Milchmarkt: Warten auf das Frühlingserwachen

Die Nachfrage für Butter und Käse in Deutschland wird Mitte April von Analysten als normal bezeichnet; der Markt ist weitgehend ausgeglichen. Ein die Nachfrage belebendes Frühlingserwachen fehlt noch, zumal die Rohstoffseite weiterhin gut versorgt ist. Die Milchanlieferungen lagen laut den zuletzt verfügbaren Daten für Anfang April um gut drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Bei den amtlichen Notierungen für Standardmilcherzeugnisse gab es vergangene Woche kaum Änderungen. An der Süddeutschen Butter und Käsebörse in Kempten wurde Päckchenbutter am 19. April stabil in den Grenzen von 4,88 €/kg bis 5,06 €/kg notiert. Hier wartet man auf zusätzliche Nachfrageimpulse durch den Beginn der Spargelzeit. Bei loser Butter verhielten sich die meist industriellen Kunden bei Neubestellungen weiter abwartend. Dennoch konnte die Notierung in Kempten im Spannenmittel um 7,5 Cent auf 4,60 €/kg bis 4,75 €/kg zulegen. Ausgeglichen und stabil wurde zuletzt der Markt für Schnittkäse beschrieben. In Hannover blieb die amtliche Notierung für Gouda und Edamer im Block unverändert. Bei der Brotware wurde die untere Notierungsgrenze um zehn Cent auf 3,80 €/kg angehoben; die obere blieb mit 4,00 e/kg stabil. Laut der Kemptener Börse dämpft die Inflation die Nachfrage der Verbraucher, weshalb es zu Preisaktionen im Lebensmitteleinzelhandel kommt. Die Abverkäufe an den Großhandel und die Industrie liefen zuletzt auf dem kontrahierten Niveau; der Export in die südlichen Urlaubsregionen Europas wurde als „recht gut“ eingestuft.
Bei Milchpulver war vergangene Woche zu beobachten, dass sich preislich die Märkte in Deutschland beziehungsweise der EU im Vergleich zum Weltmarkt entgegengesetzt entwickelten. Während auf globaler Bühne an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) die Preise anzogen, tendierten sie hierzulande überwiegend schwächer. Laut Kemptener Börse mussten die deutschen Hersteller beim Verkauf von Magermilchpulver in Lebensmittelqualität einen Abschlag von zehn Cent auf 2,25 €/kg bis 2,45 €/kg hinnehmen. Bei der Futtermittelware ging es um gut sieben Cent auf 2,08 €/kg bis 2,12 €/kg nach unten. Der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) zufolge war die Nachfrage verhalten, und es kamen kaum Neuabschlüsse zustande. Das Angebot sei umfangreich und es gebe Lagerbestände. Bei den Exporten in den Nahen Osten wird nach dem Ende des Ramadan eine Belebung erwartet. Zudem hat sich die Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt verbessert, denn Magermilchpulver in Deutschland liegt preislich unter dem Niveau der zuletzt an der GDT gehandelten Ware des Konkurrenten Fonterra. Die Vollmilchpulverpreise in Deutschland blieben zuletzt stabil. Molkenpulver in Lebensmittelqualität wurde indes bei Abschlägen zwischen ein Cent und drei Cent für 0,75 €/kg bis 0,89 €/kg gehandelt.
Bei der GDT-Auktion wurde am 18. April der Abwärtstrend der Preise vorerst gestoppt. Der zusammenfassende Preisindex der fünf gehandelten Standardmilchprodukte legte gegenüber der Auktion von Anfang April um 3,2 Prozent zu. Vorher war er in vier Handelsrunden um insgesamt 9,3 Prozent gesunken; gegenüber dem historischen Höchststand vor gut einem Jahr im März 2022 beläuft sich das aktuelle Minus auf 37,4 Prozent. Als Gewinner ging Magermilchpulver aus der jüngsten Versteigerung mit einem durchschnittlichen Preisanstieg gegenüber Anfang April von 7,0 Prozent auf 2.776 $/t (2.533 €) hervor. Verkäufer waren die Unternehmen Arla und Fonterra. In der Hochpreisphase vor einem Jahr hatte der Durchschnittserlös im Mittel aller Kontrakte und Lieferzeiten allerdings noch bei 4.408 $/t (4.021 €) gelegen, also um fast 60 Prozent höher. Auch bei Vollmilchpulver waren die überwiegend aus Asien stammenden Käufer bereit, wieder etwas mehr Geld auszugeben: Der mittlere GDT-Preis dieses Produktes legte gegenüber der Handelsrunde vor zwei Wochen um 1,0 Prozent auf 3.089 $/t (2.818 €) zu.
Nach zuvor kräftigen Abschlägen ging es auch mit dem Verkaufspreis für Cheddarkäse wieder aufwärts, und zwar im Mittel um 5,7 Prozent auf 4.411 $/t (4.024 €). Butter ließ sich ebenfalls teurer veräußern; hier konnte sich der alleinige Anbieter Fonterra im Schnitt über einen Erlösanstieg von 4,9 Prozent auf 4.821 $/t (4.398 Euro) freuen. Dabei verzeichnete der kurzfristige Liefertermin zum Mai einen kräftigen Aufschlag von 10,7 Prozent; die Tonne wurde über der Marke von 5.000 $ (4.562 €) gehandelt. Zudem stieg der Auktionspreis gegenüber Anfang April für wasserfreies Milchfett um 4,7 Prozent auf 4.981 $/t (4.544 €). Ob an der GDT bei den Preisen nun eine dauerhafte Trendumkehr erfolgte, ist allerdings nicht sicher. Für weiter anziehende Kurse spricht, dass die Milcherzeugung auf der Südhalbkugel ihrem saisonalen Tiefpunkt im Juni entgegenstrebt und weniger frische Ware verfügbar ist. Entscheidend wird aber sein, ob die Nachfrage, insbesondere in China, wieder richtig anspringt. Dann könnte der Weg frei für weitere Preisanstiege sein, zumal das Niveau an der GDT im längerfristigen Vergleich derzeit nur durchschnittlich ist. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9123 €) (AgE)

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