Die Molkereiunternehmen in Deutschland müssen in den kommenden Monaten mit einem geringeren Rohstoffangebot rechnen, denn bis in den November hinein wird die Milcherzeugung saisonal abnehmen und vorerst auch unter dem Vorjahresniveau bleiben. Allerdings müssen laut Analysten auch bei der Nachfrage wohl gewisse Abstriche gemacht werden. Neben fehlenden Konsumenten, die ihren Urlaub im Ausland verbringen, scheinen die Preiserhöhungen für Milchprodukte in den Supermärkten hier und da auch die Nachfrage zu dämpfen beziehungsweise auf preiswertere Angebote zu lenken, berichtete die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten. Der Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) sprach ebenfalls von einem „restriktiveren Einkaufsverhalten“ infolge der anziehenden Handelspreise und der allgemeinen Inflation. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) vergangene Woche mitteilte, ist der reale Umsatz des Handels mit Lebensmitteln im April gegenüber dem Vormonat um 7,7 % und damit so stark eingebrochen, wie seit Beginn der Zeitreihe 1994 nicht mehr. Im Vergleich zum April 2021 belief sich das Minus auf 6,5 %. Anfang Juni haben die Discounter Aldi und Norma reagiert und ihren Butterpreis für die Eigenmarken um 10 Cent auf 2,19 Euro für das 250-g-Päckchen gesenkt. Hierbei wird offenbar auf Marge verzichtet, denn im Einkauf ist die Butter laut der Notierung in Kempten nicht günstiger geworden. Die amtliche Preisfeststellung für die abgepackte Ware blieb am vergangenen Mittwoch (1.6.) jedenfalls mit 7,64 Euro/kg bis 7,90 Euro/kg stabil. Bei der losen Butter berichtete die Börse von einer verbesserten Nachfrage; die Blockbutternotierung zog im Spannenmittel um 10 Cent auf 7,18 Euro/kg bis 7,22 Euro/kg an. Dies war, nach noch etwas höheren Preisen in der ersten Aprilwoche, das zweithöchste Notierungsniveau an der Börse aller Zeiten.
Die sukzessive Anhebung der Abgabepreise von Schnittkäseherstellern an den Handel bei neuen Lieferkontrakten hat sich vergangene Woche fortgesetzt. Die amtliche Notierung für Gouda und Edamer in Hannover wurde für die Brot- und die Blockware um jeweils 10 Cent auf 5,20 Euro/kg beziehungsweise 5,10 Euro/kg heraufgesetzt. Laut Analysten lief insbesondere der Export in die südeuropäischen Urlaubsregionen gut. Bei Magermilchpulver kam erstmals seit dem Rekordhoch von Anfang April das folgende Abbröckeln der Preise wieder zum Stillstand. Der Kemptener Börse zufolge konnte die Futtermittelware mit einem Aufschlag von durchschnittlich 2,5 Cent in einer Spanne von 3,81 Euro/kg bis 4,30 Euro/kg verkauft werden. Bei der Lebensmittelware engte sich die Bandbreite der zuvor uneinheitlicheren Preise auf 3,95 Euro/kg bis 4,30 Euro/kg ein. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) sind die niedrigsten Preise vom Markt verschwunden, die höchsten allerdings auch. Insgesamt sei der Markt von einem knappen Angebot bei vergleichsweise ruhiger Nachfrage geprägt. Vollmilchpulver wurde nach Angaben der Kemptener Börse zu unveränderten Preisen gehandelt; gleiches galt für lebensmitteltaugliches Molkenpulver. Bei der Ware für die Futtermittelindustrie mussten die Kunden dagegen einen Aufschlag von 2 Cent auf 1,22 Euro/kg bis 1,26 Euro/kg hinnehmen.
Erstmals seit fast einem Jahr ist der vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) berechnete Rohstoffwert der Milch im Mai wieder gesunken. Bei diesem wird bekanntlich aus den Verwertungsmöglichkeiten von Butter und Magermilchpulver ein abgeleiteter Rohmilchwert auf Erzeugerstufe errechnet. Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Mai bei 66,6 Cent/kg; das waren 0,9 Cent oder 1,3 % weniger als im Vormonat. Das Niveau blieb historisch gesehen dennoch sehr hoch und übertraf den Wert von Mai 2021 um 29,6 Cent/kg beziehungsweise 80,0 %. Die leichte Schwäche des Kieler Rohstoffwerts gegenüber dem Vormonat war auf die niedrigeren Magermilchpulverpreise zurückzuführen. Diese lagen im Berichtsmonat im Schnitt bei 402,90 Euro/100 kg und damit um 17,20 Euro oder 4,1 % unter dem Aprilniveau. Dies konnte durch den Anstieg der Butterpreise um 24,60 Euro beziehungsweise 3,4 % auf 741,90 Euro/100 kg nicht ausgeglichen werden. (AgE)