Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen kann in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern. In dem Verein sind 19 Organisationen zusammengeschlossen, die von Verbänden der Bauern bis hin zum Verbraucher die ganze Wertschöpfungskette repräsentieren. Der LVN-Vorstandsvorsitzende Jan Heusmann machte bei der 50. Mitgliederversammlung am 2. November in Hannover deutlich, dass es in fünf Jahrzehnten eine Vielzahl an richtungsweisenden Projekten zur Qualitätsförderung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Marktentwicklung gegeben habe. Dazu zählten Schulmilchaktivitäten, das Qualitätsmanagement (QM)-Milch, die jährliche Verleihung des Milchlandpreises und die Video-Plattform My KuhTube. „Indem Altbewährtes mit neuen Ideen kontinuierlich und zielführend ergänzt wird, schafft die LVN den Sprung von der Vergangenheit in die Zukunft“, betonte Heusmann. Maßnahmen wie „Nachhaltigkeit in der Milcherzeugung“, der Klima-Sonderpreis oder das Ansprechen junger Zielgruppen über Social-Media-Kanäle belegten die zukunftsweisende Entwicklung der Landesvereinigung. Wichtig sei es dabei, Transparenz zu schaffen, denn diese schaffe wiederum Vertrauen. Das Ziel der LVN sei „die Zukunft einer fortschrittlichen Milchwirtschaft, die das Tierwohl, den Klimaschutz, die Qualität und die Wirtschaftlichkeit in den Mittelpunkt stellt“, so Heusmann.
Für Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte gehören Kühe auf der Weide fest zum Landschaftsbild des Bundeslandes. „Der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Dr. Holger Hennies, bezeichnete die LVN als „unverzichtbaren Partner“ für die Landwirte. Die Landesvereinigung sei ein wertvoller Verbündeter auf dem Weg, die niedersächsische Milchwirtschaft zu sichern und weiterzuentwickeln.
Auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Gerhard Schwetje, sparte nicht mit Lob: „LVN bedeutet fünf Jahrzehnte Engagement und Leidenschaft für alle milchwirtschaftlich relevanten Themen, die uns in Niedersachsen und darüber hinaus bewegen.“ Dazu gehörten vor allem die Bereiche Tierwohl, Klimaschutz, Qualität und Wirtschaftlichkeit, in denen die Landesvereinigung und die Landwirtschaftskammer auf zahlreichen Ebenen eng zusammenarbeiten würden. Aktuelle Projekte nehmen laut LVN-Geschäftsführer Dr. Jan-Hendrik Paduch die Tiergesundheit und den CO2-Fußabdruck in den Fokus. So übernehme die LVN für das gemeinsame Projekt „Kälberinitiative Niedersachsen“ mit der Kammer die breit gefächerte Öffentlichkeitsarbeit. Beim Klimaschutz würden bereits knapp 40 % der rund 8.000 niedersächsischen Milcherzeuger ihren CO2-Fußabdruck auf der Klimaplattform Milch erfassen. „Die Daten bilden einen wichtigen Grundstein für die Identifizierung von Einsparpotenzialen und weitere Forschungsansätze zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen“, berichtete Paduch.
Der Wissenschaftler Dr. Martin Hünerberg vom Department für Nutztierwissenschaften der Uni Göttingen erklärte auf der Mitgliederversammlung, dass bei der Erzeugung von Milch und Rindfleisch Treibhausgase frei würden. Allerdings sei es nicht gerechtfertigt, „Rinder als große Mitverursacher des Klimawandels“ zu bezeichnen. In Deutschland sind knapp fünf Prozent der Gesamtemissionen direkt auf die Nutztierhaltung zurückführen, etwa die Hälfte davon stammen aus der Rinderhaltung. „Unser Problem ist die Nutzung fossiler Energie und nicht in erster Linie die Haltung von Rindern“, betonte Hünerberg. Im internationalen Vergleich sei Deutschland und insbesondere Niedersachsen auf einem deutlich geringeren Niveau, nämlich bei weniger als die Hälfte, was den CO2-Fußabdruck der Milch betreffe. „Es ist aber möglich, die Treibhausgasemissionen bei tierischen Produkten noch weiter zu senken“, erklärte der Wissenschaftler. Hier könnten eine längere Nutzungsdauer von Tieren, Futterzusatzstoffe und der Einsatz von Futtermitteln, die einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck erzeugen, einen wichtigen Beitrag leisten. AgE