Greenpeace fordert Umbau der deutschen Milcherzeugung

Die Milchproduktion in Deutschland muss dringend reformiert werden, damit sie nachhaltiger wird und sowohl Landwirte als auch Tiere und die Umwelt davon profitieren. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Forums für ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FÖS), die von Greenpeace in Auftrag gegeben wurde. „Die heutigen Rahmenbedingungen fördern eine stetige Intensivierung der Milcherzeugung. Das geht auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit der Tiere, ohne die Einkommenssituation der Bauern und Bäuerinnen zu verbessern“, erklärte am 29. August der Agrarexperte von Greenpeace, Lasse van Aken. Nötig sei eine Trendwende, die es bäuerlichen Betrieben ermögliche, eine umweltschonende und tiergerechte Milcherzeugung zu einem fairen Preis zu betreiben. Die Umweltorganisation forderte die Bundesregierung auf, Maßnahmen zum Umbau des Milchmarktes zu beschließen. Die Studie liefere dafür eine Reihe von wirksamen Möglichkeiten. Dazu gehört laut Greenpeace, die Verhandlungsposition der Milchbauern gegenüber den Molkereien zu stärken. Möglich werde dies über eine Vertragspflicht gemäß Artikel 148 der Gemeinsamen Marktordnung (GMO). Bei dieser würden Lieferbeziehungen zwischen Erzeugern und Molkereien bezüglich Preis, Menge und Laufzeit vertraglich festgelegt. Dies führe zu höheren und stabilen Milchpreisen sowie einer geringeren Überproduktion. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir könnte Artikel 148 sofort implementieren, so das FÖS.
Befürwortet wird in der Studie zudem eine Abgabe auf Futtermittel, die für die menschliche Ernährung geeignet sind. Durch solch eine finanzielle Belastung für Futtermittel, die in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln für Menschen stünden, werde die Weidehaltung von Rindern attraktiver und der Einsatz von Getreide könne reduziert werden, heißt es in der Studie. Laut van Aken muss Özdemir außerdem das Tierschutzrecht anpassen: „Es existieren keine Haltungsvorgaben für Rinder, die älter als sechs Monate sind. Selbst die ganzjährige Anbindehaltung von Kühen ist noch erlaubt“. Greenpeace fordert Mindeststandards für Lauf- und Liegeflächen sowie den Zugang zu Auslauf und Weide. Bessere Haltungsbedingungen würden auch den Medikamenteneinsatz verringern. In der Studie wird zudem eine Integration von Umweltstandards in die Nutztierhaltungsverordnung vorgeschlagen. So könnten zusätzlich eine ökologische Dimension oder eine Begrenzung der Tierbestände eingeführt werden, was die Umweltbeeinträchtigungen durch die Milchviehhaltung minimieren würde.
In der FÖS-Studie werden insgesamt acht Instrumente und Maßnahmen zur Veränderung des Milchsektors untersucht und bewertet. Neben den genannten zählen dazu noch ein Verbot des Verkaufs unterhalb der Produktionskosten, Steuern auf Fleisch- und Milchprodukte, eine Stickstoffüberschussabgabe, finanzielle Hilfen für Erzeuger, die ihre Tierbestände abbauen sowie ein Verbot der Werbung für tierische Produkte. Diese Instrumente wurden jeweils in ihrer Wirkung auf Tierwohl, Umwelt, Klima, Soziales und administrativen Aufwand bewertet. Laut den Autoren haben alle Maßnahmen eine positive Wirkung auf Umwelt und Klima. Bei den Lebensmittelpreisen sei jedoch vielfach eine Steigerung zu erwarten, weshalb staatliche Transferleistungen für Bedürftige empfohlen würden. Kein Instrument könne allein die Herausforderungen einer Transformation der Milcherzeugung meistern, weshalb ein Instrumentenmix ratsam sei. (AgE)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.