Im Zuge der Bewältigung der Klimakrise darf kein globaler Nahrungsmittelnotstand heraufbeschwört werden. Davor hat der Präsident des irischen Bauernverbandes (IFA), Tim Cullinan, gewarnt. Aus seiner Sicht werden zu viele politische Entscheidungen getroffen, ohne die Folgen richtig zu analysieren. „Nicht jedes Land kann seine eigenen Nahrungsmittel produzieren“, betonte der Verbandspräsident Ende Januar auf der Jahreshauptversammlung des IFA in Dublin. In Irland bestehe das Glück, „ein idealer Standort“ für die Nahrungsmittelproduktion zu sein. Im Hinblick auf die angestrebten Klimaschutzmaßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene befürchtet Cullinan jedoch Produktionseinschränkungen. „Das ist sehr kurzsichtig“ gedacht, so der IFA-Präsident. Er verwies auf die Prognose, wonach die Weltbevölkerung von aktuell rund 7,5 Milliarden auf schätzungsweise 10 Milliarden Menschen im Jahr 2030 steigen werde. Damit verbunden sei auch eine weltweit höhere Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten, gab der irische Bauernpräsident zu bedenken und warf die Frage auf, wer diese Nahrungsmittel liefern solle. Es bestehe „eine reale Gefahr, dass wir bei dem Versuch, das Klimaproblem zu lösen, eine weltweite Nahrungsmittelkrise auslösen“. Die Preise für Rohstoffe schössen in Europa und weltweit aktuell in die Höhe. „Ob es uns gefällt oder nicht, weniger Dünger und andere Betriebsmittel bedeuten auch weniger Nahrungsmittelproduktion“, stellte Cullinan klar. Die Landwirte würden sich ihrer Verantwortung für den Klimaschutz nicht entziehen. Der IFA-Präsident warnte aber davor, Lösungen ohne Absprachen durchzusetzen. Wenn der wirtschaftliche Beitrag der Landwirtschaft zur ländlichen Wirtschaft ignoriert werde, wäre das ein „monumentales Eigentor“. Seit 1990 sei die Agrarproduktion in Irland um 40 % gestiegen, die Emissionen in der Landwirtschaft hätten sich aber weitgehend nicht verändert. Cullinan mahnte ein Gleichgewicht zwischen ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit an. Dieses Gleichgewicht müsse auch in die politische Debatte gebracht werden. Der Fokus sei auf die Verringerung der Emissionen und nicht auf den Rückgang der Produktion zu legen. (AgE)