Deutsche Umwelthilfe will Fleisch und Milch teurer machen

Durch die konventionelle Haltung von Tieren für die Fleisch- und Milchproduktion und den damit verbundenen Umweltbelastungen entstehen in Deutschland jährlich externe Kosten von bis zu 22 Mrd Euro, die nicht im Produktpreis enthalten sind. Zu dieser Schätzung gelangt eine Studie des Wissenschaftsinstituts CE Delft im Auftrag der True Animal Protein Price Coalition (TAPP), in der sich unter anderem Gruppen von Tierschützern, Vegetariern, Klimaaktivisten oder Unternehmen wie Beyond Meat zusammengeschlossen haben. Bei der Vorstellung der Studienergebnisse am 23. Mai in Berlin forderte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit den anderen Organisationen von Bundesfinanzminister Christian Lindner, die externen Kosten direkt in den Preis für Fleisch und Milchprodukte zu integrieren. Mindestens aber müsse der derzeit „künstlich niedrige“ Mehrwertsteuersatz von 7 % auf den Regelsteuersatz von 19 % steigen. Gleichzeitig sollte die Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse auf Null gesenkt werden. Der Studie zufolge liegen die externen Umweltkosten – unter anderem für die globale Erwärmung, die Eutrophierung von Böden und Gewässer, den Verlust von Artenvielfalt oder Ammoniakemissionen – bezogen auf ein Kilogramm für Rindfleisch bei 10,16 Euro, für Schweinefleisch bei 1,89 Euro und für Geflügelfleisch bei 1,36 Euro. Zudem seien Umweltkosten von 0,97 Euro je Kilogramm Eier, 2,25 Euro/kg für Goudakäse und 0,29 Euro je Liter Milch nicht im Preis enthalten. „Die externen Kosten des Verbrauchs von tierischen Erzeugnissen lassen sich am wirksamsten bekämpfen, wenn Verbraucher dafür aufkommen“, heißt es in der Studie. Dies würde den Verbrauch tierischer Erzeugnisse verringern und auf pflanzliche Produkte umleiten, die über eine Senkung der Mehrwertsteuer oder andere Maßnahmen, beispielsweise Lebensmittelgutscheine, preiswerter würden.
Laut der Studie kann eine Fleischabgabe in Höhe der externen Kosten dem Staat jährlich bis zu 16 Mrd Euro einbringen und die Treibhausgasemissionen in der gesamten Wertschöpfungskette im Jahr um etwa 17 Mio t verringern. Ein Wegfall der Mehrwertsteuervergünstigung für Fleisch wäre leichter umzusetzen, würde die externen Kosten des Konsums aber nicht vollständig abdecken. Aus diesem Grund könnten zusätzliche Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Laut DUH hat eine „Stimmungsabfrage“ im Auftrag der TAPP ergeben, dass eine Mehrheit von 57,6 % der Verbraucher in Deutschland dazu bereit sei, mehr für Fleisch zu zahlen, wenn dafür gesunde pflanzliche oder biologisch erzeugte Lebensmittel günstiger würden. „Schon viel zu lang werden diese externen Kosten tatenlos in Kauf genommen. Die neue Studie zeigt nun, wie wir wirksam gegensteuern können und dass auch Verbraucherinnen und Verbraucher Tier- und Umweltschutz wollen“, erklärte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Erst wenn Fleisch „nicht mehr billig verramscht, sondern für genau den Preis angeboten wird, der alle Kosten und Auswirkungen einbezieht“, werde es auch wieder mit mehr Wertschätzung konsumiert. (AgE)

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