Agrar- und Ernährungswirtschaft zunehmend in der Kritik

Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl kritischer Berichte über die Agrar- und Ernährungswirtschaft nahezu verdoppelt. Das geht aus dem jüngsten Issue-Monitor der AFC Risk & Crisis Consult hervor. Demnach wurden für das Jahr 2022 insgesamt 2 171 kritische Veröffentlichungen erfasst. Im Schnitt sei pro Tag sechs Mal kritisch über die Branche berichtet worden. Auf die Top-5-Themen „Tierwohl & Tierhaltung“, „Politik & Gesetze“, „Umwelt & Klima“, „Kennzeichnung & Label“ und „Rückstände & Kontaminanten“ entfielen dabei laut der AFC-Auswertung über die Hälfte aller Issues. Als Erklärung für die enorme Zunahme der öffentlichen Branchenkritik verweist das Beratungsunternehmen auf die vermehrt negativen Meldungen in der öffentlich kontrovers geführten Diskussion der Politik um die Tierhaltung, den Klima- und Umweltschutz sowie die Kennzeichnung der Produkte. So setzte sich laut dem AFC-Issue-Monitor der Trend zu Meldungen über tatsächliche oder vermeintliche Missstände in der Nutztierhaltung unvermindert fort. Die negative Berichterstattung zu Haltungsformen, Tiertransporten und Tiergesundheit sorge dafür, dass die öffentliche Kritik um Tierwohl und an der Tierhaltung mit 20 % aller Meldungen auf Platz eins stehe. Mit 19 % der Issues folgten knapp dahinter kritische Veröffentlichungen zur politischen Diskussion um geplante oder bereits verabschiedete Gesetze wie zur Tierhaltungskennzeichnung und zu Lieferkettensorgfaltspflichten. Rund ein Zehntel aller Negativberichte bezog sich auf die Kritik an Treibhausgasen der Landwirtschaft und an deren Umweltverschmutzung. Für den Geschäftsführer der AFC Risk & Crisis Consult, Dr. Michael Lendle, zeigt der Monitoringbericht 2023, dass die Kritik vieler sogenannter Tierrechtler, Umweltaktivisten und Verbraucherschützer an der tatsächlichen Nachhaltigkeit der Agrar- und Ernährungsbranche nicht nur in den Medien, sondern auch in einer breiten Öffentlichkeit angekommen ist. „Inwieweit die Kritik berechtigt oder unberechtigt ist, muss indes an anderer Stelle diskutiert und geklärt werden“, betonte Lendle. Er rät den Wirtschaftsbeteiligten der Agrar- und Ernährungswirtschaft, sich frühzeitig und umfassend mit potentiellen Vorwürfen an einer nachhaltigen Wirtschaftsweise auseinanderzusetzen, um letztlich die eigene Reputation von Unternehmen und Marken sowie das Image einer gesamten Branche zu schützen. (AgE)

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