Rabobank prognostiziert deutliche Exporteinbußen für EU-Milchindustrie

Die von den Vereinigten Staaten angekündigten Vergeltungszölle auf EU-Milchprodukte dürften deren dortigen Absatz empfindlich beeinträchtigen. Davon geht zumindest die Rabobank-Analystin Mary Ledman aus. Die Expertin veranschlagt die betreffende Menge, für die Washington ab 18. Oktober einen zusätzlichen Wertzoll von 25 Prozent erheben will, auf insgesamt 107.000 t. Wie Ledman mit Blick auf den Käsemarkt gegenüber „dairyreporter.com“ erklärte, drohen der EU-28 Absatzeinbußen im Zuge des sich verschärfenden Handelsstreits von rund 73.000 t. Die US-Verbraucher würden wahrscheinlich auf weniger teure einheimische Spezialkäse ausweichen. Außerdem ergäben sich in den USA Wettbewerbsvorteile für importierte Spezialkäse aus Nicht-EU-Ländern. Die gesamten Käseeinfuhren der USA beliefen sich nach ihren Angaben 2018 auf fast 176.000 t, wovon allein 134.000 t aus der Gemeinschaft kamen. Davon würden nach Maßgabe der von den USA genannten Warencodes 55 Prozent mit zusätzlichen Zöllen belastet. Laut Ledman werden die Vergeltungszölle im Käsesegment insbesondere italienische Ware treffen, und zwar im Umfang von schätzungsweise fast 20.000 t. Das wären rund 60 Prozent der US-Bezugsmenge an italienischem Käse im vergangenen Jahr. Empfindliche Einbußen drohten aber auch Irland im US-Käse- und Buttermarkt. Die betreffende Menge bezifferte die Fachfrau auf der Basis von 2018 auf insgesamt mehr als 35 000 t. Glimpflicher davonkommen dürften die Niederlande: Der dortige Bauernverband (LTO) veranschlagt den jährlichen Käseexport aus dem eigenen Land in die USA mit Verweis auf Daten des Haager Außenministeriums auf durchschnittlich rund 13.000 t im Wert von etwa 80 Mio. €. Allerdings seien von den Zollerhöhungen nur 6.000 t Käse im Wert von 39 Mio. € betroffen. Holland erlöste für Käse im Ausland 2018 insgesamt rund 3,4 Mrd. €. Unterdessen legten die Käsepreise in den USA in den vergangenen Monaten kräftig zu. Die Terminbörse in Chicago wies für Cheddar 8. Oktober einen Settlementpreis am Kassamarkt von 2,015 $/lb (4.041 €/t) aus; das war etwa ein Viertel mehr als im April 2019. Damals hatten die USA der Gemeinschaft zum ersten Mal mit Vergeltungszöllen gedroht (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9097 €). (AgE)

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