Vor mehreren Aldi-Filialen in Bayern ist es Anfang Februar zu Protesten von Landwirten gekommen. Sie warfen dem Discounter vor, mit teuren und großen Anzeigen einen Haltungswechsel für mehr Tierwohl anzukündigen, gleichzeitig aber bei der Bezahlung der dafür nötigen Mehrleistungen der Bauern zu knausern. „Die bayerischen Bauernfamilien sind wütend und enttäuscht. Aldi inszeniert sich als Hüter und Unterstützer von Tierwohl in der Landwirtschaft. Tatsächlich erleben wir Aldi aber anders: Aggressive Niedrigpreisstrategien, auch für Tierwohlfleisch“, kritisierte der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Walter Heidl. In einem offenen Brief an Aldi hatte Heidl bereits darauf hingewiesen, dass Tierwohl eine Frage der Umsetzbarkeit und des Geldes sei. Zu einem Haltungswechsel gehöre auch ein Ende der Niedrigpreise. Nach zweijährigen Verhandlungen über ein branchenweites Tierwohlprogramm für Rindfleisch und Milch hätten jedoch die Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels zuletzt einen umfangreicheren Katalog an Tierwohlkriterien verhindert, da sie den Kostenausgleich für die Landwirte nicht bezahlen wollten. „Gleichzeitig sind aber anscheinend riesige Werbebudgets vorhanden. Das passt einfach nicht zusammen“, so der BBV-Präsident. Er fordert von Aldi eine angemessene Honorierung von Tierwohl, die Berücksichtigung der Situation kleinerer Betriebe sowie die Einbeziehung aller Marktsegmente in Tierwohlprogramme. Es müsse eine schrittweise Entwicklung und mehr Nebeneinander der verschiedenen Haltungsformstufen geben. Laut Aldi soll das von ihm angebotene Frischfleisch im Jahr 2030 nur noch aus den Haltungsformen 3 und 4 kommen. Zudem soll bei Eigenmarken ab 2024 keine Frischmilch aus der Haltungsform 1 mehr verkauft werden. Betroffen davon sind laut BBV insbesondere kleinere Tierhalter und Milchbauern in Süddeutschland. Politik und Bauernverbände in Bayern und Baden-Württemberg hätten in den vergangenen Jahren gemeinsam an Wegen gearbeitet, damit genau diese Betriebe ihre Tierhaltung Schritt für Schritt weiterentwickeln könnten. Nun nutze Aldi seine Machtposition und stelle die Bauern einmal mehr vor vollendete Tatsachen und gefährde damit die regionale Landwirtschaft. (AgE)