Milcherzeuger rutschen tiefer in die roten Zahlen

Gestiegene Produktionskosten und fallende Milchpreise haben zuletzt die wirtschaftliche Lage auf den Milchviehbetrieben wieder spürbar verschärft. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) auf der Grundlage von Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) am 7. Oktober mitteilte, stand im Juli 2023 in Deutschland durchschnittlichen Erzeugungskosten von 49,73 Cent für ein Kilogramm Standardmilch nur ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 40,63 Cent gegenüber. Zur vollen Kostendeckung fehlten den hiesigen Erzeugern somit 9,1 Cent/kg Milch oder 18,3%.
Bei den seit 2014 vierteljährlich durchgeführten Berechnungen hatte im Juli 2022 der Milchpreis erstmals über den Vollkosten gelegen. Noch im Januar dieses Jahres übertraf das Milchgeld die Erzeugungskosten der Milch um 9,1 Cent oder 19,0%. Doch sind seitdem die Rohmilchpreise aufgrund der höheren Anlieferungen und einer inflationsbedingt schwächeren Nachfrage spürbar gesunken, während die Produktionskosten zuletzt sogar zulegten. Im vorherigen April-Quartal war wieder eine Kostenunterdeckung von 1,8 Cent/kg Milch zu verzeichnen; nun hat sich die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben deutlich vergrößert.
Angesichts der anhaltend negativen Entwicklung bekräftigte der Dachverband seine Forderung an die Brüsseler Kommission, erneut einen freiwilligen Lieferverzicht mit Prämien auf EU-Ebene zu aktivieren, um mit kleinen, temporären Mengenreduzierungen stabile Preise am Milchmarkt erreichen zu können. „Es kann nicht sein, dass die EU-Politik zwar sieht, dass die Lage brenzlig ist, aber untätig bleibt und die Verantwortung auf die einzelnen Länder abschiebt“, hatte EMB-Präsident Kjartan Poulsen bereits Anfang Oktober beklagt. Nicht kostendeckende Milchpreise würden die Bauern aus der Produktion zwingen. Ohne die bäuerliche Milchviehwirtschaft mit ihren Familienbetrieben stehe zudem die Artenvielfalt auf dem Spiel, warnte der Dachverband. (AgE)

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