Arla Foods: Schwächeres Markengeschäft drückt den Gewinn

Die europäische Molkereigenossenschaft Arla hat im ersten Halbjahr 2023 ihre Erlöse gesteigert, musste im Markengeschäft aber Mengeneinbußen hinnehmen. Wie das Unternehmen am 29. August mitteilte, legte der Umsatz der Arla-Gruppe gegenüber der ersten Jahreshälfte 2022 um 690 Mio Euro oder 10,7 % auf 6,38 Mrd Euro zu. Der Anstieg war in erster Linie auf vorherige Preiserhöhungen zurückzuführen. Nur unterdurchschnittlich fiel der Umsatzanstieg im Markengeschäft mit 6,9 % aus, weil die Absatzmenge um 6,0 % sank. Dazu trug die Aufgabe des Russlandgeschäfts mit 0,9 Prozentpunkten bei. Der Gewinn nach Steuern und Zinsen fiel mit 103 Mio Euro deutlich geringer aus als die 192 Mio Euro im Vergleichshalbjahr. Der Gewinnanteil am Umsatz sank von 3,0 % auf 1,5 % und verfehlte damit klar die Zielvorgabe. „Wie erwartet haben die Marktbedingungen unsere Markenprodukte unter Druck gesetzt. Es ist uns jedoch gelungen, unsere relativen Marktanteile gegenüber unseren Wettbewerbern zu verteidigen“, erklärte Arla-Vorstandschef Peder Tuborgh. Laut dem Finanzvorstand der Molkerei, Torben Dahl Nyholm, war die erste Jahreshälfte 2023 weiterhin vom Inflationsdruck geprägt. „Dieser hat dazu geführt, dass sich Verbraucher in Richtung Discount und Eigenmarkenprodukte orientiert haben“, erläuterte der Arla-Manager. Somit seien die Markenprodukte schlechter gelaufen als in den Vorjahren. Das galt allerdings nicht für die Lizenzmarke Starbucks mit milchbasierten Kaffeekaltgetränken, deren Mengenabsatz in Europa um gut ein Fünftel zulegte.
Seinen Milcherzeugern zahlte Arla im ersten Halbjahr 2023 einen durchschnittlichen Milchpreis von 48,2 Cent/kg, was 1,6 Cent/kg mehr als im Vorjahreszeitraum waren. Verglichen mit dem Milchpreis von 52,0 Cent/kg für das Gesamtjahr 2022 ist die Auszahlungsleistung aber bereits gesunken; das Allzeithoch ist überschritten. In einem Markt, in dem die Milchproduktion zunehme und Verbraucher weniger Geld ausgäben, suche der Preis nach einem neuen Gleichgewicht, so Arla. Laut Tuborgh wird „im Gesamtergebnis ein wettbewerbsfähiger Milchpreis“ gezahlt, der auch eine Nachzahlung für das erste Halbjahr 2023 von 1 Cent/kg Milch ermögliche. Erstmals wird Arla in diesem Jahr auch einen Nachhaltigkeitszuschlag im Rahmen seines Anreizmodells zum Klimaschutz zahlen, der seit Anfang Juli Bestandteil des Milchgeldes ist. Die im ersten Halbjahr 2023 erfasste Rohmilchmenge gab die Molkerei mit 7,0 Mrd kg an; in der vergleichbaren Vorjahresperiode waren es 6,9 Mrd kg.
„Wir gehen davon aus, dass die Inflation und ihr Einfluss auf das Verbraucherverhalten den Rest des Jahres 2023 prägen und den Absatz von Markenprodukten in den meisten Märkten unter Druck setzen wird“, erklärte Tuborgh zum weiteren Geschäftsverlauf. Arla hat deshalb seine Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr gegenüber dem Jahresbeginn gesenkt, und zwar von 13,6 Mrd Euro bis 14,2 Mrd Euro auf nun 13,2 Mrd Euro bis 13,7 Mrd Euro. Im Jahr 2022 wurden noch 13,8 Mrd Euro erzielt. Die erwarte Spanne für den Gewinnanteil am Erlös wurde für 2023 mit 2,8 % bis 3,0 % angegeben und damit am oberen Ende um 0,2 Prozentpunkte gekürzt. Die Spanne sei eingegrenzt worden, um Platz für eine Nachzahlung beim Milchgeld im Einklang mit der Konsolidierungspolitik der Molkereigenossenschaft zu schaffen, begründete das Unternehmen diesen Schritt. Arlas Deutschland-Chefin Lillie Li Valeur hofft, dass sich hierzulande bis Jahresende das Markengeschäft „wieder ein wenig erholen wird“. Es seien dazu im zweiten Halbjahr zahlreiche Kampagnen geplant, unter anderem für die Arla Biomilch. (AgE)

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