Kostendeckende Milcherzeugung bald vorüber

Obwohl die Kosten der Milchproduktion 2022 in Deutschland auf ein Rekordniveau gestiegen sind, blieb für die Landwirte aufgrund der hohen Erzeugerpreise unter dem Strich noch etwas Geld übrig. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) auf der Grundlage von Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) am 17. April mitteilte, stand durchschnittlichen Erzeugungskosten für ein Kilogramm Standardmilch von 47,73 Cent ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 53,18 Cent gegenüber. Damit lag das Milchgeld im Jahresmittel erstmals seit Beginn der Berechnungen 2014 über den Erzeugungskosten, und zwar um rund 5,5 Cent oder 8,8 Prozent. Im Januar 2023 sah die Situation sogar noch besser aus, denn mit einem Erlös von 56,91 Cent/kg Milch wurden die Produktionskosten von 47,70 Cent/kg um 9,2 Cent oder 19,3 Prozent übertroffen. Allerdings warnt der EMB davor, dass sich diese für die Erzeuger günstige Entwicklung nicht fortsetzen werde. Das Gegenteil sei der Fall, denn die Milcherzeugerpreise würden bereits deutlich sinken. Damit rücke die notwendige langfristige Kostendeckung für den Sektor wieder weit in die Ferne. Trotzdem habe die EU-Kommission signalisiert, dass sie die Entwicklung so weiterlaufen lassen wolle und keinen Bedarf für beispielsweise freiwillige Mengenreduktionen bei der Milchproduktion sehe. „Das sind schlechte Nachrichten für die Landwirte und auch für die Verbraucher“, so der EMB. Denn so lasse man den Sektor wieder in eine schwere Krise laufen, anstatt das bewährte Kriseninstrument freiwilliger Lieferverzicht zu nutzen sowie endlich notwendige Reformen für eine Stabilisierung der Milcherzeugung in der EU einzuleiten. (AgE)

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