Die Milchanlieferungen in Deutschland sind derzeit auf ihrem jahreszeitlichen Höhepunkt angelangt; die Molkereien können jedoch merklich weniger Rohstoff als im Vorjahr verarbeiten. Nach vorläufigen Erhebungen der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) wurde Mitte Mai die Vorjahreslinie um 2 % unterschritten. Damit setzt sich der bereits seit Monaten anhaltende Rückgang der Rohmilchproduktion fort, von dem allerdings die Biomilcherzeugung ausgenommen ist. Laut Daten der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) ging die Andienung von Kuhmilch an die hiesigen Verarbeiter im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um insgesamt 110 760 t oder 1,4 % auf 7,94 Mio t zurück. Für das kleinere Rohstoffangebot waren ausschließlich die geringeren inländischen Anlieferungen von konventionell erzeugter Kuhmilch verantwortlich. Diese fielen mit knapp 7,40 Mio t um 158 400 t oder 2,1 % niedriger aus als im ersten Jahresviertel 2022. Dagegen nahm das Aufkommen von Biomilch erneut zu, und zwar um 9 010 t oder 2,9 % auf 318 660 t. Das knappe Rohstoffangebot hierzulande führte auch dazu, dass die aus dem Ausland an hiesige Molkereien gelieferte Milchmenge im Vorjahresvergleich zulegte; sie stieg um 20,9 % auf 225 7800 t. Den BLE-Daten zufolge ist der Rückgang des konventionellen Milchaufkommens in Ostdeutschland relativ gesehen mit 3,1 % deutlich stärker ausgefallen als in Westdeutschland mit 1,8 %. Beim Zuwachs bei der Andienung von Biomilch wurde für die alten Bundesländer ein Plus von 3,0 % auf 286 100 t ausgewiesen, für die neuen ein geringeres von 1,8 % auf 32 560 t. Die deutschen Milcherzeuger schränkten im Vergleich zu ihren Kollegen in der Europäischen Union ihre Produktion überdurchschnittlich stark ein, denn in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt sank die Rohmilchanlieferung im Vergleich zum ersten Quartal 2021 nur um 0,2 %.
Bei weiterhin guter Nachfrage und einem oft begrenzten Angebot tendierten die amtlichen Notierungen für Milchprodukte in der vergangenen Woche uneinheitlich. An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten konnte die lose Butter ihre Verluste aus der Vorwoche wieder vollständig wettmachen; die Notierung wurde am 25. Mai um 13 Cent auf 7,05 Euro/kg bis 7,15 Euro/kg heraufgesetzt. Dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) zufolge hat der Bedarf für Milchfett aufgrund der Spargel- und Erdbeersaison zugenommen. Gänzlich ohne Notierungsänderungen blieben Hart- und Schnittkäse, die im In- und Ausland gut gefragt blieben. Bei Milchpulver setzte sich hingegen die Preisschwäche der Vorwochen fort, auch wenn die Abschläge nicht mehr so hoch ausfielen. Magermilchpulver in Futtermittelqualität wurde laut der Kemptener Börse zwischen 1 Cent und 2 Cent günstiger abgegeben und in einer Spanne von 3,79 Euro/kg bis 3,83 Euro/kg gehandelt. Bei lebensmitteltauglicher Ware kam es nur am unteren Spannenende zu einer Abwärtskorrektur um 5 Cent auf 3,90 Euro/kg. Laut ZMB blieb das Kaufinteresse am Weltmarkt verhalten; meist wurden bestehende Kontrakte beliefert. Stabil blieben vergangene Woche die Preise für Vollmilchpulver bei einem recht ruhigen Marktverlauf. Zu unveränderten Konditionen ließ sich auch Molkenpulver an die Lebensmittelindustrie verkaufen, während das Kilogramm Futtermittelware bei einem Abschlag von 3 Cent zwischen 1,20 Euro und 1,24 Euro erlöste. (AgE)