Die Kuhmilchanlieferungen an die Molkereien in der Europäischen Union sind 2021 knapp unter dem vorjährigen Rekordniveau geblieben. Nach vorläufigen Angaben der Brüsseler Kommission wurden in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt 148,45 Mio t Rohmilch erfasst; das waren rund 420 Mio t oder 0,3 % weniger als 2020. Wird der Schalttag 2020 berücksichtigt, war die Milcherfassung im Vorjahresvergleich nahezu unverändert. Das Milchjahr 2021 hatte sozusagen zwei Halbzeiten: Während in der der ersten Jahreshälfte in der EU mehr Rohstoff verarbeitet werden konnte, blieben die Anlieferungen im zweiten Halbjahr darunter. In Deutschland, dem größten Milcherzeuger in der Gemeinschaft, nahm das Rohstoffangebot laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gegenüber 2020 ohne Schalttagskorrektur um 1,9 % auf 31,94 Mio t ab. Dabei sank das Aufkommen aus der Milcherfassung konventioneller Milch um 2,3 % auf knapp 29,90 Mio t, während der Eingang von Biomilch in den Molkereien um 2,6 % auf fast 1,27 Mio t wuchs. Auch beim zweitwichtigsten EU-Milchproduzenten Frankreich war die Erzeugung im Vorjahresvergleich rückläufig, und zwar um 1,5 % auf 24,23 Mio t. Zwischen 1,2 % und 3,8 % weniger Milch konnte unter anderem in den Molkereien von Belgien, Bulgarien, den Niederlanden und Finnland verarbeitet werden. Demgegenüber sorgten aufgestockte Milchviehbestände in Irland erneut für einen Produktionszuwachs; die Anlieferungsmenge legte dort um 5,5 % auf 9,01 Mio t zu. In Italien konnten sich die Molkereien über einen Anstieg des Milcheingangs von 3,0 % auf 13,05 Mio t freuen, und in Polen nahm die Verarbeitungsmenge um 0,5 % auf 12,52 Mio t zu. Das nicht so reichliche Rohstoffangebot führte dazu, dass die Molkereien in der EU im Vorjahresvergleich 2,7 % weniger Butter und 6,2 % weniger Magermilchpulver herstellten. Die Erzeugung von anderem Milchpulver, darunter Vollmilchpulver, ging sogar um 12,1 % zurück. Ausgedehnt wurde nur die Produktion von Sahne um 2,7 % sowie von Käse um 1,9 %.
Mitte Februar lagen die Milchanlieferungen in Frankreich um 0,6 % und in Deutschland um 0,8 % unter der Vorjahreslinie; die Preise am Produktmarkt tendierten hierzulande bei durchweg guter Nachfrage und knappem Angebot stabil bis fester. Die Notierung für Blockbutter an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten wurde am 2. März um 7 Cent auf 6,02 Euro/kg bis 6,07 Euro/kg heraufgesetzt und ist damit so hoch, wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Bei der Päckchenbutter wurde der obere Spannenwert um 10 Cent auf 6,08 Euro/kg nach oben korrigiert; der untere blieb unverändert. Bei den Käsenotierungen änderte sich, trotz des knappes Angebots und reger Nachfrage, nicht viel. Der untere Notierungswert für Gouda und Edamer als Brotware wurde um 10 Cent auf 4,50 Euro/kg nach angehoben; ebenfalls um 10 Cent auf 4,40 Euro/kg stieg der untere Spannenwert für Emmentaler und Viereckhartkäse.
Bei Magermilchpulver verlief der Preisanstieg zuletzt nicht mehr so rasant wie in den Vorwochen. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) haben die saisonal zunehmenden Milchanlieferungen die Angebotslücke etwas kleiner werden lassen. Nach Angaben der Kemptener Börse ließ sich die Futtermittelware mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 1,5 Cent in einer Spanne von 3,67 Euro/kg bis 3,69 Euro/kg verkaufen. Bei der lebensmitteltauglichen Ware legte der Spitzenpreis um 3 Cent auf 3,83 Euro/kg zu. Der Ukraine-Krieg dürfte laut ZMB zunächst keine direkten Handelswirkungen bei Milchpulver haben, aber wahrscheinlich zu weiter steigenden Kosten für Energie und Verpackungsmaterialien führen. Das nur begrenzt verfügbare Vollmilchpulver blieb vergangene Woche gefragt und verzeichnete laut der Kemptener Börse im Mittel einen Preisaufschlag von 7,5 Cent auf 4,80 Euro/kg bis 4,95 Euro/kg. Die Molkenpulverpreise blieben hingegen auf hohem Niveau unverändert.
An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) sind die Preise für Standardmilchprodukte auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Bei der Auktion am vergangenen Dienstag legte der gewichtete Index aller umgesetzten Lieferkontrakte um 5,1 % gegenüber der vorherigen Handelsrunde von Mitte Februar zu; der vergleichbare Vorjahreswert wurde um 18,4 % übertroffen. Bei einem vergleichsweise kleinen Angebot wurden insgesamt 25 208 t Milcherzeugnisse umgesetzt, die im Schnitt 5 065 $/t (4 523 Euro) kosteten, so viel wie noch nie. Bei der aktuellen Versteigerungsrunde konnten alle Waren Wertzuwächse verbuchen; am stärksten ging es für Cheddarkäse mit 10,9 % auf 6 394 $/t (5 709 Euro) im Durchschnitt aller Liefertermine nach oben. Einen erneuten Preisaufschlag von 5,9 % gab es bei Butter, der das Fetterzeugnis erstmals über die Marke von 7 000 $/t (6 250 Euro) führte. Im Mittel aller Butter-Kontrakte mussten die Käufer 7 086 $/t (6 327 Euro) zahlen, womit das Preisniveau die amtlichen Notierungen für Butter in Deutschland übertraf. Zudem legten Buttermilchpulver um 5,8 % auf 4 217 $/t (3 765 Euro) und wasserfreies Milchfett um 2,1 % auf 7 048 $/t (6 293 Euro) zu. Weiter im Höhenflug befanden sich auch die Milchpulverpreise. Das an der GDT umsatzstärkste Produkt Vollmilchpulver verteuerte sich gegenüber der Auktion von Mitte Februar um 5,7 % auf das neue Spitzenniveau von 4 757 $/t (4 248 Euro). Beim Verkauf von Magermilchpulver konnten die Anbieter an der GDT einen Erlösanstieg von durchschnittlich 4,7 % auf 4 481 $/t (4 001 Euro) verbuchen. Der Preisvorsprung auf das Vorjahr wuchs bei diesem Produkt auf 35,7 %. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8929 Euro) (AgE)