Übernahme von Friesland-Campina: Warten auf die Entscheidung vom Kartellamt

Zu 1. Oktober wollte die Unternehmensgruppe Theo Müller die drei deutschen Molkerei-Standorte von Friesland-Campina übernehmen. Doch noch ist nichts passiert, das Bundeskartellamt bearbeitet die Fusionsanmeldung mittlerweile in einem Hauptprüfverfahren.
Das bedeutet, dass die Behörde noch bis zum 19. Januar Zeit hat, den Zusammenschluss zu beurteilen. Im normalen Prüfverfahren wäre es nur ein Monat gewesen, erläutert Kartellamts-Sprecher Kay Weidner. Das Hauptprüfverfahren darf fünf Monate beanspruchen, muss aber nicht. Die Freigabe oder Untersagung könne auch schon früher erteilt werden.
Geprüft werde laut Kartellrecht, ob durch den Zusammenschluss eine marktbeherrschende Stellung entsteht, sowohl für den Handel als auch für die Endverbraucher, erläutert Weidner weiter. Denkbar wäre dies etwa bei den Joghurts, die sowohl Müller Milch (Müller, Weihenstephan) als auch Friesland-Campina (Landliebe) im Sortiment haben. Daher werden nun die Marktanteile der einzelnen Produkte erhoben, erklärt Weidner. Es koste nun einmal eine gewisse Zeit, all diese Informationen einzuholen.“Möglich wäre auch eine Freigabe unter Auflagen, dass also gewisse Standorte oder Sortimente nicht übernommen werden dürfen.
Im Heilbronner Joghurt-Werk und der angeschlossenen Schichtkäse-Herstellung in Schefflenz sei die Stimmung dennoch gelassen bis gut, berichtet Burkhard Siebert, Heilbronner Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Der Betriebsrat sehe mit Müller bessere Chancen für den Standort und die Belegschaft. Unter Friesland-Campina schrumpfte das Werk in den vergangenen drei Jahren von 680 auf 450 Beschäftigte. Hinzu kommen etwa 30 Beschäftigte in Schefflenz.
Die Nachricht von der geplanten Übernahme „wurde überhaupt nicht negativ aufgenommen“, erzählt der Gewerkschafter. Der Müller-Konzern habe zwar selbst keine Betriebsräte, doch die Arbeitnehmervereinigung strebe klar an, die drei Standorte – neben Heilbronn und Schefflenz auch das Milchwerk in Köln – tarifgebunden zu halten. „Wir müssen uns notfalls auf eine Auseinandersetzung einstellen“, sagt Siebert. Der Tarifvertrag der Milchindustrie sei jedenfalls für Ende März gekündigt worden. Derzeit befinden sich die drei Standorte in einem Schwebezustand, berichtet der Gewerkschafter: Manager von Friesland-Campina leiteten die Betriebe, Mitarbeiter von Müller können nur gelegentlich und als Besucher hinein, ohne aber Entscheidungen treffen zu dürfen. Daher gibt es auch noch keine Informationen, was die möglichen neuen Eigner an den Standorten planen in Bezug auf Sortimente, Investitionen und Beschäftigungsentwicklung. Viel können Gewerkschaft und Betriebsrat daher der Belegschaft noch nicht mitteilen. Aber ein Infoblatt soll es vor dem Jahreswechsel noch geben. (stimme.de)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.