Bioland-Präsident Jan Plagge sieht die Gründe für die andauernden Bauernproteste auch in der schwachen Verhandlungsposition der Landwirtschaft in der Vermarktungskette. „Auf der Straße entlädt sich nun, was sich auf den Äckern in den letzten Jahren und Jahrzehnten angestaut hat“, sagte Plagge am 12. Januar in Berlin. Die Branche sei „unzufrieden mit den Rahmenbedingungen“ und den „unsicheren Perspektiven“. Es sei „klar, dass kein Betrieb auf Subventionen angewiesen wäre „wenn auskömmliche Erzeugerpreise gezahlt würden“, sagte der Bioland-Präsident. Ziel der Transformation müsse es daher sein, nicht nur auf Umwelt, Klima und Tiere Rücksicht zu nehmen. Es müsse auch das Auskommen der Bäuerinnen und Bauern gedacht werden, mahnte Plagge. Anlässlich der Internationalen Grüne Woche (IGW) habe der Verband daher vier Forderungen formuliert.
Möglichkeiten, die Marktstellung der Erzeuger gegenüber den Verarbeitern und Händlern zu verbessern, sieht Bioland in der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) der EU. So sollten Artikel 148 und 210 der GMO „im Sinne der Erzeuger umgesetzt werden“. Nach Artikel 148 könnten Molkereien und Milchlieferanten verpflichtet werden, vertraglich vorab Liefermenge und Preis zu vereinbaren. Artikel 210a würde weitreichende Ausnahmen vom Kartellrecht für Nachhaltigkeitsstandards schaffen.
Bioland erneuerte zudem die Forderung, das EU-Gentechnikrecht nicht zu deregulieren. Ohne ein angepasstes Patentrecht und „praktikable“ Koexistenz- und Kennzeichnungsregeln steige die Abhängigkeit der Landwirtschaft „ins Bodenlose“. Darüber hinaus müsse die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU „einfacher und unbürokratischer“ werden. Das von ihm mitentwickelte BÖLW-Stufenmodel biete dafür Ansätze, so der Verband. Zudem fordert er eine entschlossene Umsetzung der vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) auf den Weg gebrachten Bio-Strategie. Um das Ziel nach 30% Ökofläche bis 2030 zu erreichen, müssten Maßnahmen wie die Ausweitung der Ökoforschung finanziell abgesichert werden. (AgE)