstrated against the environmental pollution caused by the dairy industry (milk processors), especially CO2 emissions. According to Greenpeace, the dairy industry in Germany emits the most CO2 after the steel industry. However, Greenpeace cannot prove this with independent figures.

Belgium: Biofilms in the food industry

In Belgium research has led to new insights into biofilms. Biofilms are difficult to remove from stainless steel surfaces in the food industry. This can partly be explained by the bacterial species that live together and their interactions. This new insight is the result of research in a collaboration between the ILVO research institute, the university of Leuven and the Danish university of Copenhagen. The conditions (temperature, humidity, organic material) in a dairy factory but also around a milking installation on a dairy farm are optimal for the growth of certain bacteria and the formation of biofilms. Whether a biofilm survives an antibacterial treatment is largely determined by the specific bacteria that live there and the way in which they interact, the research shows. The presence or absence of certain bacterial species can make a biofilm more resistant or vulnerable to disinfection. Certain bacteria, such as Microbacterium lacticum, can accelerate the growth of other bacteria and the formation of the biofilm.

Belgium: research on cattle growing

In Belgium research by the university of Ghent and the ILVO research institute during three seasons shows that young cattle grazing on tall fescue (Festuca arundinacea) grow faster than young cattle grazing on (English) perennial ryegrass (Lolium perenne). According to the researchers this has several causes. For example tall fescue is less sensitive to drought than perennial ryegrass due to its deeper roots, which means there is a greater supply of grass. Tall fescue is less digestible than perennial ryegrass, but because it remains longer in the digestive tract, the animals would absorb more nutrients from it than from perennial ryegrass, which leaves the gastrointestinal tract more quickly due to its better digestibility.

Holland: analysis on average livestock-lifespan on dairy farms

In Holland the accountancy Countus has made an analysis of the differences between the 25 percent dairy farms with the lowest and the 25 percent dairy farms with the highest average lifespan of the livestock. There is a difference of 11 months in the average age of the dairy cows between the two groups. Both groups of farms have about the same average milk production per cow. With the same number of kilograms of concentrate per cow and per 100 kilogram of standard milk. Farms with the highest lifespan spend almost 50 percent less money on minerals and 25 percent less on fertilizer and seed costs. They have about a 100 euro higher feed balance, which is the difference between feed costs and milk yields. The animal health costs per cow on these farms are three euro higher than on farms with a lower lifespan. The higher costs for straw and litter (+30%) may contribute to the prevention of health problems. The allocated costs are three percent lower in the group with the highest lifespan compared to the group with the lowest lifespan. With regard to labour input, the farms with the longest lifespan have 1.5 cows per person more than average dairy farms in Holland. The group with the lowest lifespan has 6 cows per person more than average. However: the higher lifespan farms have 20 percent less youngstock than the group with the lowest lifespan.