Preisbereinigter Branchenumsatz leicht rückläufig

Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Christoph Minhoff, hat für das Geschäftsjahr 2022 eine „durchwachsene Bilanz“ gezogen. Den betreffenden Gesamtumsatz der Branche bezifferte er am 7. Juni bei einer Online-Pressekonferenz auf 218,5 Mrd Euro; das entsprach im Vorjahresvergleich einem Zuwachs von 18,1 %. Preisbereinigt habe sich aber ein Minus von 0,8 % ergeben. Im Einzelnen erhöhte sich im Jahr 2022 Minhoff zufolge der Inlandsumsatz der Ernährungsindustrie im Vergleich zum Vorjahr nominal um 18,9 % auf 141,3 Mrd Euro und real um 0,8 %. Gleichzeitig habe der Auslandserlös um 16,5 % auf 77,3 Mrd Euro zugelegt, sei aber preisbereinigt um 3,6 % zurückgegangen. Mit Blick auf die Kostenpositionen des Sektors berichtete der BVE-Hauptgeschäftsführer, dass die Belastung durch Agrarrohstoffe im Berichtsjahr am größten gewesen sei. Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte seien im Vergleich zu 2021 im Schnitt um 32,9 % gestiegen. „Das muss bis zum Endkunden weitergegeben werden und erklärt zu einem großen Teil die Preissteigerungen an der Ladenkasse“, stellte Minhoff fest. Außerdem hätten sich Energierohstoffe um 159,4 % verteuert. Ferner seien die Strompreise in der ersten Jahreshälfte 2022 auf rund 33 Cent/kWh gestiegen und in der zweiten Jahreshälfte sogar auf 53 Cent/kWh, verglichen mit lediglich 21 Cent/kWh im gesamten Geschäftsjahr 2021, berichtete der BVE-Hauptgeschäftsführer. Inzwischen sei der Strompreis aber auf 28 Cent/kWh zurückgegangen. Negativ zu Buche geschlagen hätten unter anderem auch höhere Kosten für Personal, Material und Transport.
Den Anstieg der Erzeugerpreise der Ernährungsindustrie im Berichtsjahr im Vergleich zu 2021 bezifferte Minhoff auf 18,1 % und den der Verbraucherpreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke auf insgesamt 12,6 %. Die Brancheneinschätzung zur aktuellen Ertragslage bezeichnete er als „durchwachsen“. Laut ifo-Geschäftsklimaindex vom Mai 2023 schätzten 35,4 % der Befragten die Situation als schlecht ein, nur 14,1 % als gut. Mit Blick auf die Ertragslage im Gesamtjahr 2023 erwarte mehr als die Hälfte eine Verschlechterung, so der BVE-Hauptgeschäftsführer. Unterdessen werde gegenüber dem Handel mit härtesten Bandagen gekämpft, um Preiserhöhungen für die eigenen Produkte durchzusetzen. Derweil erteilte Minhoff der in der ersten Maihälfte vom Bundestag beschlossenen Einsetzung eines Bürgerrates zum Schwerpunkt „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“ eine Absage. „Weitere Vertretungsorgane des Bundestages sind unnötig. Das bringt keinen Erkenntnisgewinn, wir halten davon gar nichts“, sagte er. Zudem forderte der BVE-Hauptgeschäftsführer Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, die Vorlage der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) endlich umzusetzen. Diese enthalte eine Menge gute Vorschläge.
Die Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss, Stefanie Sabet, berichtete indes für 2022 von einem Rückgang der Zahl der Auszubildenden im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 % auf rund 26 350. Außerdem seien 12 % der Ausbildungsstellen in der Branche nicht besetzt. Davon entfielen 40 % auf technische Berufe, 39 % auf ernährungstypische Berufe und 21 % auf kaufmännische Berufe. Am meisten gesucht seien laut ANG-Arbeitspanel Elektroniker, Maschinen- und Anlagenführer, Mechatronikerinnen, Industriemechanikerinnen und Fachinformatikerinnen. Den Unternehmen empfahl Sabet, die öffentlichen Fördermaßnahmen für die berufliche Weiterbildung der Mitarbeiter effizienter zu nutzen. Die Zahl der Beschäftigten bezifferte sie für das Berichtsjahr auf 636 634 Menschen; das waren 0,3 % weniger als im Vorjahr. Dem Branchenpanel zufolge gingen 12 % der befragten Unternehmen für 2023 im Vergleich zum Vorjahr von einer weiter sinkenden Beschäftigtenzahl aus. Dagegen rechneten 44 % mit einer Zunahme und derselbe Prozentsatz mit einer gleichbleibenden Beschäftigtenzahl, so Sabet. (AgE)

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