Europäische Milcherzeuger fordern effektives Kriseninstrumentarium

BRÜSSEL. Die Beseitigung der Krisenanfälligkeit des Milchsektors sowie Maßnahmen für eine sozial und ökologisch nachhaltige Produktion haben Milchproduzenten aus 15 europäischen Ländern bei einer internationalen Konferenz Ende vergangener Woche im italienischen Montichiari gefordert. Wie das European Milk Board (EMB) als Dachverband europäischer Milcherzeugerverbände mitteilte, haben die Erzeuger unter den Milchpreiseinbrüchen der vergangenen Jahre stark gelitten. Teilweise seien die Einkommen der Milchbauern auf nur 27,5 % des Durchschnittseinkommens in der Europäischen Union abgesackt, und auch in normalen Milchpreisjahren liege dieser Wert nur bei 46,5 %. Damit seien die Landwirte gesellschaftlich abgehängt, was Junglandwirte davon abhalte, ihre Zukunft in der Milchproduktion zu sehen. Ein erster Schritt der Krisenanfälligkeit des Milchsektors zu begegnen sei, auf europäischer Ebene ein Instrument zur Früherkennung zu installieren und bei Gefahr mit wirksamen Maßnahmen schnell zu reagieren, so der Verband. „Das A und O ist hier ein Automatismus, der aktiviert wird, wenn sich eine Krise anbahnt. Es müssen dann sofort die Maßnahmen zur Marktentlastung automatisch eingeleitet werden“, erläuterte der EMB-Vorsitzende Erwin Schöpges. Die Vizepräsidentin des Verbandes, Sieta van Keimpema, wies darauf hin, dass sich der Wirkungsgrad der Maßnahmen unterscheide. „Als wirksam kriseneindämmend hat sich der freiwillige Lieferverzicht gezeigt. Die Intervention und private Lagerhaltung hingegen konnten und können eine Krise nicht verhindern“, betonte Keimpema. Bei der Intervention könne es im Gegenteil bei der Auslagerung von Ware sogar noch zu einer anschließenden Mehrbelastung des Marktes kommen. Das EMB drängt deshalb auf den Einsatz des sogenannten Marktverantwortungsprogramms (MVP), das als Rahmenkonzept wirksame Maßnahmen zur Krisenvermeidung enthält und in Zukunft in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU eine wichtige Rolle spielen soll. Auch bei Marktverwerfungen durch Ereignisse wie den Brexit oder politisch motivierte Importbeschränkungen lasse sich das Instrumentarium des MVP wirkungsvoll einsetzen. Generell müsse gelten, so der EMB, dass die Erzeuger von ihrer Arbeit leben könnten und alle Milcherzeugungskosten über die Milchpreise gedeckt sein müssten.( AgE)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.