Rückendeckung für Ihre Forderung nach dem Erhalt einer vollständigen Gentechnik-Kennzeichnung bekommt der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) aus dem Lebensmittelhandel. Mehrere große Handelsunternehmen sprachen sich am 10. November auf der Allgemeinen Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung (Anuga) in Köln für eine verpflichtende Risikoprüfung und Kennzeichnung aus. Diese müsse auch für die als „Neue Gentechnik“ bekannten Genomeditierungsverfahren gelten, erklärten unter anderem Vertreter der Rewe Group und von Rapunzel Naturkost auf einer Veranstaltung des VLOG und der Assoziation der ökologischen Lebensmittelhersteller (AöL). Die EU-Kommission will bekanntlich das Gentechnikrecht für die modernen Züchtungsmethoden lockern. Eine verpflichtende Kennzeichnung und aufwändige Risikoprüfung könnte dann für Pflanzensorten, die mithilfe zum Beispiel der Genschere entwickelt und gezüchtet wurden, entfallen.
„Die EU-Kommission schickt sich an, nachhaltige Unternehmenswerte in enormem Umfang zu vernichten und das Vertrauen der Verbraucher und Verbraucherinnen in Politik und Lebensmittelwirtschaft zu erschüttern“, so der VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting. Das Rewe-Vorstandsmitglied Daniela Büchel erklärte, dass es auch im Bereich der neuen gentechnischen Verfahren erforderlich sei, „unter Verwendung dieser Techniken hergestellte Produkte einem Zulassungsverfahren einschließlich einer Risikoprüfung zu unterwerfen und die Prinzipien Rückverfolgbarkeit, Vorsorge und Kennzeichnung weiterhin zu berücksichtigen“. Gleichzeitig begrüße Rewe die „fortschrittliche wissenschaftliche Auseinandersetzung, vor allem wenn sie bei der Transformation zu nachhaltigen und widerstandsfähigen Lebensmittelsystemen unterstützen kann“, sagte Büchel.
Die Pressesprecherin von Rapunzel Naturkost, Eva Kiene, äußerte sich deutlich unverblümter. Die geplante Reform des Gentechnikrechts sei für Rapunzel als Hersteller biologischer Lebensmittel „völlig inakzeptabel“. Aktuelle Umfragen, die im Auftrag von VLOG und der Organisation foodwatch durchgeführt worden seien, hätten gezeigt, dass die Verbraucher für die Beibehaltung der Kennzeichnung und Risikoprüfung seien. „Wir fordern deshalb die Regulierung und Kennzeichnung der neuen Gentechnik im Essen sowie ihre Rückverfolgbarkeit durch die gesamte Lieferkette“, so Kiene. (AgE)