Die Molkereien in Australien sind gesetzlich verpflichtet, vor Beginn der im Juli beginnenden Saison eine Spanne für den Milchpreis zu nennen. Der untere Wert ist hierbei als Mindestpreis anzusehen. Am 1. Juni war der Stichtag für diese Meldung und er hat bei den Milcherzeugern keine Freude ausgelöst. Die großen Milchverarbeiter des Landes kündigten für 2023/24 eine deutliche Kürzung des Milchgeldes an. Fonterra in Australien will seinen Erzeugern einen Mindestpreis von 8,65 A$ (5,28 Euro) für das Kilogramm Milchfeststoff beziehungsweise 0,65 A$ (39,7 Cent) für den Liter Rohmilch ab Hof zahlen. Im Vorjahresvergleich wären das rund 10 % weniger. Fonterra-Geschäftsführer Rene Dedoncker sprach von einem „fairen“ Preis, der über dem Niveau des internationalen Marktes liege. Die Erzeugerseite sieht das nicht so und verwies auf andere Molkereien, die etwas höhere Mindestpreise angekündigt haben. Der Vorsitzende der Fonterra-Lieferanten in Australien, Alan Davenport, bezeichnete den Eröffnungspreis als „enttäuschend, aber nicht überraschend“. Er wies darauf hin, dass ein durchschnittlicher Milchviehbetrieb in Tasmanien jährlich etwa 300 000 kg Milchtrockenmasse produziere, die Milchpreiskürzung für diesen also zu einem Erlösminus von mehr als 170 000 Euro führe. Kaum besser sieht es beim nach eigenen Angaben größten australischen Milchverarbeiter Saputo aus. Das kanadische Unternehmen kündigte einen Mindestpreis für das Kilogramm Milchfeststoff von 5,43 Euro an und für den Liter Milch von 40,9 Cent. Das sind rund 8 % weniger als in der vorherigen Saison gezahlt wurden, aber etwas mehr als Fonterra in Aussicht gestellt hat. Auch die anderen Molkereiunternehmen blieben mit ihren Zahlungsankündigungen unter dem Vorjahresniveau und lagen im Bereich von Saputo. Beim Tochterunternehmen Cadbury des amerikanischen Lebensmittelherstellers Mondelez sollen den Milchfarmern ohne exklusive Milchanlieferung nur 36,6 Cent/l gezahlt werden, den Erzeugern mit Exklusivvertrag dagegen 40,3 Cent/l. Australiens Milchproduktion ist in den vergangenen Jahren spürbar gesunken. Innerhalb von vier Jahren bis zur Saison 2021/22 hat das Rohstoffaufkommen um 8,3 % auf 8,55 Mrd l abgenommen; in der laufenden Saison liegt die Erzeugung nach zehn Monaten um 5,9 % unter dem Vorjahresniveau. Aufgrund des kleineren Rohmilchangebotes ist es in der Vergangenheit bereits zur Schließung von Molkereien gekommen. (Umrechnungskurs: 1 A$ = 0,6104 Euro) (AgE)