Die in Deutschland erzeugten Molkereiprodukte unter den Zeichen der Ökoverbände werden hierzulande meist über den Naturkostfach- und Lebensmitteleinzelhandel vertrieben und verzeichnen auch in Corona-Zeiten keinen Absatzeinbruch. „Die Biobranche zehrt in dieser Krise von ihren nachhaltigen und weitgehend regionalen Strukturen“, erklärte der Präsident des Anbauverbandes Bioland, Jan Plagge, am 23. April in Mainz. Es zeige sich, dass auch in der derzeitigen Situation die Nachfrage nach heimischen Bioprodukten weiter zunehme. Die Ökobauern hätten sich mit ihren Molkereien während der vergangenen Jahrzehnte in ihren Wertschöpfungsketten gut aufgestellt, wozu auch die flexible Mengensteuerung in vielen Liefergemeinschaften gehöre. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit würden einige Biomilcherzeuger aktuell weniger Rohstoff als geplant anliefern. „Durch die steigende Nachfrage und das derzeit knappe Biomilchangebot der heimischen Lieferanten spricht auch weiterhin alles für eine stabile Erzeugerpreisentwicklung“, so Plagge. Am konventionellen Markt offenbart sich ihm zufolge in der aktuellen Situation jedoch erneut ein Ungleichgewicht, da viel Ware international abgesetzt wird. „Mit einem Exportanteil von bis zu 50 Prozent stehen diese Wertschöpfungsketten besonders unter Druck“, stellte der Bioland-Präsident fest. Um die Landwirtschaft der Zukunft zu gestalten, brauche es stabilere und nachhaltigere Systeme. Setzte man auf kostenoptimierte Rohstoffproduktion für internationale Märkte, seien Chancen und Risiken für Gewinne und Verluste deutlich höher als in regionalen Wirtschaftskreisläufen. Die einzelnen Lieferbetriebe seien nämlich großen Abhängigkeiten ausgesetzt und hätten wenig eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Der Ökolandbau setzte deshalb auf einen Umbau sowohl in der Produktion als auch im Hinblick auf lokale Märkte. Damit faire, kostendeckende Preise zu erwirtschaften seien, müsse auf allen Ebenen ein Umdenken stattfinden, fordert Plagge. Es sollten jetzt nationale Umweltstrategien, die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) sowie die Farm-to-Fork-Strategie und der Green Deal genutzt werden, um eine schnellere sozial-ökologische Transformation zu gestalten. Nur so könne künftigen Krisen vorgebeugt und die Landwirtschaft in all ihren Facetten resilienter gestaltet werden. (AgE)