Wirtschaftskrise schwächt argentinische Milchbranche

Ungünstige Witterungsbedingungen und die Wirtschaftskrise haben der argentinischen Milchwirtschaft in diesem Jahr stark zugesetzt. Wie der Agrarattaché des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums in Buenos Aires, Benjamin Boroughs, kürzlich berichtete, hat die Milcherzeugung im ersten Halbjahr 2019 unter sehr hohen Temperaturen gelitten und dürfte 2019 mit 10,65 Mio t um 1,8 % unter dem Vorjahresniveau bleiben. Zudem hätten es Kreditzinsen von 70 % infolge der Inflation und der Pesoabwertung den Erzeugern und Molkereien schwer gemacht, in ihre Betriebe zu investieren, erläuterte der Analyst. Aufgrund der geringeren Rohstoffverfügbarkeit wird die Herstellung von Milchprodukten ebenfalls sinken; bei Käse voraussichtlich um 2 % auf 435 000 t und bei Butter um 9 % auf 30 000 t. Betroffen ist mit einem Erzeugungsrückgang von voraussichtlich 8 % auf 177 000 t auch das Hauptexportprodukt Vollmilchpulver. Das USDA geht davon aus, dass die diesjährigen Ausfuhren für dieses Erzeugnis um 29 % auf 96 000 t sinken werden. Für den milchwirtschaftlichen Export Argentiniens insgesamt wird eine Abnahme um rund 12 % auf 202 000 t erwartet. In den vergangenen Jahren wurde jeweils rund ein Fünftel der produzierten Milchwaren ins Ausland verkauft; 80 % waren für den heimischen Markt bestimmt. Doch auch hier klemmt es im laufenden Jahr gewaltig, denn die Verbraucherpreise für Molkereiprodukte lagen im August 2019 um 85 % über denen des Vorjahresmonats. Die Konsumenten haben aber wegen der Wirtschaftskrise real weniger Geld in der Tasche, was sich in spürbarer Kaufzurückhaltung bemerkbar macht. Die Haushaltseinkäufe von Milch sollen gegenüber 2018 um 7 % auf 1,65 Mio t zurückgehen; für Käse wird ein Minus von 4 % und für Butter von 19 % erwartet. Für das kommende Jahr ist das USDA hingegen optimistischer und geht bei unterstellt besseren Witterungsbedingungen von einer Produktionssteigerung um gut 2 % auf 10,9 Mio t Rohmilch aus. Durch das größere Angebot könnten auch die Verbraucherpreise wieder sinken und der heimische Konsum zunehmen. Vor der Präsidentenwahl hatte Präsident Mauricio Macri die Mehrwertsteuer auf Milch und Joghurt gesenkt, um den Konsum erschwinglicher zu machen. Ob dies unter dem linken Wahlsieger Alberto Fernández so bleibt und welche Politik, beispielsweise bei den im Moment noch erhobenen Exportsteuern, erfolgen wird, ist offen. (AgE)

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