Deutsche Milchverarbeitung 2022 auf Vorjahresniveau

Nach schwachen Milchanlieferungen im ersten Halbjahr 2022 konnten die Molkereien in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte wieder mehr Rohstoff erfassen. Insgesamt reichte das, um die Verarbeitungsmenge im Vorjahresvergleich stabil zu halten. Laut Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurden 2022 rund 31,95 Mio t Rohmilch erfasst; das entsprach nahezu exakt dem Vorjahresniveau. Wird nur auf die Anlieferungen konventionell erzeugter Milch von deutschen Höfen geschaut, ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Diese Menge nahm gegenüber 2021 um rund 194 000 t oder 0,6 % auf 29,70 Mio t ab. Ausgeglichen wurde das durch die höhere Erzeugung von Biomilch und gestiegenen Lieferungen aus dem Ausland. Die Andienung von Ökomilch legte gegenüber 2021 um 4,1 % auf 1,32 Mio t zu; innerhalb von fünf Jahren ist hier ein Zuwachs von gut 40 % festzustellen. Zudem erhöhte sich die erfasste Rohmilch aus anderen Ländern der Europäischen Union 2022 gegenüber dem Vorjahr um 18,9 % auf 926 000 t. Laut den BLE-Daten war der Rückgang des konventionellen Milchaufkommens in Ostdeutschland mit 2,2 % – relativ gesehen – stärker ausgeprägt als in Westdeutschland mit 0,3 %. In den Molkereien von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurde gegen den Bundestrend sogar 0,9 % beziehungsweise 1,4 % mehr konventionelle Milch als 2021 verarbeitet. Niedersachsen einschließlich Bremen löste mit 7,06 Mio t angelieferter Rohmilch Bayern mit 6,88 Mio t von Platz eins bei der erfassten konventionellen Milch ab. Bei der Verarbeitung von Biomilch hatte der Freistaat mit rund 650 000 t aber weiter die Nase vorn.
Mitte Februar lagen die Milchanlieferungen an die hiesigen Verarbeiter laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) um 2,7 % über dem Vorjahresniveau. Bei den Notierungen für die Milcherzeugnisse tat sich vergangene Woche nicht viel. Sie blieben bei Päckchenbutter sowie bei Schnitt- und Hartkäse stabil. Die wieder zunehmende Nachfrage der Industrie für Blockbutter ermöglichte hingegen den Herstellern hier und da höhere Verkaufspreise im unteren Preissegment durchzusetzen. Die amtliche Notierung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse wurde am vergangenen Mittwoch (22.2) am unteren Spannenende um 33 Cent auf 4,65 Euro/kg angehoben. Weiter fest tendierte der Markt für Magermilchpulver. Laut ZMB hat sich Nachfrage weiter belebt, und die Einkäufer beginnen sich mit Ware für das zweite Halbjahr einzudecken. Auch der Export laufe wieder flotter. Gemäß den Angaben der Kemptener Börse ließ sich das Pulver in Lebensmittelqualität im Schnitt 6 Cent teurer als in der Vorwoche verkaufen und erlöste zwischen 2,52 Euro/kg und 2,79 Euro/kg. Zudem verteuerte sich die Futtermittelware um 2 Cent auf 2,37 Euro/kg bis 2,44 Euro/kg. Bei Vollmilchpulver war die Nachfrage laut den Analysten ruhiger; die Produktion lief meist auf Bestellung. Die Preise dafür zogen jedoch im Mittel um 4 Cent auf 3,45 Euro/kg bis 3,58 Euro/kg an.
Am Weltmilchmarkt wurde Milchpulver hingegen zuletzt mit Abschlägen gehandelt. An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) erlösten die Kontrakte für Vollmilchpulver am Dienstag vergangener Woche im Mittel 3 264 $/t (3 058 Euro); das waren 2,0 % weniger als bei der Auktion vor zwei Wochen. Bei Magermilchpulver ging es um 2,4 % auf 2 769 $/t (2 594 Euro) nach unten. Dagegen setzte Butter seine Aufwärtsbewegung fort. Der alleinige Anbieter Fonterra erzielte für das Milchfett im Mittel aller Kontrakte 4 922 $/t (4 611 Euro); dies bedeutete ein Plus von 3,8 % gegenüber der Versteigerung vor zwei Wochen. Zudem stieg der Auktionspreis für Cheddarkäse um 1,5 % auf 5 086 $/t (4 765 Euro). Da gut drei Viertel des GDT-Handelsvolumens auf Milchpulver entfällt, sorgte deren jüngste Schwäche für einen Rückgang des zusammenfassenden Preisindex aller gehandelten Standardmilchprodukte um 1,5 % gegenüber Anfang Februar. Im Vorjahresvergleich betrug das Minus 31,0 %. Negativ für die Preise wirkte laut Analysten zuletzt die Zunahme der Milchanlieferung in Neuseeland und anderen Weltregionen. Dem stand die Hoffnung auf eine wieder zunehmende Nachfrage in China gegenüber. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9369 €) (AgE)

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